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Ford Mondeo Mk4 (BA7) 2.0 Turnier Test

02.04.2013 15:47    |   Bericht erstellt von wodaso

Testfahrzeug Ford Mondeo Mk4 (BA7) 2.0 Turnier
Leistung 145 PS / 107 Kw
Hubraum 1999
HSN 8566
TSN ARB
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 97000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 3/2008
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von wodaso 4.5 von 5
weitere Tests zu Ford Mondeo Mk4 (BA7) anzeigen Gesamtwertung Ford Mondeo Mk4 (BA7) (2007 - 2014) 4.0 von 5
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Einleitung

Ende 2008 stand der Kauf eines großen Kombis auf dem Plan; er sollte wahlweise für den Familienurlaub oder unterschiedlichste Transportaufgaben geeignet sein, technisch ausgereift und langfristig nur überschaubare Kosten verursachen. Bei nur noch 20.000 km im Jahr lohnte sich kein Diesel mehr, aber es sollte auch keine komplexe Downsizing-Technik sein – wegen der potenziell hohen Reparaturkosten, falls mal was defekt ist. Die Wahl fiel letztlich auf einen Ford Mondeo Turnier 2.0, der vernünftig ausgestattet als junger Gebrauchter beim Händler stand. Acht Monate alt und gut 22.000 km als Mietwagen gelaufen, mit frischer Inspektion und Garantieverlängerung ein günstiges Angebot.

Beim Kauf gleich die abnehmbare AHK nachrüsten lassen, später noch einen Satz Original 17“ Alus für die Sommerreifen gekauft. Die Ausstattung kann man sich ja beim Gebrauchtkauf nicht aussuchen, aber basierend auf der Trend-Version war alles Nötige an Bord, sogar Navi, Tempomat und Sitzheizung, sowie abgedunkelte Scheiben hinter der B-Säule.

Seitdem hat der Wagen in gut vier Jahren rund 75.000 Kilometer abgespult, das hier könnte also fast als Dauertest durchgehen.

Karosserie

4.5 von 5

Das Platzangebot ist für die Mittelklasse überdurchschnittlich, deutlich mehr gibt es eigentlich nur bei E-Klasse und Co. zu entsprechend höheren Preisen. Fahrer und Beifahrer haben genug Platz in alle Richtungen, sogar um Schulter und Kopf, was anderswo nicht unbedingt selbstverständlich ist. Die Rückbank taugt auch mal für drei Passagiere, aber zwei sind hier sehr bequem untergebracht; auch dann übrigens, wenn vorne große Leute sitzen. Der Kofferraum glänzt mit viel Platz und ist glattflächig, die niedrige Ladekante sehr praxisgerecht. Bei umgelegter Rückbank entsteht eine ebene Fläche, erkauft allerdings durch die zuvor hochgeklappten Sitzflächen. Das kostet zwar Ladelänge, hält aber zumindest sperrige Lasten sicher von den Vordersitzen fern. Parkpiepser sind zwar ein absolutes Muss, dennoch ist der Mondeo für seine Größe recht übersichtlich – mit zwei Einschränkungen: Die flachen A-Säulen erschweren den Blick in Seitenstraßen, man muss schon recht weit in die Kreuzung fahren, um die Lage speziell rechts genau zu erfassen. Darüber hinaus macht die starke Tönung der Scheiben hinter der B-Säule das Rangieren im Dunkeln ausgesprochen schwer. Im Innenraum entspricht die Materialqualität weitgehend dem Preis, nichts ist Premium aber fast alles macht einen robusten Eindruck, auch die Sitze zeigen noch keinerlei Ermüdungserscheinungen. Einzig die Teppiche wirken nicht nur billig, sie kapitulieren auch stellenweise vor den alltäglichen Anforderungen: Im Kofferraum sind einige Kampfspuren zu sehen, speziell an den Kanten, und im Fahrerfußraum beginnt die Auslegeware bereits, sich hier und da aufzulösen.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Viel Platz für Passagiere und Gepäck
  • + Dem Preis angemessene Qualität
  • - Leichte Einschränkungen bei der Übersichtlichkeit
  • - Teppiche könnten mehr aushalten

