Caravaning liegt im Trend. Doch bevor man in ein Eigenheim auf Rädern investiert, empfiehlt sich ein Miet-Fahrzeug zum ausprobieren dieser Urlaubsform.
Frankfurt - Seit einigen Jahren verzeichnet die Campingmobil-Branche ein stetiges Wachstum. Der Urlaub auf Rädern findet immer mehr Fans. Bevor der Kauf eines teuren Wohnmobils in Erwägung gezogen wird, empfiehlt sich jedoch ein Schnupper-Urlaub mit einem gemieteten Fahrzeug. Quelle: Sunlight Das Wichtigste zuerst: Welches Fahrzeug ist für mich das Richtige? Die Spannbreite reicht vom Campingbus im Format eines VW Bulli (California) über kompakte Kastenwagen bis zu teil- oder vollintegrierten Fahrzeugen und Alkoven-Typen zwischen sechs und neun Metern. Grundsätzlich gilt: Jenseits des VW-Modells haben alle Reisemobil-Kategorien umfassenden Wohnkomfort an Bord, sprich: Küche, Kühlschrank, Sitzecke, fest installierte Betten, Heizung, Frisch- und Abwassertanks sowie einen Wasch- und WC-Raum - meist mit einer portablen Lösung für die Entsorgung der Toilette. Der Unterschied ergibt sich aus der Größe, denn jedes Reisemobil ist ein Kompromiss aus Mobilität und Wohnkomfort. Ausgebaute Kastenwagen, meist auf Fiat-Ducato-Basis, lassen sich leichter fahren, sind wendiger und auch für Erkundungsfahrten über engere Straßen geeignet. Kompromiss: Im Innenraum geht es enger zu. Für zwei Personen mag das okay sein, bei einer Vier-Personen-Besatzung kann eine durch Regentage erzwungene Stubenhockerei schnell die Laune vemiesen. Das Gewicht im Auge behaltenEin Teilintegrierter wie etwa ein Knaus Sky Wave oder ein Integrierter im Format der Hymer B-Klasse lassen sich von einem Ungeübten freilich schwerfälliger pilotieren, bieten aber viel mehr Bewegungsfreiheit im Innern. Darüber hinaus verfügen sie in der Regel über größere Tankinhalte für Frisch- und Abwasser, was die Intervalle für die Ver- und Entsorgung deutlich verlängert. Allerdings ist der Spritverbrauch auch ein bis zwei Liter pro 100 Kilometer höher. Besonders mit Hubbetten sind sie gut für vier Personen geeignet. Quelle: Knaus Bei sechs Insassen wäre eher ein Alkoven-Modell vorzuziehen. Diese Kategorien haben zudem den Vorteil, dass sie häufig mit einer Heckgarage ausgestattet sind, in der sich leicht Fahrräder, E-Bikes oder sogar Motorroller unterbringen lassen. Nicht nur dabei sollte auf das Gewicht und die Achslasten geachtet werden. Bei Reisemobilen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht können besonders in den großen Dimensionen die Zulademöglichkeiten schnell erschöpft sein, wenn Sportgerät, Campingtisch oder -stühle berücksichtigt werden müssen. Auch der Inhalt von Frisch- und Abwassertanks sollte nicht vergessen werden: Ein voller 100-Liter-Tank bedeutet schließlich 100 Kilo Mehrgewicht. Wo kann ich ein Wohnmobil mieten?Auf der Suche nach einem Wohnmobil-Vermieter wird es beim Googeln schnell unübersichtlich, denn das Angebot inklusive Sharing-Portale ist vielfältig. Es gibt private und professionelle Anbieter. Letztere haben den Vorteil, dass sie über eine größere Flotte verfügen und deshalb eher ein Ersatzfahrzeug parat haben, wenn ein Reisemobil wegen eines Unfalls kurzfristig ausfällt. Wer sich im Mietvertrag eine Bereitstellungsgarantie festschreiben lässt, ist auf der sicheren Seite. Außerdem haben die großen Unternehmen meist die neueren Fahrzeuge im Programm. Mit rund 2.200 Fahrzeugen dürfte der ADAC über die größte Reisemobil-Mietflotte verfügen, die sich auch im europäischen Ausland und auf anderen Kontinenten buchen lässt. Als Europas größter Reisemobil-Vermieter bezeichnet sich dennoch McRent. Das Unternehmen gehört mit Rent-Easy (nur Luxus-Mobile) und Best Time RV (für USA und Kanada) zur Rent Alliance, die wiederum eine Tochter der Erwin-Hymer-Gruppe ist. Das Mietgeschäft brummtAn mehr als 28 Stationen in Deutschland, weiteren 56 verteilt