BMW Z4 E89 sDrive23i Test
20.07.2012 15:53 | Bericht erstellt von DerSaint
Testfahrzeug | BMW Z4 E89 sDrive23i |
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Leistung | 204 PS / 150 Kw |
Hubraum | 2497 |
HSN | 0005 |
TSN | AOL |
Aufbauart | Cabrio/Roadster |
Kilometerstand | 25000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 6/2011 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Seit seiner Neuzulassung hatte ich etwa 13 Monate und knapp 25 000 Kilometer Zeit den E89er Z4 als sDrive23i ausgiebig kennen zu lernen. Nach einigen Limousinen und SUV's war der Z4 mein erster Roadster, was meinem Blick auf diese Fahrzeuggattung eine Art "Jungfräulichkeit" verlieh. Zudem fuhr ich ihn mit einem Motor, den BMW heute nicht mehr als Neuwagen anbietet. Einem waschechten BMW-Reihensechszylinder mit zweieinhalb Liter Hubraum. |
Karosserie
Vorab sollte erwähnt sein, dass das gesamte Karosseriedesign äußerst ansprechend ist. Kaum ein Mensch, der das Design des E89 nicht als "großartig" bezeichnet.
Nachteile durch emotionales Design?
Bei den ersten Ausfahrten fasziniert dann auch gleich der Blick aus dem Cockpit heraus nach vorne. Die bullige Motorhaube wölbt sich vor dem Fahrer zunächst dem Himmel entgegen, ehe sie zu den Frontscheinwerfern hin abfällt.
Dieses Frontdesign hinterlässt zwar zunächst - vor allem aufgrund der Länge der Motorhaube und den bisweilen auftretenden ungewohnten Blendungen durch die Sonne - einen Eindruck großer Unübersichtlichkeit. An diesen hat man sich aber nach ein paar Stunden gewohnt. Fortan stellen auch enge Parkhäuser keine Herausforderung mehr dar.
Übersichtlichkeit muss Vergleich mit anderen Fahrzeugen nicht scheuen
Die Übersichtlichkeit ist für ein Fahrzeug dieser Gattung allerdings im Resümee als äußerst gut zu beurteilen. Die große Fensterfläche, welche den konstruktiven Möglichkeiten des vollelektrischen Klappdachs zu verdanken ist, sorgt für eine sehr gute Sicht nach schräg hinten die besser ist als in den meisten Limousinen.
Zwar ist die Sicht aus dem Heck heraus bauartbedingt äußerst schlecht, dies ist aber aufgrund der kurzen Fahrzeuglänge zu verschmerzen. Auf eine PDC im Heckbereich sollte dennoch nicht verzichtet werden.
Kofferraum? Wirklich wichtig?
Ob der Kofferraum bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielt ist eine sehr individuelle Frage. Urlaubsfahrten zu zweit sind zwar durchaus möglich, hier sollte man aber auf spezielle Kofferraumsets zurückgreifen die für den E89 entwickelt wurden.
Im Alltag kann es hingegen (mit geschlossenem Dach) sogar schon eng werden, wenn man nach einem etwas umfangreicheren Einkauf im Supermarkt noch mal eben schnell Getränke mitnehmen möchte. Ab und an kann es passieren, dass eine der Einkaufstüten auf dem Beifahrersitz platzieren muss.
Auch hier stellt sich die Frage, ob man diesen Nachteil für das elektrische Klappdach in Kauf nehmen möchte oder in Kauf nehmen kann.
Das Cockpit als nahezu perfekter Kompromiss
Das Platzangebot im Cockpit hinterlässt den Eindruck eines überaus gelungenen Kompromisses. Zum einen gewinnt man den Eindruck eines Roadster, dessen Cockpit sich eng an den Fahrer schmiegt und ihn von allen Seiten herum einfasst. Gleichzeitig hat man aber niemals das Gefühl erdrückt zu werden, da das Raumgefühl für ein Fahrzeug dieser Klasse noch immer als luftig zu bezeichnen ist, was vor allem dem Dach zu verdanken ist. Wer nur den Vorgänger kennt, dem sollte gesagt sein, dass BMW das Klappdach durch eine Wölbung so konstruiert hat, dass auch relativ großen Menschen nie an Kopffreiheit fehlen wird.
