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Alfa Romeo 4C: Fahrbericht - Wer einmal drin ist, will nicht wieder raus

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Regelmäßige Blicke in den Spiegel steigern das Selbstbewusstsein. Zumindest im neuen Alfa 4C, denn seine Spiegel zeigen viel Schönes.

Die Scheinwerfer des Alfa 4C sind sehr auffällig. Wer es noch extravaganter mag, kann die Karbon-Einfassung ordern Die Scheinwerfer des Alfa 4C sind sehr auffällig. Wer es noch extravaganter mag, kann die Karbon-Einfassung ordern Quelle: Alfa Romeo

Balocco – Wenn Michelangelos David ein Auto wäre, würde er aussehen wie der Alfa Romeo 4C. Klassisch schön, klar strukturiert, mit viel zu vielen Muskeln. Ein Auto, wie aus Stein gemeißelt. Statt der lässig über der Schulter hängenden Schleuder trüge der Alfa 4C einen kräftigen Vierzylinder auf den Schultern.

Im Vergleich zum überlebensgroßen David fehlt es dem Alfa jedoch an Größe. Der Zweisitzer ist keine vier Meter lang und gerade einmal 1,18 Meter hoch. Dennoch ist der kleine 4C für Alfa eine große Nummer: Er setzt längst vergangenen, aber noch lange nicht vergessenen Sportwagen ein Denkmal. Und er will selbst zur Ikone werden.

MT-Redakteurin Sabine Stahl durfte den kleinen Wilden in Balocco fahren MT-Redakteurin Sabine Stahl durfte den kleinen Wilden in Balocco fahren Quelle: Alfa Romeo Auffällig genug ist er in jedem Fall. Flach, breit, lange Haube, hohes Heck. Ein wenig Spielzeugauto, ganz viel Stradale 33 und noch mehr Sportwagen lasten auf zwei 17- und zwei 18-Zoll-Rädern (gegen Aufpreis jeweils eine Nummer größer möglich). An der Seite, kurz hinter den Türen, graben sich schwarze Schluchten in die moderne Leichtbau-Karosse. Das soll den Mittelmotor kühlen und sieht beim Blick in den Außenspiegel einfach nur spektakulär aus.

Bauch rein, Augen zu

Die knappen Abmessungen des 4C bedeuten zwei Dinge: Der Schwerpunkt des Autos liegt herrlich nahe am Asphalt. Und das Einsteigen funktioniert nur mit eingezogenem Kopf. Also: Kinn zur Brust, Bauch einziehen, wenn nötig, Augen zu und rein in die Spaßmaschine.

Wer es auf den Fahrersitz geschafft hat, kann und will von dort nicht wieder weg. Das 65 Kilogramm leichte Karbon-Monocoque legt sich um die Hüften wie ein Kajak um das Becken des Paddlers. Die steile Rückenlehne zwingt die Wirbelsäule in eine aufrechte Position. An der Seite hindern kräftige Wangen die Muskeln daran, ihre Spannung zu verlieren. Hier ist nicht der richtige Ort fürs Loslassen. Hier geht es um Zupacken und Dranbleiben. Denn der Kleine ist mindestens so wild wie seine Scheinwerfer aussehen.

Das Lenkrad ist unten abgeflacht. Das schafft Platz für lange Beine Das Lenkrad ist unten abgeflacht. Das schafft Platz für lange Beine Quelle: Alfa Romeo

Wie eine Kakerlake

Es gibt vier Fahrmodi - die Variante „Race“ ist die schärfste und verfügt über eine Art Kindersicherung: Sie schaltet nur ein, wenn der Fahrer fünf Sekunden auf dem Knöpfchen bleibt. Wagt es der Lenker, gibt es kein Halten mehr. Aus dem Stand rennt der Kleine hektisch los, wie eine Kakerlake, wenn man nachts im Süden Spaniens das Badezimmerlicht einschaltet. Von Null auf Vollgas genügt eine winzige Bewegung.

Die Schultern kleben an der Rückenlehne, die Hände suchen am weißwurstdicken Lenkrad Halt. Dass Alfa hinter die beiden Sitze einen Vierzylinder gebettet hat, ist längst vergessen. Der 1,8-Liter-Benziner bewegt sich unter dem gläsernen Heck so kraftvoll, als wäre er ein Großer. Beim Blick in den Rückspiegel kann man die Auf- und Abbewegungen im Takt der Beschleunigung beobachten. Welch eine Aussicht!