Antrieb

4.5 von 5

Der Zweiliter-Vierzylinder mit 145 PS bildet mit dem exakt schaltbaren Fünfganggetriebe eine harmonische Einheit und verhilft dem großen Wagen zu guten Fahrleistungen bei angemessenem Verbrauch. Der Durchzug bei niedrigen Drehzahlen reicht in den meisten Fällen aus, sodass erst auf der Autobahn mehr als 3000/min nötig werden. Soll es mal energischer vorwärts gehen, sind in klassischer Vierventiler-Manier hohe Drehzahlen gefragt, das maximale Drehmoment liegt eben erst bei 4500/min an und erst bei 6000/min sind alle Pferde beisammen. Zwar tritt die Maschine dann akustisch in den Vordergrund, jedoch kaum störend und dankenswerterweise sehr vibrationsarm. Dennoch wünscht man sich auf Langstrecken einen drehzahlsenkenden sechsten Gang, oder belässt es eben bei der Richtgeschwindigkeit, was auch dem Verbrauch zugutekommt. Der liegt langfristig bei 8,7 l/100km und streut meist nur geringfügig; deutlich unter acht Liter geht nur mit ganz leichtem Gasfuß, der Expresszuschlag hält sich mit knapp elf Litern über eine Tankfüllung durchaus im Rahmen. So sind mit dem 70-Liter-Tank Reichweiten um oder über 800 km an der Tagesordnung.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Gute Laufkultur
  • + Angemessener Verbrauch
  • - Leiistung erst bei relativ hohen Drehzahlen

Fahrdynamik

4.5 von 5

Hier scheint Ford die eierlegende Wollmilchsau erfunden zu haben: Perfekt ausbalanciertes Fahrwerk, standfest zupackende Bremsen, direkte und mitteilsame Lenkung, absolut narrensicheres Fahrverhalten und mehr als ordentlicher Komfort, all das gibt es im Mondeo, und das ohne adaptive Dämpfer; das gilt leer wie beladen, und dazwischen liegen immerhin rund 700 kg. Einfach toll. Reifenseitig bietet die Seriengröße 215/55/16 dazu noch hohen Komfort, ist aber bei Nässe und hohem Leistungseinsatz schnell mal beim Thema Traktion überfordert. Die 235/45/17 Räder haben hier spürbar noch Reserven und kleben den großen Kombi förmlich auf die Straße. Allerdings mit leicht erhöhten Lenkkräften und minimalen Einbußen beim Abrollkomfort. Der Motor reißt zwar keine Bäume aus, zieht aber schön gleichmäßig durchs gesamte breite Drehzahlband. Außerdem ist er leichter auf der Vorderachse als die Dieselmotoren, was das Gesamtpaket nochmals neutraler werden lässt – wirklich beeindruckend, wie hier Präzision und Komfort vereint werden.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Eines der besten Fahrwerke dieser Klasse
  • - Motorcharakteristik und -leistung könnten besser sein

Komfort

4.5 von 5

So agil das Fahrwerk auch ist, so komfortabel ist es auch. Sauber abgestimmt und ohne viel Schnickschnack federt und dämpft der Mondeo nahezu alles weg, was ihm an Straßenbau unter die Räder kommt. Was dann noch in den Innenraum gelangt, wird von den Sitzen kompensiert. Die sind straff und gut ausgeformt, bieten guten Seitenhalt und hohen Langstreckenkomfort. Die Bedienung ist mit wenigen Ausnahmen kinderleicht, die Klimaautomatik arbeitet ausgesprochen effizient und weitgehend zugfrei und die Frontscheibenheizung möchte man nicht mehr missen. Die Navigation ist zwar nicht auf dem neuesten Stand der Technik, und die Eingabe ist etwas fummelig; dafür sind die Routenführung und auch die Darstellung in Ordnung. Die Telefonanbindung klappt problemlos und der Sound von Radio und CD ist gar nicht mal schlecht, selbst für Musikerohren.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Exzellentes Fahrwerk
  • + guter Gesamtkomfort
  • - Hohes Drehzahlniveau (kein 6. Gang)

Emotion

4.0 von 5

Nun ja, der Mondeo Turnier ist ja mal von Grund auf ein pragmatisches Fahrzeug mit vielen praktischen Tugenden. Emotionen lässt er nur insofern aufkommen, dass man ihn ungerne wieder hergibt. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass er schon schick ist, vor allem von schräg hinten. Insgesamt wirkt er sogar harmonischer als die späteren Facelift-Modelle mit Tagfahrlichtfurchen vorne und der Kante im Kofferraumdeckel. Unterm Strich ein echter Kumpeltyp, zuverlässig und praktisch, aber wenig emotional.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Schickes Auto mit inneren Werten
  • - Qualitätsimage - allerdings preisgerecht

Unterhaltskosten

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der Mondeo ist als Turnier eine ehrliche Haut, geräumig, komfortabel und dennoch fahraktiv und absolut sicher. Motorseitig ist der Zweiliter-Benziner eine gute und anspruchslose Motorisierung, nicht übermäßig sportlich aber kultiviert und relativ sparsam.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer jedoch mehr als 20.000 km im Jahr zurücklegt und dabei noch viel Langstrecke, dem sei allerdings eher zu den Dieselmotoren geraten.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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