Fiat Abarth 124 Spider 1.4 Turbo Test
26.09.2019 09:45 | Bericht erstellt von Ascender
Testfahrzeug | Fiat Abarth 124 Spider |
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Leistung | 170 PS / 125 Kw |
Hubraum | 1368 |
HSN | 1727 |
TSN | AMF |
Aufbauart | Cabrio/Roadster |
Kilometerstand | 9800 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 4/2019 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Hallo liebe Motor-Talker.
Seit geraumer Zeit träumte ich von einem sportlichen Neuwagen. Es musste nicht unbedingt ein Roadster sein, aber auf jeden Fall ein Zweisitzer mit Hinterradantrieb, Sperrdifferential, manuellem Schaltgetriebe und das alles zu bezahlbaren Kosten. Weshalb ein Neuwagen? Nun, in den letzten Jahren bin ich immer wieder alte Autos gefahren, und ich war das Basteln irgendwann leid. Zumal es immer wieder Rückschläge gab, und ich auf ein zuverlässiges Auto angewiesen war. Meine Alltagsautos haben mich nie in Stich gelassen, da hatte ich immer Glück. Ich liebe auch das Risiko, also bitte nicht falsch verstehen. Ich wollte es einfach nur nicht mehr.
Als Alfa Romeo im Jahr 2010 angekündigt hatte in Verbund mit Mazda einen neuen MX-5/Spider entwickeln zu wollen, war ich absolut begeistert. Jeder Autofan soll ja mal einen Alfa besitzen. Das Problem bisher war nur, dass kein Alfa Romeo-Fan einen Alfa der letzten Jahre fahren wollte. Die Umstellung auf Frontantrieb und auf eher schwere Autos machte keinen wirklich glücklich. Drei Jahre später kam der Alfa 4C auf den Markt und man kündigte die Giulia mit Hinterradantrieb an! Ich war wirklich euphorisch, doch bis zur Realisierung sollte noch viel Zeit vergehen. Zwischenzeitlich richtete sich der FCA-Konzern neu aus. Ein Alfa Spider mit einem Vierzylinder würde die Zielkundschaft nicht akzeptieren. Ich kann es kaum fassen wie dumm diese Entscheidung, bzw. Annahme war. Als Alfa Romeo-Enthusiast wollte ich einfach nur einen bezahlbaren, kleinen Sportwagen mit italienischem Flair und dem wunderschönen Design der Pininfarina-Studie Duettottanta.
Das Projekt wurde umgelabelt und als Fiat/Abarth 124 Spider umstrukturiert. Fein. Die schönen Konzeptzeichnungen für den Alfa Spider waren damit verworfen.
Zunächst war ich vom Design des 124ers etwas enttäuscht, wie ich zugeben muss. Aber nach und nach fand ich immer mehr Gefallen an der auffälligen Form.
Und ich fand gefallen an dem Sound, und der Verarbeitungsqualität. Ich schwärmte auch eine Zeit lang für den Toyota GT86/Subaru BRZ, den ich für eines der besten Fahrerautos unserer Zeit halte. Ich bin dieses Auto mehrmals gefahren, und es machte jedes mal unheimlich Spaß. Allerdings empfand ich die Innenraumgestaltung als nicht zeitgemäß, und da bot Mazda/Fiat einfach das für mich bessere Konzept. Eine Weile probierte ich den MX-5 aus, und so konnte ich mich durchaus mit einem Roadster anfreunden. Offen fahren ist tatsächlich nochmal was ganz anderes, und es macht im Stadtverkehr und auf der Landstraße unheimlich Spaß.
Der MX-5 ist eine Ikone, und er kann sich als Fahrerauto durchaus sehen lassen! Die inneren Werte zählen, doch ich konnte mich persönlich nicht mit dem Design anfreunden. Ich war durchaus bereit eine hohe Summe Geld auszugeben, da wollte ich auch etwas für das Auge.
