Rallycross liegt im Trend: viel Action in kurzen Rennen. Das würde den Herstellern die ideale Bühne für E-Motorsport bieten. Drei Veranstalter wollen die Rennserie.
Paris - Wenn die Autoindustrie "Formel E" sagt, antworten Motorsport-Fans häufig mit "Rallycross". Die kurzen Sprintrennen entsprechen eher der gängigen Vorstellung von Autorennen. Vier bis sechs Runden lang Action mit bis zu 550 PS starken Klein- und Kompaktwagen. Dann ist die nächste Gruppe dran. Vom Energiehaushalt spricht hier keiner, und den aus der Formel E bekannten Fan-Boost gibt's maximal in Form von Schlachtgesängen. Nachstehendes Video zeigt, warum Rallycross beliebt ist: Harte Zweikämpfe, ohne dass die Rennen in Autocrash-Läufe ausarten. Übersichtliche Strecken mit Schotter- und Asphaltanteilen. Nun wollen ausgerechnet die Formel E-Veranstalter eine eigene Elektro-Rallycross-Serie gründen. Und orientieren sich am Verbrenner-Vorbild: Leistung jenseits der 500 PS und Allradantrieb. Ob E-Rallycross so spannende Rennen liefern würde wie das Original? Das erste knappe Duell gibt es jedenfalls schon, bevor das erste Auto auf dem Startgrid steht: Neben Formel-E-Veranstalter Speedleague will auch Weltmeisterschafts-Promoter IMG eine E-Kategorie einführen. In den USA ist die Global-Rallycross-Serie unter der Schirmherrschaft von Red Bull populärer als die Europa-lastige Weltmeisterschaft. Auch hier soll künftig eine Elektro-Klasse starten. Sie alle planen ähnliche Fahrzeugkonzepte. Elektro liegt im Trend, Rallycross erlebt ein nie dagewesenes Hoch - und doch: Das Interesse von Fans und Medien wäre in Summe zu klein, als dass drei internationale E-Rallycross-Serien nebeneinander existieren könnten. Es wird nicht reichen, spektakuläre Rennen mit spannenden Autos zu bieten. Entscheidend wird sein, das als erster zu tun. Erstes Rennen schon im Herbst 2017?Glaubt man den Ankündigungen, machen die Formel-E-Veranstalter das Rennen: Speedleague kündigte für Oktober 2017 ein Rennen in Las Vegas an, danach soll der Tross weitere US-Metropolen besuchen. Das grobe Konzept ist aus der Formel E bekannt: Im ersten Jahr soll mit Einheitsautos gefahren werden, danach dürfen die Teams zunehmend selbst entwickeln. Insider glauben nicht an einen Start im Herbst 2017, zu viele technische Fragen sind noch ungelöst. Auch die Pläne der Global-Rallycross-Series für einen Launch 2018 halten Experten für zu ambitioniert. Ins Rahmenprogramm der Weltmeisterschaft sollen die E-Renner frühestens 2020 kommen. Woher kommt das plötzliche Interesse am Strom im Rallycross? Der Sport ist aufgrund des Veranstaltungsmodus gut geeignet. Jeder Fahrer nimmt an drei Qualifikationsrennen teil, die schnellsten zwölf Fahrer kommen ins Semifinale, anschließend machen die besten sechs den Gesamtsieg unter sich aus. Kein Rennen geht über eine Distanz von mehr als neun Kilometern, rund eine halbe Stunde liegt mindestens zwischen den Läufen der Fahrer. Genug Zeit zum Akku-Laden oder zum Akkutausch. Elektro-Rallycross könnte der E-Mobilität Publicity bringen, ohne dass der Energiegehalt der Batterien das Renngeschehen überlagert. Bislang existiert nur ein FahrzeugDas erkennen zunehmend auch die Hersteller. Am deutlichsten sprach sich bislang Volkswagen für eine E-Rallycross-Spielwiese aus: "Die Idee ist perfekt. Die Autos sind spektakulär und die Rennen kurz. (...) Es könnte die perfekte Ergänzung zur Formel E werden", sagte Wolfgang Dürheimer, CEO der VW-Töchter Bentley und Bugatti. Das bislang einzige E-Rallycross-Auto ist ein Peugeot - Impressionen der Testfahrten sind im Video zu sehen. Das österreichische Unternehmen "Stard" baute den Prototypen Stard Hiper MK1 auf Basis eines Peugeot 207 S2000 Rallye Fahrzeuges: 600 PS treffen auf mehr als 1.300 Kilogramm. Mehr als 160 Kilogramm entfallen auf die Akkus. Großauftrag für Meisterschafts-Einheitsfahrzeuge ging bislang keiner ein. "Wir fungieren derzeit quasi als Berater für Rennserien, die Elektro-Rallycross planen", erklärte Firmeneigentümer Manfred Stohl gegenüber MOTOR-TALK. |