Wer wusste was und wohin ging er mit diesem Wissen? Die Klage von US-Bundesstaaten gegen VW rückt Managerwechsel zwischen Audi und VW ins Zentrum des Abgasskandals.
Wolfsburg - Es fing ganz harmlos an. Und zwar bei Audi, wie es aussieht. Dort nahm der Diesel-Skandal mit einer Software seinen Anfang, die gar nicht zum Betrügen gedacht war. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus VW-Konzern- und Aufsichtsratskreisen erfahren haben will, sollte sie nur das Diesel-Nageln nach dem Kaltstart mindern. Daraus erwuchs die Idee, sie illegal einzusetzen, um Abgas-Grenzwerte zu umgehen. Über die Wurzeln der illegalen Motoren-Software bei der VW-Tochter Audi hatten die dpa und das "Handelsblatt" schon im April berichtet. Neue Details dazu finden sich nun in einer Klage von US-Bundesstaaten. Sie basieren auch auf Ergebnissen der internen Ermittlungen bei Volkswagen, die die US-Kanzlei Jones Day für VW leistet. Nach dpa-Informationen prüft Jones Day die Personalwechsel zwischen Audi und VW in Zusammenhang mit den Software-Versionen intensiv. "Eine Gretchenfrage ist zum Beispiel, ob sich Personen mit einer Vergangenheit bei Audi später bei VW an etwas erinnerten und darauf zurückgriffen, was sie als Ansatz der Problemlösung von Audi schon kannten", sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Insider der dpa. US-Ermittler: Illegale Software schon bei AudiVolkswagen will sich mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen nicht zu der Sache äußern. Die Vorwürfe seien "im Wesentlichen nicht neu", hatte ein Sprecher bereits zur Vorlage der Klagen Anfang der Woche gesagt. Aus ihnen geht hervor, dass auch VW-Chef Matthias Müller bereits 2006 in seiner Funktion als Projektmanager bei Audi zu Kenntnissen über die Diesel-Software gelangt sein könnte. Für die US-Generalstaatsanwälte ist die Sache derweil klar: Schon am Anfang bei Audi sei es illegal zugegangen. Allerdings müssen US-Ermittler anders als deutsche Staatsanwälte nur Belastendes sammeln. In der US-Klage heißt es: "Der Ursprung von Volkswagens 'Defeat Device' geht spätestens zurück auf die abgas-bezogenen Ingenieurs-Herausforderungen, denen sich die Konzernsparte Audi 1999 gegenüber sah." Damit wäre die Wurzel der größten Krise in der VW-Geschichte 17 Jahre alt. Aus dem 90-seitigen Papier zitierten am Donnerstag auch die "Süddeutsche", "NDR" und "WDR". Audis Diesel hielten EU-Grenzwerte nicht einLaut US-Klage ging es damals bei Audi um neue Sechszylinder-Diesel mit 3,0 Liter Hubraum. Sie kamen unter anderem beim Flaggschiff A8 zum Einsatz. Audi habe damals eine "Pilot-Einspritzung" erfunden als Mittel gegen das Nageln der kalten Diesel. "Allerdings verursachte die Aktivierung der Pilot-Einspritzung nach der Zündung, dass der Motor die europäischen Abgas-Standards auf dem Teststand verfehlte." Die Klage schlussfolgert daher auf Seite 22: "Audi löste dieses Problem über die Anwendung der 'Defeat-Device'-Software, die es dem Motor ermöglichte, den europäischen Abgas-Test-Zyklus zu erkennen und die Pilot-Einspritzung dementsprechend zu deaktivieren." Auf die Straße kam die demnach angeblich illegale Lösung von 2004 bis 2008.
Quelle: dpa |