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Audi TT 8J RS 2.5 TFSI Test

31.07.2011 14:39    |   Bericht erstellt von der_horst

Testfahrzeug Audi TT RS 8J 2.5 TFSI Roadster quattro
Leistung 340 PS / 250 Kw
Hubraum 2480
HSN 8307
TSN ABI
Aufbauart Cabrio/Roadster
Kilometerstand 15000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 7/2009
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von der_horst 4.0 von 5
weitere Tests zu Audi TT RS 8J anzeigen Gesamtwertung Audi TT RS 8J (2010 - 2014) 4.0 von 5
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Einleitung

Das 'Testfahrzeug' ist seit 2 Jahren mein Alltagsauto, Sommer wie Winter.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Ansich würde ich Audi als Innenraum-Marktführer bezeichnen. Sieht gut und edel aus, erweitertes Lederpaket (und bei nicht-RS: Chrompaket) vorausgesetzt. Die Sitze hinten sind überflüssig, der Kofferraum ist sehr flach.

 

Klappern im Innenraum gab es

 

* im Bereich des Handschuhfachs (Dämpfer der Klappe rappelte, getauscht auf Garantie)

* bei der Innenabdeckung der Heckklappe (von Werkstatt befestigt)

* beim Handgriff Fahrertüre (Griff löste sich, ist leider von innen befestigt, also musste die Werkstatt erst die Türverkleidung ausbauen)

* Knackgeräuche Seitenverkleidung hinten links (wird nächste Woche (hoffentlich) behoben)

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Der Innenraum ist optisch ansprechend gestaltet, hier macht Audi so schnell niemand was vor.
  • - Das Problem der Rücksitze ist, daß man sie nicht abbestellen kann. Beim 8N gab es optional eine Ablage in dem Bereich, was auch hier Sinn machen würde, denn sitzen kann da, ausser einem Kind, eh keiner.
  • - Warum muss man das Lederpaket noch dazubestellen, wenn man die letzten auffälligen Plastikteile loswerden will? Das sollte in der Preisklasse Serie sein.
  • - Klappern gibt's allerdings auch hier

Antrieb

4.0 von 5

Im Stadtverkehr wünscht man sich eigentlich ein DSG, 2009 gab's das aber noch nicht. Und auch jetzt ist wieder die Frage, ob Handschaltung nicht evtl. haltbarer ist. Das alte DSG (DQ250) hatte diesbezüglich einen eher schelchten Ruf wegen häufiger Mechatronik-Ausfälle (VW hat hier auf einen separaten Ölkreislauf verzichtet, die feine Mechatronik scheint aber dann wohl die Komponente zu sein, in der sich die Fremdkörper im Motoröl absetzen)

 

Der Motor selbst ist über jeden Zweifel erhaben, der Klang einfach genial. Leistungsmäßig kann ich mich nicht beschweren, immerhin ist der Wagen ja auch bei 280 abgeregelt (viel würde aufgrund der Getriebeübersetzung aber eh nicht mehr kommen ;)).

 

Anzumerken ist noch, dass der Wagen echte 6 Gänge hat, also die vmax wird im 6. erreicht, nicht wie beim 2.0er im 5. bzw. beim DSG im 6. Damit nutzt Audi das Getriebe ideal über den ganzen Geschwindigkeitsbereich. An solchen Deteils merkt man dann auch direkt, daß eine Komponente für den RS entwickelt wurde statt von einem anderen VW-Modell übernommen wurde.

 

Lediglich der Rückwärtsgang ziert sich gerne mal beim Einlegen.

 

Den Verbrauch bestimmt der Fahrer selbst. bei Vollast liegt der Momentanverbrauch jenseits der 40l/100km Marke (das FIS kann Werte >40l nicht mehr anzeigen. wieder ein VW-Teil? ;)), wenn man zurückhaltend fährt kommt man aber auch mit guten 8l durch. Spaß macht's dann aber nicht mehr :)

 

Bei Strecken mit vmax-Anteil ist der Tank zu klein, die Reichweite liegt bei Autobahnfahrten bei 400km.

 

Die s-Taste ist allerdings wieder einmal ein gutes Beispiel für den Sparzwang bei Audi. Eine Taste muss reichen, um die Auspuffklappe, die Federung und die Gaspedalkennlinie zu verstellen. Dass jemand vielleicht gerne den kernigeren Klang trotz normal-hartem Fahrwerk haben möchte war Audi offenbar keinen zweiten Knopf wert.

