Fiat 500 312 0.9 Twin Air Test
25.04.2019 07:31 | Bericht erstellt von tompeter69
Testfahrzeug | Fiat Abarth 500 595 |
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Leistung | 145 PS / 107 Kw |
Hubraum | 1368 |
HSN | 1727 |
TSN | AJU |
Aufbauart | Limousine |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 10/2017 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Ich besitze den Fiat 500 seit September 2018 und habe damit bislang 8tkm zurückgelegt. Gekauft als Einjährigen mit 12tkm Fahrleistung. |
Karosserie
Der Fiat 500 bietet vorne erstaunlich viel Platz. Durch den nicht allzu weit eindringenden Armaturenträger fühlt man sich nicht eingesperrt und die hohe Sitzposition sorgt für eine gute Übersicht. Zudem hellt das Glasdach den Innenraum neben den hellen Polstern und den cremefarbenen Akzenten zusätzlich auf und wirkt dadurch "luftig". Die Sitzfläche vorne ist durchschnittlich lang und für meine 1,73m sehr angenehm. Hinten ist es naturgemäß etwas enger, aber deutlich komfortabler wie im etwa gleich langen Opel Adam, der hinten viel weniger Beinfreiheit bietet. Der Zugang zu den hinteren Plätzen wird durch die Einstiegshilfe (links und rechts, mit Memory-Funktion) erleichtert. Der Kofferraum ist klein (185 Liter), bar gut zu beladen und lässt sich durch die einzeln klappbaren Sitze erweitern. Dabei verbleibt allerdings eine Stufe. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Platzangebot vorne erstaunlich gut
Antrieb
Der Zweizylinder ist ein Quell der Freude. Ob im sparsamen "Normalmodus" (98 PS) oder im dynamischen "Sportmodus mit vollen 105PS-Leistung, der Motor macht einfach Spaß. Bei Teillast kaum wahrnehmbar, lässt er sich unter Last zu einem kernigen Grummeln hinreißen, dreht locker bis in Begrenzer, schiebt kräftig an und gibt einem in jeder Fahrsituation das Gefühl einer angemessenen bis sportlichen Motorisierung. Zudem lässt sich der Motor durchaus sparsam bewegen. Bei ruhiger bzw. normaler Fahrweise verkostet der kleine Twin 5-5,5 Liter/ 100. Im Bummelmodus habe ich ihn auch schon mit unter 4 Litern bewegen können. Andererseits kostet "echtes Vollgas" auf der Autobahn auch schon mal 10 Liter/100km. Man hat es also im Fuß, ob der kleine spart oder "spaßt". Im Mittel über 8tkm liege ich bei durchaus zügiger Fahrweise bei 6,4 Litern, meine Frau in ihrem Cabrio mit gleichem Motor bei 6,3 Litern. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + charakterstarker Sound
- - Spritverbrauch bei Vollast
Fahrdynamik
Der Fiat 500 ist ein handliches und dennoch spurstabiles Fahrzeug. Nur im Bereich der Höchstgeschwindigkeit ( Tacho 212km/h) neigt er in engeren, welligen Autobahnkurven zu einem Versetzen der Hinterachse. Dort sollte man es bei Geschwindigkeiten um die 180km/h belassen.
Bei höheren Geschwindigkeiten reagiert er aufgrund der Lenkungscharakteristik im Slalom etwas träge, was aber auch zur Fahrsicherheit ungeübter Fahrer beitragen kann, weil die Folgen eines Lenkradverreißens dadurch abgemildert werden. Das ESP greift recht spät, aber dafür sehr zuverlässig ein, ebenso die Bremskraftregelung, die den FIAT auch bei Vollbremsungen sicher in der Spur hält.
Das Fahrverhalten insgesamt würde ich als ausgeglichen beschreiben: nicht übermäßig nervös, nicht zu träge um Fahrspaß zu erleben, dabei immer eher auf der sicheren Seite.
