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UPDATE Opel Zafira: Stiller Rückruf wegen Emissionen? - Wieder Zafira, diesmal belgisches Fernsehen

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Wieder der Zafira: Der belgische Fernsehsender VRT berichtet von einem stillen Abgas-Rückruf für den Van mit 1,6-l-Diesel. Opel bestreitet "modifizierte Software".

Immer wieder reiben sich Medien in der Abgasthematik des Van Zafira Tourer mit dem 2013 eingeführten 1,6-Liter-Diesel. Nun berichtet ein belgischer Sender von einer Servicemaßnahme durch Opel - die laut Opel nichts mit Emissionen zu tun hat Immer wieder reiben sich Medien in der Abgasthematik des Van Zafira Tourer mit dem 2013 eingeführten 1,6-Liter-Diesel. Nun berichtet ein belgischer Sender von einer Servicemaßnahme durch Opel - die laut Opel nichts mit Emissionen zu tun hat Quelle: Opel

Brüssel - Führt Opel eine Art „stillen Rückruf“ durch, um Stickoxid-Emissionen per Software-Update zu senken? Das behauptet der öffentliche belgische Fernsehsender VRT in einer Reportage. Erneut geht es um den Zafira mit dem 2013 eingeführten 1,6-Liter-Diesel.

Der Reporter Luc Pauweis berichtet: Seit fünf Jahren fährt er ohne Probleme einen Opel Astra. Ende September 2015 bekam er einen Brief von Opel. Mit einem Software-Upgrade solle „die Zündung verbessert“ werden. Pauweis wird neugierig, denn soeben ging es mit dem VW-Abgas-Skandal los. Deshalb nimmt er eine versteckte Kamera zum Opel-Händler mit.

Dort die Überraschung: Mit dem Astra sei alles in Ordnung, sagt der Werkstattmitarbeiter. „Wir bearbeiten den 1,6-Liter-Diesel beim Zafira. Es heißt, er entspreche nicht mehr den Emissionsnormen“, fährt er fort. Es gehe um Stickstoff, um zu viel davon. Bestelle man einen neuen Zafira, sei das Update ab Werk vorhanden. Bei den 2014er-Modellen werde jedoch die neue Software installiert. Die Upgrades führe man seit Ende November durch.

Der belgische Fernsehsender VRT fährt einen Zafira auf den Prüfstand: Die Reporter messen die Emissionen vor und nach einer Servicemaßnahme Der belgische Fernsehsender VRT fährt einen Zafira auf den Prüfstand: Die Reporter messen die Emissionen vor und nach einer Servicemaßnahme Quelle: Screenshot/VRT via flandersnews.be Rund einen Monat zuvor, Ende Oktober 2015, hatte der Verein „Deutsche Umwelthilfe“ Opel erstmals beschuldigt: Der Zafira Tourer mit 1,6-Liter-Diesel zeige bei Schadstoffmessungen Unregelmäßigkeiten.

Deutlich weniger NOx nach Software-Update

Pauweis bringt einen Zafira mit 1,6-Liter-Diesel, der länger nicht mehr beim Service war, auf einen Prüfstand. „Wir messen fünfmal mehr Emissionen als die Norm erlaubt“, sagt ein Prüfer in der Reportage. Pauweis bringt das Auto zum Händler, der das Upgrade in etwa 30 Minuten durchführt.

Mit dem Dieselskandal habe das Upgrade nichts zu tun, sagt der Händler. Die Prüfer glauben das nicht: Nach dem Upgrade überschreiten die NOx-Emissionen die Norm von 80 mg/km nur noch um das 1,74-Fache.

Pauweis bringt einen zweiten Zafira zu einem anderen Opel-Stützpunkt. Der Händler bestreitet jede Veränderung an der Software des Fahrzeugs. Man habe einen Sensor gewechselt. Das Ergebnis auf dem Prüfstand: Die NOx-Emissionen sinken um fast drei Viertel. Es sei offensichtlich eine Änderung in der Motorkalibrierung erfolgt, sagen die Prüfer dem Reporter.

Der Verein „Deutsche Umwelthilfe“ zückt den groben Keil: Man habe beim Kraftfahrt-Bundesamt beantragt, die Zulassung für den Zafira 1.6 Cdti zu widerrufen. Hilfsweise solle die Behörde einen amtlichen Rückruf anordnen, statt sich auf freiwillige Service-Aktionen des Herstellers zu verlassen.

