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Honda Stream RN 1.7 Test

03.11.2014 15:16    |   Bericht erstellt von oli

Testfahrzeug Honda Stream RN 1.7
Leistung 125 PS / 92 Kw
Hubraum 1668
HSN 7100
TSN 531
Aufbauart Van
Kilometerstand 135000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 2002
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von oli 3.5 von 5
weitere Tests zu Honda Stream RN anzeigen Gesamtwertung Honda Stream RN (2001 - 2004) 3.5 von 5
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Einleitung

Der Honda war ein Kompromiskauf: Wir wollten einen Siebensitzer. Ein Volvo 940 mit sieben Sitzen wäre der perfekte Kauf gewesen. Leider werden diese Fahrzeuge bereits wie Klassiker gepreist - über 10000€ für gute Exemplare ist normal - und unser neues Auto sollte uns nur billig und zuverlässig ein paar Jahre Dienst leisten. Also sollte für weniger Geld ein neueres Fahrzeug her.

 

Der Stream hat sich im Laufe des ersten Jahres und über etwas unter 20000km als ein guter Kauf erwiesen: Der Wagen läuft robust, misbrauchsresistent, verbrauchsarm und recht quick. Es gibt keine grossen - aber einige kleine - Schwächen. Emotional gesehen...tja. Meine Waschmaschine und mein Toaster leisten auch zuverlässigen Dienst. :D

Karosserie

2.5 von 5

Der Stream basiert auf dem Civic. Das macht diesen Minivan zu einem der kleinsten Siebensitzer überhaupt.

 

Die grossen Türen funktionieren gut, aber der Laderaum hinten ist wegen der weit heruntergezogenen Dachkante nur suboptimal zugänglich. Die Ladeschwelle ist allerdings sehr niedrig - ausgezeichnet. Dieser Stossfänger bleibt aber nicht lange lackiert...

 

Das Platzangebot ist sehr beengt, in der zweiten Reihe können kaum Erwachsene sitzen. Die dritte Reihe ist extrem beengt, mit besonders engem und hohem Fussraum.

 

Die Lackqualität des Honda ist - wie leider bei vielen japanischen Fahrzeugen - unter aller Sau. Der Klarlack flättert an vielen Stellen ab, das dünne Blech rostet schnell. Wir haben den Wagen mit Mercasol behandeln lassen (sandstrahlen - dann Hohlräume + Unterboden), um einige Jahre Pause von der braunen Pest zu bekommen.

 

Die Qualität der Innenraumteile, Sitzbezüge und Teppiche ist auf den ersten Blick gut. Allerdings fallen viele der Kunststoffteile im Innenraum bei Kontakt leicht ab - die "Nippel" sind zu klein - und Abnutzungserscheinungen tauchen mir etwas zu früh auf.

 

Summa summarum ist der Stream also nur ein "ab und zu"-Siebensitzer - und trifft damit genau unsere Anforderungen.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Bemerkenswert, dass man sieben Leute auf der Civic-Plattform unterbringen kann
  • + Hoch-/runterklappen der dritten Sitzreihe einfach und schnell
  • + Recht übersichtliches Fahrzeug
  • - Strammes Innenraumkonzept - wenig Platz
  • - Dritte Sitzreihe lässt sich nicht entfernen
  • - Unebener Ladeboden wenn alle Sitze umgeklappt sind
  • - Mangel an Verzurrösen im Kofferraum
  • - Fürchterliche Lackqualität

Antrieb

4.0 von 5

Der kleine 1,7 Liter Motor ist das winzigste Motörchen, dass ich je besessen habe. Unsere Milchkartons halten ein grösseres Volumen. Aber dennoch...das Maschinchen beeindruckt eigentlich auf der ganzen Linie:

 

  • Sparsam
  • Extrem drehfreudig (mit merkbarem Vtec-Effekt bei ca 4500U/Min)
  • Sehr robust
  • Für japanischen Motor geringer Ölverbrauch

 

Die grösste Schwäche des Antriebs ist, dass der Motor erst über 4000U/Min wirklich was leistet. Es wird also viel geschaltet im Stream. Und schon bei ca 90km/h wird der Motor im fünften Gang bei deutlich über 3000U/Min betrieben - ein sechster Gang wäre angebracht.

 

Das Getriebe funktioniert bis auf den Rückwärtsgang einwandfrei. Zum "R" kommt man immer, er wird aber nicht immer eingelegt - Toyota- und Hondafahrer kennen das. Ein richtiger Fahrfreudebonus ist der auf dem Armaturenbrett unmittelbar neben dem Lenkrad montierte Schalthebel: Das geht fix!

 

Der Verbrauch des Stream mit etwas über 7 L/100KM ist ausgezeichnet. Zwar ist das Auto selten voll beladen, es wird aber mehr oder weniger permanent mit Vollgas bewegt - siehe "Motörchen".