 

Vor allem das Verstellen der Gaspedalkennlinie ist überflüssig, zumal der Lernspeicher offenbar auch hier im Laufe der Zeit zuschlägt. Der hauptsächlich merkbare Unterschied ist, dass es bei Stop&Go-Verkehr schwer ist, ohne Kopfnicken vom Gas zu gehen. Dieses Feature hätte man weglassen oder separat einschaltbar machen sollen.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Fünfzylinder
  • - Der Tank hätte größer sein dürfen.
  • - 2009 gab's noch kein DSG, da musste Audi warten, bis VW das für den T5 fertig hatte (kein Witz)
  • - Sportmodus beeinflusst zuviel auf einmal

Fahrdynamik

4.0 von 5

Was die RS-Bremsen angeht gibt's ja im Forum einen knapp 100-Seitigen Thread. Audi hat hier offenbar in den ersten 2 Jahren Teile verbaut, die zur Überhitzung neigen. Die Bremsbeläge können verglasen, die Bremsleistung wird schlechter und die Scheiben verziehen sich. Wer den Wagen soweit gebracht hat (was nach aussagen einiger schon bei einer Notbremsung auf der Autobahn der Fall war) braucht neue Bremsscheiben und Beläge. Sicherlich nicht das, was man von einem RS-Modell erwarten würde. Dabei ist die Anlage auf dem Papier hervorragend, die Scheiben sind größer als die des R8!

 

Audi hat vor Serienbeginn aber offenbar andere Beläge verbaut, denn der Wagen hat ja seine Nordschleifen-Runden sowie die Tests der Fachzeitschriften überstanden (bei der AMS hatte der getestete TT-RS immerhin 20m weniger Bremsweg aus 190km/h als der Cayman S).

 

Da bei den ausgelieferten Modellen aber einige Kunden über o.g. Bremsenausfall klagten, kann es sich hier meiner Meinung nach nicht um die gleichen Teile gehandelt haben. Dazu kommt, daß die Radhäuser keine Luftzuführung haben, die die Bremse kühlen könnte. Diesen Designfehler haben sich andere Hersteller nicht geleistet.

 

Jedenfalls gab es nach den ersten Ausfällen dann Ende 2010 eine Aktion für die Betroffenen (also die, deren Anlage bereits versagt hatte, eine Feldaktion oder gar einen Rückruf für die anderen gibt es bis heute nicht) nachdem die Zeitschrift Sportauto bei Audi nachgefragt hatte. Daraufhin wurden die bisherigen Bremsbeläge aus dem Teilekatalog genommen und gegen neue ersetzt, die jetzt wieder von Brembo stammen. Und zufälligerweise auch gleich 50% mehr kosten. Offenbar hatte bei Audi jemand die geniale Idee, die Beläge des Bremsenherstellers gegen billigere zu ersetzen, was dann zum Ausfall der Anlage führen konnte. Leider sind von diesen Sparmeistern einige bei Audi angestellt, wie man immer wieder leidlich feststellen muss.

 

Dazu kam bei dieser Aktion der Verbau von einer Art Spoiler auf der Vorderachse, der für die Luftzuführung Richtung Bremsanalage verantwortlich ist. Damit soll die Anlage dann wieder standfest sein.

 

Der Tausch der Teile bei meinem Wagen gelang allerdings erst, nachdem ich nach wochenlanger Blockadehaltung von Audi die Zeitschrift Autobild eingeschaltet habe. Vorher war von Audi die Aussage, die Teile würden erst dann gewechselt, wenn meine Anlage ausgefallen sei. Quasi eine Serviceaktion mit vorgelagerter Mutprobe: Trauen Sie sich, die Anlage bei einer Vollbremsung auf der Autobahn kaputtzubremsen? Dann kriegen sie die neuen Teile, sonst nicht.

 

Das ist leider symptomatisch für den Audi-Service, denn bis man bei einem Problem jemanden gefunden hat, der Ahnung hat und bereit ist darüber nachzudenken, ob der Kunde nicht vielleicht doch berechtigte Kritik äussert vergeht viel Zeit.

 

Der Firstlevel-Support ist da zwar immer nett und verständnisvoll, kann aber nichts machen oder freigeben. Der Sachbearbeiter einen Level weiter, der das könnte lehnt den Fall dann meistens ohne nachvollziehbare Begründung ab. In der Schleife bleibt man dann beliebig lange hängen, bis man sich zu jemandem eskaliert hat, dem es nicht egal ist, dass der Kunde seit Wochen ein Problem hat und es nicht verstehen kann, warum der Austausch von Teilen im Wert von 200,- Audi offenbar mehr Schmerzen zufügt als der Verlust des Kunden.

 

edit: ein paar Wochen nach der Aktion mit der Autobild wurde aus meinem individuellen 'Goodwill'-Austausch ('Ihre Teile sind einwandfrei, aber wir würden ihnen anbieten sie ebenfalls gegen die neuen zu tauschen') übrigens eine Feldaktion (ein Level unter Rückrufaktion), d.h. alle Modelle bekommen beim nächsten Werkstattaufenthalt besagte Luftführungen und Bremsbeläge. Scheiben werden bei der Aktion nicht getauscht. Die neuen Beläge erkennt man auch im eingebauten Zustand am Brembo-Logo.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Die Lenkung wurde von Audi beim RS direkter gemacht, die restlichen TTs haben eine sehr indirekte, stark Servo-Unterstützte Einstellung
  • + Seitenneigung gehört mit magnetic ride der Vergangenheit an
  • - Die Bremsen sind (bis min. Modelljahr 2011) gewollt aber leider nicht gekonnt

Komfort

3.5 von 5

Das Kurvenverhalten ist besonders mit magnetic ride sehr gelungen, zumal ich auch die Fahrwerkshärte im Sportmodus als gut empfinde. Kommt aber auch darauf an mit was man vergleicht ;)

 

Die Sitze vorne sind bequem, sollten aber in der Alcantara-Variante genommen werden, nicht unbedingt weil's besser aussieht, sondern weil das andere Leder bei Audi binnen weniger Wochen hinüber ist. Schlechteste Lederqualität in einem Serienfahrzeug überhaupt.

