Seit dem Saisonfinale in Abu Dhabi ist Nico Hülkenberg arbeitslos. Doch der Williams-Fahrer steht in der Szene hoch im Kurs. Er ist jung, schnell und hat ein Jahr Erfahrung. Der 23-jährige Rheinländer wird mit Force India, Lotus, ja sogar mit Ferrari in Verbindung gebracht. Einen Fall wie Nico Hülkenberg hat es in der Formel 1-Geschichte noch nicht oft gegeben. Da fährt ein Formel 1-Youngster in seiner ersten Saison auf die Pole Position, und ein Rennen später ist er seinen Job los. Am Sonntagabend erfuhr Hülkenberg von Williams-Geschäftsführer Adam Parr, dass der GP Abu Dhabi sein letztes Rennen war. Am Tag zuvor hatte ihm Parr noch Hoffnung gemacht: "In einer Woche gebe ich Dir Bescheid." Es wurde nur ein Tag daraus. Weil die letzte Hoffnung, rechtzeitig den Sponsordeal abzuschließen, der Hülkenberg gerettet hätte, zerplatzt ist. Maldonado-Williams-Show in Venezuela Williams braucht die Mitgift von Pastor Maldonado. Der Venezolaner wird am Ende der Testfahrten als neuer Teamkollege von Rubens Barrichello bekannt gegeben. Er soll kommende Woche in seinem Heimatland Venezuela einen Show-Lauf in einem Williams abspulen. Maldonado hat 17 Millionen Dollar Mitgift im Gepäck, erzählt man sich in Formel 1-Kreisen. Hülkenbergs Manager Willi Weber ist von Williams enttäuscht: "So bin ich in den letzten 20 Jahren nicht behandelt worden. Ich habe nichts dagegen, wenn sie uns reinen Wein einschenken und sagen: Wir brauchen Geld, wir können uns Nico nicht mehr leisten. Aber doch nicht in letzter Sekunde, wo uns kaum noch Zeit bleibt, uns anderswo noch umzuschauen." Hülkenberg bleibt nicht viel Zeit Vielleicht ist auch bei Williams ein neues Zeitalter angebrochen. Die Entscheidungen im Team trifft Adam Parr. Ein Schüler einer Elite-Universität, aber nicht unbedingt ein Racer. Immerhin gewinnt Weber jetzt eine Woche Zeit. Seit Sonntag kann er offiziell mit anderen Teams verhandeln. Es half nicht einmal mehr, dass Stallrivale Rubens Barrichello seinem Chef Frank Williams Hülkenberg mit den besten Empfehlungen empfohlen hat: "Den musst du halten. Das ist ein künftiger Champion." Bei Williams klafft angeblich ein 40 Millionen Euro-Loch im Etat. Adam Parr erklärte bei einer Pressekonferenz in Abu Dhabi zwar großspurig, dass sämtliche Sponsorlöcher gestopft seien, doch dann fragt man sich, wozu man sich überhaupt über Maldonado Gedanken macht. Der amtierende GP2-Meister fuhr 2009 zusammen mit Hülkenberg bei ART in der GP2. Maldonado war in seinem Dritten Jahr, Hülkenberg Debütant. Trotzdem gewann der Deutsche das Trainingsduell 10:0, wurde Meister und hatte am Ende der Saison 64 Punkte mehr auf dem Konto als sein Teamkollege. Hülkenberg kämpft um Sitz bei Force India gegen Adrian Sutil Hülkenberg und sein Manager sind bereits auch der Suche nach einem neuen Cockpit. Da schwirren alle möglichen Namen durch den Raum. Force India an erster Stelle, auch Lotus, ja sogar Ferrari. Bei Force India stehen vier Fahrer für zwei Cockpits zur Wahl. Bei einem Sitz gibt es ein Kopf-an-Kopfrennen zwischen Adrian Sutil und Nico Hülkenberg, um den anderen Sitz streiten sich Vitantonio Liuzzi und Paul di Resta. Lotus hat seine Fahrer immer noch nicht bestätigt. Heikki Kovalainen gilt als gesetzt. Jarno Trulli muss noch zittern, obwohl der Italiener beteuert, dass er auch nächstes Jahr bei Lotus zu fahren gedenkt. Ferrari dementiert Hülkenberg-Gerüchte Die größte Sensation wäre ein Abschluss mit Ferrari. Willi Weber kennt die Gepflogenheiten dort, hält sich aber bedeckt: "Ferrari wäre ein Traum. Wir sind da aber nicht aktiv dran." Vielleicht wartet Weber nur auf ein Signal aus Maranello. In Abu Dhabi dementierte die Scuderia die Gerüchte noch eifrig. Doch die Kiebitze pfeiften es dennoch von den Dächern des Fahrerlagers. Angeblich war Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo von Massas Leistungen in dieser Saison schwer enttäuscht. Im Ärger über die WM-Niederlage in Abu Dhabi soll er dieser Enttäuschung nach dem Rennen intern auch Ausdruck verliehen haben. Will Ferrari Massa los werden? Darauf lässt auch die offizielle Pressemitteilung schließen. Während der Präsident Fernando Alonso ausgiebig lobt ("Er zeigte seine Stärke und Entschlossenheit, war immer ein Teamplayer und hat einen außergewöhnlichen Beitrag zu unserer Saisonleistung geliefert"), wird Massa mit keinem Wort erwähnt. Auch Rennleiter Stefano Domenicali hatte nur für Alonso Applaus übrig. Im Fahrerlager wird schon eifrig spekuliert, wie Ferrari Massa los werden könnte. Der Brasilianer hat erst in dieser Saison bis 2012 mit dem Rennstall aus Maranello verlängert. Eine denkbare Variante wäre, dass man sich nach Massas sechsten WM-Gesamtrang darauf beruft, dass der Unfall von Budapest 2009 eben doch gesundheitliche Spuren hinterlassen habe. Hülkenberg-Verpflichtung schlecht für Bianchi und Massa Massas Manager Nicolas Todt wird da seine Einwände haben. Sämtliche medizinischen Untersuchungen bewiesen das Gegenteil. Aus Todts Sicht, wäre die Verpflichtung von Hülkenberg fatal. Nicht nur weil Massa seinen Platz verlieren würde. Damit würden auch die Chancen von Testfahrer Jules Bianchi sinken. Hülkenberg ist jung und hat eine lange Zukunft vor sich. So alt kann Bianchi gar nicht werden, um den Deutschen abzulösen, sollte der mal fest im Sattel sitzen.
Quelle: Auto Motor und Sport |
verfasst am 18.11.2010
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