Die Beschleunigung ist auch in den oberen Geschwindigkeitsbereichen immer wieder ein Garant für gute Laune. Da der Zweizylinder nur etwa 1000kg zu bewegen hat, sind Überholvorgänge auf der Landstraße problemlos möglich und auch hohe Autobahnschnitte erreichbar. Der Motor hat ab 1900U/min stets ordentlichen Durchzug und eine ausgesprochene Drehfreude zu bieten. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + handlich und ausreichend agil
Komfort
Für das geringe Gewicht und den kurzen Radstand ist der Komfort des kleinen Italieners mit polnischer Geburtsstätte durchaus als befriedigend zu bezeichnen.
Die Federung ist ein guter Kompromiss aus Fahrsicherheit und Komfort, liegt also irgendwo zwischen den Stühlen. Mehr Sportlichkeit würde unweigerlich zu Lasten des Komforts gehen, mehr Komfort zu Lasten der Fahrsicherheit.
Die Sitze vorne empfinde ich mit einer Körpergröße von 1,73m als sehr bequem. Langbeinige könnten sich an den verhältnismäßig kurzen Sitzpolstern stören, für mich sind diese eine Wohltat, da mir die Sitze nicht in die Kniekehlen drücken. Hinten sitzt es sich einen Tick zu aufrecht, die Kopfstützen sind vorne wie hinten unbequem, da ziemlich hart.
Die Innengeräusche bewegen sich auf einem sehr angenehmen Niveau, wenn man den speziellen Zweizylinder-Sound so liebt wie ich es tue. Im Teillastbereich kaum vernehmbar, grummelt der Motor unter Last wie ein Diesel, ohne dabei unangenehm laut zu werden ( dieser "lebende" Motor war einer der Hauptkaufgründe für dieses Fahrzeug). Windgeräusche treten erst an etwa 150km/h in den Vordergrund verursacht zum größten Teil durch die Außenspiegel und en Bereich der A-Säulen.
Die Bedienungselemente sind logisch platziert, gut zu erreichen und leicht zu bedienen. Die Anbringung der Fensterheber in der Mittelkonsole empfinde ich im Gegensatz zu anderen "Testern" als sinnbringend und logisch.
Die Heizung schaufelt erstaunlich schnell warme Lift in den Vorderwagen. Hinten dauert es mangels separaten Ausströmern deutlich länger, bis dort "Wohlfühltemperaturen herrschen. Das Gebläse selbst ist leistungsstark, gut zu regulieren oder automatisch durch die Klimaautomatik regelbar. Sehr effektiv gelingt die Belüftung natürlich auch durch das Glasdach, welches sich kippen und zurückfahren lässt ( weiterer Kaufgrund). |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Schnelle Heizleistung, gute Belüftung
Emotion
Mehr geht nicht... Nach so langer Bauzeit immer noch attraktiv...ein Auto, dass einem schon beim Betrachten ein Lächeln in Gesicht zaubert, welches nochmals breiter wird, wenn der kleine quirlige Zweizylinder lospoltert und druckvoll voran marschiert.
Kein Auto, sondern ein Familienmitglied, welches man bei schlechtem Wetter am liebsten im warmen Wohnzimmer parken würde, dem man in die treuen Kulleraugen guckt, heimlich über den Po streichelt...
Ein Auto für die Sinne. Vernunft heißt VW UP! oder Hyundai i10, Emotion heißt FIAT 500 TA 105, der "Abarth-Light" unter den 500ern |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Retro-Kugel mit Charme und Ausstrahlung
- - der TA 105 fiel der WTLP-Norm zum Opfer
Gesamtfazit zum Test
Wer auf oftmals sinnlosen Platz der SUV-Welle verzichten kann und ein unterhaltsames Fahrzeug mit niedrigen Betriebskosten sucht, ohne auf Stil und Fahrspaß verzichten zu wollen, dem sei eine Probefahrt dringend empfohlen.
Doch Achtung: der unvermeidliche Kauf könnte in einer leidenschaftlichen Beziehung enden )
Wer ein Auto aus rein rationalen Gesichtspunkten kauft, der mache einen großen Bogen um diese wiederbelebte Ikone.
Wer automobiles Glück in Konformismus findet und am liebsten unbemerkt am Straßenverkehr teilnimmt, der weiche auf langweilige Mitbewerber aus, die ihre Fahrzeuge in großen Stückzahlen an Pflegedienste und Pizza- Lieferanten verleasen.
Dieser Typus wird mit einem 500er niemals glücklich werden können