Mehr als 40 Jahre arbeitete Ed Welburn für GM. 2003 übernahm er die Leitung des Konzerndesigns. Am 1. Juli geht der Car Guy in Ruhestand. Oder was man so Ruhestand nennt.
Rüsselsheim - Mit Ed Welburn verabschiedet sich am 1. Juli einer der einflussreichsten Autodesigner der Neuzeit in den Ruhestand. Der 65-jährige „General Motors Vice President Global Design“, so sein offizieller Titel, ist zwar in Deutschland weitgehend unbekannt. In der Autobranche kennt ihn jedoch jeder. General-Motors-Chefin Mary Barra charakterisierte ihn kürzlich als einen Mann „mit herausragenden Führungsqualitäten, der eine kreative und kundenfokussierte Kultur des Miteinanders unter den Konzerndesignern geschaffen und damit unsere globalen Marken entscheidend gestärkt hat“. Das klingt nach den üblichen Worten, die am Ende eines Berufslebens als verbaler Blumenstrauß überreicht werden. Bei Ed Welburn sind das allerdings keine Worthülsen. Schließlich arbeitet der Mann seit 44 Jahren bei GM, leitet die Design-Abteilung seit 2003 und ist seit 2005 für jedes Konzernauto rund um den Globus verantwortlich. Also auch für sämtliche Opel. Ed Welburns Lernphase in Wiesbaden„Die wichtigste Lernphase ist meiner Laufbahn erlebte ich 1999, als ich ein Jahr lang in Wiesbaden lebte“, erzählt Ed Welburn. „Ich arbeitete im Design-Team für Chevrolet unter einem Dach mit den Opel-Kollegen in Rüsselsheim. Allerdings hatten wir kaum Kontakt.“ Als er in die verantwortliche Position rückte, setzte er die weltweite Vernetzung der Design-Center schnellstmöglich um. Bei der Kooperation mit dem deutschen Design-Zentrum in Rüsselsheim lässt er dem Team um Opel-Chefdesigner Mark Adams weitgehend freie Hand. „Alles andere macht keinen Sinn“, sagt Ed Welburn. „Schließlich kann keiner die Entwicklungen vor Ort besser erkennen und umsetzen, als Leute, die hier leben.“ In Welburns eigenem Schaffen spielen Opel-Fahrzeuge eher eine Nebenrolle. Vielleicht Konzeptfahrzeuge wie der Opel Flextreme, die Monza-Studie und das gerade erst in Genf präsentierte GT Concept. Sein eigenes Schaffen dreht sich jedoch eher eher um US-Modelle wie den Hummer H3, Cadillac Escalade, die ausladenden Chevrolet-Modelle Silverado und Tahoe oder die Sportwagen Camaro und Corvette. Im Juni fährt Ed Welburn von Rom nach Le MansQuelle: General Motors „Mit acht Jahren habe ich auf einer Autoshow in meiner Heimatstadt Philadelphia dieses atemberaubende Konzeptfahrzeug Cadillac Cyclon gesehen“, erzählt der erst sechste Design-Vorstand in der GM-Geschichte. „Von da an war mir klar: Ich will Autodesigner werden, und zwar bei diesem Konzern.“ Zwölf Jahre später war er es. Ed Welburn ist das, was man einen „Car Guy“ nennt. Einer mit Benzin im Blut, der sich schon jetzt darauf freut, im Juni mit einer Corvette Z06 von Rom nach Le Mans zu fahren, bevor er dann im Juli sein Rentner-Dasein antreten wird. Wirklich anfreunden kann er sich mit dem neuen Lebensabschnitt noch nicht, auch wenn er schon heute mit der Ruhe und Gelassenheit des Alters spricht. Seine Augen verraten aber die Energie, die nach wie vor in ihm steckt. Er werde ganz bestimmt nicht seinen Alltag mit Angeln verbringen oder sich täglich irgendwelche Soaps im Fernsehen anschauen. Ed Welburn hatte eine kleine Rolle in Transformers„Ich werde an anderen Dingen arbeiten“, erklärt er, ohne Näheres zu verraten. Seine Vielseitigkeit außerhalb des Autozirkus hat er bereits mit einer kleinen Rolle im Kinofilm Transformers 4 bewiesen. Auch mit dem Disney-Konzern arbeitete er bei der Errichtung der neuen Disney-World-Anlage in Shanghai zusammen und hat dort mit seinen Leuten eine Motorrad-Achterbahn entworfen. Nach echtem Ruhestand sieht das nicht aus. Das GM-Design leitet künftig Michael Simcoe. Und setzt damit eine Tradition fort: Auch der bisherige Vizepräsident von GM Design in Korea und Australien ist bereits seit 1993 im Unternehmen. |