Genesis GV70 1 (JK1) Langzeittest
04.06.2023 02:03 | Bericht erstellt von DrFingo
Testfahrzeug | Genesis GV70 1 (JK1) |
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Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 5/2022 |
Nutzungssituation | Mietwagen/Leihfahrzeug |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Karosserie
Das Platzangebot vorn ist aufgrund der Wagenbreite großzügig, nur der Fußraum ist beidseitig durch den breiten Mitteltunnel etwas eingeengt. Motor und Getriebe ragen relativ weit in den Innenraum. Das Platzangebot hinten ist in der Breite sehr ordentlich, hinreichend für drei Personen. Bis 1m80 Körpergröße ist genügend Kniefreiheit vorhanden (Fahrer = 1m85). Die individuell neigbaren hinteren Rücklehnen sind für lange Fahrten wohltuend. Der Kofferraum ist durch die großen Radkästen zerklüftet, bietet allerdings im Unterboden noch jede Menge Stauraum (~6 Weißweinkisten), sofern man die Unterteilungsschale aus dem Kofferraumboden herausnimmt. Die allgemeine Übersichtlichkeit ist gering, wenn man einen niedrigeren Pkw gewöhnt ist. Die Rundumkamera ist definitiv notwendig. Der Vorderwagen steht recht hoch und erlaubt wenig Sicht auf unmittelbar davor oder seitlich liegende Hindernisse. In Parkhäusern sind enge Kurven schwer einschätzbar. Der Qualitätseindruck liegt auf ersten Blick zwei Klassen über dem Kaufpreis. Auf den zweiten Blick ist das "Alu" im Innenraum metallisierter Kunststoff - immerhin täuschend echt. Die weichen Materialien der Innentür-Griffmulden sind möglicherweise nicht langlebig. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Der Wow-Faktor der Innenausstattung.
- + Die Nachtbeleuchtung - Ambiente innen, Logo-Projektion außen.
- + Das Bentley-artige Statement in der Ansicht von schräg vorne.
- - Viel Raum wurde für die mittige Motorplatzierung ver(sch)wendet und fehlt im vorderen Fußraum. Immerhin ist die Gewichtsverteilung dadurch ideal 50/50.
- - Die Übersichtlichkeit nach hinten ist durch die Bausweise eingeschränkt: Man ist auf die Kameras angewiesen, bei Regen und Matsch schonmal problematisch. Es fehlt eine Kamerareinigungsdüse.
Antrieb
Der Motor ist dieseltypisch stark im Antritt, lässt bei hoher Drehzahl etwas nach. Verglichen mit anderen 2,2 L Dieselmotoren ist dieser kraftvoll und für den schweren Wagen und den Vierradantrieb gut geeignet. Die Automatik schaltet unauffällig und weich. Der Verbrauch liegt bei Sonntagsausflügen (gemächliche Landstraße) bei knapp unter 6 L Diesel /100km. Bei schneller Autobahnfahrt knapp unter 10 L /100km, bei entspannter Autobahnfahrt um die 7,5 L /100km. Für AWD keine schlechten Werte, aber ein 20 Jahre alter Audi 1.9TDI (ohne Quattro) kann das unterbieten. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Für komfortables Cruisen und gelegentliches flottes Anfahren prima abgestimmt.
- - Motor ist bei Belastung im untersten Drehzahlbereich brummig, was bei der sonstigen Ruhe im Innenraum auffällt.
Fahrdynamik
Der Wendekreis ist für einen AWD mit 2m Breite sehr gut. Die Beschleunigung ist aus dem Stand flott, bei Autobahntempo schwächer. Die Bremsen verzögern instant und erlauben Notbremsungen aus kurzer Distanz. Alle anderen Kriterien sind abhängig vom Fahrmodus: Sehr viel direkter in SPORT, deutlich weicher (schwammiger) in ECO+COMFORT. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Gute Bremsen, gutmütiges Übersteuern in zu engen Kurven.
- - Kein agiles Sportfahrzeug, obwohl es ja S-U-V heißt.
Komfort
Der Federungskomfort ist fahrmodusabhängig. Bei ECO/COMFORT perfekt fürs Cruisen. Die Sitze vorne sind bequem, benötigen im Sommer aber unbedingt die Sitzbelüftung, andernfalls schwitzt man. Die Innengeräusche sind leiser als in allen mir bekannten Fahrzeugen dieser Preisklasse. Die Bedienung hat tief verschachtelte Menüs und Tasten mit Dreifachbelegung: So lassen sich Drehknöpfe für die Lautstärke oder die Senderwahl auch drücken und sogar lang drücken - mit jeweils anderen Funktionen. Positiv ist, dass diverse Funktionen und Tastenbelegungen konfigurierbar sind. Nach einer Eingewöhnungszeit findet man für oft genutzte Funktionen immer einen praktischen Knopf. Untermenüs sind während der Fahrt nicht nötig. Die Stimmerkennung funktioniert zuverlässig für Adressnavigation und einfache Kommandos ("Sitzheizung Beifahrer auf Stufe eins"), aber ihre Intelligenz versagt bei "zeige den nächstgelegenen geöffneten Supermarkt". Die Eingabe von Adressen durch Malen von Buchstaben auf dem Controllerknopf ist ein nettes überflüssiges Gimmick, mit dem ich nie schneller bin als mit den anderen Methoden. Die Partitionierung für zwei sich abwechselnde Fahrer ist ausbaufähig: Einige Anzeigeelemente sind nicht fahrerspezifisch obwohl sie es sein sollten, andere Infos lassen sich nicht zwischen Fahrern übertragen, obwohl es sinnvoll wäre. Z.B. kann man bei Fernfahrten nicht Fahrer und persönliche Einstellungen tauschen, ohne dabei das Navigationsziel zu verlieren. |
Federung (einstellbar): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Schluckt schlechte Straßenbeläge fast wie eine Luftfederung, es fehlt nicht viel.
