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Lada Nova 2107 1.5 Test

06.12.2021 15:55    |   Bericht erstellt von martin_kfb

Testfahrzeug Lada Nova 2107 1.5
Leistung 75 PS / 55 Kw
Hubraum 1458
HSN 9308
TSN 331
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 127000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 8/1990
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von martin_kfb 3.0 von 5
weitere Tests zu Lada Nova 2107 anzeigen Gesamtwertung Lada Nova 2107 (seit 1982) 3.0 von 5
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Einleitung

Der Lada 2107 war auf Grund seines stattlichen verchromten Kühlergrills und der hochwertigen Innenausstattung der "Mercedes des Ostens" und eines der begehrtesten "Ost Autos" im sozialistischen Teil Deutschlands und seiner Zeit das luxuriöseste Modell aus dem Hause Lada. Im westlichen Teil Deutschland war es ein Auto für Menschen, welche sparsam leben mußten und trotzdem viel Auto fürs Geld haben wollten und keine Sorgen hatten, sich für so ein Auto belächeln zu lassen.

Die damaligen Preise zeigen die unterschiedlichen Autowelten. Im "Westen" anfangs für knapp über 10.000.-DM nach wenigen Wochen Wartezeit zu bekommen und im "Osten" für 28.475.- DDR Mark nach gut 15 Jahren Wartezeit.

Werksneue Fahrzeug wurden auf Ostberliner Gebrauchtwagenmärkten um die 80.000.-DDR Mark gehandelt.

Obwohl das Fahrzeug bis 2012 neu gebaut wurde, sind die noch zugelassen Exemplare sehr selten zu sehen und befinden sich entweder in einen sehr bedauernswerten Zustand oder als Liebhaberfahrzeuge sind sie besser als Neuwagen in denen viel Schweiß, Geld und Arbeit steckt.

Durch die klassische und übersichtliche Technik der Vergasermodelle ist dieses Auto von erfahrenen Schraubern gut zu Händeln.

Die Preisentwicklung sehr guter Fahrzeuge ist in der Zwischenzeit fünfstellig.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Die Karosserie des Lada 2107 entspricht im Wesentlichen dem des Lada 2105.

Augenfälligste Veränderungen gegenüber dem 2105 sind der massive verchromte Kühlergrill und die großen mit Chromauflagen versehen Plastikstoßfänger sowie die dem Kühlergrill angepasste Motorhaube mit innerer Dämpfung und die glatte Kofferraumklappe. Die Rückleuchten haben eine andere Aufteilung, welche besser ins Gesamtbild der klassischen Karosserie passt.

Das Hauptproblem der Karosserie ist ihre extreme Rostanfälligkeit. Rostfreie originale Fahrzeuge sind fast gar nicht zu bekommen. Die Autos wurden ohne Hohlraumkonservierung und Unterbodenversiegelung ausgeliefert. Werksseitig gab es ab 1990 nicht einmal mehr eine Tauchgrundierung.

Durch den hohen Kupferanteil im russischen Karosserieblech war auch eine größere Blechdicke kein Garant für Langlebigkeit.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Übersichtliche Karosserie mit gro0en Fensterflächen.
  • - Überall russische - Nicht ganz Perfektion.

Antrieb

2.5 von 5

Der 1500 cm³ Motor ist der alte Bekannte aus dem Lada 2103 von 1974 mit klassischer Steuerkette und 75 - 77 PS. Es ist zwar keine Rennmaschine, er hat aber mit dem knapp 1 Tonne schweren Fahrzeug auch kein großes Problem. Der Motor ist wartungsfreundlich und sehr genügsam in seiner Zuwendung. Ersatzteile sind so gut wie problemlos für fairer Preis zu bekommen.

Wer lesen kann und handwerklich nicht nur zwei linke Hände mit breit gekloppten Daumen hat, kann die meisten Instandsetzungen und Einstellungen recht einfach selbst mit dem umfangreichen Bordewerkzeug durchführen.

