Audi A6 Allroad C6 (4F) 3.0 TDI Quattro Test
02.02.2014 17:53 | Bericht erstellt von bu_911
Testfahrzeug | Audi A6 C6/4F Allroad 3.0 TDI quattro |
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Leistung | 240 PS / 177 Kw |
Hubraum | 2967 |
HSN | 0588 |
TSN | AJJ |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 75000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 9/2010 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | wenige Wochen |
Einleitung
Das Fahrzeug besitze ich seit Ende 2013, bis dato zurückgelegte Strecke sind rd. 1.500 km. (Stand 02/2014) |
Karosserie
Das Platzangebot vorn ist sicherlich mehr als ausreichend, allerdings für ein Auto dieser Größenklasse nicht übermäßig. Der Vorgängertyp 4B erzeugt einen luftigeren Raumeindruck, da das Armaturenbrett nicht so wuchtig in den Raum ragte, ferner die Mittelkonsole niedriger war. Im 4F ist man ähnlich den BMW Modellen stärker ins Fahrzeug integriert und Fahrer und Beifahrer deutlicher voneinander "getrennt". Das Platzangebot hinten ist - zumindest subjektiv - kleiner als im Vorgängermodell. Der Kofferraum ist zwar absolut gesehen recht groß und bis zur Fensterkante sehr gut nutzbar. Die schräg angesetzte Heckscheibe kostet Platz beim Transport sperriger Gegenstände. Schön ist jedoch ein großes Fach mit Schmutzwanne unter dem Gepäckraumboden (allerdings erkauft durch den Verzicht auf ein Reserverad, ein Reifenspray und Kompressor müssen für den Pannenfall genügen). Die Übersichtlichkeit ist durchschnittlich, im vorderen Bereich stören die wuchtigen A-Säulen und die großen Außenspiegel, so dass man erhebliche "Blind Spots", vor allem in engen Kurven, in Kauf nehmen muss.
Qualitativ macht das Fahrzeug einen sehr guten Eindruck. Abgesehen von gelegentlichen Knackgeräuschen (temperaturbedingt) kein Klappern, Knistern o.ä. Die Materialauswahl ist weitgehend gut, fast alles fühlt sich wertig an und ist so, wie man es in dieser Fahrzeugklasse erwarten darf. Verbesserungspotential besteht beim Handschuhfach, dessen Deckel aus Hartplastik ist.
Ein Unding sind die unzureichenden Ablagen im Innenraum: Die Fächer unter den Vordersitzen taugen gerade einmal zur Aufnahme je einer Warnweste. Die Türfächer sind so niedrig, dass bereits eine Packung Tempotaschentücher herauszufallen droht. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Sehr gute Verarbeitungsqualität
- + angenehmes Platzangebot
- - Für die Fahrzeugfläche könnte man mehr Platz hinten erwarten
Antrieb
Die Motor-Getriebe-Kombination ermöglicht ein zügiges, angenehmes Fahren, ohne zum Rasen zu verleiten. Für einen Dieselmotor ist das Drehvermögen gut, insgesamt sehr kultiviert und leise. Wer es nicht weiß, vermutet einen Benziner unter der Haube.
Der Antritt aus dem Stand ist gut, ohne jedoch rasant zu sein (ein Q5 mit gleichem Motor und S-Tronic zieht deutlich lebendiger an). Durch das hohe Drehmoment des Motors muss die tiptronic nicht unnötig viel hin-und herschalten. Die Schaltvorgänge sind sehr weich und meist kaum spürbar.
Den Verbrauch kann man als für ein Fahrzeug dieser Leistungs- und Gewichtsklasse akzeptabel bezeichnen (rd. 9,5 l / 100 km bei einem recht hohen Anteil Stadtverkehr und Stau / stockendem Verkehr).
Durch den 80l Tank ergeben sich sehr ordentliche Reichweiten. Bevor der Tank leer ist, muss der Fahrer doch einige Pausen einlegen. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Sehr kultivierter Motorlauf
- + Üppiges Drehmoment
- - Drehzahlniveau könnte noch niedriger sein (7. / 8. Gang fehlen)
Fahrdynamik
Der Wendekreis ist eher LKW-ähnlich (womit man LKW bestimmt noch unrecht tut).