Qualität ist über jeden Zweifel erhaben
Der Qualitätseindruck von Karosserie und Innenraum ist über jeden Zweifel erhaben. Kein Vergleich mit dem Vorgänger.
Im Innenraum hört man zwar ab und an ein leichtes Klappern und Vibrieren, diese Geräusche sind aber der Konstruktion des elektrischen Klappdach geschuldet und bewegen sich in einem nachvollziehbaren Rahmen. Sobald das Radio auch nur auf der kleinsten Lautstärkestufe läuft, sitzt man in einer Lounge. Die Karosseriesteifigkeit ist daher sogar als überraschend gut zu bezeichnen.
Anstelle von Plastiklandschaften findet der Fahrer im Innenraum hochwertige Kunststoffe vor. Jeder Schalter fühlt sich satt und schwer an. Die Temperaturregler der Klimaautomatik zu bedienen ist immer wieder ein neues Gefühl von purem Luxus. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Gute Übersichtlichkeit nach schräg hinten
- + Gute Mischung aus enganliegendem Cockpit und Raumgefühl
- + Trotz elektrischem Klappdach gute Karosseriesteifigkeit
- - Schlechte Übersichtlichkeit nach hinten, kann durch PDC verbessert werden
- - Kofferraum gerät bei großen Einkäufen manchmal an seine Grenzen
Antrieb
Den hier vorgestellten sDrive23i-Motor bietet BMW nicht mehr als Neuwagen an. Der Reihensechzylinder wurde durch die Vierzylinderversionen im sDrive20i bzw. im sDrive 28i ersetzt. Das dies allerdings nichts mit der Qualität des Aggregats zu tun hatte, steht außer Zweifel.
Ohne Turbo ist hochdrehen angesagt
Im "Normalbetrieb" fährt sich der Motor sehr ruhig. Die 204 PS sind spürbar, halten sich allerdings zunächst sehr zurück und hinterlassen nicht den Eindruck eines Sportwagens, sondern mehr den eines Cruisers. Dies ist angesichts des für einen Roadster hohen Leergewichtes, welches der aufwendigen Dachkonstruktion zu schulden ist, allerdings keine Überraschung.
Sobald man den serienmäßigen Fahrerlebnisschalter allerdings auf den "Sport-Modus" schaltet, präsentiert sich der Wagen völlig verändert. Die Lenkung wird deutlich direkter, die Gasannahme ist viel unmittelbarer, die Gänge der Automatik werden höher gezogen und der Motor ist um einiges Agiler.
Will man die ganze Kraft allerdings permanent spüren, muss man den Motor in einem hohen Drehzahlbereich halten und spät hochschalten.
Akzeptabler Verbrauch
Der Verbrauch hat sich über die gesamte Zeit bei 9,8 l eingependelt. Dazu sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass er nicht im klassischen Drittelmix bewegt wurde, sondern zu jeweils 50 % in der Stadt bzw. auf der Landstraße.
Aufgrund der Erfahrung einzelner Fahrten bei denen auch Autobahnpassagen dabei waren und bei denen Verbrauch später bei deutlich unter 9 Litern lag, ist davon auszugehen, dass er auch auf längere Sicht unterhalb der 9-Liter-Marke bewegt werden kann.
