Audi S6 C5/4B 4.2 V8 Avant quattro Test
17.01.2016 19:57 | Bericht erstellt von SerialChilla
Testfahrzeug | Audi S6 C5/4B 4.2 V8 Avant quattro |
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Leistung | 340 PS / 250 Kw |
Hubraum | 4172 |
HSN | 0588 |
TSN | 708 |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 210000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 2/2002 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als 3 Jahre |
Einleitung
Ich habe den Dicken im Januar 2013 gekauft und fahre ihn seitdem im Alltag. Gesucht habe ich ein großes Auto mit Längsmotor, gut 200 PS, Hinterrad- oder Allradantrieb für maximal 10.000 Euro. Das Angebot war mau, deshalb gab es einen Kompromiss und 340 PS. In drei Jahren bin ich 40.000 Kilometer mit dem S6 gefahren. Zum großen Teil bin ich in der Stadt unterwegs, gelegentlich längere Strecken. |
Karosserie
Der Dicke spielt in der oberen Mittelklasse und hat mal rund 90.000 Euro gekostet. Die Baureihe bietet generell viel Platz, vorn wie hinten. Der Kofferraum könnte eine Idee größer sein, aber das ist Jammern auf hohem Niveau und fällt höchstens im Vergleich zu 80er-Jahre-Kombis negativ auf. Motorhaube und Kotflügel sind aus Alu, um das Gewicht des V8 zu kompensieren.
Schlecht bzw. beim Kauf relevant: An der Dachkante kann Rost durch Kontaktkorrosion entstehen, zu erkennen rund um die Plastikleiste. Audi löst das in der Regel auf Kulanz. Zumindest, wenn noch niemand vorher daran rumgepfuscht hat. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Verzinkt
- + Zum Teil aus Aluminium
- + Viel Platz vorn und hinten
- + Großer Kofferraum
- - Trotz Verzinkung Rostgefahr (Dachkante, Radlauf)
Antrieb
Der Motor macht Spaß. Er bollert tief und dumpf, aber nicht laut und aufdringlich. 340 PS und 420 Newtonmeter reichen locker für > 1,8 Tonnen. ABER: Das Getriebe ist ein Flaschenhals. Mit Automatik (Fünfgang-Tiptronic, ZF 5HP24) wird er träge. Das Ding schaltet unglaublich langsam. Ein Automatik-S6 rennt eine Sekunde langsamer auf 100 als ein Schalter. So schnell ist der Nachfolger als 3,0-Liter TDI (letzte Ausbaustufe mit 240 PS).
Versteht mich nicht falsch, der S6 ist ein echt schnelles Auto und der Motor macht viel Spaß. Zwischen den ganzen Vertreterdieseln und Downsizing-Schüttelhubern gibt es kaum etwas schöneres als einen V8. Es ist trotzdem frustrierend, dass ein aktueller GTI schneller ist.
Zum Verbrauch: V8 halt. Ich fahre ihn im Schnitt mit 18 Litern LPG und einem Liter Benzin. Macht 14 Euro pro 100 Kilometer bei großem Stadt-Anteil. Auf LPG nimmt er ca. 20 Prozent mehr (geringerer Engergiegehalt). 15 Liter Sprit auf 100 sind also machbar. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + V8
- + Toller Sound
- + Viel Kraft
- - Verbrauch
- - Träge Automatik
Fahrdynamik
Wie bereits erwähnt: Die Automatik macht den S6 lahm. Spaß macht er trotzdem. 6,8 Sekunden auf Tempo 100 sind für nen 14 Jahre alten Fast-zwei-Tonner irgendwie auch in Ordnung.
Dank Allrad sind Traktion und Straßenlage kein Problem, er fährt komfortabel und schnell - nur eben nicht wirklich spontan. Bei schlechtem Wetter lässt sich der Wendekreis signifikant verkleinern.
Im Serienzustand sind die Bremsen zu klein. Die 321er Scheiben vorn werden schnell warm und schwammig. Ich habe auf 345er Scheiben, Sättel vom aktuellen A6 und eine bessere Luftführung umgerüstet. Weniger sollte es nicht sein. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Allrad
- + 340 PS und 420 Newtonmeter
- - Automatik
- - Gewicht
- - Serienbremsen
Komfort
Thema Fahrwerk: Das Seriensetup kenne ich nicht gut genug, um es beurteilen zu können. In meinem S6 steckte ab Kauf ein KW-Gewindefahrwerk. Das ist zwar straff, gefällt mir aber insgesamt sehr gut.
Die elektrischen Leder-Recaros sind bequem, könnten aber etwas enger sein. Schmale Beifahrer rutschen schnell über das Leder. Alcantara wäre hier die bessere Wahl.
Der Geräuschpegel passt, 180 bis 200 km/h sind eine angenehme Reisegeschwindigkeit. Die Bedienung ist selbsterklärend. So viele Knöpfe gab es damals noch nicht. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Obere Mittelklasse
- + Viel Platz
- + Angenehme Sitze
- + Schöner Sound im Innenraum
- - Rutschiges Leder - besser wäre Alcantara
Emotion
Im Vergleich zum A6 sieht der S deutlich cooler aus. Vor allem die dicken Backen und die Aluspiegel gefallen mir. Optik und Fahrgefühl sind sportlich (nicht zu verwechseln mit "wie in einem Sportwagen!").
Beim Image bin ich mir nicht sicher. Achtzylinder begeistern Viele - von der Seite kriege ich Zuspruch. Andererseits gibt es einige Nörgler. Wer nen S fährt, ist ja schließlich ein Raser. Und wer LPG tankt, kann sich nen V8 nicht leisten. Außerdem bin ich ne Umweltsau.
Ich sags mal so: Die Spritkosten sind das geringste Problem. Und es gibt viele schnellere Autos. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Unauffällig, stark, guter Sound
- - Ist halt n dicker A6
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | 200-300 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | über 10 Liter |
Inspektionskosten pro Jahr | 100-300 Euro |
Gebrauchtwagengarantie | keine vorhanden |
Werkstattkosten pro Jahr | 1.500-3.000 Euro |
Versicherungsregion (PLZ) | 13 |
Haftpflicht | 200-300 Euro () |
Vollkasko | 600-800 Euro |
Außerplanmäßige Reparaturkosten | Sonstiges - Lenkgetriebe, Kühlwasserröhrchen, Bremskraftverstärker, ein paar Dichtungen (3500 €) |
Gesamtfazit zum Test
Der S6 4B ist unglaublich viel Auto für überschaubares Geld. Die Dinger sind fast immer (sehr) voll ausgestattet und sind lange nicht so teuer wie ihr Ruf. Der Preis hat sich in den vergangenen drei Jahren kaum bewegt. Mit LPG (Investition: ca. 3.000 Euro) fährt man den S6 preislich weitestgehend auf V6-Diesel-Niveau. Die Anlage amortisiert sich nach ungefähr 30.000 Kilometern.
Ein S6 kostet viel Geld. Billige S6 werden richtig teuer. Das Auto hat kostspielige Schwachstellen: Automatikgetriebe, Lenkgetriebe, Bremskraftverstärker, Querlenker Vorderachse, Wasserröhrchen können richtig ins Geld gehen.