Als ich mich immer mehr mit dem Abarth 124 Spider beschäftigt habe, habe ich mich neu verliebt. Es war zwar nur Liebe auf den zweiten Blick, aber die erste Probefahrt in einem silbernen Exemplar mit mattschwarzer Motorhaube werde ich nicht vergessen. Das Fahrwerkssetting empfand ich beim Abarth besser als beim MX-5 Sport. Auch die Lenkung war besser eingestellt. Und der Sound ist zum Niederknien! Der einzige Nachteil gegenüber dem MX-5: Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Turbomotoren.
Dies war im dritten Quartal 2017, und damit war die Kaufentscheidung bereits gefällt. Es sollte noch ca. 1 1/2 Jahre dauern bis ich jedoch das nötige Kleingeld zusammen hatte.
In der Zwischenzeit hatte Fiat große Probleme das Modell abzusetzen. Viele 124er wurden auf "Halde" gebaut, und wanderten nach dem Einschiffen auf große Industrieparkplätze, wo sie für Händler abrufbereit waren. Es erfolgte ein Produktionsstopp im Werk Hiroshima, und damit ein Abverkauf der bereits eingelagerten Fahrzeuge. Man konnte keinen Spider mehr neu bestellen.
Im Januar 2019 stöberte ich zufällig nach diesen Fahrzeugen bei mobile.de, und fand nur ein Exemplar der zweiten Charge in der Farbe "San Marino 1972 schwarz". Gestört hatte mich an anderen Exemplaren des Modells, der "Lippenstift" an der Frontspoilerlippe und die farblich abgesetzten Spiegel. Ich wollte ein elegantes Auto, und in schwarz sah er wunderschön aus. Zwei Wochen lang besuchte ich immer wieder das Inserat. Das Auto ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und eines Tages fragte ich meine Freundin ob sie mich nach Rheine zum Autohaus begleiten wolle. Sie sagte zu. Im Februar 2019 schließlich, fand ein sehr einseitiges Verkaufsgespräch statt. Ich saß noch einmal Probe, fahren durften wir das Auto nicht. Es gab keine Vorführer. Ich brauchte nicht mehr überzeugt werden, und unterschrieb prompt den Kaufvertrag meines ersten "Neuwagens". So ganz stimmt das nicht, es handelte sich um eine Tageszulassung. Im September 2018 stellte man den Abgasstandard von EURO 6 auf 6dTemp um. EURO6-Fahrzeuge mussten also bis zum 1. September zugelassen werden. Fiat hatte eine Sondergenehmigung erwirkt, aber die lief im Januar 2019 ab. Die Händler halfen sich damit die Autos auf sich zuzulassen. Außerdem gab es gute Rabatte!
Einen Monat später holte ich das Auto ab! |
Karosserie
Die Ästhetik des Wagens zieht die Blicke auf sich. Das Auto ist gerade in der Farbe unheimlich elegant, und kaum einer kennt das Fahrzeug und die Marke Abarth.
Platz gibt es für den Fahrer und Beifahrer ausreichend. Selbst für Nordeuropäische Verhältnisse. Ich passe mit meinen 1,84m gut rein.
Das Auto wiegt nur 1.150 kg. Ich denke man hat überall Material eingespart, wo man nur konnte. So ist das Blech der Motorhaube sehr dünn. Während der Fahrt sieht man, dass das Material sehr lebendig ist. Der Kofferraumdeckel besteht zumindest teilweise aus Kunststoff. Das trübt den Qualitätseindruck nicht im geringsten.
Im Kofferraum ist wenig Platz, jedoch ein Quäntchen mehr als bei einem MX-5. Der Abarth ist nämlich ein wenig größer als sein Mazda-Pendant. Für mich als "Single" (ich habe eine Freundin), reicht es aber durchaus für den Wochenendeinkauf. Da ich keine Getränke kaufe, kann ich das jetzt nicht wirklich beurteilen, aber ich denke eine Kiste Bier + eine volle Einkaufstasche passt auf jeden Fall in den Kofferraum. Für den Wochenendausflug zu zweit reicht es ebenfalls. Schwieriger könnte ein zehn Tage-Trip werden, den ich mit meiner Freundin plane, aber alles eine Sache des Anspruchs. Wir brauchen in der Regel nicht viel, und verreisen meistens nur mit dem Rucksack. Für etwa 700 EUR kann man bei Fiat im Zubehör einen Gepäckträger bestellen, den man auf dem Kofferraumdeckel montiert. Den muss ich aber ehrlicherweise nicht wirklich haben bei so einem sportlichen Auto. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Elegante Form, aufsehnerregendes Design, lange Motorhaube
- - Übersichtlichkeit nach vorne. Man sieht nicht wo das Auto aufhört.