Die Reichweite lag bei diesem Fahrprofil im Schnitt bei etwa 500 km. Diese ist zwar nicht mit einer Limousine mit großem Tank zu vergleichen, jedoch für einen Reihensechzylinder mit über 200 PS und diesem Gewicht durchaus angemessen. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Absolut akzeptabler Verbrauch für einen Motor mit dieser Kraft
- - Gegen das spürbare hohe Gewicht muss
Fahrdynamik
Zwar ist jeder BMW bzgl. der Fahrdynamik über jeden Zweifel erhaben... dennoch sollte man dieses Kapitel bei jedem Fahrzeug - gerade aufgrund des Anspruchs an BMW - immer wieder aufs neue unter die Lupe nehmen.
Lenkung und Bremsen wie erwartet
Die Lenkung ist so direkt wie man es von einem BMW erwartet. Und im Sport-Modus wird sie sogar noch direkter. Um dieses Gefühl auf höchstem Niveau zu genießen sollte man in der Aufpreisliste das M-Lederlenkrad mit einem Häkchen versehen, man wird den Aufpreis nie bereuen.
Auch die Bremsen packen wie erwartet zu und bringen den Wagen schnell und sicher aus jeder Lebenslage zum Stehen.
Sicheres Fahrverhalten auf allen Strecken
Das Fahrverhalten hinterlässt stehst einen souveränen und sicheren Eindruck. Sowohl in Kurven als auch auf unebenen Strecken. Zwar lässt er - auch ohne fehlendes Sportfahrwerk - jede Bodenwelle und jeden Kanaldeckel bis in den Innenraum hinein spüren, dies aber in einem Rahmen, der für einen Roadster absolut in Ordnung geht.
In engen Kurven wünscht man sich beim Herausbeschleunigen zwar ab und an ein wenig mehr Kraft, dies zeugt aber nur davon, wie stabil der Wagen liegt.
Diese Kraft vermisst man auch ein wenig beim Beschleunigen. Hier geraten die 204 PS mit dem hohen Gewicht des Roadster aneinander. Zwar kann der Motor obsiegen, jedoch nicht mit einer großen Souveränität. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Überaus direkte Lenkung
- + Sicheres und stabiles Kurvenverhalten
- - Wirkt beim Beschleunigen relativ angestrengt
Komfort
Der Z4 bewegt sich im ständigen Wechsel zwischen Sportlichkeit und Komfort und man weiß nie ganz genau, woran man bei ihm ist. Ist er ein sportlicher Cruiser oder ein komfortabler Sportwagen?
Sportwagen oder Roadster?
Diese Unentschlossenheit bemerkt man vorrangig bei der Federung. Betrachtet man die Federung als "sportlich", so ist sie relativ komfortabel. Betrachtet man sie als "komfortabel", so ist sie in diesem Kontext relativ sportlich.
Dieser Kompromiss scheint aber gewollt zu sein. Er macht den Z4 (ohne Sportfahrwerk) nicht so bretthart, dass man mit Rückenschmerzen aus ihm aussteigt. Gleichzeitig ist er aber auch nicht derart komfortabel abgestimmt, dass man sich fragt, ob man sich überhaupt in einem sportlichen Auto befindet. Man kann den Z4 dadurch durchaus als Alltagswagen bewegen oder aber - wenn gewollt - durch den Fahrerlebnisschalter zu einem kleinen Sportwagen machen.
iDrive ist blind zu bedienen
Ein Segen dass das iDrive-System nun auch Einzug in den Z4 gefunden hat. Die Bedienung erfolgt nach einer Eingewöhnungsphase absolut intuitiv. Das Navigationssystem - auch das Business, aber vor allem das Professional - ist BMW-Fahrern bestens bekannt und strotzt vor Möglichkeiten. Mit vollem Multimediapaket ist es zur Zeit neben Audi zweifelsohne die absolute Benchmark.
Für viele mag der große Bildschirm und die vielen Multimediamöglichkeiten des Professional-Systems nicht in einen puristisch anmutenden Roadster passen, doch diesen Purismus will der Z4 gar nicht leben. Er bietet sowohl den Fahrspaß des Roadster als auch die Annehmlichkeit einer Limousine, wenn man ihn denn mit allen Möglichkeiten des großen Navigationssystems füllt.
