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Alfa Romeo GTV 916 2.0 V6 TB Test

27.02.2017 15:47    |   Bericht erstellt von allfister

Testfahrzeug Alfa Romeo GTV 916 2.0 V6 TB
Leistung 202 PS / 149 Kw
Hubraum 1996
HSN 4001
TSN 147
Aufbauart Sportwagen/Coupe
Kilometerstand 150000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 7/1996
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von allfister 3.5 von 5
weitere Tests zu Alfa Romeo GTV 916 anzeigen Gesamtwertung Alfa Romeo GTV 916 (1995 - 2005) 3.5 von 5
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Einleitung

Berichtet wird hier über mein Privatfahrzeug, welches seit 2010 in meinem Besitz ist. An den Moment vom Kauf kann ich mich noch heute erinnern, wie am ersten Tag. Ich war Azubi, hatte kaum einen Extracent für Wartung eingeplant. Jeder versuchte, mich mit klassichen Floskeln zu warnen. Manches sollte sich bewahrheiten, manches nicht...ich denke dieser Erfahrungsbericht zeigt ebenso viel über die Marke Alfa Romeo, wie über das Auto selbst.

 

Die ersten drei Jahre war der Wagen tagtäglich im Einsatz auf den Weg zur Arbeit, danach nur noch als Saisonfahrzeug. 80.000km später habe ich keinen Moment bereut.

Karosserie

2.0 von 5

Außendesign:

Designed by Pininfarina, da kommen Gefühle auf. Die Form des Fahrzeugs polarisiert schon im Stehen. Egal ob man die Form mag oder nicht, viele drehen sich nach dem Fahrzeug um oder drücken Ihre Nase gegen die Fensterscheibe.

 

Der Formverlauf beginnt Spitz am Scudetto (Fahrzeuggrill) und verbreitert sich in V-Form stark muskolös bis ans Stummelheck, welches dann die fließende Form abbruppt beendet. Dazu kommt eine sehr aerodynamische Linie mit niedrigen Schwerpunkt. Schon optisch durch und durch ein echter Alfa!

 

Aber es ist wie es immer ist. Was außen zu kreativ beginnt, endet mit den Platzverhältnissen im Innenraum ernüchternd. Aber dafür ist es eben ein Sportcoupe und kein Familienvan.

Fahrer- und Beifahrerplatz sind ausreichend dimensioniert. Bei 1,9m Körpergröße bestehen hier keine Probleme mit der Sitzhöhe.

Im Fond befinden sich zwei Notsitze. Diese können entweder von Kleinwüchsigen oder von Kindern in Betracht gezogen werden, für alles andere muss man aufgrund der Beinfreiheit Yogameister sein. Im besten Falle als Ergänzung zum Kofferraum geeignet. Dieser fällt absolut winzig aus, sofern das Ersatzrad dort Platz nimmt. Für eine 11er Bierkiste noch ausreichend, sollte man den Ausflug in den Baumarkt lieber verschieben.

 

Das wahre Augenmerk ist ausreichend dimensioniert. Unter der Motorhaube findet selbst die große 3,2l V6 Maschine Platz. Entsprechend lässt sich schon erahnen das, dass Augenmerk das Fahrzeugs im Fahren und nicht im Beladen liegt!

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Design
  • + Motorcharakteristik
  • + Fahrwerk
  • - Platzangebot Fond und Kofferraum
  • - stellenweise knarzende Plastik im Innenraum

Antrieb

4.0 von 5

Mein Bericht bezieht sich auf den 2 Liter 6 Zylinder Turbobenziner. Dieser ist ein ganz eigenes Kaliber, gehört zur sogenannten Arese V6 Motorenserie (1980 bis 2005 gebaut). Im Gegensatz zu den 24V Motoren von Alfa, handelt es sich hierbei um den älteren 12V Bruder, der eine höhere Wartung erfordert, dazu im unteren Teil mehr.

 

Kenner lieben den einzigartigen Rennmotorenklang, die Gier nach Drehzahl, turbinenartige Leistungsentfaltung und das wunderschöne Motorendesign.

Nicht nur die 148 KW/202 PS, sondern der Turboschub der bei 2400 U/min langsam einsetzt und seinen vollen Druck bei 3300 U/min entfaltet machen hier den Unterschied. Der Motor bietet 271 NM Drehmoment bei 2400 U/min (ebi Overboost 281 NM) und hat genauso viel Drehmoment wie der 3 Liter V6 24V, dies aber bei 40% geringerer Drehzahl - das ist doch ein Wort. Drückt man das Gaspedal ganz durch, so macht der Motor dank Overboost 1.1 Bar Ladedruck für 45 Sekunden Zusatzleistung frei.

 

Charakteristik: Sehr kultiviert,seidenweicher Lauf, der Motor brabbelt vor sich hin. In der Höchstgeschwindigkeit sind 235km/h möglich. Der Verbrauch beläuft sich bei sportiver Fahrweise auf 10-11 Liter. Bei Vollgasorgien sind es auch mal 16 Liter und mehr.