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Äusserst drehfreudiger VTec-Motor
  • + Sehr sparsam
  • + Motor macht permanent hohe Belastung ohne Murren mit, wird nie zu warm
  • + Schalthebel ist nur Zentimeter von der Hand-am-Lenkrad entfernt - super!
  • - Komplett drehzahlabhängige Leistungsentfaltung
  • - Kleiner Tank

Fahrdynamik

4.0 von 5

Wie "What Car?" und andere Webseiten so schön sagen: Es gibt keinen sportlicheren Minivan als den Honda Stream. Wenn man es also sein lässt, sich das Wort "Minivan" auf der Zunge zergehen zu lassen, ist die Fahrdynamik ganz klar der Glanzpunkt des Hondas:

 

  • Perfekte, superknackige, direkte Lenkung (und das also mit Servo!)
  • Siebensitzerbremsen funktionieren ausgezeichnet und sind extrem belastbar - als Gebirgsbewohner ein grosser Vorteil. Auch hier: Perfekt!
  • Das Fahrzeug ist verherrsehbar, stabil, kurventreu
  • Trotz sehr steifem Fahrwerk kommt Rollen vorhersehbar vor Untersteuern

 

Ich habe tatsächlich noch nie ein Fahrzeug mit so ausgezeichneter Lenkung probiert oder besessen wie diesen 12 Jahre alten Honda. Die Bremsen machen grosse Belastungen anstandslos mit. Für ein Frontantriebsfahrzeug, dessen Innenraum auf maximale Ausnutzung ausgelegt ist, ist der Wendekreis absolut in Ordnung.

 

Unter Fahrdynamik gibt es aber auch einen riesigen Minuspunkt: Die angetriebenen Vorderräder scheinen schwerelos. Nicht nur auf Eis, sondern sogar auf Schotter ist der Honda bei bereits kleinen Steigungen hoffnungslos. Neue Spikes - Hakkapeliitta 7 - haben wir mit dem Auto gekauft. Selbst auf recht gut geräumten Strassen müssen wir sehr vorausschauend fahren, was ungewohnt ist.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Perfekte Lenkung
  • + Perfekte Bremsen
  • + Lehrbuchartiges Fahrverhalten - für einen Minivan
  • - Elendige Traktion, besonders bei Steigungen (kaum Überhang vorne)

Komfort

3.0 von 5

Die Rückseite der Medaille eines sportlichen Fahrzeuges mit 700kg möglicher Zuladung: Es ist hart, hart, hart. Besonders, wenn man 70er Jahre Volvos als Referenzpunkt verwendet, werden Rückgrad und Hintern einer fast folterartigen Belastung ausgesetzt. Die eher schlechten Sitze mit sehr kurzem Rücken und kurzer Sitzfläche helfen da nicht. Ich merke oft, dass ich vornübergebeugt sitze, was auf Langstrecken viel Nackenschmerzen und Steifheit mit sich führt. Eine Armablage in der Mitte ist wegens des "walk-through"-Bodens, laut Honda, nicht erhältlich. Fahren wir weit, nehmen wir also den Camry.

 

Die Sitze in der zweiten und, besonders, der dritten Sitzreihe, sind für Erwachsene nicht zu empfehlen.

 

Andererseits ist das Fahrzeug leise, sehr gut ventiliert und einfach zu bedienen. Nur einige Knöpfe sind sonderbar plaziert, wie die Sitzheizung, die scheinbar ad hoc unter dem Fahrersitz - für beiden Insassen - zu bedienen ist. Das fordert eine reelle Bewegung/Herunterbeugen. Die zentralen Bedienelemente am Armaturenbrett sind tadellos angeordnet und lesbar.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Einfache, zentrale Bedienung
  • + Leises Fahrzeug
  • + Wirkungsvolle Heizung für einen modernen Motor
  • - Fürchterliche Sitze, schlechter, je weiter hinten man sitzt
  • - Seltsam plazierte Bedienung der Sitzheizung
  • - Harte Federung, wenn man wenig beladen unterwegs ist

Emotion

4.0 von 5

Unaufgeregtes Fahrzeug, das trotz begrenzter Voraussetzungen Fahrfreude bereitet. Bravo, Honda!

 

Der Stream fällt im Strassenbild allerdings nicht auf. Ein silberner Blob ohne Charakter.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein Minivan mit Fahrfreude - eine gelungene Antithese
  • + Honda geniesst in Kennerkreisen Respekt - selbst ein silberner Blob
  • - Es ist und bleibt ein pragmatisches Auto ohne Schnickschnack

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 200-300 Euro
Verbrauch auf 100 km 7,0-7,5 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 500-1500 Euro
Teilkasko 200-300 Euro

Gesamtfazit zum Test

  • + Sportlich
  • + Praktisch
  • + Zuverlässig
  • + Robust
  • - Strammes Innenraumkonzept - wenig Platz
  • - Teure Werkstätten
  • - Schlechte Sitze
  • - Schlechte Lackqualität
Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der Familienvater mit kleinen Kindern, der sich keinen Klassiker oder Sportwagen nebenbei leisten kann, wird am Stream seine Freude haben. Lenkung und Bremsen suchen ihresgleichen, das Motörchen arbeitet willig und sparsam (würde allerdings den 2.0 Liter empfehlen, der hier bei uns extrem selten ist).

 

Recht praktisch, recht übersichtlich, sehr zuverlässig (die Nr. 2 in UK!).

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Der Stream ist etwas langweilig, sehr beengt - passt also am besten zum Transport von nur recht kleinen Kindern - und Honda-Werkstätten liegen preislich auf Mercedes-Niveau. Rost ist ein bekanntes Problem.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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