Im Gegensatz zu den großen BMW-Limousinen hingegen, wirkt der Z4 allerdings nicht "nackt" wenn man ihn ohne Navigationssystem und ohne iDrive fährt. Dann ist er zwar auch nicht als "puristisch" zu bezeichnen, jedoch wirkt er auch dann alles andere als "billig". |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Trotz Sportwagenfeelings angenehme Federung
- + Kann mit großem Navi mehr Möglichkeiten bieten als jeder andere Roadster
- - Leise im Innenraum
Emotion
Das Temperament des E89er Z4 genau zu bezeichnen, fällt schwer. Ein echter Sportwagen ist er nicht. Allerdings ist er wiederum zu viel Sportwagen, als das man ihn als "komfortabel" bezeichnen könnte.
Sein Design hingegen strahlt pure Emotionen aus. Trotz der Tatsache, dass es ein BMW ist und Fahrzeuge dieser Marke zum Alltag im Stadtbild gehören, drehen sich Passanten nach diesem Wagen immer wieder um. Durch dieses Design schafft er es sogar, den bei manchen Menschen üblicherweise auftretenden "Neidfaktor" anstelle einer Anerkennung für den guten Geschmack völlig in den Hintergrund rücken zu lassen. Ehe man die Frage hört: "Wie kann man sich den denn leisten?", hört man nur: "Ganz tolles Design." So bleibt er ein Wagen für Individualisten.
Natürlich ist das Design dem Geschmack des Betrachters unterlegen. Jedoch wird man kaum jemanden antreffen, der den Z4 nicht als "großartig" bezeichnet. Ein Zeichen dafür, dass man in Zukunft sehr viel mehr weibliche Designerinnen an die Entwicklung von emotionalen Autos heranlassen sollte, als bisher. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Großartiges Design
- + Positives Image
Unterhaltskosten
Gesamtfazit zum Test
Das Design des E89er Z4 spricht für sich. Selten war ein Roadster derart schön.
Die Qualität ist derweil ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Sowohl die Karosserie, als auch der Innenraum, der Motor und das Getriebe hinterlassen einen überaus positiven Eindruck.
Er ist überdies ein Roadster, den man dank BMW-Technik mit allen nur erdenklichen multimedialen Möglichkeiten ausstatten kann, die man sonst nur aus Oberklasse-Pkw kennt. Und diese lassen sich dank iDrive zudem äußerst intuitiv bedienen.
Ist man ein Cruiser der das offene Fahrerlebnis genießen will, so ist der Z4 mit dem sDrive23i-Motor mehr als ausreichend, zumal man ihn für seine Leistung und das Fahrzeuggewicht sehr sparsam fahren kann.
Der Z4 ist mit dem sDrive23i-Motor zwar nicht untermotorisiert. Dennoch wünscht man sich in einigen Lebenslagen einfach mehr Kraft.
Sollte man also ein sportlicher Fahrer sein, wird man mit diesem Motor wohl nicht glücklich.
Überdies kann man festhalten, dass sportliche Fahrer, die das puristische Fahrerlebnis eines alten MX-5 oder eines tiefen Lotus suchen, mit diesem Z4 den falschen Wagen wählen würden.
Diese sollten dann unbedingt die stärkeren PS-Variaten testen.
Sat Jul 21 12:59:49 CEST 2012 | Rostlöser32904
Hallo.
Ein guter Bericht, Danke. Als sDrive23i Eigner stimme ich Dir in allen Punkten zu.
Auch mit M-Paket und 19" Alu's finde ich meinen Z4 relativ komfortabel. Nach 650 Km AB am Stück, steigt
Frau/Mann entspannt aus.
Zu erwähnen wäre noch, das diese Konfiguration bei Regionalklasse 09 mit KH 13 und VK 19 bei Regionalklasse 05 günstig in der Versicherung ist.
Gruß
Digger58