Die schicke Coupé-Limousine CLA lockt viele neue Kunden zu Mercedes, vor allem in Amerika. Macht sie auch Spaß? Wir testeten den größten Diesel.
Der CLA ist ein untypischer Mercedes. Kein seriöser Souverän der Fernstraße wie C-, E- und S-Klasse, dafür ein schwungvoll gezeichneter Sammler von Designpreisen. Ein aerodynamischer Verführer von Fremdkunden. Ein kompaktes Statussymbol, vor allem auf dem wichtigen US-Markt. Und in Deutschland? Mercedes verkauft hier viermal so viele A-Klassen wie CLA. Stufenheck mögen Europäer in der Kompaktklasse nicht. Das kann man bei VW und den glücklosen Modellen Vento, Bora und Jetta nachfragen. Da kann Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener dem CLA noch so viel Schwung verordnen. 1. Gang: Die BasisQuelle: MOTOR-TALK Der CLA ist größer als die scheidende C-Klasse, hat aber weniger Platz. Logisch, er basiert ja auf der A-Klasse. 34 Zentimeter länger als das Schrägheck-Modell, mit größerem Kofferraum und spektakulärer Dachlinie. Dazu Frontantrieb. Mercedes-typisch ist der Endpreis beliebig ausbaufähig: Unser Testwagen kostet 53.079,95 Euro, 14.600 Euro mehr als der einfachste 220 CDI und 23.800 Euro mehr als der einfachste CLA. 2. Gang: Das BesteMercedes bezeichnet den CLA als „Sportcoupé“. Klar, ein Coupé hat immer noch zwei Türen, wie zum Beispiel der CL oder CLC. Aber wir verstehen die Richtung: Mit hartem (optionalen) Sportfahrwerk, tiefer Sitzposition und direkter Lenkung bleibt das vertraute Mercedes-Sänftengefühl draußen. Der CLA ist das Slim-Fit-Hemd unter den Mercedes-Limousinen, und dabei mehr leger als business. Wer hinten sitzen will, muss erst an der niedrigen Dachkante vorbei und hält beim Geradesitzen Kontakt zum Dachhimmel. Das Cockpit ist Mercedes-typisch mit feinem Material bestückt, alles wirkt gut verarbeitet. Aluminium und Leder, wohin man schaut – bis der Blick das einfache Hartplastik der Mittelkonsole streift. Dort endet die Herrlichkeit leider. 3. Gang: Das SchwächsteDank schnell schaltendem Doppelkupplungsgetriebe läuft der 2,2 Liter große Dieselmotor meistens schön niedertourig. "Downspeeding" nennt Mercedes das. Quelle: MOTOR-TALK Anders als zum Getriebe, will der Motor zum CLA so gar nicht passen. Schon beim Start nagelt der Selbstzünder wie ein Baustrom-Generator. Der Fußraum vibriert, der Abgastrakt brummt von hinten dagegen an. Viel Geräusch, wenig Kultur - das kennt man bei Mercedes eigentlich nicht. Wie kommt das? Der CLA verkauft sich besonders gut in den USA: Dort spielen Dieselmotoren keine Rolle. Vielleicht war der nur für Europa gebaute Diesel-CLA nicht wichtig genug für eine separate Lärm-Abstimmungsrunde? Sportliches Sounddesign in Ehren, doch es braucht dafür einen Motor, der sportlich klingt. Schade, dass Mercedes auf die Dämmung des als laut bekannten Diesels beim CLA so wenig Wert legte. Denn der Rest stimmt: viel Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen, das straffe Fahrwerk und der Frontantrieb ziehen den Benz wunderbar in die Kurve und wieder heraus. Die Fahrleistungen können mit diesem Charakter mithalten: 8,2 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde, das ist flott. Besonders viel Spaß macht der CLA auf kurvigen Landstraßen. Auf der Autobahn oder im dichten Verkehr darf dann gern der Tempomat für den richtigen Abstand, Be- und Entschleunigung sorgen. 4. Gang: Das ÜberflüssigsteDer Normverbrauch von 4,2 Liter auf 100 Kilometer. Bei zügiger Autobahnfahrt trinkt der CLA 220 CDI rund 6,5 Liter Diesel, im Stadtverkehr meist um acht Liter auf 100 Kilometer. Dort ist übrigens auch der Schulterblick überflüssig: Die breite C-Säule ist im Weg. Schade, dass man den Start-Stopp-Modus nicht separat vom Eco-Modus schalten kann. Der Eco-Modus schnürt die Gasannahme so wirksam ab, dass Zwischensprints im dichten Stadtverkehr kaum noch möglich sind. Wer deswegen den Sparmodus ausschaltet, der steht mit laufendem Motor an der roten Ampel. 5. Gang: Das WissenswerteQuelle: MOTOR-TALK Mercedes produziert des CLA ausschließlich im Werk Kecskemét in Ungarn. Es ist der erste Mercedes-Produktionsstandort in Europa, der nicht in Deutschland liegt. Dieter Zetsche freut sich, wenn er die Verkaufszahlen der ungarischen Sterne liest: 2013 kauften 371.399 Kunden einen Mercedes-Kompaktwagen. Und: Jeder zweite CLA-Fahrer fuhr vorher eine andere Marke. 6. Gang: Das BesondereWer Mercedes kennt, schätzt den schwäbischen Eigensinn: (elektrische) Parkbremse links unten, Automatik-Wahlhebel rechts oben. Und: ein Hebel für Wischer und Blinker. Bei aller Eigenheit des CLA, bei allem Slim Fit, fühlt er sich doch wie ein Mercedes an. Nur in straff. Und das ist auch gut so. Vielleicht hat Mercedes in die neue C-Klasse mehr hineingesteckt, als für den CLA gut ist? Ihm fehlen zur Mercedes-Mittelklasse zum Beispiel ein Head-up-Display, ein Touchpad mit haptischer Rückmeldung oder eine Distronic Plus. Ausrollen: Fazit und SchlussDer CLA ist ein feines Auto, eigentlich. Er fährt knackig und agil, verbraucht wenig und sieht aufregend aus. Gegen das nötige Kleingeld wird er innen, ganz Mercedes, richtig fein. Weniger fein ist die Geräuschentwicklung des 2,2-Liter-Dieselmotors: Sportlich laut ohne sportlichen Sound. Und das ist, ganz ehrlich, nicht ganz Mercedes. Mehr zum Mercedes CLA Shooting Brake findet Ihr hier. Technische Daten: Mercesdes CLA 220 CDI
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