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Porsche 928: Youngtimer-Fahrbericht - Zum 928 würde Porsche heute Shooting Brake sagen

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Der Panamera Sport Turismo soll Porsches Sportkombi werden. Neu ist die Idee nicht: Schon vor 40 Jahren sollte der 928 Porsche-Kunden mit Platz und Komfort überzeugen.

Stuttgart – Dicke Backen, breites Heck, schmale Rückleuchten. Als der 928 vor gut 40 Jahren auf die Messebühne rollte, schockte er viele Porsche-Fans. Das große Coupé hatte so gar nichts mit dem filigranen 911 gemeinsam. Nur die Unterkante der Windschutzscheibe sitzt exakt auf 911-Maß.

Statt auf Sechszylinder-Heckantrieb setzte der 928er auf einen V8-Frontmotor in Transaxle-Bauweise. Auch in weiteren Details unterschied sich das 4,45 Meter lange Coupé vom Elfer: Statt ausgestellten vorderen Kotflügeln mit stehenden Scheinwerfern trug der 928 eine flache Haube und Klappscheinwerfer im Kugel-Froschaugen-Design.

Es ging aber noch schlimmer: Statt Zündschlüssel links lässt sich der 928 nur mit der rechten Hand starten, für Porsche-Nostalgiker ein Frevel. Dazu der Preis. Als Neuwagen kostete der 928 im Juni 1977 55.000 Mark, der 911 SC nur 39.900 Mark. Doch aus heutiger Sicht war das gut angelegtes Geld. Der 928 begeistert noch immer.

Der Motor startet mit einer Überraschung. Statt prollig zu brüllen, tönt es dezent aus dem Auspuff. Kein aggressiver Sound, schon gar nicht mit heiserer Boxernote. Das liegt zum einen an der Auspuffanlage, zum anderen an der für einen V8 ungewöhnlichen Zündfolge 1-3-7-2-6-5-4-8.

Opulente Lederausstattung

Der erste wassergekühlte Voll-Aluminium-Motor schöpft anfangs aus 4,5 Litern, später 5,4 Litern Hubraum. Erstmals baute Porsche einen V8 mit 90 Grad Zylinderwinkel – vorherige V8 sind strenggenommen 180-Grad-Boxer. Der Motor verfügt über hydraulische Tassenstößel, die Nockenwellen treibt ein Zahnriemen an. Die Leistung reicht von 240 bis zu 350 PS im 928 GTS, gut für anfangs 230 km/h und zuletzt 275 km/h.

Der Innenraum hat mit der spartanischen Ausstattung früherer Porsche-Modelle nichts zu tun. Der 928 ist ein Reisesportwagen, keine Rundstreckenrakete. Weiche Lederpolster mit gestreiften Stoffbahnen schmiegen sich an die Insassen, das dicke Lederlenkrad an die Handflächen. Praktisch: Beim Kurbeln bewegen sich gleichzeitig die Instrumente mit.

Tacho, Drehzahlmesser und die vielen Kontrollleuchten sind für jeden Fahrer gleich gut abzulesen. Dieses klassische Cockpit hat noch bis weit in die 1990er-Jahre hinein Gültigkeit. Schrullig, aber nett: Handbremshebel und Lichtschalter befinden sich links neben dem Fahrersitz.

Die Schaltung erfordert Kraft

Nach ein paar Minuten Leerlauf haben die 7,5 Liter Öl im V8 etwas Temperatur. Automatik gab es erst ab 1980, die frühen Baujahre wie dieses 1981er-Modell verkaufte Porsche mit manuellem Fünfgang-Sportgetriebe. Heißt: Der erste Gang liegt unten links, die Gänge zwei und drei sowie vier und fünf in einer Gasse.

Ideal, um schnell die Schaltstufen zu wechseln - könnte man denken. Die harte Schaltung verlangt trotz Betriebstemperatur eine kräftige Hand. Ein Nachteil der langen Wege der Transaxle-Bauweise.

Das üppige Drehmoment von 343 Newtonmetern ab 3.600 Touren erlaubt meist Fahren im dritten und vierten Gang. Von 0 auf 100 km/h rennt das Coupé in 7,5 Sekunden, Spitze: 230 km/h. Viel Power scheint durch das hohe Gewicht von mehr als 1,4 Tonnen nicht auf die Straße zu kommen. Obwohl Fronthaube, vordere Kotflügel und Türen aus Aluminium bestehen, der Rest ist aus verzinktem Stahl.

So richtig porschig fühlt sich dieses Auto daher nicht an. Der 928 bewegt sich wie ein übergewichtiger Dorfvorsteher, der durch seine Statur beeindruckt, sich aber nur ungern aus seinem Patriarchensessel wuchtet. Der Porsche fährt träge, vielleicht eine Spur zu lässig.

Die Weissach-Hinterachse

Trotzdem ist da die Gewissheit: „Wenn mich einer ärgert, reicht ein Tritt aufs Pedal und ich stürme los“. Die Lenkung arbeitet Porsche-typisch exakt, die schmalen 215/60-VR15-Reifen greifen bissig in den Asphalt. Technisches Highlight ist neben dem V8 die sogenannte Weissach-Hinterachse. Sie führt die Räder an Längs- und Querlenkern, korrigiert die Spur bei Lastwechseln und geht dabei in Vorspur, um plötzliches Übersteuern zu vermeiden. Selbst bei 200 km/h bleibt das Coupé spurtreu und zerrt nicht am Lenkrad wie ein gleichalter Elfer.

Auch wenn der 928 eigentlich den Elfer ablösen sollte, was ihm zum Glück nicht gelang: Er war für Porsche ein wichtiger Technologieträger. Zwischen 1977 und 1995 blieb der 928 nahezu unverändert, insgesamt verkaufte Porsche mehr als 60.000 Fahrzeuge.

Viel Platz im 928

Neben dem modernen Motor und der ausgeklügelten Hinterachse bietet dieser Reise-Porsche etwas, das damals bei den Zuffenhausenern nicht selbstverständlich war: Raum. Der Platz für die vorderen Passagiere ist im Vergleich zum 911 sehr üppig bemessen. Lange Strecken von München nach Hamburg oder Sylt waren für Porsche-Fahrer in diesem Auto keine Strapaze mehr. Eben ein echter Gran Turismo mit sanft federndem Fahrwerk.

Selbst auf den hinteren Sitzen konnten zwei Erwachsene sitzen, ohne sich zusammenfalten zu müssen. Der 928 ist der zudem erste Porsche, der sogar im Kofferraum richtig Platz bietet. Kaum zu glauben: Der 928 bietet sogar einen variablen Innenraum. Klappt man die hinteren Sitze mit zwei Handgriffen um, erreicht die Ladefläche fast Kombi-Ausmaße.

Da schließt sich der Kreis zum neuen Panamera Sport Turismo. Laut Porsche darf das neue Modell natürlich kein Kombi sein, ebenso wenig wie der gute, alte 928 einer war. Kombi klingt unsexy. Auf Shooting Brake kann man sich allerdings einigen. Und dann kommen sich die beiden Autos erstaunlich nah, bei allen Unterschieden.

Eine Geschichte mit demselben Fahrzeug aus dem Porsche-Museum gab es bei uns bereits im März: 40 Jahre Porsche 928

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