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Mr. Cosmo: Mazda-Spezialist Senji Hoshino - Zu Besuch beim Wankel-Papst

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Als 1967 Mazdas Cosmo erschien, ging Senji Hoshino noch in den Kindergarten. Heute gilt der Japaner als Wankel-Papst, seine Werkstatt als Pilgerstätte für Cosmo-Fans.

Der japanische Mechaniker Senji Hoshino ist weltweit als Mazda-Cosmo-Fachmann bekannt Der japanische Mechaniker Senji Hoshino ist weltweit als Mazda-Cosmo-Fachmann bekannt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger

Tokio/Japan - Die Legende lebt. Während der Rest der Auto-Welt den Wankelmotor nur noch als Fußnote in der Geschichte kennt, ist das Prinzip der kreisenden Kolben in Japan noch immer angesagt. Die entsprechenden Sportwagen von Mazda haben eine eiserne Fan-Gemeinde.

Einer ihrer Gralshüter ist der Mechaniker Senji Hoshino, der sich weltweit als Wankel-Papst einen Namen gemacht hat und dessen Werkstatt zum Pilgerort für Wankel-Fans geworden ist. In der Star Field Garage anderthalb Stunden nördlich von Tokio kennt man sich wohl besser mit dem Mazda Cosmo aus, mit dem diese Geschichte vor fast genau 50 Jahren begonnen hat, als irgendwo sonst.

Dabei ist Senji San für den Cosmo eigentlich viel zu jung. Als Mazda den Wankelsportler 1967 auf den Markt brachte, ging der Japaner noch in den Kindergarten. Knapp 15 Jahre später begann er als Kfz-Mechaniker bei Mazda. „Da habe ich meine Leidenschaft für den Wankelmotor entdeckt“.

Nach eigenen Angaben repariert Senji Hoshino etwa 50 Mazda Cosmo pro Jahr Nach eigenen Angaben repariert Senji Hoshino etwa 50 Mazda Cosmo pro Jahr Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger Als ihm dann auf der Autobahn auch noch ein alter Cosmo vor die Nase kam, ist er dem Besitzer so lange hinterher gefahren, bis er dessen Namen und Adresse hatte. Ein Jahr sowie geschätzte hundert Telefonate später besaß er den Wagen. „Den musste ich einfach haben“, sagt Hoshino.

Wenn irgendwo ein Wankel streikt, klingelt Hoshinos Telefon

Da Mazda in gerade einmal fünf Jahren keine 1.200 Cosmo gebaut hat, braucht es schon ein wenig Nachdruck und Beharrlichkeit, um einen davon zu kaufen. „Denn viel mehr als 300 Autos haben die Zeit nicht überlebt“, rechnet Hoshino vor.

Zwar musste er seinen ersten Cosmo wieder verkaufen, als er Geld für das Familienheim brauchte. Doch die leidenschaftliche Affäre hatte Folgen. Mittlerweile ist Hoshino Chef der Star Field Garage. Fast immer, wenn irgendwo in Japan, den USA oder Europa einer der raren Renner streikt, klingelt bei ihm das Telefon.

Und bei allen anderen Wankel-Modellen von Mazda kennt er sich natürlich auch bestens aus: Luce, Caroll, RX-3 oder RX-8 – kein Kreiskolben-Motor, an dem er nicht regelmäßig schraubt. Mittlerweile hat er so viel Erfahrung, dass selbst Mazda gelegentlich bei ihm auf der Matte steht. „Wenn die bei einem Problem nicht weiterwissen, kommen sie zu mir“, erzählt Hoshino.

„Aber die Hälfte meiner Zeit verbringe ich tatsächlich mit dem Cosmo“, sagt der Chef von einem knappen Dutzend Mitarbeitern. Ständig seien mindestens 15 Autos in der Werkstatt, im Schnitt betreut er 50 Cosmo im Jahr. „Die meisten melden sich wegen defekter Motoren oder haben Probleme mit dem Öldruck“, plaudert er aus dem Werkzeugkoffer.

Kunden bis nach Neuseeland und USA

Dann kramt er die passenden Ersatzteile aus seinem Lager oder fertigt Teile selbst nach. „Aber viele Autos habe ich auch komplett überholt“, sagt Hoshino. Bis zu zwei Jahre ist er dann mit Motor, Fahrwerk, Karosserie und Innenraum beschäftigt. Stolz zeigt er in den hochglanzpolierten Motorraum seines eigenen Cosmo, mit dem er pro Jahr immerhin 5.000 Kilometer fährt.

