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Audi A4 B7 (8E) 3.0 TDI Quattro Test

24.10.2011 20:18    |   Bericht erstellt von Schmatsi

Testfahrzeug Audi A4 B7/8E 3.0 TDI Avant quattro
Leistung 232 PS / 171 Kw
Hubraum 2967
HSN 0588
TSN 877
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 105000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 4/2006
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von Schmatsi 3.5 von 5
weitere Tests zu Audi A4 B7/8E anzeigen Gesamtwertung Audi A4 B7/8E (2004 - 2008) 4.0 von 5
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Einleitung

Nach langer deutschlandweiter Suche nach einem gutausgestatteten und gepflegten 2.0T A4 mit S-Line Paket ist mir im September 2009 beim örtlichen Audihändler mein Dicker aufgefallen. Mit 63.000km eigentlich zuviel gelaufen dachte ich mir, aber für einen 3.0 TDI... Naja, nach der Probefahrt und dem Check auf der Bühne beim befreundeten Reifenhändler ist er es dann geworden.

Subjektiv gefühlt noch mehr Druck als der Turbo-Benziner, gleichzeitig sparsamer im Verbrauch und endlich ein Exemplar mit den absoluten Must-Haves an Ausstattung waren die wesentlichen Kaufargumente.

 

Mein Fahrprofil an km ist ausgewogen, zeitlich gesehen spielt der Stadtverkehr wohl die größte Rolle. Gelegentlich wird er auch als Zugmaschine für Boote, Holz oder Pferde genutzt, alles mit Bravour. Am meisten beeidruckt der 3.0TDI bei längeren schnelleren Autobahnfahrten. Geschwindigkeiten über 200km/h sind kein Problem und auch die Vmax erreicht er spielend. Mein Durschnittsverbrauch die letzten 40.000km liegt bei 8,5 Litern.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Das Platzangebot vorne ist gut, auch für Personen über 1,95m. Hinten wird es dann aber eng mit der Beinfreiheit. 4 Personen über 1,85m im Auto ist nicht angenehm.

Der Kofferaum ist bisher immer ausreichend gewesen.

Auch die Übersichtlichkeit ist gut, nur die Sicht nach rechts wird bei bestimmter Sitzeinstellung teilweise von der B-Säule und dem Beifahrersitz eingeengt.

Was mich stellenweise massiv nervt ist das Knacken der Amaturen im Innenraum! Abwechselnd die Navieinheit, die Mittelarmlehne, die Fahrertür, die Beifahrertür, irgendwas am Tacho, oder am Gurthalter hinten rechts! Hier spielt sicher auch das S-Line Fahrwerk eine Rolle.

Was ich ebenfalls als schlecht empfinde ist die nicht vorhandene Möglichkeit die Heckscheibe per Heckwischer von Tau zu befreien. Hier bleibt nur die gute alte Handarbeit.

Rein von der optischen Wertigkeit macht dem Audi so schnell keiner was vor. Schon gar nicht aus dem selben Baujahr.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Exterieur und Interieuer sehr hochwertig
  • + Übersichtlichkeit gut
  • + Zu Zweit oder Dritt bequemes Reiseauto
  • - Knacken und Knarzen im Innenraum
  • - Platzangebot hinten bei größeren Mitfahrern nur sehr eingeschränkt

Antrieb

3.5 von 5

Der 3.0 TDI ist ein Diesel alter Schule. Unten nichts, oben nichts, mittendrin ziemlich viel. Der Spaß fängt bei 2000 U/min an und hört bei ca 3500 U/min wieder auf. Das können besonders aktuelle Diesel-BMWs deutlich besser, auch ohne 6 Zylinder.

Gut, der Dicke hat 232 PS und ist sicher nicht untermotorisiert, aber wer hier einen Sportwagen erwartet ist fehl am Platz. Vielmehr ein gemütlicher Gleiter mit ausreichenden Leistungsreserven für die linke Spur.

