Fiat 500L Living (ZAF 199) 1.4 16V T-Jet Test
19.03.2020 20:20 | Bericht erstellt von OS78
Testfahrzeug | Fiat 500L Living (ZAF 199) 1.4 16V T-Jet |
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Leistung | 120 PS / 88 Kw |
Hubraum | 1368 |
HSN | 4136 |
TSN | BBD |
Aufbauart | Van |
Kilometerstand | 30000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 8/2014 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Wir haben den Fiat im Dezember 2015 als Ersatz Zweitwagen für unseren Mini Cooper Clubman S erworben mit einer Laufleistung von rd. 14.000km. Wir haben dann rd. 16.000km zurückgelegt. In dieser Zeit wurde der Fiat zu 80% in der Stadt bewegt sowie 20% Autobahn/Landstraße. Da meiner Frau der Fiat 500 generell immer sehr gefallen hat und die Familie größer wurde, haben wir Ausschau nach dem Fiat 500L gehalten. Per Zufall haben wir einen jungen Gebrauchten Fiat 500 L Living gefunden, also die Variante mit größerem Kofferraum. Es handelt sich dabei um das Sondermodell Beats. Im Prinzip ist die Ausstattung mit Leder, Rückfahrkamera, Klima, Klapptischen in den Rücksitzlehnen sowie das Soundsystem mit 520 Watt sowie Navi komplett. Der Motor ist der 1.4 Liter Turbo-Benziner “T-Jet” mit 120 PS. |
Karosserie
Gegenüber dem normalen, kleinen Fiat 500 wirkt der Living etwas aufgeblasen. Die Farbkombination schwarz und weißes Dach gefiel jedoch. Das Platzangebot ist vorne und hinten gut. Die Rücksitzbank kann in Längsrichtung verschoben werden. Sitzposition ist hoch – fast wie in einem SUV. Zudem überzeugt der große Kofferraum mit doppeltem Ladeboden in den man problemlos einen Kinderwagen, Hund und Taschen verstauen kann. Die Rundumsicht weißt zu überzeugen – vorne dank Eckfenster in der A Säule und nach hinten auch bedingt durch die Rückfahrkamera obwohl ich selbst diese meistens nicht benötige. Außerdem trägt der City Modus dazu bei, dass sich der Fiat trotz des „aufgeblasenen“ Designs und der stattlichen Größe gerade in der Stadt wendig fahren lässt. Insgesamt gefällt das Raumgefühl. Ein großer Kritikpunkt sind wie bereits von einem anderen Motor Talker beschrieben die zu kurz geratenen Gurte. Ich frage mich was sich Fiat dabei gedacht hat denn der Fiat 500L ist ja eigentlich ein Mini-Van und für Familien geeignet. Eine Babyschale oder einen Kindersitz kann man wirklich nur mit Mühe festmachen. Wir es besser geht zeigt uns der XC90 und der Q3 – einfach und schnell. Hier sollte Fiat nachbessern. Bzgl. der verwendeten Materialien lässt sich festhalten, dass viel Hartplastik verbaut ist. Gerade weil es ein Familien-Zweitwagen ist stört mich dies nicht da man Schmutz schnell weg bekommt und das Hartplastik recht robust gegen kleinere Kratzer ist (im Vgl. zum XC90 oder Q3) |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Großer Kofferraum
- + Gutes Raumangebot
- + Gute Rundumsicht
- + Verschiebare Rücksitze
- - Zu kurze Gurte hinten
- - Qualität im Detail könnte besser sein
Antrieb
In der Stadt weißt die Motorisierung mit dem 1.4 Turbo Benziner zu überzeugen. Die Schaltung mit den 6 Gängen ist gut abgestuft und präzise zu schalten. Auf der Autobahn hingegen könnte der Fiat mehr Durchzug haben. Hier trägt sicherlich auch das Leergewicht von rund 1.500kg bei. Außerdem sind wir meistens gut gepackt unterwegs, sodass wir die maximale Zuladung erreichen. Ab ca. 130km/h zieht er nicht mehr ganz so gut und wird zudem laut. Man hört den rauen Sound des Vierzylinders. Der Verbrauch liegt in der Stadt so bei 8-9l. Auf der Autobahn – Reisetempo 120-140 – liegt der Verbrauch bei rd. 10l - manchmal darüber. Man kann darüber diskutieren, ob das angemessen ist oder nicht. Uns stört das nicht (mir persönlich sind standfeste Motoren / Technik wichtiger als Verbrauch). Außerdem sollte man bedenken, dass es sich nicht um einen Direkteinspritzer handelt. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Präzises Getriebe