Antrieb
Zum MultiAir-Motor lässt sich eigentlich nicht viel gutes sagen. Das Mazda-Aggregat mit 180 PS ist deutlich besser. Es handelt sich um einen 1,4-Liter-Motor mit einem Garett-Turbolader, der sehr prominent platziert ist.
Beide Motoren haben jedoch mit der überaus leichten Karosserie nicht viel zu kämpfen. Leichter sind nur eine Lotus Elise und ein Alfa Romeo 4C in dem Segment, die aber in einer ganz anderen Liga spielen. Die Beschleunigung ist ausreichend stark. Der Abarth ist in ca. 6,8 bis 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, was abhängig von den Konditionen ist. Das ist Golf GTI-Niveau!
Man kann also auf keinen Fall von einem langsamen Fahrzeug sprechen. Für den Preis von 26.000 EUR, geht das absolut in Ordnung!
Man muss erwähnen, dass der Abarth einen Sport-Modus hat. Wenn man diesen aktiviert ist es ein ganz anderes Auto. Für einen Turbomotor ist dann die Gasannahme wirklich hervorragend, das Auto wirkt viel lebendiger. Ohne Sport-Modus fährt sich die Kiste wie ein Sack Nüsse. Die Folge ist, dass die Sport-Taste von mir nach Neustart des Fahrzeugs sofort gedrückt wird. Sonst möchte man das Auto nicht fahren!
Es ist wohl ein Zugeständnis an die engen Treibstoff- und Emissionsvorgaben für die Fahrzeughersteller.
Das Getriebe ist vom Mazda MX-5 NC, also der Vorgängergeneration. Das liegt daran, weil es mehr Drehmoment verträgt als das neu entwickelte ND-Getriebe. Es ist knackig und bietet kurze Schaltwege. Einzig die Übersetzung des zweiten Gangs könnte kürzer sein. Wenn man ohne Sportmodus im zweiten Gang untertourig fährt, ist kaum von Beschleunigung zu sprechen, selbst wenn man das Pedal voll durchdrückt. Die restliche Übersetzung passt jedoch!
Auch die Hinterachsübersetzung ist relativ kurz, das sorgt für ein gutes Beschleunigungsverhalten. Gepaart mit dem mechanischen Sperrdifferential ist das Paket ziemlich gut für das gebotene Geld.
Heutige "sportliche" Autos haben kaum noch mechanische Sperrdiffs verbaut, was sehr Schade ist. Das macht den Abarth ein wenig mehr zum Exoten.
Wie immer gilt: Turbo läuft, Turbo säuft. Der Verbrauch ist aus meiner Sicht, gerade bei so einem leichten Auto, nicht wirklich zeitgemäß. Je nachdem gönnt er sich zwischen 7 bis 11 Liter auf 100 km. Ich weiß nicht ob man der Momentanverbrauchsanzeige unbedingt glauben schenken darf, aber die Skala wird bei Vollgasfahrten gesprengt.
Bedingt durch den kleinen Tank (35 Liter), ist die Reichweite relativ begrenzt. Ca. 330 bis 450 Kilometer schafft man, je nach Fahrweise. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Im Sportmodus wirklich gut für einen Turbomotor
- - Ohne Sport-Modus wie ein Sack Nüsse
- - Relativ hoher Treibstoffverbrauch
Fahrdynamik
Der Wendekreis könnte kleiner sein, ist aber im Alltag kein großes Problem. Notfalls deaktiviert man das ESP, lenkt voll ein und latscht auf den Pinn.
