Mark Webber hat sich mit einem Sieg in Ungarn in die Sommerpause verabschiedet. Der Australier profitierte dabei von einer guten Strategie und vom Pech seines Red Bull-Teamkollegen. Nach einer Strafe wurde Sebastian Vettel hinter Fernando Alonso nur Dritter. Kurz vor der Sommerpause lieferte der GP Ungarn in Budapest noch einmal gute Unterhaltung. Als das Rennen gerade drohte, zu einer langweiligen Veranstaltung zu werden, verteilte Tonio Liuzzi Teile seines Force India auf der Strecke. Die Rennleitung schickte in der 16. Runde das Safety-Car auf die Strecke, was an der Box zu chaotischen Zuständen führte. Die spektakulärste Szene lieferten dabei Adrian Sutil und Robert Kubica ab: Gerade als der Force India in seine Box abbog, kreuzte der Renault des Polen plötzlich seine Bahn. Beide Autos kollidierten und verhakten sich ineinander. "Ich bin in die Box gefahren und plötzlich kommt ein Auto in die Seite reingeschossen. Die Bilder waren ja offensichtlich", erklärte Sutil den Vorfall aus seiner Sicht. Die Rennleitung sprach später eine Stop-and-Go-Strafe gegen Kubica aus, der das Rennen im Gegensatz zu Sutil fortsetzen konnte. Rosberg hat Rad ab Aber auch die Mercedes-Box lieferte in der hektischen Phase eine Slapstick-Einlage ab. Als Nico Rosberg seine Box verlassen wollte, flog plötzlich der rechte Hinterreifen vom Silberpfeil. Der rotierende Gummi sprang wild durch die Boxengasse, vorbei an den Sauber-Mechanikern bis zur Williams-Mannschaft. Dort wurde ein Mechaniker getroffen, der leicht verletzt ins Krankenhaus transportiert werden musste. Rosberg musste sein silbernes Dreirad am Ende der Boxengasse abstellen. "Sowas kann passieren", nahm der Pilot den Ausfall gelassen. "Ich habe es zu spät realisiert, deswegen konnte ich nicht mehr rechtzeitig anhalten. Ich wäre gerne mit einem guten Resultat in die Sommerpause, aber mein Rennspeed war auch nicht in Ordnung heute. Ich habe mich überhaupt nicht wohl gefühlt im Auto." Safety-Car-Panne raubt Vettel den Sieg Auch Sebastian Vettel kam die Safety-Car-Phase entscheidend in die Quere. Der Deutsche führte das Rennen nach dem gewonnenen Start souverän an, als die Rennleitung das Feld neutralisierte. Vettel konnte am Boxeneingang gerade noch über die Kerbs in die Box abbiegen, um sich neue Reifen abzuholen. Teamkollege Mark Webber blieb auf der Strecke und übernahm daraufhin die Führung. Dann beging Vettel jedoch den entscheidenden Fehler: Während das Safety-Car das Feld einbremste ließ der Deutsche zum vorausfahrenden Red Bull deutlich mehr als zehn Wagenlängen Abstand. Laut Reglement ist das verboten. Fernando Alonso machte die Rennleitung auf den Fehler aufmerksam, worauf die Kommissare den jungen Deutschen in der 31. Runde zur Durchfahrtsstrafe in der Box riefen. Mit wütenden Handbewegungen zeigte Vettel deutlich, was er von der Maßnahme hielt. "Ich habe im Rennen gar nicht kapiert, warum ich bestraft wurde", erklärte der Deutsche anschließend. "Mein Funk ist ausgefallen und ich wusste nicht, wann das Safety-Car reinkommt. Ich habe das irgendwie verpennt. Am Ende wurde ich dafür auch noch bestraft." Webber dank Strategie zum Sieg Profiteur des abermaligen Red Bull-Missgeschicks war Teamkollege Mark Webber. Der Australier war am Start eigentlich schon auf Platz drei zurückgefallen, konnte sich aber dank seiner guten Strategie und einer fehlerfreien Fahrt am Ende