Erst Ende der 80er Jahre wurde ein 5 Ganggetriebe angeboten, was den Fahrkomfort und den Kraftstoffverbrauch deutlich verbessert. Nur von der notwendigen Wartung der Getriebe habe meist nicht einmal ehemaligen Händlerwerkstätten Ahnung, was zum unweigerlichen Getriebeschaden beim 5 Ganggetriebe führt.

Der Verbrauch liegt je nach Fahrweise zwischen 8 und 10 Litern auf 100km bei den Vergasermodellen. Da der Tank nur 39 Liter faßt ist der Aktionsradius entsprechend klein. Bei einer schnellen Autobahnfahrt, 160 km/h sind möglich aber kein Vergnügen, können es auch mal problemlos 13 Liter werden.

Galerie
Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Kraftvoller zuverlässiger Motor mit geringem Wartungsaufwand.
  • - Geringe Reichweite durch kleinen Tank gut gutem Durst.

Fahrdynamik

2.0 von 5

Beim Fahrwerk würde ich nicht unbedingt von Dynamik sprechen wollen. Der Lada 2107 verfügt wie sein Großvater der Lada 2101 über ein klassisches Fahrwerk mit schraubengefederter Doppelquerlenker Vorderachsen und starrer Banjoachse hinten, welche über einen Kardan angetrieben wird.

Sportliche Ambitionen sollte man nicht erwarten. Zusammen mit den recht hohen 165/80er Reifen ist man er schwammig unterwegs und nicht grade ein Kurvenräuber.

Auf das Ladafahrwerk muß man sich einfach einlassen. Der Lada wird sich nicht auf den Fahrer einlassen und verlang im Grenzbereich eine kräftige Hand und fahrerisches Können um dem Richtungswunsch zu entsprechen. Die Bremsen sind ehr für erholsames vorankommen ausgelegt und habe sich seit 1974 nicht großartig weiterentwickelt. Die Charakteristik des Bremskraftverstärkers wurde allerdings beim Lada 2107 (und 2105) überarbeitet. Dies hatte zur Folge, das sich der Lada jetzt deutlich dosierter verzögern ließ.

Im Großen und Ganzen - völlig unkompliziert.

Vergleichstest zeigten sogar, das Fahrwerk des Lada 2107 biete höhere Sicherheitsreserven als spätere Frontantriebsentwickungen des russischen Herstellers.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Unkompliziertes klassisches Fahrwerk mit komfortabler Abstimmung.
  • - Man muß sich auf das schwammige Fahrwerk einlassen. Umgekehrt wird das nichts.

Komfort

4.0 von 5

Der Lada wurde aus dem Fiat 124 Anfang der 60er entwickelt. Die sowjetischen Straßenverhältnisse machten umfangreiche Anpassungen notwendig.

Die Bodenfreiheit wurde deutlich erhöht, die Radumfänge vergrößert und die Radaufhängungen entsprechend verstärkt. Der Lada 2107 fährt sich recht angenehm und komfortabel. Er ist ehr weich gefedert und gedämpft.

Die Vordersitze haben eine integrierte Kopfstütze und bieten guten Sitzkomfort. An das 4cm zu weit rechts sitzende Lenkrad gewöhnt man sich schnell und die Bremse ist gut zu dosieren.

Leider ist die Gaspedalstellung fluchtig mit den beiden anderen Pedalen. Die damit verbunden verkrampfte Gasfußstellung wird schnell unangenehm. Die 40cm Lenkraddurchmesser sind notwendig, da im Stand sehr hohe Lenkkräfte beim Rangieren erforderlich sind.

Hat man sich die übersichtlich im ganzen Fahrzeug verteilten Bedienelemente angesehen und sich mit ihnen vertraut gemacht, ist die Bedienung intuitiv und sehr einfach.

