Alfa Romeo Giulietta 3 (940) 2.0 JTDM Test
04.08.2013 17:44 | Bericht erstellt von DoNuT_1985
Testfahrzeug | Alfa Romeo Giulietta 3 (940) 2.0 JTDM 16V |
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Leistung | 140 PS / 103 Kw |
Hubraum | 1956 |
HSN | 4136 |
TSN | ARG |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 1466 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 7/2013 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Fahre seit Juli 2013 eine Giulietta 2.0 JDTM, die Eindrücke kommen daher von meinen Privatfahrzeug. |
Karosserie
Im Großen und Ganzen ist das Raumangebot der Giulietta akzeptabel, d.h. normalgroße Erwachsene haben vorne wie hinten gut Platz, der rassigen Form geschuldet gibt es Defizite bei der Kopffreiheit im Fond. Personen über 1,90 sind dann schon recht knapp am Dachholm. In meiner Sitzposition kann es vorkommen, dass der Armaturenträger in der Scheibe spiegelt.
Die Übersichtlichkeit ist durch die breiten und flachen A-Säulen und die kleine Heckscheibe in Verbindung mit den massiven C-Säulen etwas eingeschränkt (Radfahrer!). In bestimmten Situationen (z.b. rückwärts/schräg ausparken) kann so schon mal ein ganzes Auto verschwinden.
Der Kofferraum ist klassenüblich groß (350 Liter), hat aber eine recht hohe Ladekante und muss über den Stoßfänger beladen werden (keine Schutzleiste!). Außerdem gibt es eine Innenkante mit 10-15 cm. Also eher kein Auto für regelmäßigen Getränketransport - eine große Reisetasche, Rucksack plus eine Getränkekiste - also die Überlebensration eines Singles - passt aber locker rein.
Die Verarbeitungsqualität würde ich irgendwo zwischen Ford Focus und Golf einordnen, also sauber ausgeführt, außerhalb des Sichtbereiches werden aber eher härtere Kunststoffe verwendet und manches sieht nicht so hochwertig aus, z.B. rund um den Schalthebel/Handbremse. Optisch ist der Innenraum aber dennoch ansprechend, mein Exemplar meldet sich leider hin und wieder mit Vibrationen aus dem Bereich des Amaturenträgers bei niedrigen Drehzahlen.
War mir auf Kurzstrecken anfangs gar nicht so aufgefallen ist und nicht nur Amerikaner stören wird. Es gibt abgesehen von der Box in der Armlehne (Telefon/Brieftasche) und einer kleinen Ablage darunter keine Cupholder oder Seitenfächer, in die man auch nur eine 0,5-Liter-Flasche geben könnte. Kleine Flaschen kann man relativ stabil zwischen Sitz und Mittelkonsole einklemmen, aber wirklich praxisgerecht ist auch das nicht.
Anmerkungen 2018
Je länger ich das Fahrzeug habe, desto mehr erkenne ich, dass der Innenraum der Giulietta mehr als ausreichend ist. So hab ich bis dato keine Beschwerde von Mitfahrern auf der Rückbank gehört und auch schon so einiges mit dem Fahrzeug transportiert, von Rennrädern über Möbel bis zu Rasenmähern. Es mag also geräumigere Fahrzeuge geben, für die meisten Dinge reicht es aber auch hier. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Gefälliges und eigenständiges Innenraumdesign
- + Allen Befürchtungen zum Trotz genug Platz für vier oder zwei mit Gepäck
- - Übersicht
- - Detailqualität
Antrieb
Der 2.0 JTDM mit 140PS ist eine souveräne Motorisierung für den in der Ausführung ca. 1400 kg schweren Kompakten. Von der Motorcharakteristik her eher ein TD der "alten Schule", d.h. Drehmoment und Leistung setzen ziemlich genau ab 2000 Touren ein, davor gehts eher gemächlich zu. Dafür ist im Leistungsfenster (2000-3500 U/min) mehr als genug Leistung vorhanden und der Wagen lässt sich zügig beschleunigen - auch an Autobahnsteigungen oder Bergstraßen.
Passend ist auch das Getriebe gestuft und lässt sich leicht und präzise schalten, kommt aber nicht ganz an die knackigen Boxen von Mazda, BMW oder Porsche ran.
DNA-Schalter
Über den "DNA"-Schalter in der Mittelkonsole lässt sich der Lenkwiderstand und die Charakteristik des Gaspedals verstellen, was sich fühlbar auswirkt. "Dynamic" sorgt für giftiges Ansprechen auf den ersten Zentimetern des Gaspedalwegs und stellt 350 (statt 320 Nm) Drehmoment bereit. Würde ich nur für sportliche Fahrweise im Landstraßentempo empfehlen. Zwischendurch mal langsam fahren funktioniert nicht so gut, man "ruckt" ziemlich durch die Gegend, gefühlvoll schalten ist aufgrund des spitz ansprechenden Pedals auch Übungssache
In 90% der Fahrsituationen ist man mit 'Normal' glücklich. Die strengere Lenkung und das spitzere E-Gas machen den Wagen nicht schneller, nur unharmonischer... d.h. in "Normal" fährt es sich genauso schnell und da die Giulietta sowieso keine adaptiven Dämpfer hat, holt man hier nichts Messbares raus. Besser ein sinnvoll abgestimmtes Normalprogram, einen Diesel fährt man sowieso auf der Drehmomentwelle, dazu muss man eben dem Motor im geeigneten Bereich halten, dann geht es zwar lautstark, aber angemessen zügig voran. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Bulliger Diesel
- + Moderater Verbrauch
- + Präzises und gut schaltbares Getriebe
- - Unter 2000 U/Min wenig Vortrieb
- - Etwas übertriebener 'Dynamic'-Modus
Fahrdynamik
In Sachen Fahrverhalten lässt sich dem Wagen nichts ankreiden, natürlich kommt man mit einem Dieselkompakten nicht ganz z.B. an einen BMW 3er ran, wie ich ihn zuvor gefahren bin, im Rahmen der Möglichkeiten ist der Alfa aber sehr agil abgestimmt.
