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Bajaj Qute: Billiger und sicherer als der Tata Nano - Weniger Sicherheitstechnik für mehr Sicherheit

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Der Bajaj Qute ist extrem billig und sehr unsicher. Aber nicht für andere Verkehrsteilnehmer, sagt der Bajaj-Chef. Schwere Autos mit viel Technik seien viel gefährlicher.

Bajaj Qute: In Indien wurden jetzt erste Modelle des motorisierten Vierrads im Showroom eines Bajaj-Händlers gesichtet Bajaj Qute: In Indien wurden jetzt erste Modelle des motorisierten Vierrads im Showroom eines Bajaj-Händlers gesichtet Quelle: Baja & Volvo

Berlin – Das war’s für den Tata Nano. Auftritt: Bajaj Qute. Das kleine indische Fahrzeug hat das andere kleine indische Fahrzeug als billigstes Auto der Welt abgelöst. Umgerechnet 1.900 Euro kostet der Qute laut Medienberichten in Indien. Und sein Name erinnert nicht aus Versehen an das englische Wort „cute“. Also: süß.

Man muss allerdings einschränken: Der Qute ist gar kein echtes Auto, sondern ein „motorisiertes Vierrad“. Das misst 2,75 Meter in der Länge, ist 1,31 Meter breit, 1,65 Meter hoch und wiegt 450 Kilo. Angetrieben wird es von einem 216,6 Kubikzentimeter kleinen Verbrennungsmotor mit 13,2 PS. Übertragen wird die geballte Leistung über ein sequenzielles Fünfganggetriebe. Der Verbrauch soll bei 2,8 Litern liegen. Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h.

Der Bajaj Qute ist mit 1,31 Metern deutlich schmaler als gewöhnliche Pkw Der Bajaj Qute ist mit 1,31 Metern deutlich schmaler als gewöhnliche Pkw Quelle: Baja Nahezu unschlagbar ist der Wendekreis des Qute von rund sieben Metern. Nahezu, denn der Smart Fortwo schafft die 360-Grad-Drehung auf nur 6,95 Metern. Er kann aber nur zwei Personen befördern. In den Qute passen bis zu vier schmale Passagiere. Die EU klassifiziert solche Mobile als "Vierrad-Leichtkraftfahrzeug". Der Tata Nano gilt demgegenüber mit seinen 37 PS aus einem 0,62-Liter-Motor als Pkw.

Bajaj Qute: Wendekreis wie ein Smart Fortwo

Zu den indischen Händlern schaffte der Qute es erst mit Verspätung. Ursprünglich für 2015 vorgesehen, erhielt er zunächst keine Zulassung. Er erfülle nicht die erforderlichen Sicherheitsnormen, hieß es. Bajaj bestritt das. Der Qute erfülle alle Vorschriften für sein Fahrzeugsegment, also für „motorisierte Vierräder“. Der sonst auf Dreiräder und Motorräder spezialisierte Hersteller hatte deshalb sogar die Aktion #FreeTheQute ins Leben gerufen. Eine Website gibt es auch.

Ob der Qute inzwischen den offiziellen Marktstart hinter sich hat, ist weiter unklar. Das indische Online-Medium Rushlane hat jetzt allerdings einen Qute im Showroom eines Bajaj-Händlers entdeckt. In anderen Teilen der Welt ist er ohnehin auf dem Markt. In der Türkei etwa steht er seit November 2015 bei den Händlern. Dort kostet er 16.800 türkische Lira – umgerechnet fast 5.000 Euro. In Russland steht der Marktstart kurz bevor, hier wird er 300.000 Rubel (4.300 Euro) kosten.

Bislang galt der ebenfalls indische Tata Nano als günstigstes Auto weltweit. Allerdings verfügt er über 37 PS Bislang galt der ebenfalls indische Tata Nano als günstigstes Auto weltweit. Allerdings verfügt er über 37 PS Quelle: Tata

Weniger Sicherheitsfeatures für mehr Sicherheit?

Auch in Deutschland wäre der Qute teurer. Doch auf den hiesigen Markt wird er es nicht schaffen. Schon wegen der schlechten Crashtest-Ergebnisse wären seine Chancen überschaubar. Beim NCAP-Crashtest schnitt er dieses Jahr mit einem Stern ab. Bajaj war zufrieden. Ähnliche "Leichtkraftfahrzeuge" wie der Ligier IXO JS bekamen überhaupt keinen Stern. Auch der Tata Nano ging beim Global NCAP leer aus. Und sogar der VW Polo. Das Modell für den indischen Markt kam gänzlich ohne Airbags aus.

Rajiv Bajaj ficht das nicht an. Der Chef von Bajaj Auto sagte kürzlich der indischen Autocar, man müsse Verkehrssicherheit "ganzheitlich" betrachten. Für ihn sind Kleinkraftwagen nicht das Problem, sondern die Lösung. "Es ist meine unerschütterliche Überzeugung, dass bei der Sicherheit gilt, weniger ist mehr", sagte er.

"All die Airbags und die Crash-Sicherheit in den immer größer werdenden, schweren, schnellen Autos helfen niemandem außer den Insassen, wenn überhaupt." Bajajs Sorge gilt den schwächeren Verkehrsteilnehmern, den Fußgängern, Fahrrad- oder Rollerfahrern. Für die seien kleinere, leichtere Autos weniger gefährlich.

Avatar von HeikoMT
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