Im D-Modus wirkt die Automatik teilweise etwas träge. Der S-Modus ist für den alltäglichen Stadtverkehr zu spritzig, für die schnelle Autobahnetappe oder die zügige Überlandfahrt aber genau richtig. Insgesamt könnte das Getriebe früher hochschalten und einen siebten Gang vertragen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Im Mittel liegt mein Verbrauch bei 8,5 Litern. Das finde ich absolut in Ordnung für ein Auto mit 1850kg und meiner Fahrweise. Bei LKW-Windschattenfahrten fällt die Anzeige teilweise sogar unter 5,0 Liter auf der AB, im reinen Stadtverkehr dürfen es aber auch mal 13 Liter sein.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Durchzugsstarker Dieselmotor
  • + Gute Fahrleistungen
  • + Guter Verbrauch bei diesem Gewicht
  • - Traktor-Diesel-Sound
  • - Richtig Bumms nur in begrenztem Drehzahlband
  • - Audi empfiehlt nur Diesel ohne Biodieselanteil zu tanken- damit tanken auf Benzinerniveau

Fahrdynamik

4.0 von 5

In Verbindung mit dem S-Line Fahrwerk wirkt der Dicke trotz 1850kg recht agil. Für manche ist das Fahrwerk sicher zu hart. Ich habe mich daran gewöhnt und will es nicht mehr missen.

Das hohe Gewicht auf der Vorderachse lässt sich nicht abstreiten und so tendiert der Dicke bei sehr zügiger Gangart gerne mal dazu über die Vorderräder zu schieben.

Zu den Bremsen gibt es nichts negatives zu sagen. Auch eine Vollbremsung aus 230km/h haben sie unbeschadet überstanden und trotz leichter S-Kurve gut auf LKW-Tempo verzögert.

Das Fahrwerk macht jederzeit einen sehr sicheren Eindruck und ist bei normaler Fahrweise nur schwer an seine Grenze zu bringen.

Bei Schnee wird der Dicke zum Spaßmobil. Traktion ohne Ende und mit abgeschaltetem ESP super kontrollierbare Drifts. Bringt mir immer wieder ein Grinsen aufs Gesicht.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Sehr agiles Fahrwerk mit hohen Sicherheitsreserven
  • + Gute Bremsen
  • + Perfekte Traktion dank Quattro
  • - S-Line Fahrwerk nicht für Jedermann geeignet
  • - Viel Gewicht auf der Vorderachse

Komfort

4.0 von 5

Wie bereits geschrieben ist das S-Line Fahrwerk eher was für sportliche Typen. Dem S-Klasse vewöhnten Rentner vergeht da schnell die Lust.

Die Sitze sind super bequem und bieten guten Seitenhalt.

Mit steigender Geschwindigkeit steigen, oh Wunder, auch die Innengeräusche. Für mich etwas zu stark für einen Wagen eines Premiumherstellers.

Die Bedienung ist mega easy wie ich finde. Alles sitz da wo man es erwartet, es ist aufgeräumt, Note 1 mit Sternchen!

Die Klima ist mir persönlich zu aggressiv. Selbst im Sommer stelle ich sie selten unter 24 Grad, da ich sonst am Tag danach Halsschmerzen habe. Zum Glück gibts das Schiebedach.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Straffe Federung
  • + Bequeme Sitze
  • + Sehr einfache Bedienung
  • - Zu aggressive Klima
  • - Innengeräusche bei hohen Geschwindigkeite deutlich wahrnehmbar

Emotion

4.0 von 5

Mit dem S-Line Exterieur Paket und gescheiten Felgen ist der B7 echt ein Sahnestück. Einfach dezent sportlich elegant ohne dick auftragen zu müssen. Da hat Audi die (deutsche Premium)Konkurrenz gut im Griff. Mir hat noch niemand ins Gesicht gesagt, dass ihm/ihr mein Auto nicht gefällt.

