Eine Britin soll 25.000 Euro für mehrere Hundert ignorierte Strafzettel bezahlen. In Deutschland würde sie damit ein Fahrverbot und eine Gefängnisstrafe riskieren.
Berlin – Die Britin Carly Mackie parkte ein Jahr lang jeden Tag vor ihrer eigenen Garage. Weil sie damit ihre Einfahrt blockierte, bekam sie nahezu täglich einen Strafzettel. Die warf sie weg – sie habe schließlich allenfalls sich selbst behindert. Jetzt soll die 26-Jährige eine Strafe von insgesamt 18.500 britischen Pfund (rund 25.000 Euro) bezahlen. Mackie wehrt sich dagegen, hat aber kaum Chancen auf Erfolg. Erstens, weil sie gegen keinen Strafzettel Einspruch erhob. Und zweitens, weil ihre Tickets von einer Privatfirma ausgestellt wurden. Diese übernehmen in Großbritannien oft die Überwachung des ruhenden Verkehrs. Sie gelten nicht als kulant bei Verhandlungen über die Strafhöhe. Strafzettel in Deutschland: Fahrverbot und HaftIn Deutschland hätte die Bußgeldstelle bei einem solchen Fall viel früher gehandelt. Im Mai 2014 meldete die Deutsche Presse Agentur, ein 36-Jähriger sei wegen 30 unbezahlter Knöllchen zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Der Falschparker hatte sich bis zum Schluss geweigert, die Summe von 1.180 Euro zu bezahlen. Doch selbst wer bezahlt, kann bestraft werden. Bei regelmäßigem Falschparken, sogenannten „hartnäckigen Ordnungsverstößen“, kann die Führerscheinstelle eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU, „Idiotentest“) anordnen. Bei Nichtbestehen oder Ignorieren droht der Führerscheinentzug. Als Faustregel gilt: Ein Strafzettel pro Woche über einen längeren Zeitraum ist zu viel. Im September 2012 bestätigte das Verwaltungsgericht Berlin eine Entscheidung der Verkehrsbehörde zum Führerscheinentzug. Im konkreten Fall verstieß ein Mann 127 Mal gegen die Parkordnung und fuhr 17 Mal deutlich zu schnell. Dass Dritte für einen Großteil der Verstöße verantwortlich waren, ließ der Richter nicht gelten. Der Angeklagte habe sie geduldet. Diplomatische Immunität und Parkzonen Die Stadt Dresden verdient im Monat durchschnittlich 300.000 Euro mit Falschparkern. Außer zur Weihnachtszeit, da boomt das Geschäft mit den Tickets und der Ertrag steigt auf 700.000 Euro. Eine App gegen Park-TicketsIn den USA können Strafzettelbesitzer per App Einspruch erheben. Der Anbieter „Fixed“ verspricht, die Hälfte aller Tickets erfolgreich anzufechten. App-Nutzer müssen nur den Strafzettel abfotografieren. Ein Anwaltteam legt Einspruch ein und verlangt bei Erfolg eine Provision in Höhe von 25 Prozent des Strafwerts. Niederlagen gibt es kostenlos. Die App funktioniert in vielen großen Städten, darunter New York, Los Angeles und Philadelphia. So etwas gibt es in Deutschland noch nicht. Dafür aber eine Alternative, die Knöllchen verhindern soll. Die App „Parkpatrol“ warnt, wenn sich das Ordnungsamt dem falsch geparkten Auto nähert. Die Daten dafür kommen von anderen Nutzern der App.
Quelle: Stern.de, dpa, RBB, Berliner Morgenpost, Sächsische Zeitung, |
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