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Gefahr Kleintransporter? Das Risiko sinkt - Was am schlechten Ruf dran ist

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Fahrer von Kleintransportern: Drängeln und rasen sie nur und sind eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer? Was dran ist am schlechten Ruf?

Bei einem Crash mit einem Kleintransporter zieht der Pkw meist den Kürzeren Bei einem Crash mit einem Kleintransporter zieht der Pkw meist den Kürzeren Quelle: Picture Alliance

Berlin - Ein Kleintransporter gerät nachts auf einer Bundesstraße auf die Gegenspur und kracht in ein Auto. Dessen Fahrerin stirbt noch an der Unfallstelle. Das passierte Anfang November 2017 in Nordrhein-Westfalen. Es sind Nachrichten wie diese, die das Image von Kleintransportern bestimmen. Viele halten die Transporter für gefährliche Kisten mit gehetzten, übermüdeten Fahrern am Lenkrad.

Für Autofahrer ist ein Zusammenstoß mit einem Kleintransporter besonders gefährlich. Denn die hochgebauten Transportfahrzeuge treffen bei einem Unfall nicht nur die sogenannte "optimalen Verformungszone" eines Autos auf Höhe der Stoßstange. Sie erwischen den Pkw auch höher.

In so einem Fall seien die Unfallfolgen größer, erklärt Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer. Auch ihr Gewicht - meist sind sie viel schwerer als Autos - kann fatal sein. Denn bei Crashs werden die leichteren Wagen in der Regel stärker beschädigt.

Das Risiko sinkt

Doch ist das Risiko, das von Kleintransportern ausgeht, besonders hoch? Mit Blick auf Unfall- und Zulassungszahlen lässt sich sagen: Tendenziell sinkt es eher. 2016 waren laut Statistischem Bundesamt 15.435 Kleintransporter-Fahrer im Güterverkehr an Unfällen beteiligt, bei denen Personen zu Schaden kamen. Im Jahr 2010 waren es noch 2.263 mehr.

Dagegen ist der Bestand von Kleintransportern im Lkw-Segment im selben Zeitraum von 1,85 auf 2,28 Millionen gestiegen. Es gibt also mehr Kleintransporter und weniger Unfälle. Auch im Vergleich zum Pkw ist das Unfallrisiko nicht viel höher.

Woher kommt dann der schlechte Ruf? Für Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat hat das viel mit Wahrnehmung zu tun. Die Fahrer von Paketlieferdiensten, die unter Zeitdruck in zweiter Reihe parken, prägten beispielsweise das Bild vieler Menschen. Manche verbinden mit den Kleintransportern den drängelnden Handwerker auf der Autobahn. Bente gibt zu bedenken: "Es gibt genauso drängelnde Autofahrer und drängelnde Lkw-Fahrer."

Mehr Kleintransporter = schlechterer Ruf?

Viele der Vorurteile könnten sich aus der Zeit der Jahrtausendwende gehalten haben. Im Segment der Kleintransporter zwischen 2,8 und 3,5 Tonnen stiegen von 1997 bis 2001 die Unfallzahlen stark an, zeigt ein Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aus dem Jahr 2010. 1997 wurde das für sie geltende Tempolimit von 80 km/h aufgehoben.

Nach 2001 nahm ihr Bestand weiterhin zu, das relative Unfallrisiko sank. Doch auch in den Nullerjahren blieb es noch höher als das von Pkw, Lkw unter 7,5 Tonnen und Transportern von 2 bis 2,8 Tonnen. Siegfried Brockmann erklärt sich den schlechten Ruf so: Das relative Unfallrisiko, also die Zahl der Unfälle gemessen am Fahrzeugbestand, gehe zurück. Aber die Zahl der Kleintransporter auf den Straßen nehme eben zu - und je mehr man von ihnen sieht, desto eher könne der Eindruck entstehen, dass sie unter Umständen ein Risiko sind.

Eine ähnliche Argumentation stand schon 2012 in einem Forschungsbericht von Dekra, Automobilindustrieverband VDA, BASt und Unfallforschung der Versicherer. Mit zunehmender Relevanz für den Gütertransport steige automatisch die Wahrnehmung dieser Fahrzeuge. "Das führte in den letzten Jahren zu einer in den Medien, der Politik und der Bevölkerung nicht immer objektiv geführten Diskussion über die Sicherheit von Kleintransportern", schreiben die Autoren.

Brockmann hält fest: Objektiv betrachtet sei das Unfallrisiko von Kleintransportern kein "so gravierendes Problem". Doch die Marktbedingungen hätten sich nicht geändert. Für gewerblich eingesetzte Kleintransporter etwa gelten keine Lenkzeiten wie für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. "Das prädestiniert Fahrer dafür, an die Grenzen des menschlich Leistbaren zu gehen." Vielleicht seien die Fahrer sensibler für das Thema Fahrsicherheit geworden, mutmaßt Brockmann.

Schwerer zu fahren als Pkw

Zum Fahren von Kleintransportern wie Mercedes-Benz Sprinter, VW Crafter oder Ford Transit reicht ein Autoführerschein. Die Fahrer seien oft nicht so gut ausgebildet wie Lkw-Fahrer, die eine Qualifizierung als Berufskraftfahrer brauchen, so die BG Verkehr, die als gewerbliche Berufsgenossenschaft etwa für die Post-Logistik zuständig ist.

Dabei kann das Lenken eines Transporters für Autofahrer eine Herausforderung sein. Die Rundumsicht ist im Vergleich zu Autos häufig schlecht, die hohen Wagen sind anfällig für Seitenwinde. Trotz Sicherheitssystemen wie ESP, Brems- oder sogar Seitenwindassistenten sind sie, vor allem voll beladen, schwerer zu beherrschen als Autos. Gerade Gelegenheitsfahrer, die sich einen Kleintransporter für einen Umzug odeer Möbelkauf ausleihen, überfordert das immer wieder.

Ein Manko sei oft auch die Ladungssicherung, ergänzt Bente, der Sicherheitstrainings für Kleintransporter gibt. Ungesichert werden schwere Ladungen, zum Beispiel Paletten, bei einer Vollbremsung zum gefährlichen Geschoss. Für berufliche Kleintransporter-Fahrer könnte Bente zufolge eine verpflichtende Fortbildung sinnvoll sein - wie sie Lkw-Fahrer bereits alle fünf Jahre machen müssen.

Die häufigsten Unfallursachen bei Kleintransportern sind die gleichen wie beim Pkw: zu schnell, zu wenig Abstand, Vorfahrt genommen oder Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rangieren. Ein Unfalltyp kommt derzeit nach Angaben der BG Verkehr häufiger vor als noch vor einigen Jahren: das Wegrollen von Fahrzeugen. Dies könne tödlich enden, wenn der Fahrer versucht, den rollenden Transporter aufzuhalten. Mit einer selbstständig einrastenden Feststellbremse sei das zu verhindern. "Vor allem, da im Zustellverkehr mehr als 100 Stopps am Tag ganz normal sein können." Klarer Auftrag an die Fahrzeugbauer.

 

Quelle: dpa

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