Wie von mir bereits angedeutet: Die Beschleunigung ist hervorragend und völlig ausreichend für einsame Landstraßen. Kurvenräubern mag dieses Auto sowieso am meisten. Obwohl es sich um eine elektronische Lenkung handelt, ist diese sehr präzise und gibt genug Feedback an den Fahrer. Sie ist etwas "schwerer" als im Mazda, aber genau das macht sie so gut. Auch verstellt sich die Lenkung nicht bei niedrigen Geschwindigkeiten, was ich bei modernen Autos wirklich nicht mag. Also ein weiterer Pluspunkt.
Der Abarth kann Kurven! Das ist sein größter Vorteil, bzw. der eigentlich vorgesehene Einsatzzweck. Es sind hochwertige Komponenten verbaut, wie etwa Dämpfer von Bilstein. Abarth hat sich sehr viel Mühe bei der Fahrwerkseinstellung gegeben, das merkt man auch. Ich vermute, dass dickere Stabilisatoren als beim MX-5 verbaut wurden. Die Seitenneigung tendiert selbst bei sehr zügig durchfahrenen Kurven gegen null. Dabei fühlt sich das Auto stehts agil an, was sicherlich an dem geringen Gewicht liegt. Es gibt kaum Untersteuern!
Aufpassen muss man bei Lastwechseln! Gerade wenn man das ESP abstellt. Aber das versteht sich bei einem Auto mit kurzem Radstand eigentlich von alleine. Wenn man sehr plötzlich in einer Kurve auf die Bremse latscht, kann man einen Drift provozieren. Das Heck ist sehr lebendig, aber für Fahrer wie mich jederzeit beherrschbar. Die Reifen vermitteln auch einen sehr guten Eindruck, ich habe jedoch vergessen um welches Modell es sich handelt. Da muss ich nochmal nachsehen.
Für die Bremse gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man hat die kleine Bremsanlage verbaut, so wie ich, oder die große Brembo. Vom Bremsweg habe ich keinen großen Unterschied gespürt. Aber definitiv wird es diesen beim Thema Fading geben.
Da ich im Alltag auch viel mit der Motorbremse arbeite, brauche ich die große Brembo nicht. Auf die Rennstrecke fahre ich mit diesem Auto nicht, weil ich darum zu viel Angst habe.
Wie beschrieben: Alles in allem ist das Fahrverhalten der größte Pluspunkt bei dem Wagen. Es gibt nicht viele moderne Autos, die sich so fahren. Die Gewichtsverteilung ist optimal. Der Motor ist übrigens hinter der Vorderachse verbaut. Es handelt sich also genau genommen um einen Frontmittelmotor, wie etwa bei der Corvette. Fancy! |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Agilität
Komfort
Das Fahrwerk ist trumpf. Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Dabei schont es erstaunlich gut die Bandscheiben.
Auch ist das Auto einige Zentimeter höher als ein MX-5. Ich vermute mal, dass Fiat/Abarth das Auto größer erscheinen lassen wollten. Für schlechte italienische Straßen sicherlich kein Nachteil! Es fährt sich diesbezüglich wie ein normales Auto. Man muss nicht sonderlich auf hohe Bordsteine, oder steile Tiefgarageneinfahrten achten. Da wo ein normales Auto hinkommt, kommt auch der Abarth hin.
Die Sitze sind schon recht bequem. Ich habe damit hunderte Kilometer über Landstraßen am Stück abgespult. Jedoch fehlt es an Einstellmöglichkeiten. Ich habe den Sitz, aufgrund meiner Körpergröße, ganz nach hinten gestellt. Das Lenkrad lässt sich leider nicht verstellen. Für mich persönlich passt es gut. Meine Freundin kann in dem Auto allerdings nicht sehr lange sitzen.
Die Innenraumgeräusche sind schon sehr laut, gerade auf der Autobahn. Aber das ist bei einem Fahrzeug mit Stoffverdeck normal und absolut verständlich. Bei offenem Verdeck hört man nichts anderes außer dem Wind und der rotzigen Auspuffanlage.
