Morgen startet das 24h-Rennen in Le Mans: 60 Autos, 13,6 Kilometer pro Runde und bis zu 340 km/h auf der langen Geraden. Doch welche Klasse ist die Beste? Ein Kommentar.
Berlin – Fritz-Walter-Wetter an der Sarthe. Das dritte Qualifying für das 24h-Rennen von Le Mans fällt ins Wasser, die Rennleitung ordnet eine Stunde Pause an. Der Asphalt ist so nass, dass sogar das Pace-Car über die Strecke driftet. Kein Team fährt eine schnellere Zeit als zuvor, ein Ferrari dreht sich auf der Start-Ziel-Geraden. Quelle: Audi Es wird spannend in Le Mans. Am Samstag um 15:00 Uhr startet der Langstreckenklassiker im Westen von Frankreich. Die Platzierung steht seit dem zweiten Qualifying fest. Vorjahressieger Porsche startet in der LMP1-Klasse auf den Plätzen 1 und 2, gefolgt von Toyota. Audi geht von den Positionen 5 und 6 ins Rennen, dahinter das private LMP1-Team Rebellion Racing. Vor 50 Jahren gewann Ford das Prestige-Rennen mit dem GT40. 2016 soll sich das wiederholen, vier Ford GT starten in der GTE-Pro-Klasse. Sie gehen von den Positionen 1, 2, 4 und 5 ins Rennen, dazwischen und dahinter Ferrari. Porsche ist abgeschlagen und diskutiert über die Balance of Performance. Insgesamt starten in LeMans 60 Fahrzeuge. Ganz vorn kämpfen Prototypen mit experimenteller Technik. Weiter hinten seriennahe Fahrzeuge, gefühlt nur ein paar Schalldämpfer von der Straßenzulassung entfernt. Doch in welcher Klasse gibt es die beste Action, die spannendsten Zweikämpfe, den ganz großen Motorsport? Zwei Redakteure, zwei Meinungen: „Motorsport braucht Technik am Limit“Von Heiko Dilk Quelle: Toyota In Le Mans ist die größte Show die LMP1. Weil sie herrlich weit von der Serie entfernt ist. Da ist es schon fast schade, dass Audi in diesem Jahr von einem Drehmassenspeicher auf einen Lithium-Ionen-Akku umsteigt. Kennt man schließlich aus schnöden Sparmobilen mit Hybrid-Antrieb. Es sind ja Hybrid-Antriebe, die bei den großen drei – Audi, Porsche und Toyota – an der Sarthe zum Einsatz kommen. Aber was für welche. Rund 1.000 PS Gesamtleistung pro Auto. Ungefähr, ganz genau verrät das kein Team. Aber alle machen es anders. Audi fährt mit einem 4,0-Liter-V6-Diesel, Toyota mit einem 2,4-Liter-Sechszylinder-Benziner. Porsche setzt einen zierlichen 2,0-Liter-V4-Benziner ein. Technikwunderwerke. Dabei haben wir noch gar nicht über die immense Rekuperations-Leistung gesprochen. Die Audi dürfen beim Bremsen pro Runde bis zu sechs Megajoule zurück ins System speisen, Porsche und Toyota rekuperieren maximal acht Megajoule pro Runde. Laut Porsche gewinnt der 919 Hybrid in einem 24-Stunden-Rennen genug Energie, um ein Einfamilienhaus ein Vierteljahr lang mit Strom zu versorgen. Motorsport braucht das. Technik am Limit des Machbaren, echte Superlative. In Le Mans heißt das zum Beispiel: Runden-Durchschnittsgeschwindigkeiten von um die 250 km/h, weit mehr als 5.000 Kilometer Renndistanz, die immer noch mit mehr als 220 km/h im Schnitt absolviert werden, mehr als 25.000 Schaltvorgänge und Topspeeds von 340 km/h. Dazu der Konzern-Kampf zwischen Audi und Porsche. Spannender geht’s nicht. „Ehrliche Autos und 50 Jahre Konkurrenz“Von Constantin Bergander Quelle: Ford Hybrid, Diesel, Downsizing, Papperlapapp. Motorsport muss nah an der Serie und nah an den Zuschauern sein. Nah dran an den Gurken, die wir im Alltag bewegen. Oder zumindest an den Porsche, Corvette oder Ferrari, mit denen wir gerne fahren würden. Das sind vielleicht Träume, aber keine Luftschlösser. Denn irgendwie sind diese Autos nur einen kapitalen Kredit entfernt. Wenn ein V8 über die Zielgerade bollert oder ein Sechszylinder-Boxer durch die Schikane dröhnt, dann fühlt sich das ein bisschen so an, als ob sich Dein bester Kumpel bei „Wer wird Millionär“ durch die Fragen kämpft: Daumendrücken, bis die Fingernägel weiß werden. Egal, ob Werksteam in der Pro- oder privater Pilot in der Am-Klasse. Gefühlt schleift Nocken-Paule persönlich in der Box die Ventile ein. Mit geschrumpften, auf Effizienz gedrillten und Strom-unterstützten High-Tech-Klumpen müssen wir uns schon die ganze Woche rumärgern. Am Wochenende darf es ruhig etwas Ehrliches sein. V8-Motoren in den Corvettes, Sechszylinder-Sauger in den Renn-Elfern. Motorsport, der in den Ohren dröhnt und den Nacken kitzelt. Vielleicht haben das Audi und Porsche mittlerweile verstanden. Sie starten nur noch mit je zwei Autos in der LMP1-Klasse. Spannend wird es auf jeden Fall, sogar bei den modernsten Autos der GT-Werksteams. Denn in der GT-Klasse flammt ein Wettkampf wieder auf, der vor 50 Jahren begonnen hat. 1966 trat Ford mit dem GT40 in Le Mans an. Ein Auto, das nur entstand, um Ferrari zu schlagen. Jetzt stehen vier neue Ford GT in der Startaufstellung, umzingelt von drei Ferrari 488 GTE. Burger oder Pizza? In 24 Stunden ist Zeit für beides – und viele unvergessliche Momente mit unseren Helden aus Maranello, Detroit, Dearborn oder Zuffenhausen. Wen feuert Ihr an? Folgt Ihr der LMP1? Den GT-Rennern? Oder seid Ihr Fans der LMP2-Klasse? Schreibt Eure Meinungen in die Kommentare! |