über den vierten Siegerpokal in dieser Saison freuen. Als einer der wenigen Piloten blieb der Australier in der Safety-Car-Phase auf der Strecke. Nachdem das Rennen wieder freigegeben wurde, fuhr Webber im Fernduell um den Sieg Sekunde um Sekunde gegen Ferrari-Pilot Alonso heraus. In der 42. Runde war der Vorsprung schließlich groß genug, um den Pflichtstopp zu absolvieren und vor dem roten Auto wieder auf die Strecke zu kommen. "Wir wussten, dass wir 20 Sekunden brauchten", erklärte Webber anschließend. "Der weiche Reifen vorne links war total am Ende. Danach habe ich das Rennen auf den harten Reifen kontrollieren können." Alonso freute sich ebenfalls über den geschenkten zweiten Platz. "Wir hatten so viel Pech in diesem Jahr. Da müssen wir noch einige Male Glück haben, bis sich das ausgleicht." Vettel nur Dritter hinter Alonso Vettel musste sich nach seiner Durchfahrtsstrafe hinter Alonso anstellen und kam bis zum Ziel nicht mehr am Spanier vorbei. "Wir wussten, dass sie einen höheren Top-Speed haben. Da gab es keine Chance." Felipe Massa, der in Hockenheim noch knapp den Sieg verpasste, wurde dahinter Vierter. Direkt hinter Massa liefen überraschenderweise zwei Formel 1-Rookies ins Ziel. Renault-Pilot Vitaly Petrov und Williams-Neuling Nico Hülkenberg lieferten mit den Plätzen fünf bzw. sechs die besten Formel 1-Ergebnisse ihrer noch jungen Karriere ab. Sauber feiert zum Jubiläum Pedro de la Rosa konnte auf Platz sieben ebenfalls ein positives Ausrufezeichen setzen. Der routinierte Spanier ergatterte damit die ersten sechs WM-Punkte in dieser Saison. Mit Kamui Kobayashi auf Rang neun erreichte auch der zweite Sauber die Punkte. Für das Sauber-Team konnte das Ergebnis in Ungarn kaum zu einem besseren Zeitpunkt kommen: Am Schweizer Nationalfeiertag fuhr die Truppe aus Hinwil seinen 300. Grand Prix. Für McLaren lief es in Budapest dagegen äußerst bescheiden. Jenson Button betrieb im Sauber-Sandwich (Platz 8) noch einigermaßen Schadensbegrenzung. Lewis Hamilton fiel dagegen schon in der 23. Runde mit einem Getriebeproblem aus. Der Weltmeister von 2008 verlor dadurch seine WM-Führung an Mark Webber. Auch in der Teamwertung ging Red Bull an McLaren vorbei. Schumacher schickt Barrichello beinahe in die Mauer Den letzten WM-Punkt ergatterte sich Rubens Barrichello am Hungaroring. Der Routinier setzte sich fünf Runden vor Schluss in einem kompromisslosen Manöver an Michael Schumacher vorbei. Schumacher drängte seinen alten Ferrari-Teamkollegen in einem gefährlichen Manöver auf der Zielgerade beinahe in die Boxenmauer. "Das war furchtbar", klagte Barrichello am Bordfunk und forderte die Disqualifkation des Deutschen. "Ich mag es, wenn man fair kämpft. Aber das war kein fairer Kampf." Schumi konterte: "Für meine Begriffe war genügend Platz, dass er vorbei konnte. Ich wollte ihm natürlich das Leben so schwer wie möglich machen. Vielleicht sieht man das auf den TV-Bildern anders. Ich werde es mir anschauen." Auch die Rennleitung kündigte an, die Szene nach dem Rennen noch einmal genauer zu betrachten. Als langsamster im deutschen Formel 1-Sechstett kam Timo Glock ins Ziel. Der Virgin-Pilot war zwar vor den beiden Lotus-Autos gestartet, musste sich am Ende aber mit Rang 16 hinter den grünen Autos zufrieden geben.
Quelle: Auto Motor und Sport |
verfasst am 02.08.2010
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