Die Bedienung ist relativ einfach. Aber es gibt ein paar Besonderheiten. So habe ich relativ lange gebraucht bis ich verstanden habe wie der Tageskilometerzähler zurückgesetzt wird. Man kann natürlich das Handbuch studieren, aber das hat mit intuitiver Bedienung nichts zu tun.
Der Rest ist simpel, und das gefällt mir gut. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Guter Mix aus Sportlichkeit und Komfort bei der Fahrwerksabstimmung
- + sehr wirkungsvolle Heizung und Klima, selbst bei offenem Verdeck
- + relativ bequeme Sitze, jedoch leider kaum verstellbar
- + Verdeck lässt sich einfach öffnen und schließen
- - Geräuschentwicklung
Emotion
Wie im Eröffnungsstatement bereits geschrieben wäre mir ein Alfa Spider lieber gewesen. An das Design musste ich mich erst gewöhnen, aber jetzt finde ich den 124 Spider wunderschön, und das ist bisher auch das Feedback von Passanten, Freunden und Bekannten. Das Auto macht viel her, es zieht die Blicke auf sich. Oft werde ich darauf angesprochen.
Es ist ein sehr emotionales Auto, etwas was man heutzutage kaum noch findet. Viel macht auch die Record Monza-Auspuffanlage aus, die einen absolut dreckigen Sound rausrotzt. Das Auto hört sich an wie ein kleiner Ferrari/Maserati. Genial. Es ist sehr erstaunlich was Abarth soundmäßig aus einem 1,4-Liter-Turbo-4-Zylinder rausholt. Wenn man es nur hört, würde man vermuten, dass ein 6-Zylinder unter der Haube ist.
Es ist ein schönes Auto, welches meinen Alltag wirklich aufpeppt.
Ein Image der Marke Abarth ist kaum vorhanden. Die wenigsten erkennen das Auto oder die Marke. Das ist einerseits traurig, andererseits nicht wirklich verwunderlich wenn man sieht wie wenig Werbung Fiat in Deutschland macht.
Nörgler gibt es immer. Das Auto sieht hochwertig aus, und ich habe schon oft mitbekommen wie Arbeitskollegen oder Passanten die Nase rümpfen, und wahrscheinlich nicht gerade schöne Dinge über mich sagen. Es ist mir allerdings in diesem Auto völlig egal. Ich habe das Auto nicht gekauft um anzugeben oder zu flanieren, sondern weil ich Spaß daran habe es zu bewegen und es anzusehen. Auch beschwert sich der eine oder andere über die Auspuffanlage. Diese ist allerdings gar nicht so laut wie man meinen könnte. Das Auto hört sich gut an. Es ist auf keinen Fall vergleichbar mit dem Sound der heutigen Tuningszene, welches eher an Pfurzgeräusche erinnert. Manche strecken den Daumen hoch, manche schimpfen. Auf jeden Fall gucken sie alle. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Ästhetik
Gesamtfazit zum Test
Ein absoluter Spaßmacher für den Alltag, für das ungezwungene, gute Leben. La dolce vita eben. Sehr alltagstauglich, emotional und auch ein wenig praktisch. Ich will den Wagen nicht mehr missen.
Der Listenpreis ist sehr hoch angesetzt, das wäre er mir nicht Wert. Aber zum Glück gibt es immer wieder gute Preisangebote.
Ansonsten gibt es kleinere Mängel, die jedoch auf Garantie bestimmt behoben werden. Das Verdeck (von Mazda konstruiert) scheuert hinten am Überrollbügel und der Dachhimmel hängt über der Heckscheibe runter. Ich habe schon mehrfach gelesen, dass dies sowohl beim MX-5 als auch beim 124 Spider vorkommt. Es wird auf Garantie von der Werkstatt gegen eine neue Konstruktion getauscht.
