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Audi S3 8L 1.8 T Test

26.04.2012 23:26    |   Bericht erstellt von jackknife

Testfahrzeug Audi S3 8L 1.8 T quattro
Leistung 210 PS / 154 Kw
Hubraum 1781
HSN 0588
TSN 704
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 211000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 1/2000
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von jackknife 3.5 von 5
weitere Tests zu Audi S3 8L anzeigen Gesamtwertung Audi S3 8L (1999 - 2003) 3.5 von 5
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Einleitung

Seit nunmehr etwas über 5000km fahre ich einen kleinen schwarzen S3 8L Vor-Facelift. In dieser Zeit habe ich das Auto kennen und schätzen gelernt.

Das Fahrzeug zeigt im Innenraum trotz der Laufleistung die typische Audi-Qualität, die Verarbeitung ist hochwertig und haptisch angenehm. Einige Elemente sind gegenüber einem normalen A3 aufgewertet, so z.B. die Struktur des Armaturenbretts, der dunkle Dachhimmel und Teppich oder aber auch die Klavierlackelemente, von den großartigen Sitzen ganz zu schweigen.

Das Fahrzeug besitzt mit Klimaautomatik, Sitzheizung, Xenon, beheizten Türschlössern und Wischwasserdüsen und vielen anderen Extras eine umfangreiche Serienausstattung (Klima und Sitzheizung waren - genau wie ein Schiebedach - optional, auch beim S3! Also aufgepasst beim Gebrauchtkauf, es gibt auch Volledersitze ohne Sitzheizung, im Winter sind Nierenschmerzen vorprogrammiert!).

Im Falle meines Fahrzeugs ist bereits der 2. Turbolader und die 2. Kupplung verbaut, diese beiden Teile sind leider offenbar ein wenig unterdimensioniert - insbesondere die Borg-Warner-Turbolader scheinen gegenüber denen anderer Hersteller wie z.B. Mitsubishi Heavy Industries (verbaut in Subaru, Mitsubishi, Saab und anderen) etwas anfällig.

Die Stoßdämpfer sind noch die ersten, die Dämpferwirkung ist noch immer mehr als ausreichend. Allerdings ist das S3-Fahrwerk im Gegensatz zu anderen S-Modellen von Audi etwas "polteriger".

Karosserie

3.0 von 5

Der Kofferraum wird durch den Allradantrieb verkleinert (höherer Kofferraumboden), unter der Abdeckung hat nur noch ein Notrad Platz.

Das Platzangebot vorne ist für einen Kompaktwagen gut, nur die flache Frontscheibe im Gegensatz zum Golf IV (selbe Plattform) kostet etwas Luft.

Hinten sitzen auch Erwachsene auf Kurzstrecken bequem, der Einstieg wird durch die Easy-Entry-Funktion der Sitze erleichtert, ist aber immernoch kein Zuckerschlecken.

Die Übersichtlichkeit leidet an ausladenden Schürzen/Kotflügeln und breiten Säulen in Verbindung mit stark gekrümmten Scheiben - das Ende des Fahrzeugs ist sowohl vorne wie hinten nur zu Erahnen (das Rentnerradar hinten war aufpreispflichtiges Extra, die Systeme vom normalen A3 passen NICHT - andere Sensoren, andere Einbauposition).

Der Qualitätseindruck ist recht gut, allerdings neigen die Verkleidungen im Kofferraum zum Verkratzen und der Softlack auf den Schaltern und Türelementen blättert im Alter doch deutlich ab.

 

Die S3 sind, wie ihre A3-Brüder, dafür bekannt an den Dachkanten und an den Türunterkanten Rost zu bilden. Hier muss rechtzeitig Abhilfe geschaffen werden. Da fast alle äußeren Karosserieteile von denen eines normalen A3 in der Form leicht abweichen ergibt sich eine hohe Kaskoeinstufung!

