Jaguar XF CC9 2.2 D Test
27.05.2014 20:40 | Bericht erstellt von icebeer87
Testfahrzeug | Jaguar XF 1 (X250) 2.2 D |
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Leistung | 200 PS / 147 Kw |
Hubraum | 2179 |
HSN | 2051 |
TSN | ACE |
Aufbauart | Limousine |
Kilometerstand | 16500 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 1/2014 |
Nutzungssituation | Mietwagen/Leihfahrzeug |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Ich bekam vom Jaguar-Händler als Ersatzwagen einen XF 2.2d gestellt und konnte damit einen Tag umherfahren. Insgesamt rund 45km, also ist dies kein Langzeit-Eindruck, sondern nur ein möglichst neutraler, kurzer Überblick.
Ich fahre ansonsten regelmäßig einen VW Passat 2.0 TDI (Baujahr 2012) und einen Jaguar XJ (Baujahr 2010). |
Karosserie
Aus meiner Sicht ist der aktuelle Jaguar XF von außen einer der derzeit schönsten Limos überhaupt. Die Front ist extrem agressiv, die Seitenführung elegant. Das macht Spaß.
Innen macht das Auto leider weniger her. Die verarbeiteten Materialien entsprechen nicht ganz dem Grundpreis von rund 50.000 Euro, so findet man an vielen Ecken Hartplastik vor, wie man es sonst nur aus Autos unter 25.000 Euro vorfindet. Wer den aktuellen VW Passat daneben stellt, wird vom Innenraum des Jag jedenfalls etwas enttäuscht sein. Das Leder roch dafür sehr angenehm und war in der Güte besser als erwartet. Ebenfalls sehr gut: Das Auto klapperte/knisterte nicht. Ich bin dafür sehr empfindlich. Wäre bei einem Kilometerstand von 16.500 aber auch nicht angebracht.
Das Platzangebot vorne und hinten ist der Form geschuldet okay, aber nicht üppig. Man kann zu viert gut sitzen, hat aber nicht mehr Platz als im aktuellen Golf 7 (der 71cm kürzer ist!). Zugegeben passt in den Golf aber auch kein V8 und das Design ist eher zweckmäßig. Der Kofferraum ist ausreichend groß, aber eher flach und tief. Dadurch ist er etwas weniger gut nutzbar als bei anderen Autos dieser Klasse.
Die Übersichtlichkeit nach vorne hin ist gut, nach hinten hin gibt es Piepser und eine Rückfahrkamera. Wer damit nicht parken kann, sollte meiner Meinung nach kein Auto fahren. Der Wendekreis ist für die 5m Außenlänge erstaunlich klein. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Außendesign
- + hochwertiges Leder
- + kein Klappern/Knisern
- - teilweise billige Materialien im Innenraum
- - Platzangebot innen okay, aber für 5m Außenlänge eher mau
Antrieb
Der 2.2 Liter Diesel leistet laut Jaguar 200 PS und wuchtet bis zu 450 Nm Drehmoment. Das Auto ist damit gut unterwegs, allerdings darf man die rund 1.9 Tonnen Leergewicht (laut Fahrzeugschein) nicht vergessen. Wer eine Rakete im Stil eines Golf GTI erwartet, dürfte enttäuscht sein. Für den Alltag reicht die Leistung völlig aus.
Der kleine Diesel ist gut isoliert und kaum zu hören.
Die 8-Gang-Automatik schaltet schnell und völlig ruckfrei. Wenn gewünscht, kann man über Schaltwippen am Lenkrad selbst in die Gangwahl eingreifen. Im Alltag ist das aber unnötig.
Sehr negativ ist mit der Verbrauch ins Auge gestochen. Beim Betrieb über 20km Dörfer und Landstraße hat der Jaguar laut Anzeige 7.2 Liter / 100km benötigt. Dabei hat das Auto Start/Stop, es ging mit warmem Motor los und ich bin ihn wirklich sehr sanft gefahren.
Mein XJ mit dem 3 Liter Diesel verbraucht da kaum mehr, mein 2012er Passat 2.0 TDI läge auf gleicher Strecke vermutlich bei max. 5.5 Litern/100km. Für einen 4-Zylinder-Diesel ist der Verbrauch des kleinen Jags nicht (mehr) zeitgemäß. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Dieselmotor gut isoliert
- + sehr gute 8-Gang-Automatik
- - Verbrauch viel zu hoch
- - manch einer mag von 200 PS mehr erwarten
Fahrdynamik
Der XF fährt sich deutlich handlicher als man es von den gut 5m Außenlänge und 1.9 Tonnen Leergewicht (laut Fahrzeugschein) erwarten würde. Die Lenkung ist schön direkt und gibt auch etwas Feedback, wenn auch nicht so viel wie die des XJ. Der Wendekreis ist gefühlt kleiner als beim knapp 20cm kürzeren VW Passat und somit echt gut, wenngleich es natürlich kein Kleinwagen ist.
Das Handling/die Kurvenlage kann ich schlecht einschätzen, da ich immer sehr gemütlich unterwegs bin. Bei 245er Reifen sollte sich das Auto da im normalen Straßenverkehr aber keinerlei Blöße geben. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + erstaunlich handlich für ein Auto dieser Größe
- - Lenkung zwar direkt, aber nicht mit viel Feedback
Komfort
Mein Auto lief auf 245er Sommerreifen (Marke: Hankook) in 18 Zoll. Das Auto federte damit sportlich-straff, aber nicht übertrieben hart. Wer es gerne sportlich mag, für den ist das Setup genau richtig ohne dabei nach jedem Gullideckel wild fluchen zu müssen.
