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Ford Fiesta Mk3 1.1 Test

29.07.2015 21:50    |   Bericht erstellt von Ascender

Testfahrzeug Ford Fiesta Mk3 1.1
Leistung 50 PS / 37 Kw
Hubraum 1097
HSN 7528
TSN 345
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 98000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 9/1994
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von Ascender 2.5 von 5
weitere Tests zu Ford Fiesta Mk3 anzeigen Gesamtwertung Ford Fiesta Mk3 (1989 - 1996) 3.0 von 5
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Einleitung

In allen Alltagssituationen - und manchmal auch auf Abwegen.

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Der "Fiasko" ist ein sehr geräumiges und praktisches Fahrzeug. Das Außendesign trifft nicht gerade den Nerv unserer Zeit, wie ich finde. Das Auto ist aber auch über zwanzig Jahre alt, also ist dieser Umstand sehr verschmerzbar.

Fahrer und Beifahrer haben ausreichend Platz. Es ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig eine so enorm große Frontscheibe zu haben. Dadurch wirkt es so als ob man direkt am Geschehen teilnimmt. Die Straße wird greifbar. Ich finde das gut. Besonders sicher kann das nicht sein.

 

Die Rückbank ist okay als Notsitz. Ich habe schon öfter mal jemanden hinten mitgenommen. Das geht. Natürlich ist das sehr beengt, keine Frage.

 

Der Kofferraum ist praktisch. Die Ladekante ist niedrig. Die Abdeckung schützt vor neugierigen Blicken. Die Rückbank lässt sich kinderleicht vom Kofferraum aus umklappen, die Abdeckung kann man genauso einfach entfernen. Schon hat man eine gewaltige Ladekapazität, wie man das sonst nur von großen Kombis her kennt. Wunderbar. Das hat mir enorm geholfen Fahrzeugteile zu transportieren.

 

Die Übersichtlichkeit ist dank der großen Fenster und der geringen Ausmaße selbstverständlich hervorragend.

Ein Nachteil der großen Scheiben ist natürlich, dass sich der Innenraum unter Sonneneinstrahlung besonders stark aufheizt.

 

Die Qualität war bei Ford in den 90ern eher bescheiden. Im Innenraum springt sofort das sehr billig wirkende Hartplastik ins Auge. Bei hohen Geschwindigkeiten knarzt das Armaturenbrett, der Gangwahlhebel rüttelt nervös hin und her und das Radio fliegt fast aus seiner Fassung.

Die Karosserie ist nur unzureichend gegen Korrosion gesichert. Hierbei sind besonders die hinteren Radläufe zu erwähnen.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Ausreichend Platz vorne
  • + Praktischer Kofferraum - mit unklappbarer Rückbank unschlagbar
  • + Übersichtlichkeit
  • - Rostvorsorge
  • - Wenig Platz für Passagiere im Fond

Antrieb

4.0 von 5

Zum Antrieb:

 

Natürlich reißen 50 PS nicht unbedingt am Nacken. Es ging mir um ein kostengünstiges, geräumiges Fahrzeug, was mich jeden Tag zur Arbeit bringt.

Da das Fahrzeug relativ leicht ist, haben die 50 Pferde leichtes Spiel.

Natürlich muss man vorausschauend fahren. Ich nehme bspw. auf Autobahnauffahrten gerne den Schwung aus der Kurve mit - lasse extra Abstand zum Vordermann damit ich einen ausreichenden Beschleunigungsweg habe. Es ist eben kein Rennwagen.

 

Trotzdem hat es mir die kleine, drehfreudige Maschine angetan.

Meiner Meinung nach handelt es sich um die perfekte Maschine für das Arbeitstier. Sie ist etwas rappellig - und ja, das Nageln ist normal. Ja, das ist kein Diesel, und nein, die Hydros sind nicht kaputt.

 

Die Maschine gibt sich mit ca. 5 Liter auf 100 Km zufrieden und ist sehr genügsam. Der Tank fast etwa 38 Liter. Ich schaffe damit Strecken von über 600 Kilometern. Bei zügigster Fahrweise sind es dann 500 Kilometer Reichweite - bzw. so um die 8 Liter Verbrauch.