in 15 europäischen Ländern sowie zwei Stationen in Neuseeland und sechs in Japan lassen sich bei diesem Anbieter zahlreiche Produkte aus der Hymer-Gruppe buchen - vom VW California als einzig firmenfremdem Produkt bis zum Integrierten Dethleffs XLi . Zur Orientierung: Für einen Campingbus sind in der Sparsaison rund 63 Euro pro Tag zu veranschlagen, für einen Teilintegrierten mit vier Sitz- und Schlafplätzen in der Hauptsaison mindestens 127 Euro. Das Beispiel McRent, im Jahr 2004 gegründet, zeigt: Die Hersteller haben längst selbst erkannt, welches Potenzial für sie im Mietgeschäft steckt. Die Mieter von heute sind die Käufer von morgen. Ähnlich operiert die Trigano-Gruppe, die über die Deutsche Reisemobil-Vermietung Modelle von Eura und Forster anbietet, und seit zwei Jahren die „Rent-and-Travel“-Tochter von Knaus-Tabbert. Sie geht allerdings einen anderen Weg und bietet ihren Miet-Service bis hin zur durchgeplanten Reisemobil-Tour über 300 Partner-Reisebüros an. An 120 Mietstationen in Deutschland, aber auch in Großbritannien und Schweden können mittlerweile die insgesamt 1.200 Modelle der Marken Knaus und Weinsberg übernommen werden. Vertragsabschluss und ÜbergabeWenn Fahrzeug und Vermieter gefunden sind, gibt es bei Vertragsabschluss und Übergabe einiges zu beachten. Bei den meisten Anbietern in Deutschland muss der Mieter mindestens 21 Jahre alt sein und seinen Führerschein ein Jahr besitzen. Bei größeren Fahrzeugen können es auch 25 Jahre Mindestalter und drei Jahre Führerscheinbesitz sein. Klar ist, dass mit dem nach 1999 gemachten Führerschein Klasse B nur Wohnmobile bis 3,5 Tonnen bewegt werden können. Nur nach dem alten Führerschein Klasse 3 liegt die Grenze bei 7,5 Tonnen. Quelle: Hymer Ratsam ist ein zubuchbares Versicherungspaket mit Vollkasko, wobei die Selbstbeteiligung bestenfalls wählbar ist. Es empfiehlt sich, das Kleingedruckte zu lesen oder zumindest verbindlich vorher abzuklären, was bei Defekten zu tun ist: Ob kleinere Defekte auch selbst repariert werden dürfen, und wie zu verfahren ist, wenn im Urlaub eine länger dauernde Reparatur notwendig wird. Auch die Höhe der Kaution (kann bis zu 1.500 Euro betragen) und deren Rückzahlung sollte konkret geklärt werden. Dass bei der Übergabe alles sauber ist und die Tanks entleert sind, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die beiden meist zum Inventar gehörenden 11-Kilo-Gasflaschen müssen voll sein, was zumindest im Sommer für einen mehrwöchigen Aufenthalt ohne Nachfüllen reichen dürfte. Im Winter bei Dauerheizung hält eine Flasche allerdings nur etwa vier Tage. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass eine Kabelrolle mit den beiden nötigen Stromanschlüssen (Fahrzeug und Entnahmestelle) vorhanden ist. Möglichst auch ein Wasserschlauch. Vom Vermieter sollten man sich alle Absperrhähne und Sicherungen zeigen sowie die Kontrollinstrumente erklären lassen. Eventuell entdeckte Schäden sollten im Übergabeprotokoll vermerkt werden. Campen ist nicht überall erlaubtQuelle: Knaus Was Neulinge am Reisemobil-Volant noch wissen sollten: Freies Campen ist in Deutschland auf einem regulären Parkplatz erlaubt, aber nur für eine Nacht zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“, wie es offiziell heißt. Eine Markise darf dabei nicht ausgefahren werden, auch Campingtisch und -stühle müssen auf Parkplätzen verpackt bleiben. Stellplätze bieten sich als preiswerte, auch mehrtägige Übernachtungsmöglichkeit an. Fünf bis 15 Euro sind pro Tag zu veranschlagen, je nach Lage und Komfort. Auf Campingplätzen, auf denen auch die Ver- und Entsorgung im Preis eingeschlossen ist, sind in der Hauptsaison für ein Reisemobil mit zwei Personen pro Tag zwischen 20 und 35 Euro zu berappen. In der Nähe von Hauptstädten und in der Schweiz können es auch 50 bis 60 Euro und mehr werden.
Quelle: Spx |