Seine Kraft verdankt der aus der Giulietta Quadrifoglio Verde stammende Motor in erster Linie dem Turbolader. Der presst so viel Luft in die Brennräume, dass dem Aggregat niemals die Puste ausgeht. 240 PS und 350 Newtonmeter entfalten sich gleichmäßig und ohne ernüchternde Kraftlöcher. Erst wenn das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe eingreift, kann der Motor verschnaufen und der Fahrer den Griff lockern. Für einen Wimpernschlag.

Vier Töpfe machen Krach wie sechs

Auch von hinten sieht der Alfa 4C toll aus Auch von hinten sieht der Alfa 4C toll aus Quelle: Alfa Romeo Neuer Gang, neuer Ton. Mit dem Drehzahlmesser fällt auch der Klang des Vierzylinders nach unten. Tief und kraftvoll röhrt sich der Motor durch die niedrigen Umdrehungszahlen nach oben, als hätte er sechs statt vier Enden. Das schafft er laut Alfa mit Hilfe der kostenpflichtigen Sportauspuffanlage - ohne akustische Unterstützung.

Doch nicht immer dringen schöne Klänge durch die kleine Trennscheibe an die Ohren. Gibt das nächste Ortsschild eine entspannte Gangart vor, rattern und knattern die Ventile, sobald der Fahrer nur an das Gaspedal denkt. Das klingt ein wenig nach Nähmaschine statt nach Sechszylinder. Und es steigert die Freude auf das Ortsende und die nächste, alles übertönende Beschleunigungsfahrt.

Eines der großen Geheimnisse des 4C ist sein Gewicht. 895 Kilo Trockengewicht. Selbst mit Flüssigkeiten und Fahrer bleibt das Auto unter der 1.000-Kilo-Grenze. Viel Karbon, viel Aluminium, schlanke Scheiben und der Verzicht auf eine Servolenkung – all das macht den Zweisitzer leichter und gibt den Leistungsdaten noch mehr Gewicht. Rund vier Kilogramm pro PS – damit kann es der kleine David fast mit Goliaths wie einem Porsche 911 aufnehmen. Mit dem Cayman (4,76 kg/PS) und dem Toyota GT86 (6 kg/PS) sowieso.

Der Alfa 4C kann bis zu 258 km/h schnell fahren Der Alfa 4C kann bis zu 258 km/h schnell fahren Quelle: Alfa Romeo Dass der 4C keine Servolenkung hat, vermisst man nur beim Ausparken. Da 60 Prozent der Last auf der hinteren Achse ruhen und die Räder satt und hart auf den Asphalt pressen, hat die mechanische Lenkung leichtes Spiel. Selbst bei rasanter Kurvenfahrt klebt das Heck am Asphalt. Wer auf leichtfüßiges Hinternwedeln steht und den Kleinen zum Ausbrechen bewegen will, muss sich entsprechend anstrengen.

Fazit

Mit dem 4C schreit Alfa laut und deutlich: Wir sind zurück. Wir leben noch. Und wir können noch sportliche Autos bauen. Jedes Jahr sollen 3.500 Zweisitzer bei Maserati gefertigt werden. Die meisten fliegen von dort in die USA. Nach Deutschland werden pro Jahr 300 bis 350 kommen. Die Start-Edition ist bereits ausverkauft. Ab Ende Oktober kann das reguläre Modell für 50.500 Euro bestellt werden. Damit kostet der Italiener ein bisschen weniger als der Cayman (51.385 Euro) und deutlich mehr als der Toyota GT86 (30.450 Euro).

Der Alfa lässt aktuell sechs Monate auf sich warten. Michelangelo hat am seinem David rund drei Jahre gemeißelt. Gutes braucht eben seine Zeit.

Update: Lest auch unseren Fahrbericht zum Alfa 4C Spider.

Technische Daten Alfa Romeo 4C

  • Motor: 1,75-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung
  • Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Leistung: 240 PS
  • Drehmoment: 350 Nm
  • 0 – 100 km/h: 4,5 s
  • Vmax: 258 km/h
  • Gewicht: 895 kg (Trockengewicht)
  • Verbrauch: 6,8 l/100 km
  • CO2-Emissionen: 157 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 3,99 x 1,86 x 1,18
  • Radstand: 2,38 m
  • Kofferraum: 110 l
  • Preis: 50.500 Euro
  • Marktstart: bestellbar ab Oktober
  • Lieferzeit: 6 Monate
  • Update: Hier gibt es News zur Serienversion des Alfa Romeo 4C Spider.

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