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Fiat Panda Twinair - Zwei Töpfe für den Italiener

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“Der Letzte sei­ner Art”, dachte ich beim wich­tigs­ten Test (mei­nem näm­lich) des alten Panda. Der Neue würde doch eh grö­ßer und schwe­rer wer­den wegen Zeit­geist, also wollt ich den gar nicht erst fah­ren. Zufäl­lig bin ich ihn aller­dings jetzt doch gefahren.

Dass der neue Panda grö­ßer wer­den würde, war lei­der klar. Er inter­es­sierte mich daher erst­mal nicht mehr. Jetzt habe ich den “New Panda” aller­dings im Rah­men einer gro­ßen Recher­che doch bestie­gen, und es ist ohne Über­trei­bung das beste Auto, das ich je gefah­ren bin. Um das in Bezug zu set­zen: Ich bin die­ses Jahr sowohl den neuen Por­sche 911 gefah­ren als auch den VW Up im Panda-Segment. “Oh Gott! Ich kann nicht glau­ben, dass du sowas sagst!”, beschwerte sich Auto­journo Mar­cel Som­mer letzte Woche, als ich die­sen Satz bei der abend­li­chen Hop­fen­kalt­schale äußerte.

Mar­cel! Guter Mann! Die­ses Auto ist so eine bescheu­erte Hut­schach­tel, dass ich mich tot­ge­lacht habe beim Fah­ren. Diese starke Form von Unter­hal­tung muss doch bitte in eine Wer­tung eingehen!

Der Rad­stand ist wie beim alten Panda geblie­ben, aber die Karos­se­rie steht mit mehr Fett jetzt wei­ter über. Das ist einer­seits tra­gisch, weil der Panda in zwei Gene­ra­tio­nen wie so viele ehe­ma­lige Klein­wa­gen auf dem bes­ten Weg sein könnte, dop­pelt so fett zu wer­den wie die Urver­sion. Ande­rer­seits sieht der neue Panda aus wie aus dem Trick­film Lilo & Stitch, des­sen Zeichen-Maßgabe es war “alles muss aus­se­hen, als hätte man einen Stroh­halm rein­ge­steckt und ein biss­chen auf­ge­bla­sen”.

Es ist immer noch eine Hut­schach­tel, nur eben jetzt eine auf­ge­bla­sene. Über­all sind abge­run­dete (auf­ge­bla­sene) Vier­ecke, die Fiat “Squir­cles” nennt. Dazu kommt ein Turbo–auf­ge­bla­se­ner Rei­hen­zwei­zy­lin­der als Motor, der zwar signi­fi­kant Auf­preis kos­tet, aber zum Kon­zept passt wie per­verse Witze zu Roberto Benigni.

Den neuen Panda zu fah­ren ist damit, wie selbst eine Folge von Mr. Bean zu spie­len. Das Auto nimmt sich sowas von nicht ernst, dass sich nach kur­zer Zeit der Fah­rer die­ser Atti­tüde rest­los anschließt. Es gibt genug Gele­gen­heit zum Lachen. Der Motor brummt überen­thu­si­as­tisch wie ein sab­bern­der Mops, sodass man stän­dig im zwei­ten Gang 50 km/h fährt, ohne es zu mer­ken.

Ich meine: 85 PS rei­ßen bei 975 kg keine Wurst vom Brot, aber der kleine Motor ist mit so viel Eifer bei der Sache, dass man ihm sofort drei große Kno­chen in den Tank schie­ben will zur Beloh­nung. Das Antritts-Drehmoment von unten weg ist so gut, dass der Panda bei Bedarf die ers­ten Meter jedes Ampel­starts gegen andere Front­trieb­ler gewin­nen kann.

Durch den hohen Auf­bau gibt es bei Kur­ven­fahrt viel Schräg­lage nach außen, die gar nicht mehr so dür­ren Räder schub­bern über den Asphalt, der Motor knurrt und bellt, der Fah­rer fällt vor Lachen vom Stuhl. Es ist ein Erleb­nis, und es ist das, was ich von einem Klein­wa­gen will. Kurz: Das Fah­ren macht Spaß. Grad lese ich, dass sich Auto­jour­nos “mehr Rück­mel­dung” von der Len­kung wün­schen, was irgend­wie größte Grütze ist. Genau­so­gut könnte ich mir “mehr Rück­mel­dung” von mei­nem Bob­by­car wün­schen, das über alle vier Räder in jedes Eck quiekt. Par­ken bleibt easy-popeasy, selbst die Kabine ist ein ange­neh­mer Ort.

Klar könnte der Panda klei­ner sein, aber aktu­ell gibt es kein lus­ti­ge­res Ange­bot im Seg­ment. Der VW Up mag viel­leicht der mini­mal bes­sere Klein­wa­gen sein, aber er nimmt sich so ver­dammt ernst. Was soll die­ses Aus­ru­fe­zei­chen in “Up!”? Das hat sich der lang­wei­ligste Marketing-Mensch der Welt aus­ge­dacht, jemand, der eine Kaf­fee­tasse hat, auf der steht “Man muss nicht ver­rückt sein, um hier zu arbei­ten, aber es hilft!! Ich LOL mich tot!!”.

Jetzt hat ein Freund jüngst sei­nen Fiat 500 gegen einen Up getauscht, weil der Fiat nach einem Start als Vier­zy­lin­der sich kur­zer­hand bald selbst zum Drei­zy­lin­der machte und andere ita­lie­ni­sche Dinge tat, vor allem mit sei­ner Elek­trik. Aber anders als einem Fran­zo­sen würde ich einem Ita­lie­ner das ver­ge­ben. Ich würde einen Panda Twi­n­air hegen und pfle­gen, wenn er sich selbst zum Mon­Air machte und man in der Folge in einer Ein­zy­lin­der­hut­schach­tel durch die Stadt pöt­teln müsste. Man sehe es so: Der Panda ist wie ein Mops, ein Fami­li­en­mit­glied. Wenn der Mops hinkt, tau­schen ihn nur höchst herz­lose Fami­lien gegen einen zuver­läs­si­gen deut­schen Dackel aus. Jede nor­mal beherzte Fami­lie liebt den Mops dann nur umso mehr.

Fiat Panda Twi­n­Air Turbo MJ 2012

Ist: Eine auf­ge­bla­sene Hut­schach­tel.

Kos­tet: 12.890 Euro mit Zwei­zy­lin­der und “Lounge”-Ausstattung, 9.990 Euro als Basis-Vierzylinder

Leis­tet: 85 PS (63 kW) bei 5.500 U/min

Stemmt: 145 Nm bei 1.900 U/min aus 875 ccm

Wiegt: 975 kg leer

Tankt: 37 Liter Super

Ver­braucht: 6 bis 12 Liter pro 100 km

Hat: Start-Stop (das aber nicht funk­tio­niert hat), Audio-System und Bluetooth-Freisprechanlage von Micro­soft (die des­halb gut funk­tio­nie­ren), Data-Logging mit CSV-Ausgabe auf USB-Stick für die Spritspar-Community, und vor allem: Den Charme eines spe­cki­gen, hecheln­den Mopses.

Quelle: Mojomag

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