Opel: "Keine modifizierte Software"

Opel wies die Darstellung des belgischen Fernsehens schnell zurück. Es sei keine modifizierte Software aufgespielt worden, die das Abgasverhalten des Fahrzeugs verändere. „Das genannte Service-Update 15-P-044 hat nichts mit einer Veränderung der Emissionswerte zu tun. Auch wurden im Jahr 2015 keine Rückrufe zur Verbesserung der Abgasqualität vorgenommen“. Dem Manager-Magazin sagte ein Opel-Sprecher: In Belgien betreffe das Service-Update 309 Fahrzeuge, es solle das „ungewünschte Aufflackern einer Kontrolllampe“ beseitigen.

UPDATE: ZAFIRA DEFEKT?

Opel hat mittlerweile die Vorgänge untersucht und erste Ergebnisse bekanntgegeben. Demnach waren beide Fahrzeuge erkennbar defekt, als sie im Dezember 2015 in die Werkstätten gebracht wurden. Das habe der Sender VRT seinen Zuschauern verschwiegen, sagte am Montag ein Unternehmenssprecher in Rüsselsheim. Der Fahrer sei jeweils durch Kontrollleuchten gewarnt gewesen.

Beim ersten Test-Wagen sei das Kabel des Sensors für die Abgastemperatur beschädigt gewesen, teilte Opel unter Berufung auf die Service-Historie der Autos mit. Der Sensor sei in der Werkstatt ausgetauscht worden, ein Software-Update habe nicht stattgefunden. "Das war eine erfolgreiche Reparatur", sagte der Opel-Sprecher. Beim zweiten Test-Zafira habe es neun Fehlermeldungen in der Motorsteuerung gegeben. Die Steuereinheit sei daher zurückgesetzt worden.

Laufende Software-Aktualisierungen am Fahrzeug, die bei Inspektionen aufgespielt werden, sind bei allen Herstellern üblich. MOTOR-TALKer berichten im Zafira-Forum lediglich von einem Motorsteuerungs-Update beim 1,6-Liter-Benziner im fraglichen Zeitraum – das spricht gegen eine konzertierte Bearbeitung von Dieselfahrzeugen.

Opel Chef Karl-Thomas Neumann kündigte im Dezember ein Software-Update für den 1,6-Liter-Diesel an, um Emissionen zu senken. Es soll zur zweiten Jahreshälfte 2016 fertig sein Opel Chef Karl-Thomas Neumann kündigte im Dezember ein Software-Update für den 1,6-Liter-Diesel an, um Emissionen zu senken. Es soll zur zweiten Jahreshälfte 2016 fertig sein Quelle: dpa/Picture Alliance Unabhängig von der aktuellen Berichterstattung hat Opel Mitte Dezember 2015 angekündigt, die Wirksamkeit seiner SCR-Katalysatoren, die den Stickoxidanteil im Abgas reduzieren, kurzfristig zu verbessern. Dies soll mittels einer Software-Kalibrierung geschehen, die aber erst ab Sommer 2016 zur Verfügung stehen wird.

Opel: Software-Update ab 2016

Dann will Opel nach eigenen Angaben auch eine „freiwillige Serviceaktion“ für rund 43.000 bereits verkaufte Insignia, Cascada und Zafira durchführen, sowie das Update in der Produktion anwenden. Dabei handele es sich um eine „frühe und freiwillige Verbesserung“ im Hinblick auf so genannte RDE-Tests: Ab Herbst 2017 sollen Abgasmessungen auch im Straßenverkehr durchgeführt werden.

Noch im zweiten Quartal 2016 will Opel außerdem Abgas-Emissionswerte nach dem künftig geltenden WLTP-Messzyklus publizieren. Die Messdaten des belgischen Fernsehens seien dagegen nicht nachvollziehbar: Opel kenne die dort verwendete „Ausführung des NEFZ- und des RDE-Tests nicht. Wir benötigen auch detailliertere Informationen zu den getesteten Fahrzeugen selbst“, schreibt der Hersteller.

Es ist eine anspruchsvolle Zeit für die Autohersteller. Wer bisher das vorhandene Regularium der Abgastests ausnutzte, aber nicht übererfüllte, machte damit rechtlich nichts falsch. Er muss nun jedoch die daraus entstehenden Inkonsistenzen verantworten. Dabei gehört öffentliche Selbstkritik nicht zu den bevorzugten Übungen der PR-Abteilungen in Industrieunternehmen. Trotzdem bleibt den Herstellern wenig übrig, als die Karten auf den Tisch zu legen: Allein Renault verlor seit der vergangenen Woche 3,3 Milliarden an Börsenwert, im Wesentlichen wegen schlechter Presse aufgrund der Abgas-Untersuchungen des französischen Staates.

Avatar von bjoernmg
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