Die Lenkung ist gegenüber dem Vorgänger deutlich besser abgestimmt, sie hat genau den richtigen Kompromiss zwischen Ruhe und Direktheit, ohne (Servortronic) unnötig starkes Verhärten bei hohen Geschwindigkeiten mit sehr hohen Haltekräften wie beim Vorgänger.
Die Bremsen machen einen sehr standfesten Eindruck, die Dosierbarkeit zwischen Langsamrollen und Stoppen ist manchmal etwas abrupt.
Insgesamt ist das Fahrverhalten von einem hohen Maß an Sicherheit geprägt. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Sehr sicheres Fahrverhalten
- + Trotzdem hohes Maß an Fahrfreude
- + Kaum noch Untersteuern
- - Riesiger Wendekreis
Komfort
Im automatic Modus findet die Luftfederung eigentlich genau den richtigen Kompromiss zwischen Komfort und Dynamik. Im comfort-Modus wird ein Nachschwingen auf langgezogenen Bodenwellen auf der Autobahn spürbar. Dieser Modus eignet sich für Straßen in sehr schlechtem Zustand, ansonsten empfehle ich automatic. Die dynamische Abstimmung in dynamic ist eigentlich fehl am Platze, da es sich hier nicht um einen Sportwagen handelt, mit dem man Rundenzeiten unterbieten will. Insgesamt kann man das Fahrwerk als sportlich-straff mit dennoch angenehmem Komfort bezeichnen. Ein Mercedes wird "komfortabler" sein, dafür aber weniger Agilität bieten. Gelegentlich vernehmbar ist ein leichtes Poltern an der Vorderachse bei stärkeren Unebenheiten. Dies ist im Vergleich zum Vorgänger aber deutlich gemildert. Eine Domäne ist das extrem niedrige und angenehme Innengeräusch, ein Quantensprung zum Vorgänger. Etwas störend sind die Vibrationen des Motors im Leerlauf, das müsste besser gehen können. Bei Übergangswitterung neigt die Klimaautomatik zu beschlagenden Scheiben, ansonsten ist die Verteilung der Luft und Temperatur sehr überzeugend, zugluftfrei gutes Klima im Auto. Die hinten sitzenden Passagiere können sich über zusätzliche Belüftungsdüsen in den B-Säulen freuen (Klimaautomatik plus).
Die Bedienung ist Audi-typisch gestaltet. Das MMI erfordert zu Beginn eine leichte Eingewöhnung, um die Tasten in der Mittelkonsole blind zu bedienen. Sehr gut gelungen ist die Sprachbedienung und die angenehme Steuerung häufig benutzter Funktionen über das Multifunktionslenkrad. |
Federung (einstellbar): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Sehr leises Innengeräuschkulisse
- + Sehr guter Seitenhalt der Sitze (Sportsitze), ausziehbare Schenkelauflage
- - mittlerer Sitzplatz im Fond unkomfortabel
Emotion
Das Fahrzeug hat ein vergleichsweise schlichtes, zurückhaltendes Auftreten (abgesehen von den LED Leuchten an Front und Heck, welche man deutlich weniger martialisch hätte gestalten können).
Dieses Fahrzeug ist eine Alternative zu SUV für diejenigen, die die Möglichkeiten eines höhenverstellbaren und beschränkt schlechtwegetauglichen Fahrwerks schätzen, aber nicht permanent eine Schrankwand durch die Gegend fahren wollen. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Elegantes und zurückhaltendes Design
- - Nichts für denjenigen, der auffallen will
Gesamtfazit zum Test
Für alle, die auf den Hochsitz verzichten können und Wert auf ein souveränes und lässiges Fahrgefühl legen, ist der A6 allroad fast schon einzigartig.
Hier hat man eine Kombination aus moderner Technik, hoher Qualität, Schlechtwegetauglichkeit, Reisetauglichkeit und Agilität gefunden, wie es sie bei nicht vielen Wettbewerbern gibt.
Ein Understatement-Fahrzeug. Er kann mehr, als er zeigt
Wer unbedingt das Gefühl des Thronens über der Straße haben muss, ist beim allroad falsch aufgehoben und sollte sich nach einem SUV umsehen.
Ebenso ist man falsch beim allroad, wenn man auffallen will.
Die Fahrzeugfläche und der gebotene Nutzwert stellen eine Verschlechterung gegenüber dem Vormodell dar (knapp 10cm mehr Außenlänge).