 

Dabei ist die Getriebeabstimmung sehr gut gelungen - das gefällt mir an dem Fahrzeug bisher am meisten. Das Getriebe ist relativ kurz übersetzt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 Kilometern in der Stunde. Durch die kurze Übersetzung beschleunigt das Auto subjektiv recht zügig.

Man muss natürlich öfter mal schalten. In der Stadt kann man bereits bei 40 Km/h in den vierten (von fünf!) Gängen schalten.

Des Weiteren macht es sehr viel Spaß die Gänge durchzureißen. Der Schalthebel ist griffig, die Kulisse knackig, die Wege kurz. Toll!

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Hervorragendes Getriebe
  • + Ausreichend viel Leistung und Drehfreude
  • + Ausreichend hohe Reichweite
  • - Laufruhr

Fahrdynamik

3.0 von 5

Der Wendekreis ist für so ein kleines Auto recht groß geraten. Sicherlich ist der Frontantrieb daran nicht ganz unschuldig.

 

Die Beschleunigung empfinde ich als ausreichend.

 

Die Lenkung ohne Servounterstützung ist relativ direkt. Aufgrund der dünnen Bereifung fühlt sich das aber eher komisch an. Das Fahrverhalten damit ist recht schwammig. Die Reifenbreite beträgt lediglich 135 mm. Das Auto verhält sich auf trockener Straße damit recht sicher und spurstabil, mit Tendenz zum Kurveneingangsuntersteuern, und zum Power-Understeer (Untersteuern während man Gas gibt). Plötzliche Lastwechsel (hartes Bremsen in einer Kurve) werden mit zackigem Übersteuern belohnt. Das Ganze ist sehr gut zu kontrollieren. Ich denke man könnte das Fahrverhalten mit etwas breiteren Reifen durchaus verbessern, ohne den Grenzbereich zu schmal werden zu lassen.

 

Bei Regen kann es unter Umständen gefährlicher werden. Das fehlende ABS macht sich mit der dünnen Bereifung bemerkbar. Blockierende Räder und Untersteuern sind die Folge. Also, Vorsicht walten lassen und vorausschauend fahren.

 

Die Agilität ist hervorragend. Wenig Gewicht, kurze Getriebeübersetzung - in der Stadt macht der Wagen Spaß. Der Wagen liebt Slalom!

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Sehr sportlich für einen Frontkratzer
  • - Wendekreis
  • - Standardbereifung zu dünn und damit relativ unsicher

Komfort

3.0 von 5

Die werkseitige Abstimmung ist sehr sportlich gelungen. Das Fahrwerk ist nicht sehr hart, aber auch nicht besonders komfortabel - trotz langer Federwege. Die Art wie das Fahrzeug sich in Kurven verhält ist jedoch ziemlich gut gelungen. Dabei setzt es gekonnt Lenkbewegungen sehr präzise um. Auch kann man mit etwas Spielerei das Heck etwas tänzeln lassen.

 

Die vorderen Sitze und das Platzangebot sind zufriedenstellend und sind auch auf längeren Strecken bequem.

 

Aufgrund der geringen Abmessungen müssen die Fondpassagiere mit Abstrichen rechnen.

 

Die Innenraumgeräusche sind sehr laut. Das Fahrzeug ist schon für damalige Verhältnisse nicht besonders gut isoliert gewesen.

 

Die Bedienung erfolgt intuitiv - mal ehrlich: So viele Funktionen gibt es nicht. Die Scheibenwischer sind etwas gewöhnungsbedürftig zu bedienen - das hat man jedoch schnell raus. Alle Schalter sind gut erreichbar.

 

Die Heizung ist sehr wirkungsvoll und wärmt bereits nach kürzester Zeit den kleinen Innenraum auf. Man muss sogar aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Die Heizung kann sehr viel Wärme in den Innenraum abgeben.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Gut eingestelltes Fahrwerk
  • + Übersichtliche Bedienung
  • + Äußerst wirkungsvolle Heizung
  • - Laute Innenraumgeräusche

Emotion

0.0 von 5

Nun, die Emotionen...

