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Ford Focus Mk3 1.6 TDCi Test

08.12.2011 19:34    |   Bericht erstellt von DeepBlue550

Testfahrzeug Ford Focus Mk3 1.6 TDCi
Leistung 115 PS / 85 Kw
Hubraum 1560
HSN 8566
TSN AWG
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 2700 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 11/2011
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer wenige Wochen
Gesamtnote von DeepBlue550 4.5 von 5
weitere Tests zu Ford Focus Mk3 anzeigen Gesamtwertung Ford Focus Mk3 (seit 2011) 4.0 von 5
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Einleitung

Ford Focus Titanium Turnier 1.6 TDCI, Winterpaket I (beheizbare Windschutzscheibe und beheizbare Sitze), Pantherschwarzmetallic. Ansonsten keine Extras.

 

Das Auto ist nahezu täglich im Einsatz, sowohl im Kurz-, Mittel- und Langstreckenbetrieb. Firmenfahrzeug mit Privatnutzung (Flottenleasing).

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Meistens fahre ich allein mit dem Fahrzeug, selten sind andere Personen mit an Bord. Daher besteht die Bewertung in erster Linie aus Fahrersicht und für den Transport von Waren (EDV), also teilweise recht große Schachteln.

 

Am Fahrerplatz ist alles in Griffweite, hat man sich erstmal an das außergewöhnliche Design gewöhnt, erkennt man, daß zwar sehr viele beleuchtete Knöpfchen vorhanden sind, aber die Bedienung sehr gut durchdacht ist. Schon nach wenigen Stunden fühlt man sich wie zu Hause und bedient die Funktionen, als hätte man nie was anderes getan.

 

Der Kofferraum hat eine angenehme niedrige Ladekante (bei Kombis aber meistens üblich). Das Umklappen der Rücksitze geht schnell und einfach und bei aufgeklappten Sitzflächen entsteht eine nahezu ebene Ladefläche.

 

Kritikpunkt ist allerdings die Laderaumabdeckung. Nicht als solches schlecht, aber bis das Teil ausgebaut und dann auch wieder eingebaut ist, da könnte man schon mal den einen oder anderen "Techniker" ne Warze an den Bauch wünschen. Das geht bestimmt leichter und ohne erheblichen Kraftaufwand, wohl aber nicht in dieser Generation.

 

Alles in allem aber ein sehr aufgeräumtes Auto mit viel Liebe zum Detail.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Viel Platz vorne, ausreichend Platz hinten
  • + großer, gut zu beladender Kofferraum
  • + sitzt wie ein Maßanzug
  • + Materialanmutung hervorragend
  • - fummelige Laderaumabdecken (Rollo) beim Aus- und Einbau
  • - Die Heckklappe schwingt nicht auf, erst ab der oberen Hälfte funktioniert das
  • - Pannendreieck und Verbandskasten - wohin damit? Klettverschluß ist nicht das Optimum

Antrieb

4.5 von 5

Es gibt sicher leisere. Es gibt sicher sparsamere. Womöglich gibt es auch spritzigere Motoren und vermutlich auch welche, die elastischer sind. Aber in dieser Kombination ist mir persönlich in dieser Klasse keiner bekannt.

 

Rennen gewinnt man mit dem 1.6 TDCI von Ford keine. Denn vom Stand aus erlaubt er sich schon eine kleine Anfahrschwäche. Im realen Fahrbetrieb sieht die Sache dann allerdings gänzlich anders aus. Die Leistungsentfaltung ist gerade in höheren Gängen ab 1300 U/min sehr schön und gleichmäßig. Tempo 50 im 5. Gang ist kein Problem, im 6. ist man dann knapp über der Leerlaufdrehzahl (das tut hoffentlich keiner einem Motor auf Dauer an).

 

Was ich aber an dem Motor bewundere, ist die Drehfreude, die mir in dieser Form bei keinem Diesel bekannt ist. Ich würde jetzt mal in dieser Hinsicht auf eine sehr gute Symbiose zwischen Diesel und Benziner tippen. Ich selber ertappe mich hin und wieder, daß ich, obwohl ich schon seit Jahren Dieselfahrer bin, den Fofo auf über 4000 U/min jage. Er verliert im oberen Drehzahlbereich bei weitem nicht so viel Leistung wie andere in dieser Klasse.

Natürlich fühlt er sich aber zwischen 1400 und ca. 3000 U/min am wohlsten und wer nach BC fährt, hält die Drehzahl meist im Bereich um die 1500 U/min. Aber schön, wenn es auch anders geht.

 

Der Verbrauch ist wie so oft sehr vom rechten Fuß abhängig. Ein Verbrauch knapp über 4 Liter sind wohl möglich, dann kann es allerdings schon sein, daß dich ein Radfahrer wild gestikulierend überholt.

