SP-X/Barcelona. Er soll die große Geschichte von 2000 GT und Celica um ein neues Kapitel ergänzen: Mit dem GT86 besinnt sich Toyota auf die lange Zeit verloren gegangene Freude an schnellen Formen und sportlichem Fahrspaß.
Die Rezeptur für neue Lust und Leidenschaft an Sportwagen scheint stimmig: ein leichtgewichtiges Berlinetta-Coupé mit 2+2 Sitzen, ein drehfreudiger Boxermotor mit Hinterradantrieb und günstige Preise (ab 29.990 Euro). In den Schauräumen der deutschen Toyota-Händler steht der puristische GT86 ab dem 15. September 2012. Übrigens fast zeitgleich mit der Markteinführung seines Zwillingsbruders Subaru BRZ. Dem Subaru verdankt der GT86 sein Herzstück, den 200 PS leistenden 2,0-Liter-Boxermotor. Toyota liefert die Einspritztechnik dazu. Den Namen des GT86 können nur Motorsportenthusiasten deuten: Vor fast 30 Jahren genoss der parallel zum Fronttriebler entwickelte Corolla AE86 mit Hinterradantrieb einen fabulösen Ruf als Driftkönig bei Rundstreckenrennen und Rallyes. Das Driften erleichtern, oder besser, sicheres Driften erleichtern soll beim GT86 ein Stabilitätsprogramm, das sich stufenweise abschalten lässt. Leicht lässt sich das kompakte, 4,24 Meter lange Coupé ohnehin kaum aus der Ruhe bringen. Der dank Boxermotor tiefliegende Schwerpunkt, die ausgewogene Gewichtsverteilung von 53 Prozent vorn und 47 Prozent hinten und ein Sperrdifferential an der Hinterachse lassen den Racer forsch durch Windungen stürmen. Es erfordert mithin schon einen beherzten Gasstoß, um aus dem Vorwärtsstürmer einen Quertreiber zu machen. Menschmaschine Ein Entwicklungsziel für den GT86 lautete: Mensch und Maschine sollen zu einer ähnlich agilen Einheit werden wie bei einem Motorrad. Das geht im Grunde natürlich mit keinem Auto. Auch, weil es dem GT86 deutlich an dem Leistungsüberschuss eines Superbikes fehlt. Aber immerhin signalisiert unser Gefühl nach der Testfahrt: Toyota ist der Mission sehr nahe gekommen. 7,2 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 226 km/h sind für einen 200 PS-Boxermotor zwar ordentliche Werte. Richtig vom Hocker reisst das heute aber niemanden. Dazu kommt, dass das Sportfahrwerk ein Verlangen nach Mehr-Leistung weckt. Im Umfeld von Subaru sollen bereits Zahlen jenseits der 250-PS-Marke Marke gefallen sein. Bis dahin bleibt die Freude über niedrige Alltagsverbrauchswerte, die sich bei unseren schnellen Testfahrten zwischen neun und zehn Liter auf 100 Kilometer einpendelten. Der Normverbrauch beträgt 7,8 Liter. Mit der Sechs-Stufen-Automatik sinkt der Verbrauch sogar um weitere 0,7 Liter. Alltagssportler Toyota spricht beim Celica-Erben von uneingeschränkter Alltagstauglichkeit. Ein Blick auf die Rückbank beweist das Gegenteil. Wenigstens rollt der Wagen trotz dynamischer Ausrichtung noch so komfortabel, das Langstreckenfahrten denkbar sind. Ganz hübsch: Die Liste der Serienausstattung ist lang, die der Extras kurz. Standard sind das schlüssellose Zugangssystem, Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik, 17-Zoll-Aluräder, sieben Airbags und verspielte Details wie Sportpedale. Wichtigste sportliche Optionen sind 18-Zoll-Räder zu Preisen ab 389 Euro, eine Tieferlegung um drei Zentimeter für 189 Euro und ein Aero-Paket mit gewaltigem Heckflügel und Spoilerwerk zum Mehrpreis von 1.400 Euro. Bei so vielen guten Anlagen sollte es dem GT86 leicht fallen, die Langeweile aus der Modellpalette von Toyota zu vertreiben. Ob die sportliche Spaßmaschine jedoch an den Glanz früherer Überflieger wie Celica oder Supra anknüpfen kann? Das werden wir weiter beobachten.
Modell: Toyota GT86 Motor: 2,0-LiterVierzylinder-Boxermotor Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe (optional Sechsgang-Automatik) Leistung: 147 kW/200 PS bei 7000 U/min, max. Drehmoment 205 Nm bei 6400-6600 U/min Durchschnittsverbrauch: 7,8 (7,1) l/100 km CO2: 181 (164) g CO2/km 0 – 100 km/h: 7,6 s (Automatik: 8,2) Höchstgeschwindigkeit: 226 (210) km/h Länge x Breite x Höhe: 4,24m x 1,78m x 1,29m Kofferraum: ab 243 Liter Preis: 29.990 (31.540) Euro Marktstart: 15. September 2012
Quelle: Wolfram Nickel/SP-X |
verfasst am 10.05.2012
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