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Wo sind die neuen Fahrer?

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In den nächsten drei Jahren werden eine Reihe der altgedienten Fahrer die Formel 1 verlassen: Rubens Barrichello, Mark Webber, Nick Heidfeld, Felipe Massa, Jarno Trulli und Michael Schumacher stehen im Herbst ihrer Formel 1-Karriere. Das Problem ist nur: Es gibt keine Neuen.

Welchen jungen Fahrer ohne Formel 1-Stammplatz würden Sie guten Gewissens für einen Formel 1-Job empfehlen? Außer Nico Hülkenberg fällt einem auf Anhieb keiner ein. Es ist ein schlechter Witz, dass der Rheinländer als dritter Force India-Pilot zuschauen muss. Ansonsten sind Talente eher Mangelware.

Mindestens sechs der augenblicklichen Formel 1-Piloten sind in die Jahre gekommen. Rubens Barrichello wird am Ende des Jahres 323 Grand Prix-Starts auf dem breiten Buckel haben. Michael Schumacher wird dann seine 18. Saison gefahren sein. Auch Jarno Trulli zählt am Saisonende mit 253 Grand Prix zu den Gusseisernen in dem Geschäft. Er kommt mit den Pirelli-Reifen nicht zurecht. Mark Webber wird seine Karriere höchstens noch um ein Jahr verlängern. Der Australier schwankt zwischen Aufhören und Weitermachen. Bei Felipe Massa könnte es eng werden, wenn Ende 2012 sein Ferrari-Vertrag ausläuft. Der Brasilianer sieht gegen Fernando Alonso kein Land. Und Nick Heidfeld wird wohl am Ende des Jahres 191 Grand Prix ohne einen Sieg gefahren sein. Sein Renault R31 ist kein Siegerauto.

Nachwuchsmangel in der Formel 1

Man muss kein Wahrsager sein, dass diese sechs Namen innerhalb der nächsten drei Jahren aus der Formel 1 verschwunden sein werden. Auch wenn Barrichello um eine Fortsetzung seines Williams-Vertrages kämpft. Wenn Michael Schumacher auf jeden Fall seinen Mercedes-Vertrag bis 2012 erfüllt. Wenn Massa noch viel zu jung ist, seine Karriere zu beenden. Und wenn Stehaufmännchen Heidfeld gegen alle Prognosen immer wieder ein Formel 1-Cockpit gefunden hat.

Der beste Schutz für die von der Ausmusterung bedrohten Piloten ist, dass es derzeit kaum junge Piloten gibt, die sich aufdrängen. Es spricht für den Mangel an Nachwuchs, dass in der Diskussion um das zweite Red Bull-Cockpit wieder der Name Kimi Räikkönen ausgegraben wird.

Nico Hülkenberg wird 2012 wieder ins Feld zurückkehren. Ob Robert Kubica nach seinem Unfall je wieder ein Comeback feiert, ist fraglich. Doch dann muss man Formel 1-taugliche Fahrer schon mit der Lupe suchen. Aus der GP2-Serie bieten sich bestenfalls Romain Grosjean, Jules Bianchi und Sam Bird an. Doch so richtig haut einen keiner der drei vom Hocker. Grosjean hatte bereits 2009 seine Chance, viel aber grandios auf die Nase. Er schnitt bei Renault noch schlechter ab als der zuvor gefeuerte Nelson Piquet junior.

Bei den Ex-GP2-Champions Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg und Timo Glock wusste man sofort: Die haben das Zeug zum Formel 1-Piloten. Doch augenblicklich gibt es auch in den anderen Nachwuchsserien keinen, der sich unbedingt aufdrängt. Der Spanier Roberto Merhi, der die Formel 3-Euroserie anführt, braucht noch eine Station, bevor er von der Formel 1 träumen darf. Red Bull-Scout Helmut Marko hält zwar große Stücke auf den Franzosen Jean-Eric Vergne, doch nach dem eher durchwachsenen Debüt von Daniel Ricciardo vergangenes Wochenende in Silverstone muss man vorsichtig mit Prognosen sein.

Kein Superstar in Sicht

Hispania ist vielleicht nicht der ideale Platz für ein Formel 1-Debüt, aber der Abstand zu Vitantonio Liuzzi war dann doch eine Nummer zu groß. Echte Superstars lassen meist schon beim ersten Einsatz ihre Extraklasse erkennen. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit? Jenson Button, Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton, Nico Rosberg. Der Einwand, ein Hamilton habe bei McLaren ungleich bessere Voraussetzungen gehabt als Ricciardo bei Hispania, ist nur in Bezug auf das Team berechtigt. Was gibt es Schwierigeres für einen Neuling als gegen Fernando Alonso, einen zweifachen Weltmeister zu fahren? Auch Rosberg hatte 2006 mit Teamkollege Webber bei Williams eine harte Nuss zu knacken.

Die Red Bull-Nachwuchsförderung zeigt, dass man Fahrer wie Sebastian Vettel nicht beliebig aus dem Hut zaubern kann. Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari hatten bei ToroRosso ideale Voraussetzungen, das Formel 1-Geschäft zu lernen. Beide bestreiten ihre dritte Formel 1-Saison. Bis jetzt qualifiziert sich keiner der beiden als Webber-Ersatz. Der Werdegang der ToroRosso-Fahrer lässt auch keine Schlüsse zu, welche Nachwuchsserie die beste ist. Buemi kam aus der GP2, Alguersuari aus der Renault-Weltserie und der englischen Formel 3.

Zu viel Serien, zu wenig Konkurrenz

Wahrscheinlich ist die Vielfalt der Rennserien unterhalb der Formel 1 der Grund dafür, warum es zur Zeit keine neuen Sennas, Schumachers, Alonsos oder Vettels gibt. Weil sich die Talente auf unterschiedliche Serien aufteilen, gibt es wenig interne Konkurrenz. Wer Talent hat, wird von seinen Beratern in die Meisterschaft manövriert, die er am wahrscheinlichsten gewinnen kann. Weil ein Meistertitel immer noch eine gute Visitenkarte ist, wenn man in der Formel 1 anklopfen will. Die GP2-Serie ist fahrerisch so schwach besetzt wie nie. Selbst die Favoriten leisten sich haartsräubende Fehler. Keiner der letzten vier Meister der Renault-Weltserie hat es bislang in die Formel 1 geschafft. Der letztjährige Titelträger Mikhail Aleshin versuchte sich in der GP2-Serie, bis ihm das Geld ausging.

Die beiden vielversprechensten Neulinge der Formel 1 waren aufgrund ihres Werdegangs nicht unbedingt dafür prädestiniert auf Anhieb in der Königsklasse Fuß zu fassen. Sauber-Pilot Sergio Perez fuhr zwei Jahre in der GP2, wurde aber nicht Meister. Und Paul di Resta kommt aus der DTM. Vier Jahre war der Schotte in Autos mit Dach unterwegs, bevor er die Serie endlich mit dem Titel abschließen konnte. Nicht unbedingt die ideale Ausbildung für eine Formel-Karriere. Trotzdem bewegt er sich auf dem Niveau von Adrian Sutil. Perez und di Resta sind aber nicht die Lösung des Problems. Beide haben schon einen Formel 1-Platz.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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