In der Star Field Garage werden nicht nur Mazda-Cosmo-Modelle repariert In der Star Field Garage werden nicht nur Mazda-Cosmo-Modelle repariert Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger Zwar kostet der Spaß den künftigen Besitzer bis zu drei Millionen Yen. Doch wird so selbst aus einer üblen Rostlaube ein Schmuckstück, dessen Wert Hoshino auf sechs bis sieben Millionen Yen (52.000 Euro) taxiert.

„Über die Jahre habe ich so sicherlich 50 Prozent aller Cosmo in Händen gehabt, die heute noch auf der Straße sind“, sagt der Experte und meint damit nicht nur Autos in Japan. Immer wieder hat er mit Mazda-Fans in den USA, Belgien oder Deutschland zu tun. „Selbst in Neuseeland habe ich Kunden“, prahlt der Mechaniker, der selbst zu offiziellen Terminen am liebsten im Blaumann kommt.

Meist liefert er Ersatzteile. Aber hin und wieder schicken ihm Liebhaber einen kaputten Motor, den er überholt und dann wieder in die Welt schickt. Und bisweilen muss er für einen Sammler aus Übersee auch einen japanischen Gebrauchtwagen organisieren. „Den arbeite ich dann auf, lade den Interessenten zur Probefahrt ein und exportiere ihn danach ihn die USA oder nach Europa“, sagt Hoshino.

Dabei stolpert er immer wieder über Sprachhürden, denn mehr als ein paar Brocken Englisch kann er nicht. „Bei solchen Geschäften müssen mir Freunde hier in Japan oder in den USA die E-Mails übersetzen“, sagt er. „Wenn das so weitergeht, muss ich wohl doch ein bisschen Nachhilfe nehmen.“

Schlecht verdient Hoshino offenbar nicht: Seine drei Kinder fahren Porsche oder Mercedes, und er selbst hat gleich 15 Wagen in der Garage. Dazu zählen natürlich ein paar Cosmo, bisweilen fährt er 911er und sein ganzer Stolz ist ein Tourenwagen jener Bauart, mit der Mazda 1991 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat – natürlich mit Wankelmotor.

Senji Hoshino handelt mit Ersatzteilen für den Mazda Cosmo und fertigt auch selbst Bauteile nach Senji Hoshino handelt mit Ersatzteilen für den Mazda Cosmo und fertigt auch selbst Bauteile nach Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger „Davon gab es nur drei Stück, und einer davon gehört jetzt mir“, sagt er und strahlt über beide Backen. Warum Mazda den Wagen verkauft hat und wie viel er dafür zahlen musste, das habe er allerdings längst vergessen, flunkert Hoshino diplomatisch.

Mazda plant mit dem Wankel

Hoshino ist Mazda wohl auf ewig zu Dank verpflichtet, nicht nur, weil sein Job an den Oldtimern der Marke hängt. Sondern, weil sie dem Wankelmotor offenbar die Treue halten und so für eine rege Verjüngung in Hoshinos Kundenstamm sorgen. Denn die Studie, die Mazda jetzt für die Motorshow angekündigt hat, ist offenbar nur der Anfang.

„Diese Idee vom Sportwagen mit Wankelmotor dürfen wir nicht sterben lassen“, sagt Mazda-Entwicklungschef Kiyoshi Fujiwara und erzählt mit leuchtenden Augen von seinen ersten Testfahrten mit einem neuen Wankelmotor. Montiert in einem der letzten, im Sommer 2012 eingestellten RX-8, war er von dem Prototypen so angetan, dass er für eine Neuauflage der Wankelsportler kämpfen will. Die Studie von Tokio könnte ein erster, kleiner Sieg in diesem Ringen sein.

Als Basis für das kommende Auto will er die Architektur des MX-5 nutzen, die für den 300-PS-Motor allerdings deutlich verstärkt und so weit vergrößert werden soll, dass sie eine schmucke Coupé-Karosse mit 2+2 Sitzen tragen kann.

Viel mehr kann und will Fujiwara dazu noch nicht verraten. Nur den Premierentermin hat er schon fest im Kalender: Die Tokio Motor Show im Herbst 2017 – pünktlich zum 50. Geburtstag des Cosmo Sport, in dem Mazda zum ersten Mal einen Wankelmotor eingebaut hat.

Wankelpapst Hoshino wird diese Nachricht mit Freude hören. Zwar muss das neue Modell jetzt erst einmal auf den Markt kommen. Und bis es dann zum Oldtimer wird und zur Kur im Wankel-Sanatorium muss, wird es noch länger dauern. Doch in Japan denkt man schließlich langfristig, und von irgendwas müssen ja auch Hoshinos Kinder mal leben. Das Schrauben am Kreiskolben haben sie in Vaters Werkstatt jedenfalls gelernt.

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