 

Unterhalt und Pflege: Ventilspiel prüfen: alle 20.000 km, Motorölwechsel alle. 10.000 km(10W60) , Zahnriehmenwechsel alle 60.000km oder 5 Jahre. Erfüllt man diese hohen Forderungen, ist es einfach sich an so einen Alfamotor zu erfreuen. Entgegen den allgemeinen Gerüchten, ist es locker möglich bei o.g. Pflege den Wagen über 300.000km zu fahren.

 

Wer die Pflege missachtet, der wird an einen von vielen Alfas geraten, die durch potenzielle Unwissenheit, Finanzmangel oder von einen Golffahrer niedergeritten wurde.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + einzigartiger Motorenklang
  • + wunderbares Ansprechverhalten
  • - Eng abgestufte Wartungsintervalle (nicht bei allen Alfa V6, nur bei dieser Sorte Motor)

Fahrdynamik

4.0 von 5

Die Fahrdynamik beim V6 bestätigt, was die Form im Stand vorgibt. Der Alfa ist eine Fahrmaschine. Auf einen kompromisslosen Motor, trifft eine sehr direkte Lenkung, ein knackiges Fahrwerk und ein niedriger Schwerpunkt.

 

Während der arg kopflastige, tiefergelegte und mit bunten Aufklebern versehene Audi hinter einem schon wieder drängelt , schaltet der GTV-Fahrer einfach einen Gang runter, verlässt sich auf die mitlenkende DeDion Hinterachse und lässt das Fahrwerk in der Kurve sich am Asphalt anpressen. Das Ganze fühlt sich so vertrauenserweckend und intuitiv an, dass man oft vergisst, dass der Reifen die Grenze vorgibt.

 

Leider können bei dieser Motorisierung die Bremsen nicht mithalten, was daran liegt das Alfa Romeo beim Turbomodell die kleinere Bremsanlage vom 150PS Model verwendet. Entweder man lebt mit Fading samt höherer Bremsstrecke oder man rüstet zu gelochten Scheibenbremsen mit High-Performance Bremsbelägen auf.

 

Weiterer Contrapunkt ist der konstruktionsbedingt hohe Wendekreis auf Parkplätzen

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + extrem direkt umgesetzte Lenkung
  • + sicheres, sanftes Fahrwerk...im Grenzbereich wunderbar korrigierbar
  • - Wendekreis so groß wie ein eigenes Sonnensystem

Komfort

3.5 von 5

Mit dieser Kategorie kann ich als Alfa-Fahrer wenig anfangen. Wie soll man Komfort bewerten, wenn man in einen tiefergelegten, 20 Jahre alten Sportwagen mit Go-Kart Charakteristik sitzt. Hier ist Komfort zweitrangig, aber vorhanden. Es war mir schon möglich Strecken von 1300km von Deutschland nach Kroatien zu fahren, ohne einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Trotz hart sportlichen Fahrwerks, kommt man gut auf den vorderen Plätzen aus, die hinteren sollten immer leer bleiben.

 

Bei niedrigen Temperaturen neigen manche Plastikteile zum Knarzen. Generell sollte man bei der Verarbeitung keinen Porsche erwarten. Teils unterscheiden sich Spaltmaße deutlich im Innenraum. Komfortfunktionen beschränken sich auf elektrische Fensterheber und einer Klimaanlage, mehr sollte man bei den Modellen bis 2003 nicht erwarten.

Aber wie heißt es so schön? Schnickschnack den das Auto nicht besitzt, kann auch nicht kaputt gehen.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Kein technischer Schnickschnack an Bord
  • - Teils trockene Stoßdämpfercharakteristik bei Querfugen und Schlägen.

Emotion

4.5 von 5

Dieses Auto lässt mich immer wieder mein inneres Kind spüren. Jenes, dass sich auf den Parkplatz seinen eigenen Auto einen Blick hinterherwirft, weil es sich nicht satt sehen kann.

Jenes, dass mich die Gänsehaut spüren lässt bevor ich mich tief im Cockpit niederlasse und den Schlüssel drehe, bevor der Motor seinen Klang entfaltet.

Und jenes, dass mich stolz lächelnd nach gemeinsamen 80.000km das schlechte Stammtischgerede vergessen lässt, denn jeder Golffahrer weiß es besser :)

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Unnachahmliches Design
  • + Fahrlust nach klassichen Werten, ganz ohne Luftfahrwerk, Navigation oder Audio-Streaming.
  • - Keine vorhandene Crahsteststatistik vorhanden-da Kleinserie

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 9385
Haftpflicht 600-1.000 Euro (85%)
Außerplanmäßige Reparaturkosten Elektrik/Elektronik - Sicherungen/Sicherungskasten (50 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Eine Fahrmaschine um den Moment zu leben. Der Weg ist das Ziel, jede Kurve reiner Spaß. Der Motor entzückt in jeder Lebenslage, schafft es immer wieder ein dickes Grinsen ins Gesicht zu zaubern.

Ein individuelles Fahrzeug für Menschen, die gerne mal über den Bauch denken und eine gewisse Unvernunft lieben, ohne dabei die Kosten eines Maseratis oder Porsche einplanen zu müssen.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wenig Platz im Kofferraum und Fond, Verarbeitungsmängel im Detail. Die definierte fahrende Unergonomie. Wer auf tolle Getränkehalter, Ablagen für die Kinder, und Platz für den Baumarkt steht, der sollte dieses Fahrzeug lieber stehen lassen.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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