Die MultiAir-Motoren vertragen keine langen Standzeiten, da das Öl gerne aus dem Motor in die Wanne abfließt. Man solle den Motor alle paar Wochen starten, damit das nicht passiert. Sonst muss man den Wagen in die Werkstatt schleppen lassen. Auch hat es bei mir bereits eine Lambdasonde dahingerafft, vermutlich weil das Auto so lange beim Händler nicht bewegt wurde. Ansonsten ist es ein relativ komplexes Aggregat. Bisher ist mir aber noch nichts negatives zu Ohren gekommen. Da diese Motoren auch in Alltagsfahrzeuge, wie etwa der Giulietta eingesetzt werden, gehe ich nicht davon aus, dass sie allzu anfällig sind.
Es versteht sich von selbst, aber es ist kein Auto für Leute, die sich nicht einschränken wollen. Wer den Platz unbedingt braucht, der sollte sich ein größeres Auto kaufen. Auch ist es sicher nichts für regelmäßige Autobahnfahrten. Landstraße und Stadt kann dieses Auto sehr gut. Hochgeschwindigkeit zwar auch, aber das macht auf Dauer kein Spaß und wird in dem Fahrzeug sehr anstrengend.
Fri Oct 04 20:35:21 CEST 2019 | petertotus
Toller Bericht / Test Ascender. Vielen Dank dafür. Jetzt hast Du mich noch heißer gemacht .
Wed Oct 23 09:27:29 CEST 2019 | kautsky2
Zum Thema Bremsen. Ich kenne nur A124, die die Brembo Vierkolbenanlage vorne verbaut haben (mit 286mm Scheiben). Zumindest hier in Österreich gab und gibt es nur eine, und zwar die von mir beschriebene Bremsanlage. Seltsam.
Wed Mar 04 09:10:50 CET 2020 | Ascender
@kautsky2
Sorry, dass ich nicht geantwortet habe. Ich glaube die Testberichte sind ein wenig verbuggt, da werden mir geschriebene Kommentare nicht in Cockpit angezeigt.
Ich glaube die kleine Bremse gab es nur bei einer zwischenzeitlich abgespeckten Variante. Mein Abarth kommt absolut "nackt" daher. Keine farblich abgesetzten Spiegel, keine LED-Scheinwerfer, nur das kleine Radio, keine Popo-Heizung, etc.
Mir kam es ganz recht, weil ich sehr puristisch bin was Fahrzeuge angeht.
Ich denke ich werde aber trotzdem auf eine größere Bremsanlage wechseln, wenn meine abgenutzt ist. Auf Bergstraßen merkt man das Fading dann schon, obwohl ich immer die Motorbremse nutze, und ich "richtig" bremse, also immer nur kurz vor der Kurve und ansonsten abkühlen lasse. Vielleicht hilft schon eine bessere Bremsbelüftung und eine andere Bremsflüssigkeit, aber das müsste man mal testen.
Auf jeden Fall macht die große Bremse natürlich auch optisch etwas her.
Was ich oben noch vergessen habe: Das Automatikgetriebe bin ich in einem Ersatzwagen gefahren (Vollausstatter), und ich werde es garantiert nicht missen. Es nimmt viel zu verzögert Wechselkommandos an.
Update:
Das Dach wird anstandslos von Fiat auf Garantie gegen ein Neuteil getauscht. Es gibt eine neue Konstruktion. Am 9. März ist der Termin, ich bekomme einen Ersatzwagen kostenlos gestellt. Ich werde berichten.
Wed Mar 04 21:23:22 CET 2020 | Ascender
Noch ein paar Hinweise zu dem Auto:
Wenn das Verdeck und die Seitenscheiben unten sind, muss man beim einsteigen sehr vorsichtig sein, da man mit seinem Gesicht den spitzen vorderen seitlichen Dreiecksfenstern sehr nahe kommt. Näher als einem lieb ist.
Wer jeden Quadratzentimeter Platz im Kofferraum benötigt, der kann das Warndreieck, das Werkzeug und die Warnwesten in den "Schmuggelfächern" hinter den Sitzen verstauen, da dies Staufächer sind, die man eh kaum benutzt und an die man nicht so leicht drankommt.