 

Mit dem Facelift hielten einteilige Xenonscheinwerfer mit integriertem Blinker und geänderte Rückleuchten einzug, meist wurden dann auch Außenspiegel in Chromoptik serienmässig verbaut.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + schnittiges Äußeres
  • + gutes Platzangebot im Innenraum
  • - Rostanfälligkeit exakt dort wo nicht ausreichend ab Werk verzinkt wurde
  • - schlechte Übersichtlichkeit durch ausladende Karosserieform

Antrieb

3.5 von 5

Die Motorleistung von 209PS (Vorfacelift) ist für das Gewicht des Fahrzeugs ausreichend. Der Allradantrieb sorgt für erstklassige Traktion, allerdings wird dies mit einem relativ hohen Verbrauch für den Hubraum erkämpft - selbst bei geringen Geschwindigkeiten ist es schwer dem Kleinen das Saufen abzugewöhnen, bewegt man das Gaspedal nur minimal nach unten zeigt der Bordcomputer sofort Schreckenswerte an.

Das Getriebe ist VW-typisch hakelig, ein schnelles Hochschalten beim Durchbeschleunigen endet oft spätestens im dritten Gang mit einem wütenden Zähneknirschen. Auch ein Getriebeölwechsel hilft hier nur wenig, ein neues Getriebe zeigt oft nach kurzer Zeit dasselbe Phänomen. Trotz der 6 Gänge ist die Elastizität in den oberen beiden, insbesondere für Überholsprints auf der Autobahn (120-160) nicht spektakulär, dies können andere Zeitgenossen mit vergleichbaren Leistungswerten besser (Saab Turbo z.B.).

 

Verglichen mit einem ähnlich ausgelegten Klassiker muss der Audi hier Federn lassen, ein Escort RS Cosworth (ebenfalls ein 3-Türer mit knapp über 200PS und Allrad, wenngleich permanent) beschleunigt in der realen Welt knapp zügiger, ist dank des geringfügig größeren Hubraums auch mit 5 Gängen etwas schaltfauler und somit sparsamer zu fahren und hat vom Fahrgefühl durch den permanenten und somit berechnbaren Allradantrieb eindeutig Vorteile, gerade für unerfahrene Fahrer - auch ohne ESP. (kein Wunder dass die Cossis, besonders unverbastelt, immernoch so hoch gehandelt werden)

 

Mit dem S3 findet man sich im Stadtverkehr für gemütliches Mitschwimmen oft schon im 5. Gang wieder.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + drehfreudiger Motor
  • + angenehmer Antritt ab 3000u/min
  • + gute Traktionsumsetzung dank Allrad
  • - für den geringen Hubraum relativ durstig
  • - ein Tankinhalt von 60 Litern bedeutet kaum 600km Reichweite bei vorsichtiger Fahrt

Fahrdynamik

4.0 von 5

Im Kapitel Fahrdynamik schlägt die Stunde des Allradantriebs. Wenngleich durch das Fronttrieblerkonzept der Wendekreis keine Medallien gewinnt so kommt der S3 doch recht fix aus dem Quark (Werksversprechen werden aber ohne Modifikation nicht erreicht, auch mit frischeren Fahrzeugen als meinem nicht).

Die Lenkung ist exakt und präzise und vermittelt einem ein gutes Richtungsgefühl. Die Bremsen packen ausreichend zu, sind jedoch in der Werksausführung nicht fadingresistent - hier sollte man mindestens mit besseren Scheiben/Klötzen Abhilfe schaffen. Unverständlich dass keine größeren Durchmesser oder noch besser Festbremssättel ab Werk montiert wurden, die Serienfelgen hätten hierfür genug Platz gelassen.

 

Das Fahrverhalten ansich ist sicher und hat in der Regel besonders in Kurven mehr Reserven als der Fahrer. Bisher habe ich das Stabilitätsprogramm erst ein einziges Mal in Aktion erlebt, und das bei Nässe. Man muss schon groben Bockmist bauen um den S3 aus der Ruhe zu bringen, Richtungswechsel setzt er dabei zackig um wie ein Hase auf der Flucht.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Sehr gutes Kurvenverhalten
  • + gute Rückmeldung vom Fahrzeug

Komfort

3.5 von 5

Das S-Fahrwerk ist ab Werk etwas polterig, erlaubt aber ein sicheres Fahren. Die vorderen Sitze sind hervorragend, elektrisch verstellbar mit Lendenwirbelstütze und ausreichend Seitenhalt, aber trotzdem bequem.