- + Motorleistung ausreichend
- - Verbrauch relativ hoch
- - Motor klingt bei hohen Drehzahlen rau / brummt
Fahrdynamik
Der Fiat lässt sich trotz seiner Abmessungen in der Stadt handlich fahren. Der Wendekreis is gering. Möglich macht dies der sog. "City" Modus. Dabei wird die elektr. Unterstützung der Lenkung erhöht und somit die Lenkung sehr leicht. Ab einer gewissen Geschwindigkeit (ich meine so um die 60 km/h) wird dieser Modus jedoch deaktiviert. Bisher haben die standfesten Bremsen überzeugt. Hier und da quietschen sie manchmal; jedoch stellt dies keine Beeinträchtung der Funktion oder des Bremsweges dar. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Geringer Wendekreis durch City Modus
- + Standfeste Bremsen
- + Gute Beschleunigung (Stadt)
Komfort
Der Fiat erfüllt als Familienauto seinen Zweck. Er ist komfortabel abgestimmt und eignet sich daher defintiv nicht fürs Kurvenjagen. Das habe ich aber auch nicht erwartet und habe hierfür andere Autos. Jedoch wird die Hinterachse unbeladen etwas zu schnell entlastet. Die Sitze sind insgesamt bequem, man sitzt hoch und fühlt sich nach langen Reisen noch wohl. Jedoch bieten die Sitze gerade vorne zu wenig Sitzauflage und der Seitenhalt könnte ausgeprägter sein. Auf den hinteren Plätzen gibt es keine Kritikpunkte. In der Stadt und auf der Autobahn bis 120/130 ist die Geräuschkulisse im Innenraum angenehm; wird jedoch darüber hinaus durch den rauen Motor übertönt. Die Bedienung ist intuitiv. Wir haben das Touchscreen Navi. Man findet sich im Menü schnell zurecht. Auch die Anzahl sowie die Platzierung von Schaltern ist sehr übersichtlich. Die Heizung / Sitzheizung arbeitet schnell und wirkungsvoll. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Übersichtliche Bedienung
- + Schnelle wirkungsvolle Klimatisierung
- - Hoher Innenraumspiegel bei hohen Drehzahlen
- - Sitzfläche vorne etwas zu kurz / wenig Seitenhalt
Emotion
Wie eingangs beschrieben bietet der L Living nicht den Retro Look des kleinen Fiat 500 und wirkt eher "aufgeblasen". Design ist bekanntlich Geschmackssache. Uns gefällt es und wir sind der Meinung das hier eindeutig die Funktion über das Design bei der Entwicklung im Vordergrund stand. Unsere Erwartungen an das Fahrwerk waren vor dem Kauf "komfortabel" - diese sind zu 100% erfüllt worden. Bzgl. Image muss sich jeder seine eigene Meinung bilden. Wir wussten das es ein Fiat ist und hatten nicht so hohe Erwartungen. Bisher halten sich die zwei Kritikpunkte (kurze Gurte, Ausfall Navi) in Grenzen bzw. weniger als wir gedacht hatten. Somit sind unsere Erwartungen übertroffen worden - im Gegensatz zu unserem früheren Mini oder den Q3 meiner Mutter, den ich auch sehr oft bewege. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Design erfüllt seinen Zweck
- + Komfortabel
- - Image von Fiat (wer es braucht)
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | bis 100 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 8,5-9,0 Liter |
Gebrauchtwagengarantie | 24 Monate |
Werkstattkosten pro Jahr | 200-500 Euro |
Außerplanmäßige Reparaturkosten | Elektrik/Elektronik - Navigationssystem (80 €) |
Gesamtfazit zum Test
Wer einen gut ausgestatten und komfortablen Familienwagen mit viel Platz für die Kinder und Gepäck sucht ist hier richtig.
Sollte bei der Auswahl des Familienwagens Design, Image sowie sportliche Fahrwerkauslegung eine größere Gewichtung einnehmen, so ist der Fiat definitiv nicht der Richtige. Auch sollte man bedenken, dass es sich gerade bei dem 1.4 Turbo Benziner noch um einen Saugrohreinspritzer handelt und der Verbrauch relativ "hoch" ausfallen kann - nicht zu vergleichen mit einen Direkteinpsitzer neuester Technologie.