Für jede Folge ihrer Amazon-Autosendung sollen Clarkson, Hammond und May 4,5 Millionen Pfund Budget haben. Hoffentlich investieren sie sie nicht (nur) in Explosionen.
Berlin – Eine simple Rechnung: Mit 4,5 Millionen Pfund könnte man 7.500 Volvos von einer Klippe schießen, 375 Reliant Robins ins Weltall schicken oder 54 Mal Autofußball mit zehn Fahrzeugen spielen. Man könnte auch 4,5 Episoden Top Gear für die BBC drehen. All das hat das Onlineportal Justpark.com ausgerechnet. 4,5 Millionen Pfund. So hoch ist das Budget für eine neue Autosendung. Produziert von Amazon, mit den drei ehemaligen Top-Gear-Moderatoren Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May als Protagonisten. Das Format startet noch dieses Jahr, vermutlich im Herbst. Um es sehen zu können, muss man Prime-Kunde des Internetportals Amazon sein. Wie die Sendung heißen wird? Das sagt noch keiner. Nur über das Budget wird viel geschrieben. 160 Millionen Pfund für 36 Folgen (rund 200 Millionen Euro), so lautet die Schätzung der britischen Presse. Die Explosion als PointeOb die Zahl stimmt? Jeremy Clarkson sagte bei der Bekanntgabe des Deals, er fühle sich, als wäre er „von einem Doppeldecker in ein Raumschiff umgestiegen.“ Sicher ist, dass es keine andere TV-Show über Autos gibt, die so aus dem Vollen schöpfen kann. Das war beim Original so, und es wird weiterhin so sein. Bleibt also die Frage. Kann etwas so viel besser werden? Um den Faktor 4,5 gar? Messbar ist das nicht. Weil schon Top Gear die erfolgreichste Autosendung auf dem Planeten war. Deshalb ist die Rechnung kompliziert. Bei Top Gear ging es nicht darum, Wohnwagen in die Luft zu jagen, Autos mit einer Abrissbirne zu malträtieren oder Panzerfahrzeuge auf ihre Widerstandsfähigkeit zu testen. Na ja, darum ging es auch. Aber: Die Explosion war nur die Punch-Line zur erzählten Geschichte. Etwas mit dem Clarkson kokettieren konnte. „How hard can it be?“Genauso kokettierte Top Gear mit simuliertem Dilettantismus und behaupteter Improvisation. Wenn Clarkson, Hammond und May Amphibienfahrzeuge bauten („How hard can it be?“), waren die mit Sicherheit verdammt teuer. Sie mussten aber schlecht gebastelt aussehen. Und mindestens zwei davon mussten bei dem Versuch, von Dover nach Calais zu gelangen, vor der Küste versinken. Mit viel Geld produzierte Geschichten oder Gerätschaften billig aussehen zu lassen war die große Kunst von Top Gear. Wie das bei Kunst ist: Nur, weil man mehr investiert, kommt nicht unbedingt mehr dabei raus. Die Dreharbeiten für die Amazon-Show begannen im Oktober. Offenbar vergleichen sich in der ersten Staffel ein McLaren P1, ein Porsche 918 und ein LaFerrari. Ohne Hammerhead, Chicago oder Gambon, also nicht auf dem Top-Gear Test Track, sondern auf dem Autódromo do Algarve in Portugal. Wir ahnen: das Improvisierte wird weniger, die Kulisse stimmiger, reicher, teurer. Das mag der Sendung gut tun, es wird für einen neuen Style sorgen. Ob das, was da am Ende gesendet wird, wirklich besser ist? Wir werden es nach den ersten Folgen wissen. Bis dahin bleibt ein Gedanke. Mitunter ist das Teuerste nicht das, was man sieht. Sondern was man nicht sieht. Zum Beispiel die „Amphibious Car Challenge“: An der Geschichte dürfte die Bergung der gesunkenen Fahrzeuge von Hammond (VW-Bus) und May (Triumph Herald) mit Abstand das Teuerste gewesen sein. |