Die Belüftungsanalage kommt auch im Sommer ohne Klimaanlage aus. Die mittleren Frischluftdüsen werden nur durch den Fahrtwind versorgt. Leider auch im Winter. Sie schließen einfach nicht zu 100% und lassen immer etwas kalte Luft ins Fahrzeug. Da die Heizung jedoch für den sibirischen Winter ausgelegt ist, hat sie wenig Mühen den Innenraum schnell und saunaartig auf Temperatur zu bringen.

Nur die Luftverteilung ist beim Lada 2107 (auch im 2105) etwas schlampig. Um alle Luft auf die Frontscheibe zu leiten, muß die Klappe im Fußraum geschlossen sein. Leider hat man den Rastmechanismus eingespart und diese Klappe schließt nicht zu 100% und drückt die heiße Luft direkt hinten in des optionale Radio, welches dann gern ins "schwitzen" kommt. Der Luftstrom fehlt das leider beim defrosten oder beschlagfreihalten der Frontscheibe. Das wirksame Innenraumgebläse macht aus seiner Arbeit auch kein Geheimnis.

Galerie
Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Bequeme Vordersitze und extrem schnelle und leistungsstarke Heizung.
  • - Kerniges Motorengeräusch und hohe Bedienkräfte.

Emotion

2.5 von 5

Geschmäcker sind glücklicher Weise unterschiedlich. Ob sich die Formgestalter mehr als das Selbstwertgefühl des Fahrers zum Ziel setzten bleibt wohl offen.

Der Lada 2107 ist von Kopf bis Fuß eine klassische Limousine, welche dem damaligen Zeitgeschmack mehr oder weniger entsprach und 1982, bei der Vorstellung des Lada 2107 als sehr modern galt. Aerodynamik war ehr nebensächlich.

Grade im Osten weckte das Auto ungeahnte Begehrlichkeiten. Auch noch heute findest es seine Liebhaber und begeistert abseits der "gebrauchten" Bundesländer auf Autotreffen die Menschen.

Auf Grund seiner Seltenheit ist der Lada aber immer ein Hingucken und hebt sich vom Windkanal glatt geschliffenen automobilen Einheitsbrei sehr deutlich ab.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Seltener Oldtimer auf deutschen Straßen - Der

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km 9,5-10,0 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 12557
Haftpflicht bis 200 Euro (35%)
Vollkasko bis 200 Euro 35%
Außerplanmäßige Reparaturkosten Karosserie/Rost - (7000 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Eine klassische sowjetische Limousine mit hohem Widererkennungswert und Kultcharakter.

Einfache überschaubare Technik und bei handwerklichem Geschick sehr günstig im Unterhalt.

Enorme Heizleistung im Winter und sehr gute Rundumsicht.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Sehr Rostanfällig und gewöhnungsbedürftiges Fahrverhalten. Schlechtes bzw. lückenhaftes und in der Zwischenzeit unerfahrenes Werkstattnetz.

Geringe Reichweite und recht durstig für die gebotene Leistung.

Gesamtwertung: 3.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 0

Sat Oct 21 15:26:11 CEST 2023    |    Larsavant

Mahlzeit,

 

Thema 5-Gang Getriebe.

Was ist ausser der entsprechend gefühlvollen Bedienung der Kupplung und des Schalthebels noch zu beachten?

Ich finde das sich das Getriebe schön knackig fährt mit sehr kurzen Schaltwegen.

Rückwärtsgang braucht Zeit und Gefühl, aber kein Problem, ich fahr auch Wolga oder Fahrzeuge mit unsyncronisiertem Getriebe geräuschfrei :-)

 

Ich besitze seit kurzem einen 2106, der in Moskau ein neues Getriebe aus dem 07 bekam.

Ölwechselempfehlungen oder Intervalle?

Mein Fahrzeug läuft nur wenige Tausend KM im Jahr bei schönem Wetter.

Gerne auch PN.

 

Gruß, Lars

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