Genauso ist es auch möglich, bei forscher Autobahnfahrt (ohne Landstraße oder ähnliches) den Verbrauch über 7 Liter zu treiben. Allerdings reden wir dann dabei von Geschwindigkeiten nicht unter 190 km/h, es sei denn, der Verkehr lässt es nicht zu.

 

Im Schnitt liege ich nach über zweieinhalbtausend Kilometern bei 5,6 Litern, sowohl langsam gleitend als auch höllisch am Limit über unsere kurvenreichen Landstraßen gepeitscht. In Verbindung mit dem gelungenen Fahrwerk bekommt man hier auch sehr viel Fahrspaß.

 

Ich kann hier weder am Getriebe (meiner Meinung nach perfekte Abstimmung, das war bei Ford ja nicht immer so) noch am Motor was aussetzen. Langzeiterfahrung mit dem neuen Alu-1.6er gibts natürlich noch keine.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + sehr drehfreudig für einen Diesel
  • + trotzdem zurückhaltend beim Verbrauch
  • + sportlich kerniger Sound bei Volllast
  • + flüsterleise bei jedem Tempo
  • - oberhalb von 180 km/h braucht man dann doch ein bißchen Geduld

Fahrdynamik

4.0 von 5

Nicht vergessen - wir reden hier von einem 1,6L Turbodiesel Kombi mit 115 PS. Daher sind natürlich Aussagen zu Beschleunigung und Sportlichkeit natürlich dementsprechend zu werten.

 

Insgesamt aber ist hier ein für mich perfekter Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort gefunden worden. Kurvenräubern macht richtig Spaß, aber mindestens genauso toll ist es, mittels Tempomat gemütlich über die Landstraße zu gleiten. Die Lenkung vermittelt ein sehr gutes Gefühl für die Straße, reagiert direkt und ist auch von den benötigten Lenkkräften äußerst angenehm.

 

Die Bremsen lassen sich sehr gut dosieren, wirken weder weich noch sprechen sie aggressiv an. Fading oder ähnliche Probleme sind bei mir noch nicht aufgetreten, aber so extrem bewege ich mein Auto auch nicht.

 

Ein kleiner Kritikpunkt muß aber dann schon auch angebracht werden. Der Wendekreis ist für ein Auto dieser Klasse ein Witz. Betrifft mich jetzt nicht so oft, da ich mein Auto auf der Autobahn selten wende, aber würde ich es wollen, müsste ich wohl mind. einmal den Rückwärtsgang betätigen.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Tolles, griffiges Lenkrad
  • + Lenkung tatsächlich ohne wahrnehmbare Antriebseinflüsse
  • + Bremsen sehr gut dosierbar
  • + Fahrverhalten, obwohl "weicher" als früher, tadellos und immer noch sportlich genug
  • - Der Wendekreis ist für die Kompaktklasse viel zu groß

Komfort

5.0 von 5

Wie auch in Deutschland haben wir in Österreich auch nicht nur die besten Straßen, zudem noch viel kurviges Gelände, wo es mal hoch, mal runter geht. Die Federung aber schluckt alles. Kein Poltern, keine harten Stöße aber auch keine Sänfte, wenn es mal zügiger geht.

Ausgezeichnete Abstimmung des Fahrwerks, aber weniger braucht man von Ford hier nicht erwarten. Das konnten sie schon immer.

 

Die Sitze vorne könnten einen Tick mehr Seitenhalt vertragen, allerdings sind es nun mal eben keine reinrassigen Sportsitze, sondern auch hier ein sehr guter Kompromiss zum Komfort. Straff und auch auf Langstrecken angenehm.

 

Die Sitze hinten kann ich nicht beurteilen. Das ist dann auch eher die Aufgabe von Kindern, die sich dort wohl fühlen müssen. Wenn jetzt allerdings jemand meint, hinten müssen sich drei 2m Mannen reinquetschen und noch gepflegt mit dem I-Phone spielen können - dann sind die vermutlich in der falschen Wagenklasse. Ich finde den Platz hinten gut.

 

Und dann noch ein paar Worte zur Bedienung. Liebe Tester der renommierten Autozeitschriften. Wer so einen Blödsinn über die Bedienung des Focus schreibt, der soll sich die Frage stellen, ob er den richtigen Beruf gewählt hat.

Keine Frage - er ist anders. Er hat NICHT einen zentralen MMI-Wasweisich-Drehknopf. Nein, das ist NUR für die Lautstärke.

Er hat einige Knöpfe, die gerade in der Nacht in aller Pracht leuchten. Und scheinbar reicht dies aus, um einen "Kritiker" glücklich zu machen und es zu bemängeln.

 

Die Bedienung ist "watscheneinfach". Man muß keine nicht im Sichtfeld liegenden Tasten drücken, um sich dann auf einem geteilten Bildschirm durch unübersichtliche Untermenüs hangeln (siehe BMW). Ich muß auch nicht den Blick abwenden, um zu sehen, ob ich jetzt Radio oder AUX (USB) auswähle.

