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Pagani Zonda P2 760 Prototipo - Wer höher drehen kann, fällt nicht so tief

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Es gibt viele Gründe, nach Italien zu fahren. Drei davon heißen Aventador, Zonda und Ferrari FF. Wir durften die italienischen Traumwagen fahren. Was wir mit dem Zonda erlebt haben, lest Ihr hier.

Eine Fahrt mit dem Pagani Zonda P2 760 Prototipo - das bringt fast jeden aus der Fassung Eine Fahrt mit dem Pagani Zonda P2 760 Prototipo - das bringt fast jeden aus der Fassung Quelle: Fabian Mechtel

Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Mechtel

San Cesario sul Panaro - Die Relativitätstheorie befasst sich mit der Struktur von Raum und Zeit, mit dem Einfluss von Massen und Geschwindigkeiten. Wir alle kennen Einsteins Lehre aus dem Physikunterricht. „Hätte ich in Physik doch ein bisschen besser aufgepasst“, denke ich, als ich den Pagani Zonda P2 760 Prototipo durch Norditalien fahre. Denn dieses Wissen könnte ich jetzt gut gebrauchen. Sehr gut sogar.

Das Cockpit des Pagani Zonda P2 760 Prototipo Das Cockpit des Pagani Zonda P2 760 Prototipo Quelle: Fabian Mechtel Wir alle lassen uns zu gerne von Zahlen leiten. Angesichts der immer wahnwitzigeren technischen Daten modernder Supersportwagen stumpfen wir ab und empfinden fast so etwas wie Langeweile, wenn der Bock nicht in unter drei Sekunden auf Tempo 100 peitscht. Doch aus Langeweile wird Verblüffung, als ich den Zonda mit seinem 7,3-Liter-Motor das erste Mal von der Leine lasse.

Noch bevor die Drosselklappen voll geöffnet sind, reißt es das bildschöne Kohlefaserheck herum. Vor lauter Gegenlenken habe ich weder Zeit für den Gangwechsel noch dafür, das gerade Geschehene richtig einzuordnen. Zum Glück ist die Kreuzung in Reichweite des ersten Ganges. Ich bremse, atme durch, achte auf die Vorfahrt und trete wieder voll aufs Gas.

Dieses Mal ist das Trommelfell weniger schockiert vom unfassbaren V12-Jaulen, der Einschlag für das Gegenlenken bekannt und die Nackenmuskulatur vorgespannt. Trotzdem schlägt mein Kopf hart gegen die Kopfstütze, als die 780 Nm frei walten können. Bis zum Drehzahlbegrenzer hat mein Haupt auch keine Möglichkeit, dort wieder wegzukommen. Oben angekommen, irgendwo in der Nähe von 7.500 Umdrehungen, wenn die 760 PS heißblütig noch weiter nach vorn wollen, ziehe ich das rechte Paddle. Der Vortrieb stoppt und ich fühle mich wie schwerelos. 60 Millisekunden lang.

Zwei Welten prallen aufeinander

Auf dem Dach des Zonda sitzt eine Lufthutze Auf dem Dach des Zonda sitzt eine Lufthutze Quelle: Fabian Mechtel Wer jetzt denkt: Ein Lidschlag dauert sieben Mal (!) so lang und man bekommt ihn nicht mit, der hat die Relativitätstheorie nicht verstanden. Denn in diesen 60 Millisekunden prallen zwei Welten aufeinander: Die Ekstase eines tatsächlich feuerspuckenden Renn-Zwölfzylinders, dem gerade alles abverlangt wurde, und die Entspannung, wenn das Getriebe die Zahnradpaare wechselt und der Körper sich anfühlt wie träge Masse in einem Hightech-Monocoque. Es ist genau dieser Gegensatz, der das Fahrerlebnis des Zonda P2 so unvergleichbar macht.

Dieser ergreifende Moment im Auge des Sturms wird jäh unterbrochen, als die Kupplung den zweiten Gang kommen lässt. Der Kopf schlägt wieder an die Stütze. Und es raubt mir den Atem, mit welcher Macht der alte AMG-Motor den Pagani in Richtung Horizont reißt. Dabei ist es dem 7,3-Liter-V12 egal, wie schnell ich gerade bin oder welcher Gang eingelegt ist. Die Zeit vom Einkuppeln bis zum Begrenzer scheint immer gleich.

Eigentlich galt der V12 als ausgereizt

Der Spitzname des Zonda-Prototypen ist „Nonno“, also Großvater. Das will so gar nicht zu dem halb orange, halb karbongrauen Sportler passen. Die AMG-Ingenieure aus Affalterbach haben schließlich noch einmal 82 PS und 500 Umdrehungen in dem eigentlich bereits ausgereizten V12-Triebwerk gefunden. Horacio Pagani wollte vor allem mehr Drehzahl, denn: Wer höher drehen kann, der fällt nach dem Schalten nicht so tief. Das verbessert die Beschleunigung dramatisch, sagen die Techniker. Selbst bei einem Zonda muss es eben Raum für Verbesserung geben.

Der Pagani Zonda mit seinem riesigen Heckspoiler Der Pagani Zonda mit seinem riesigen Heckspoiler Quelle: Fabian Mechtel Dass Pagani die Entwicklung beinahe besessen vorantreibt, zeigt wohl kein Auto besser als der Großvater. Denn dieser Zonda P2 760 Prototipo hat so ziemlich jedes Teil ausprobiert, das bei Pagani in Produktion ging.

Seit 1999 wird jede Ausbaustufe auf seinen Rädern getestet, jede Motorvariante und jede Detailänderung an Fahrwerk und Spoilern. Mit der Testphase der Zonda 760RS-Konfiguration hat der P2 nicht nur die Eine-Million-Kilometermarke überfahren, sondern auch die Rente erreicht. Mehr wird nicht kommen. Mehr kann auch nicht kommen. Schließlich hat Horacio in Physik gut aufgepasst.

Pagani Zonda P2 760 Prototipo: Technische Daten:

  • Motor: 7,3-Liter-V12
  • Leistung: 760 PS
  • Drehmoment: 780 Nm
  • Getriebe: Siebengang sequenziell
  • Verbrauch: mehr als 15 l/100 km (Super Plus)
  • 0-100 km/h: weniger als 3.2 s
  • Vmax: über 350 km/h
  • Preis: unverkäuflich (als Zonda 760RS: 1.75 Millionen Euro zzgl. MwSt.)

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