 

Ich lasse da gerne mit mir streiten. Kurzum: Das Außendesign ist wirklich nicht gelungen. Vergleicht man den Fiasko mit einem Golf II, dann ist der Wolfsburger definitiv das schönere Auto. Das heißt natürlich nicht, dass das schönere Auto das bessere ist.

 

Ich empfand den quasi nicht vorhandenen Kühlergrill, gepaart mit den breiten Scheinwerfern als stillistisch wenig ansprechend. Dafür dürfte dies natürlich sowohl den cW-Wert als auch die Lichtausbeute positiv beeinflussen.

 

Zum Image: Naja, man kann damit nicht unbedingt vor der Eisdiele angeben. Flanieren sollte man unterlassen - man bekommt nicht jede Frau in das Auto rein (aber die anderen sind es meist auch nicht Wert).

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • - Extrem langweiliges, biederes Design

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Das Auto ist zuverlässig und sehr praktikabel. Ideal auch für ländliche Wohngegenden mit Feldwegen geeignet. Der Federweg ist relativ lang, die Bodenfreiheit gut. Das Fahrwerk ist sportlich ausgelegt ohne zu sehr den Komfort einzuschränken.

Man merkt sehr wohl, dass sich die Ingenieure viel Mühe gegeben haben um das Auto rundum praktisch zu machen. Vom niedrigen Verbrauch, bishin zum Platzangebot - wirklich sehr gut umgesetzt.

 

Wer einfach nur ein günstiges Auto sucht um von A nach B zu kommen ist hiermit gut beraten. Wer größere Gegenstände effizient verstauen kann, wird hierbei ebenfalls sehr glücklich, da die Raumausnutzung hervorragend ist.

 

Die Steuer ist relativ günstig (150 EUR, da EURO 1 - mit Kaltlaufregler und EURO 2 ließe sich da sicherlich etwas mehr sparen). Der Verbrauch ist sowieso der Oberhammer für diese Zeit. In Sachen Wartung habe ich in den letzten 8 Monaten keinen einzigen Cent investiert!

Das Auto hat ursprünglich mit Anmeldung und einem Jahr TÜV etwa 400 EUR gekostet.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Die Versicherung ist sehr teuer - als junger Fahrer zahle ich etwa 70 EUR im Monat. Scheinbar gilt das Auto unter Versicherern als "Frauen- und Anfängerauto". Offensichtlich sind diese Fahrzeuge recht häufig verunfallt.

 

Das kann natürlich auch an der sehr dünnen Serienbereifung liegen, welche zweifellos dabei hilft diese Fabelwerte beim Verbrauch zu erwirken. Unter Sicherheitsaspekten ist das aber nicht zu empfehlen. Als Rennfahrer kann ich mit Fahrzeugen sehr gut umgehen. Das stellte bisher für mich kein Problem dar. Es gab jedoch auch Situationen wo ich mir etwas mehr "Spielraum" gewünscht hätte. Etwa wenn man plötzlich bei nasser Straße bremsen muss.

 

Um die Rostvorsorge ist es nicht besonders gut bestellt. Schwachpunkte sind die hinteren Radläufe, Bodenbleche, der Kofferraumboden, die Batteriehalterung, - und nicht gerade unwichtig: Der Rahmen!

 

Bei Fahrzeugen mit Hubdach unbedingt darauf achten ob diese dicht sind!

 

Wer gedenkt seinem Kind so ein Fahrzeug zum Führerscheinerwerb zu "schießen", der wird sich oftmals selbst keinen Gefallen tun.

Insbesondere die bei Lastwechsel sehr heckbetonte Auslegung des Fahrwerks kann tückisch sein und für unerfahrene Fahrzeugführer ist sowas immer schwer zu beherrschen. Des Weiteren leidet die Sicherheit durch die großen Fensterscheiben. Gegenstände können so ungehindert in den Innenraum gelangen - natürlich nur im Fall der Fälle. Die Knautschzone ist nicht besonders groß gebe ich zu bedenken, die Bremswege lang (insbesondere mit der dünnen Bereifung), und das fehlende ABS ist für solche Fahrzeuge nicht mehr zeitgemäß.