Hinten sollten aber nur kleinere Personen oder Kinder auf längeren Etappen Platz nehmen, die Beinfreiheit ist aber angenehm.

Die Innengeräusche sind leider etwas laut geraten, dies liegt aber am Konzept eines Hatchbacks der ja keinen von der Fahrerkabine komplett abgetrennten Kofferraum besitzt. So gelangen mehr Fahrgeräusche ins Innere, Reifen und Wind sind hier gegenüber dem Motor dominierend.

 

An der Bedienung gibts es nichts auszusetzen, beim Vorfacelift sind die Tasten noch etwas größer und auch mit Handschuhen im Winter gut zu bedienen.

Die Klima ist sehr effektiv, lediglich das relativ frühe Abschalten bei niedrigen Temperaturen führt im Winter öfters zu beschlagenen Scheiben die selbst die höchste Heizstufe nicht immer mühelos freipusten kann.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + sehr angenehme Sitze vorne
  • + Einfache Bedienung aller Instrumente
  • - relativ laute Innengeräusche durch Reifen und Wind an der Karosserie

Emotion

3.5 von 5

Zusammengefasst ist der S3 8L ein schickes, sportliches Fahrzeug was keineswegs eine Langweiligkeit wie so manches normale Fahrzeug desselben Zeitraums von Audi ausstrahlt. Ich würde ihm vom reinen Ambiente sogar ein sportlicheres Gefühl als dem S4 B5 attestieren. Das Styling hätte aber in diesem Zusammenhang noch etwas optimiert werden können, ein wenig mehr Aggressivität statt Rundungen hätte gutgetan.

 

Kleine Details wie die geänderten Instrumente oder aber auch die Türabschlußleisten runden ein positives Gesamtbild ab.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + dezentes, aber sportliches Styling
  • + ohne S3-Markierungen für die meisten Verkehrsteilnehmer kaum vom A3 zu unterscheiden, fast schon ein Sleeper

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der S3 8L ist auch aufgrund seiner geringen Stückzahl ein kommender Klassiker. Gepaart mit seinem guten Fahrverhalten und - bei regelmässiger Wartung (kein Longlife-Intervall und vernünftiges Öl, sowie regelmässiger Wechsel des Haldexöls und -filters) - einer langen Haltbarkeit ist es ein kompaktes Fahrzeug was sowohl einen praktischen Alltagsnutzen hat als auch eine gewisse Sportlichkeit und Fahrsicherheit vermittelt.

 

Alles in allem hat man hier ein Komplettpaket was fast keine Wünsche offenlässt. Die reichhaltige Serienausstattung sorgt dafür dass man in fast keiner Kategorie dem Wunsch der Nachrüstung verfällt.

Es bleibt zu hoffen dass möglichst viele unverbastelte Exemplare den Weg in die Zukunft finden.

 

Beim Gebrauchtfahrzeugkkauf sollte man UNBEDINGT darauf achten wie der Vorbesitzer den Wagen behandelt hat, am Besten ihn selbst erstmal kommentarlos fahren lassen. Fährt er das Öl nicht erst behutsam warm bevor er den Motor über 3000 Touren drehen lässt dann Finger weg, so gut der Rest auch aussehen mag. Turbolader und Motorprobleme bedeuten teuere Reparaturen!

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wenn man ein geringes Budget hat sollte man den S3 aus der eigenen Auswahlliste streichen. Der Verbrauch ist bei unvorsichtiger Benutzung des Gaspedals enorm, einige Spezielle Ersatzteile (Karosserie, Zweimassenschwungrad Kupplung z.B.) sind sehr teuer.

Bei nicht regelmässiger Einhaltung der Wartungsintervalle oder Vertrauen auf den Audi-Longlife-Service sind Folgeschäden nicht auszuschließen, insbesondere verreckte Turbolader und Probleme mit dem Zahnriemen (das Wartungsintervall wurde von Audi verkürzt, nicht den Angaben im evtl. veralteten Handbuch vertrauen!).

 

Für Leute, die sparsam und relativ flott mit einem A3 unterwegs sein wollen ist ein 1.8T ohne Allrad sicherlich eine gute Alternative (weniger Leistung, aber auch weniger Gewicht)

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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