Auch das Image passt mir sehr gut. Audi steht (noch) nicht für die Prollo-Tuning-Fraktion und andererseits auch nicht für die biedere Rentnergeneration. Mal sehen wohin uns die LED-Lichtbänder noch bringen werden.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Elegant, sportliches Design
  • + Positives Image
  • - Leider bleibt auch dieser Fahrzeugtyp nicht vor Baumarkttuning verschont

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 400-500 Euro
Verbrauch auf 100 km 8,5-9,0 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie 12 Monate
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro
Haftpflicht 400-500 Euro (100%)
Vollkasko 400-600 Euro 100%

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Das Fahrzeug ist ein gelungenes Gesamtpaket. Wer einen Sportwagen erwartet wird sicher enttäuscht werden, wer einen Luxusgleiter sucht ebenfalls. Wer die gesunde Mischung aus Sportlichkeit, Design, Komfort und Technik sucht, wird beim B7 fündig.

Er schafft es einfach alle Disziplinen gut zu meistern. Im Sport wäre er ein Zehnkämpfer oder ein Bastian Schweinsteiger ;-)

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Teilweise wird der Premiumanspruch nicht ganz erfüllt. Knärzende Innenraummaterialien töten bei schlechten Fahrbahnen und großen Felgen den letzten Nerv. Auch sollte man sich klar sein, dass das Fahrzeugmodell bereits 6 Jahre alt ist. Adaptive Fahrwerke, EU6 Diesel usw., alles das gibt es nicht.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 5

Tue Oct 25 08:03:06 CEST 2011    |    Rowdy_ffm

Hi Schmatsi,

gut gemacht! Man muss sich schon manchmal überwinden, etwas Schlechtes an dem Audi zu finden und es auch zuzugeben. ;) Aber ich kann Deinen Ausführungen folgen.

Lediglich die Durchzugsschwäche unten rum und oben raus kann ich nicht bestätigen. Ebenso wenig die unangemessene Geräuschentwicklung bei höherem Tempo.

Ich denke, das S-Line-Fahrwerk spielt in Bezug auf Knarzgeräusche keine unerhebliche Rolle. Mein Dicker ist mit 19"-Rädern und Audi-Sportfahrwerk jetzt ähnlich hart, wie ein S-Line-Fahrwerk mit 18" und 225/40er Reifen. Knarzen kenne ich nur von der MAL, wenn ich den Arm drauf abstütze. War bisher nur zu faul dagegen etwas mit unterfüttern oder Moosgummi zu unternehmen.

Gute Fahrt!

Gruß

Rainer

Tue Dec 27 17:01:33 CET 2011    |    Federspanner10432

Du hast geschrieben, dass deiner erst bei 2000U/min loszieht... das war bei meinem auch mal so! Nach Luftmassenmesser-Säuberung und Saugrohrklappenwechsel geht die Kiste schon bei 1400U/min richtig los!

Grüße!

Tue Dec 27 21:53:26 CET 2011    |    Schmatsi

Wie hast Du das gesäubert? Mit welchen Reinigern?

 

VG

Wed Jan 11 09:30:10 CET 2012    |    Federspanner10432

Ich habe ihn erstmal abgeklemmt und dabei rausbekommen, dass es das Steuergerät gar nicht merkt, dass was fehlt (keine Fehlermeldung im Cockpit, die sonst käme wenn der Messer gehen würde). Daraufhin habe ich ihn abgeschraubt und mit Industrie-Schnellreiniger (aus der Dose) vorsichtig eingesprüht, überflüssige Flüssigkeit mit Papier abgewischt und dann vorsichtig mit Druckluft getrocknet. Darf natürlich nix kaputt gehen dabei! Nach dem Einbau merkt man die Verbesserung nicht sofort, es dauert einige Kilometer bis sich das Steuergerät wieder an den Luftmassenmesser "gewöhnt".

Grüße!

Fri Jan 25 09:38:01 CET 2013    |    Spiralschlauch6554

Schöner Bericht,

 

kann ich grundsätzlich alles so unterschreiben :)

Jedoch schon wie von masc4ii geschrieben kann ich auch keine Schwächen im unteren Drehzahlbereich feststellen. Im Normalfall fahr ich im D Programm meistens knapp über Standgas. Ab 1400 gibt er merklich Stoff und lässt erst kurz vor 4000 schön langsam nach.