Des Weiteren kann die Sitzposition bei einem Unfall aus meiner Sicht für gebrochene Beine sorgen - mindestens. Wenn die Beine, wie ich befürchte, bei einem Aufprall in das Becken geschoben werden, dann ist der Rollstuhl nicht mehr weit.

Ich will das nicht verteufeln: ERFAHRENE Fahrer, und Fahrer mit Verstand können sich da ruhig rantrauen und auch die Grenzen des Fahrzeugs ausloten, keine Frage. Ich bin 27 - ich lebe noch!

Gesamtwertung: 2.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 2.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 2

Thu Aug 06 16:45:38 CEST 2015    |    Standspurpirat51980

Erstzulassung : 9/2014 ? - bestimmt nicht ;)

Ich hatte damals einen Golf II und kam in den Genuss einen 1994er Fiesta 1.3 zu fahren.

Ehrlich gesagt hätte am liebsten meinen alten Golf verschenkt und den Fiesta behalten.

Der FoFi ist schon ein durchaus gelungener Kleinwagen zum fairen Kurs - das Gesamtpaket passt.

Im Vergleich dazu kann VW seinen POLO nehmen und wegschmeissen - unter Insidern und ehrlichen sowie erfahrenen Autofahrern, ist der Fiesta eindeutig überlegen und solider konstruiert.

Fri Sep 11 13:44:37 CEST 2015    |    Ascender

Aktuell habe ich meinen Fahrzeugschein nicht parat, daher habe ich ein fiktives Datum für die Erstzulassung eingegeben. Das wird bei Gelegenheit korrigiert. ;)

 

Es ist durchaus ein gelungener Kleinwagen. Ich habe mich bemüht alle Stärken und Schwächen möglichst neutral hervorzuheben. Natürlich spielt die eigene Meinung eine Rolle bei einer subjektiven Fahrzeugbewertung. Das Auto ist original, das heißt im Nachhinein gab es keine Änderungen, etwa an der Bereifung oder am Fahrwerk. Mein Auto ist ziemlich verlebt, aber insgesamt in einem technisch gutem Zustand.

 

Im Nachhinein betrachtet weiß man ja was gut ist. Der Golf II hatte eine überragende Qualität, vor allem beim Rostschutz. Die Motoren sind, meines Wissens nach, auch sehr haltbar. Ich habe diverse Gölfe unter meinen Motorsport-Freunden. Einen Fiesta sieht man dagegen kaum, wohl auch weil viele dem Rost zum Opfer gefallen sind, und der greift eben extrem um sich. Wie ich oben schrieb: Alles ist betroffen.

Radläufe, Rahmen, Fahrgestell, Türen,... Auch das ist ein Zeichen von Qualität, meinst du nicht?

 

Die Motoren sind in der Tat sehr robust. Wenn ich bedenke, was ich schon mit der Kiste alles angestellt habe... Ich bin - bei dem Preis vielleicht auch verständlich (siehe Fahrzeugprofil) - nicht gerade zimperlich damit umgegangen.

Mon Jan 09 15:58:17 CET 2017    |    cookie.666

Also ich hatte ja auch mal zwei von den kleinen Fords.

Einen 1,1i Fünftürer von den damiligen Schwiegereltern. Das Auto war an sich super. Okay, keine Airbags, kein ABS, laut und ohne jeglichen Chic. Aber er war zuverlässig, Bei umgeklappter Rückbank haben wir sogar mal einen großen Esstisch plus fünf Stühle transportiert - Vordersitze waren voll nutzbar. Unglaublich.

Leider hat den Guten der Rost dahingerafft. Darauf folgte ein 1,3i Dreitürer. Durch das geringe Gewicht war der ziemlich flott. In der Stadt konnte man damit super rumwuseln. Leider hat ihn meine damalige Freundin an ne Laterne gesetzt. Es folgte dann ein MK5.

Also kurzum: ich mag den MK3 - das ideale Einsteigerauto oder um günstigst von A nach B zu kommen. Wenn nur der Rost nicht wäre.