- + Die Einparkautomatik erlaubt das ferngesteuerte Einparken in sehr enge Lücken. Ebenso kann man ferngesteuert ausparken, wenn sich die Türen kaum öffnen lassen. Eine Spielerei, die ich sehr zu schätzen gelernt habe.
- - Einstellung und erweiterte Bedienung nur für technik-affine User.
Emotion
Design ist Ansichtssache, aber der GV70 erntet nach wie vor erstaunte Blicke von Passanten. (War das ein Bentley? Mit einem Porsche-Heck?). Im Ausland noch mehr als in Deutschland. Die Marke Genesis hat noch kein angestammtes "Image", wirkt aber auch definitiv nicht wie ein allerwelts-China-Import. Der GV70 sticht mit dem eigenwilligen Frontdesign sehr eindeutig aus allen in Deutschland fahrenden Pkw hervor. Leider ist der Genesis-online-Direktvertrieb sehr unflexibel - kann bei vorkonfigurierten Fahrzeugen z.B. keine Felgenmodelle tauschen lassen - und der Service, obwohl prompt zur Stelle, konnte einige Mängel bislang nicht beheben. UPDATE 10-2023: Alle behebbaren Mängel wurden beseitigt, bin diesbezüglich jetzt sehr zufrieden. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Verdreht Köpfe
- - Vertriebs- und Servicekultur bei Genesis sind ausbaufähig. UPDATE 10-2023 : Hier bessert sich gerade einiges. Man scheint verstärkt in Kundenzufriedenheit zu investieren.
Unterhaltskosten
Gesamtfazit zum Test
Grandios designter Innenraum mit schönen Materialen. Eigenwilliges Äußeres, das sich von allen anderen Pkw abhebt. Geniale Nachtbeleuchtung. Komfortabler Cruiser, der aus dem Stand auch mal flott beschleuingen kann.
Automatische Spurhaltung und Abstandstempomat funktionieren sehr gut, mit einer Ausnahme*. Bei Autobahnfahrten korrigiert die Spurhaltung kleine Unaufmerksamkeiten des Fahrers und erfordert nur unter vorhersagbaren und gut erlernbaren Umständen einen vorübergehenden Eingriff. Dabei bleibt sie eingeschaltet, ein Riesenvorteil gegenüber einigen Wettbewerbern. Tempo-Schildererkennung funktioniert sehr gut, auf Wunsch mit automatischer Geschwindigkeitsanpassung.
Das Fahrzeug wurde in USA zum "SUV des Jahres" gekürt (MotorTrend): Zitat "The GV70 is our SUV of the Year because it has no major weaknesses."
Das ist auch eine Qualität!
UPDATE 10-2023: Genesis hat sich des Problems der Spurhalteautomatik (*) angenommen und die störenden Wankbewegungen behoben. Mutmaßlich durch Neukalibrierung oder Austausch des Kameramoduls oder dessen Software. Wer dasselbe Problem hat, sollte den Genesis-Service kontaktieren: Es ist nicht unbehebbar - auch wenn ein erster Versuch im vergangenen Jahr scheiterte.
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Dinge, mit denen ich bislang nicht zufrieden bin:
- Empfindlicher Mattlack, auf dem Regen-Tropfnasen sehr schnell sichtbar werden. Nach einem Bruchteil der Laufzeit meiner anderen Fahrzeuge hatte ich vorn bereits deutlich mehr Steinschläge. UPDATE 10-2023: Der Genesis Service hat sich dessen angenommen und der Mattlack der überarbeiteten Frontpartie scheint nun widerstandsfähiger. Möglicherweise also ein Fertigungsproblem aus dem Zeitraum Jan-Feb 2022. Zur Zeit bin ich sehr zufrieden.
- Die keyless Go Logik mit nur einem Ein/Ausschaltknopf hat noch Verbesserungspotential. Z.B. Radio stromparend weiterlaufen lassen ohne komplette Steuerelektronik. Oder Fensterheber bis zum Abschließen bedienbar halten. Usw.
- Die Genesis App bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten, und eine dunkelgraue Schrift auf dunkelbraunem Hintergrund macht die Sache nicht einfacher. Faktisch kann man damit nur Auf- und Zusperren. Digitales Starten per Fingerabdruck klappt offenbar nur in Asien. In Deutschland ist der GV70-Fingerabdruckleser komplett sinnfrei.