 

Ebenfalls verwudert es, daß die optionalen Schalensitze trotz knapp 3000,- Aufpreis keinen Seitenairbag haben. Da waren sie wieder, die Sparfüchse von Audi. Die Schalensitze sind von Recaro, die selbstverständlich auch mit Airbags geliefert werden können, siehe Opel OPC. Der hat exakt die gleichen Sitze, nur mit Airbags und ohne Aufpreis. Naja, also keine Schalensitze für meinen.

 

Schade eigentlich, dass man die Kriterien bei diesem Test nicht gewichten kann. Jetzt bekommt der Wagen nur 3,5 Sterne, weil die Sitze hinten unbrauchbar sind. Als wäre das bei einem Sportcoupe nicht normal ;)

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • - Lederqualität der Sitze (bei Alcantara der Seitenwangen)

Emotion

5.0 von 5

Leider hat gutes Design und Sportlichkeit auch einen Nachteil: es verkauft sich zu gut. Derzeit hat Audi die Auftragsbücher voll, dementsprechend Arrogant ist auch Audi selbst wenn der Kunde Probleme hat, siehe Bremsenprobleme, weiter oben.

 

Und auch in den Autohäusern merkt man das. Wer eine Garantieverlängerung möchte, muss ein dickes Fell haben.

 

Da pflaumt der Verkäufer auch gerne mal den Kunden an, wenn der ihm sagt, welche Parameter den Preis beeinflussen, nachdem der Verkäufer erstmal behauptet hat die Laufleistung wäre egal. Früher haben sich Verkäufer nach erwiesener Inkompetenz meist noch entschuldigt, heute heisst es 'wenn sie das alles so toll wissen fagen sie doch meinen Chef, ob der noch einen Mitarbeiter braucht!'. Vielleicht frag ich ihn gleich mal, ob er auch mit einem weniger auskommt...

 

Der erste angesprochene Verkäufer hatte übrigens gar keine Lust eine Garantieverlängerung zu verkaufen und verwies nur auf seine Kaffeetasse, die noch nicht leer sei.

 

'Wir brauchen ihr Geld nicht!' ist derzeit die Einstellung, die einem bei Audi von allen Seiten begegnet. Lediglich die Herren von der Serviceannahme (Werkstatt) machen einen guten Eindruck und sind bemüht.

 

Schade, dass derzeit eigentlich kein zweiter deutscher Hersteller sportliche Allradler bauen kann.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Was das Design angeht macht derzeit niemand Audi etwas vor.
  • - Was Arroganz angeht wohl leider auch nicht...

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie 24 Monate
Versicherungsregion (PLZ) 22
Vollkasko 400-600 Euro 45%

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der TT-RS ist einfach ein alltagstaugliches Sportcoupe. Dank Allradantrieb ist der Wagen selbst im Winter ideal. Und die TT-Optik mit 340ps ist gelungenes Understatement, denn was die Rundenzeiten angeht (Sportauto-Messwerte) ist der TT-RS auf der Nordschleife nur eine Sekunde langsamer als ein R8. Und der braucht dafür auch noch Semi-Slicks ;)

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Der einzige Grund gegen den Wagen ist Audi selbst. In Zeiten voller Auftragsbücher kann man sich offenbar ganz der Arroganz hingeben.

 

Dazu kommt, dass Audi ein Größe erreicht hat, bei der vieles offenbar nicht mehr so einfach geht. Ich habe meinen Wagen an einem Montag abgeholt und bin nach ~450km mit abgefallenem Luftschlauch vom Turbolader in die erste Werkstatt gefahren. Wie kann dann am Donnerstag der gleichen Woche ein weiterer Abholer genau das gleiche Problem haben? Wieso schickt man da nicht vorbeugend mal den Azubi über den Hof um zumindest für die restliche Wochenauslieferung die Schlauchschellen nachzuziehen, wenn man schon weiss, dass es bei der Produktion einen Serienfehler gegeben hat?

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 1

Sat Sep 21 13:42:33 CEST 2013    |    Miho-TT

Netter Bericht;) Den ich nur zu 100% teilen kann.

Momentan hat der Markt für mich noch nichts zu bieten, warum ich vom TT-RS wechseln soll. Mal sehen.

Tue Oct 22 11:59:53 CEST 2013    |    Multimeter40867

Kauf dir einen Bmw 135I M X-Drive mit M Performance Bremsen, da gibt so einen Müll nicht! Auch hat BMW einen exelenten Service und der Motor hat genug Leistungsreserven das man ihn einem Werkstuning unterziehen kann.

 

Gruß

 

Kikko