Die Sitze vorne wie hinten sind mit Leder bezogen, das eine erstaunlich gute Qualität hat. Ich habe mich darin wohl gefühlt. Hinten ist der Platz aufgrund des abfallenden Dachs eingeschränkt.
In Sachen Innengeräusch ist der XF gut aufgestellt. Man hört den 4-Zylinder-Diesel innen kaum und auch Fahr-/Windgeräusche sind wenig ausgeprägt. Mein Passat ist eine ganze Ecke lauter, der XJ nochmals deutlich leiser. Insgesamt auf dem Niveau einer 5er BMWs würde ich sagen - so wie es sein sollte.
Also zentrales Bedienelement setzt Jaguar im XF leider das gleiche System wie im XJ ein. Egal wie man es dreht und wendet: Das taugt einfach nix. Die Navigation ist unlogisch im Aufbau und in der späteren Routenführung, rund 50% meiner MP3-Musik über den USB-Anschluss wird wie schon im XJ einfach nicht abgespielt. Alle anderen Autos, Receiver und Co spielen alle Tracks problemlos ab.
Zudem ist die gesamte Menüführung mit vielen kleinen und dann wieder großen Buttons wenig durchdacht. Ich kenne das alles von meinem XJ, der hat aber zumindest noch einen größeren Bildschirm. im XF ist es teils echt schwer die kleinen "+"-Tasten zu treffen, um beispielsweise von CD auf USB-MP3 umzuschalten. Hier muss Jaguar echt ran.
Das alles ist nicht weiter schlimm, ich habe mich mit der Zeit an das System gewöhnt und kenne dessen Macken. Wirklich durchdacht ist es aber einfach nicht. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + sportlich straffe Federung
- + leise im Innenraum
- + gute Sitze
- - Infotainment
Emotion
Eigentlich müsste man dem Auto hier die volle Punktzahl geben. Eigentlich. Denn wie ich im Bereich Karosserie schon schrieb, ist der XF meiner Meinung nach eine der schönsten derzeitig gebauten Limos überhaupt.
Auch das Image des Jaguars ist extrem positiv. Auf einen Jaguar wird man immer angesprochen und bewundert (nicht beneidet wie bei Porsche!). Der Mythos um die Marke Jaguar ist ungebrochen.
Wieso gebe ich also keine volle Punktzahl? Leider überträgt das Auto meiner Meinung nach diesen Mythos nicht auf das Fahren an sich. Es fährt sich wie jeder andere Audi/BMW/Mercedes dieser Klasse. Gut, aber leider auch völlig beliebig.
Der XJ fährt sich im Gegensatz dazu einfach anders. Es ist jedesmal wieder ein Erlebnis mit dem Auto zu fahren. Das kann ich vom XF leider nicht behaupten. Er fährt gut, aber würde man das Jaguar-Logo abkleben, wüsste ich nicht, dass ich gerade einen Jaguar fahre. Könnte auch ein Benz oder ein Audi sein. Schade! |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + sehr attraktive Optik
- + extrem positives Markenimage
- - Fahrverhalten beliebig, kann mit Optik und Markenversprechen nicht mithalten
Gesamtfazit zum Test
- + Jaguar Image
- - Unterhaltskosten
- - technisch teilweise nicht auf Augenhöhe mit Audi/BMW/Mercedes
Der Jaguar XF ist eine tolle Wahl in der oberen Mittelklasse, wenn man sich von Audi/BMW/Mercedes abheben möchte. Das Auto sieht meiner Meinung nach klasse aus, hat das hervorragende Jaguar-Image und fährt sich gut. Zudem ist er wendiger, als man es bei knapp 5m Außenlänge vermuten würde.
Der Dieselmotor ist leise, ausreichend stark und an eine sehr gute 8-Gang-Automatik gekoppelt.
Der Innenraum und das Infotainment ist nicht ganz auf dem Niveau der deutschen Konkurrenz. Zudem sind die Werkstattkosten nicht ohne. Der Stundensatz beim Händler vor Ort liegt bei rund 150 Euro. Eine Inspektion schlägt folglich mit 800 - 1.000 Euro zu Buche. Nicht billig. Auch der Wertverlust ist vermutlich höher als bei den deutschen Marken.
Zudem benötigt das Auto für einen 4-Zylinder-Diesel zu viel Sprit. 7 Liter/100km bei extrem sanfter Fahrweise sind nicht mehr zeitgemäß.
Dazu kommt, dass das Auto seine optische Extravaganz nicht ins Fahrgefühl ummünzen kann. Der XF fährt sich nicht wie ein Jaguar, sondern wie jedes andere Auto dieser Klasse. Gut, aber beliebig.
Tue Jun 03 14:26:24 CEST 2014 | telephonopoulos
An sich ein guter Test, nur kann ich nicht nachvollziehen, wie Du auf 800-1000 Euro Inspektionskosten kommst. Bei meinem 3.0d S zahle ich zwischen 380 und 540 Euro je Inspektion incl. Öl.
Was teurer ist als bei vergleichbaren deutschen Fahrzeugen, ist die Versicherung.
Fri Jun 13 22:44:38 CEST 2014 | icebeer87
Die Inspektionskosten hat mir der Jaguar-Händler auf Anfrage mündlich genannt. Vielleicht hat der ja im Kopf gleich die Bremse mit einkalkuliert, die beim XF wohl ziemlich häufig fällig ist.
Dazu kommt, dass der XF jährlich oder nach KM zum Service muss. BMW, VW und Co. reicht eine Inspektion alle 2 Jahre oder nach KM.
Tue Sep 30 18:30:44 CEST 2014 | auhelmut
Danke für den ausführlichen und sehr detaillierten Bericht. Das hilft