Die Lenkung ist präzise und direkt, im "Normal"-Modus des DNA-Schalters ist die Rückmeldung genau richtig. Vom hohen Drehmoment (320 bzw. 350 Nm mit Overboost) merkt man kaum was, Ziehen in der Lenkung ist nur bei starker Beschleunigung aus engen Kehren zu vernehmen.
Das Fahrwerk ist eher straff, hat aber Restkomfort und erlaubt zügige Kurvenfahrten, auch mit der 17-Zoll-Bereifung (225/45R17). Im Grenzbereich tendiert der Wagen logischerweise Richtung Untersteuern, lässt sich aber sonst präzise ums Eck werfen. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Agiles Handling
- + Straffes Fahrwerk mit einer Portion Restkomfort
- - Gelegentliches Durchschlagen von Querfugen (Autobahn)
Komfort
Fahrwerk und Raumangebot sind eher sportlich, die Sitze der Distinctive-Linie mit optionaler Lordosenstütze sind aber wirklich gut, geben Seitenhalt, ohne zu kneifen und erlauben auch längere Strecken ohne Ermüdungserscheinungen.
Abgesehen von der etwas verschachtelten (und trägen!) Menüführung von MP3/Bluetooth sowie selten genutzter BC-Funktionen (Handy koppeln) ist die Bedienung selbsterklärend und weitestgehend "klassisch". Verwendet man Freisprechanlage/USB-Stick oft und braucht sowieso ein Navi, seien die ca. 700€ für Vorrüstung plus Zubehör-Tomtom empfohlen, womit man gewisse Funktionen (Musik/Telefon) über den Touchscreen anstatt übers Lenkrad ansteuern kann.
Geräuschniveau im Innenraum ist eher mittelmäßig - das Abrollgeräusch der verwendeten Reifen (Pirelli Cinturato P7 - Empfehlung in Sachen Laufleistung) ist auf schlechten Straßen vernehmbar, die Dämmung des Motors bei VW oder Premiums wohl auch besser. Ist aber eher als "wahrnehmbar" denn als "störend" einzustufen. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Gute Sitze
- + Bedienung der Basisfunktionalität selbsterklärend
- + Federung trotz sportlichem Setup mit genug Restkomfort
- - Mäßige Motordämmung
- - Komplizierte USB/Bluetooth-Bedienung
Emotion
Das Markenimage und die auffällige Optik der Giulietta waren einer der Gründe, warum ich mich für das Fahrzeug entschieden habe. In der uniformen Masse der Kompakten sticht der Alfa hier (vor allem in Rot) ziemlich heraus, das knackige Heck inklusive spekatkulärem Leuchtendesign, die auffällige Front mit "Scudetto" sorgen für einige Alleinstellungsmerkmale... Blicke erntet man mit dem Wagen auf jeden Fall.
Die wuchtige Front ist natürlich Geschmackssache, mir gefällt der Wagen aber rundum richtig gut. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Tolles Design innen wie außen
- + Sportliches Markenimage
Gesamtfazit zum Test
Wer einen dynamischen und eher nonkonformen Kompakten mit einem leichten Hang zur Extravaganz sucht, ist hier genau richtig.
Design und Fahrverhalten sind auf jeden Fall hervorzuheben, hier bewegt man sich in der Gegend von sportlicheren Kompakten alà Focus oder 1er.
Die oft in der Fachpresse erwähnten Nachteile wiegen mMn nicht so schwer. Wer einen Kompakten kauft, erwartet kein Raumwunder und fährt auch eher selten bis unters Dach beladen. Gepäck für einen Urlaub zu zweit passen locker rein.
Wer es auf das letzte Quäntchen Raffinesse und Verarbeitungsqualität ankommen lässt oder ein übersichtliches und primär praktisches Auto sucht, ist hier eher fehl am Platze... obwohl 4 Personen oder ein Paar mit Kind wahrscheinlich trotzdem mit dem Wagen leben könnten.
Hier ein kleines Qualitäts-Zwischenfazit nach ungefähr 3,5 Jahren Giulietta beim Kilometerstand von 40.000 km
Grundsätzlich ist nix kaputtgegangen, die einzigen Problemchen sind elektronischer und akustischer Natur
- Bluetooth-Koppelung schlägt nach längerer Zeit fehl, manchmal ist das Telefon auch gekoppelt und man kann Anrufe annehmen, jedoch über die Lautsprecher des Telefons (Google Nexus 5, Android 6.0.1) anstatt übers Fahrzeug
- Tempomat lässt sich oft erst wieder nach Motorneustart aktivieren, Tausch des Reglers am Lenkrad bringt keine 100%-ige Besserung
- Resonanzgeräusche aus dem Armaturenträger wurden mittels Schaumstoff auf Garantie beseitigt (Bereich OBD-Stecker links unter dem Lenkrad)