Nein .. es geht ganz einfach. Per Tastendruck. Ohne wenn und aber.

 

Den Bordcomputer ein einziges Mal auf die Optionen durchsucht ... fertig. Man findet sofort alles, 99% selbsterklärend. Wer das nicht optimal bedienen kann, WILL es nicht tun. Weil er sich eben den zentralen Bedienknopf wünscht wie das Baby den Schnuller.

 

Nach kurzer Zeit alles sehr intuitiv bedienbar, die Knöpfe und Funktionien geben keine Rätsel auf.

 

Sorry, wenn etwas emotional geschrieben, aber aufgrund der "Testberichte" war ich vor der Probefahrt dem Focus eher abgeneigt und enttäuscht.

 

Kritikpunkte - der Scheibenwischer.

 

Eigentlich geniales Konzept. wischen von der Mitte nach Außen, wie bei einem großen Van. Finde ich außerordentlich gut. Toll von Bosch, daß sie zwei Motoren einbauen, die sich synchronisieren und daher kein Wischergestänge mehr benötigen - innovativ und klasse.

Absolut bescheuert finde ich es, daß bei Regen der Wischerarm auf der Fahrerseite nicht ganz runter geht und somit im äußeren Sichtfeld die Richtung wechselt. Das nervt und stört und ... manchmal frag ich mich, ob sich sowas überhaupt jemand anschaut, nachdem er es eingebaut hat.

Man muß es sich so vorstellen, daß der rechte Wischerarm normalerweise ganz nach unten gehen sollte, bevor er wieder hoch geht. Hier nicht, hier wechselt er die Richtung, während er noch schräg auf der Scheibe steht. Zwar schon ziemlich weit unten, aber es nervt, wenn man es mal bemerkt hat. Sorry an alle, denen es noch nicht aufgefallen ist und ab sofort da hin gucken ;-).

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + super abgestimmtest Fahrwerk - komfortabel UND sportlich
  • + selbst bei Tempo 190 sind Gespräche in normaler Lautstärke kein Problem
  • + sehr durchdachte Bedienung - allerdings erst, nachdem man die "VW" Brille abgenommen hat
  • + Die neuen Bosch Scheibenwischer sind genial
  • - Die neuen Bosch Scheibenwischer sind dämlich

Emotion

4.5 von 5

Das Design ist dem normaler deutscher Fahrzeuge um Lichtjahre voraus. Mutiger sind derzeit wohl nur noch die Franzosen, die mittlerweile auch sehr schön anzusehende Fahrzeuge bauen.

 

Vom Temperament kann ich nur sagen, daß er viel mehr in Richtung Sportlichkeit geht als in Richtung Sänfte und damit für mich die perfekte Mischung darstellt.

 

Image: Ja die guten alten Vorurteile. Wie oft hab ich mich schon bei meinen Kollegen rechtfertigen müssen, warum ich mir einen Focus und keinen Golf oder Octavia bestellt habe. Oder wenn schon nicht VW, dann doch lieber Opel.

Das wird sich wohl auch in den nächsten 20 Jahren nicht grundlegend ändern. Ford mag man oder Ford mag man nicht. Er ist halt anders und sind wir mal ehrlich. Nicht jeder kann es persönlich verkraften, anders zu sein als die Masse. Ich kann es und lebe damit sehr gut mit meinem neuen Fofo. Nicht besser, nicht schlechter...

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Besonders der Turnier sieht von allen Seiten sehr dynamisch aus
  • - Die Blicke, die man zugeworfen bekommt, wenn man in einem X1 sitzt, sind dann doch anders ;)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Geniales Fahrwerk in dieser Klasse und das ohne elektonische Dämpfereinstellung.

Neuer, spritziger und sparsamer Alu-Diesel.

Top Ausstattung zum vernünftigen Preis.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Allenfalls die fehlende Langzeiterfahrung mit dem neuen 1.6er Diesel.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 3

Thu Dec 08 21:52:29 CET 2011    |    Federspanner20280

super und sehr ausführlicher Test ;) Daumen hoch dafür :p

Mit dem Scheibenwischer, gebe ich dir recht...schon was seltsam die Abläufe ;)

 

Grüße

Mon Apr 09 09:00:42 CEST 2012    |    Gelöscht181510

ich kann mich franky2201 nur anschließen, hilfreicher Praxistest eines echten Users. Ich denke, ich werde mich auch für dieses Fahrzeug entscheiden.

Sat Mar 11 16:42:36 CET 2017    |    Deni1968

Genau SO wünscht man sich einen "Auto-Erfahrungsbericht aus dem wahren Leben" !!

 

Wenn das Auto zu 90 % "so ist wie der Bericht".., dann IST es wohl ein TOP-Auto in der (Preis)-Klasse..

 

KLASSE Sache..!!..

 

:)