• Online: 3.322

Land Rover Defender LD 3.5 Test

14.11.2011 18:50    |   Bericht erstellt von Dr. Quack

Testfahrzeug Land Rover Defender L316
Leistung 130 PS / 96 Kw
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 129000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 6/1993
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von Dr. Quack 3.0 von 5
weitere Tests zu Land Rover Defender L316 anzeigen Gesamtwertung Land Rover Defender L316 (1990 - 2016) 3.5 von 5
Hat Dir dieser Testbericht geholfen?
9 fanden das hilfreich
Hilfreich Nicht hilfreich

Einleitung

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen dreituerigen Land Rover Defender 110 V8 Petrol der hier in Suedafrika als Pick-Up registriert worden ist. Das Auto hat ein mechanisches Fuenfgangetriebe mit Transfercase, mit dem es nochmal fuenf sehr kurz uebersetzte Gaenge fuers Gelaende besitzt und fuer besonder unwirtliche Passagen eine mechanische Differentialsperre des Zentraldifferentiales. Wem das noch nicht reicht, der kann sich mit der Seilwinde aus potentiell ueberraschend auftauchenden tiefen Schlammloechern herausziehen oder das Auto, wie ich vor einiger Zeit in einem Film ueber das suedliche Afrika gesehen habe, auch senkrecht an einen Baum haengen. Wie alle Land Rover dieser Generation verfuegt er ueber einen permanenten Allradantrieb und hat eine vordere und hintere Starrachse, die and Laengslenkern und Panhardstaeben gefuehrt und mit langhubigen Schraubenfedern abgefedert werden. Hinten gibt es auch einen stark unterdimensionierten Stabilisator, der die Rollneigung des Aufbaus vermindern soll. Auf kurvenreichen, schnellen Passagen im Gebirge bekommt meine teure Gattin leider regelmaessig das Kotzen in diesem Auto, so dass ich mir schon vor Antritt solcher Reisen vornehme, es langsam angehen zu lassen. Dann gehts ganz gut. Fuer die Passagiere stehen vier leicht unbequeme Einzelsitze zur Verfuegung und koennte hinten noch mit vier noch unbequemeren Sitzen quer zur Fahrtrichtung erweitert werden. Er hat ein sogenanntes Canopy, das man aber nur mit grossem Aufwand entfernen kann. Die Frontscheibe waere dann abklappbar, die hintere Tuer muesste aber komplett entfernt werden, so dass das Fahrzeug eine nach hinten teilweise offene Ladeflaeche haette. Der Cabrioeffekt waere damit perfekt. So haben wir das Auto bisher noch nie benutzt, denn ab und zu gibt es hier an der Kueste auch eine ordentliche Dusche. Der Motor hat eine geringere Verdichtung, damit er auch das niederoktanige Benzin in Lesotho oder Swasiland vertragen kann. Die original SU-Vergaser sind durch einen Webervergaser ersetzt worden. Zum Glueck schluckt er dadurch nicht noch mehr. Er hat ein bulliges Drehmoment und zieht von unten heraus wie 130 fette Ochsen, was auch etwa seiner Leistung in PS entsprechen duerfte. Der Vorbesitzer hat ihn mit einem Flammrohr an jeden einzelnen Zylinder ausgestattet, damit mehr Leistung rauskommt, aber ich habe ihn noch nachtraeglich mit einer verneunftigen Schalldaempferanlage ausgestattet, die zumindest bei niedrigeren Drehzahlen nur noch ein etwas gefaehrliches V8 Grummeln mit tiefen Baessen erzeugt. Hier in Suedafrika ist bei den Leuten ein deftiger Geraeuschpegel das sine qua non (ohne das geht nix), aber ich habe wohl mit meinem mitteleuropaeischen Gehoer die Aufnahmepruefung fuer die hoeheren Weihen des Afrikaautomobilsoundlevelmatric nicht bestanden.

So dient uns oder ueberwiegend mir das Fahrzeug hier im Eastern Cape fuer eher zivile Zwecke und als Zweitwagen und Transportfahrzeug fuer Einkaeufe im 9 km entfernten East London oder ein oder mehrmals im Jahr als Gelaendefahrzeug fuer Urlaubsreisen in die Drakensberge, das Tsitsikama, die Amatola Mountains oder die landschaftlich schoenen, aber schwer zugaenglichen Kuestenregionen der Transkei, Ciskei und Kwazulunatals. Oft haengt dann hinten noch ein Anhaenger mit Motorraedern dran.

Wahrscheinlich wegen seiner fuer die Jugend wenig ansprechenden Form und seiner Langsamkeit, seiner sehr gewoehnungsbeduerftigen Fahreigenschaften und des hohen Geraeuschpegels ist es das bestgehasste Fahrzeug meiner Familie, mein aeltester Sohn ausgenommen. Fuer den Fall, dass meine 21-jaehrige Tochter durch die hiesige Fuehrerscheinpruefung fallen sollte, werde ich sie als interdisziplinarische Massnahme auf diesem Fahrzeug (ergaenzend) ausbilden. Denn wer dieses Monstrum beherrscht, kann wirklich Autofahren.

Obwohl das Auto, wenn ich von laengeren Europatouren nach SA zurueckkomme, mich noch nie im Stich gelassen hat und immer brav angesprungen ist und seinen Dienst aufgenommen hat, gibt es immer etwas zu reparieren und damit wird der Landy fuer mich zu einer echten Passion.

Galerie

Karosserie

3.0 von 5

Bei unserem in Suedafrika unter British Leyland Direktiven zusammengeschraubten Land Rover handelt es sich also um einen dreituerigen Pickup mit sogenanntem Canopy, einem festen Kunststoffdachteil, das im Falle dieses Fahrzeugs sowohl das Fahrerhaus als auch die Ladeflaeche abdeckt. Theoretisch koennte es komplett entfernt werden (alles ist nur mit ungezaehlten Bolts and Nuts verschraubt) und man koennte dann sogar die Windschutzscheibe nach vorn herunterklappen – das perfekte Cabriolet – aber der Aufwand fuer einen derartigen Umbau ist enorm hoch und wir haben das demzufolge noch nie versucht. Lkw-maessig hat das Auto einen (sehr steifen) Leiterrahmen, der das Fahrwerk, den Motor und das Getriebe aufnimmt und der wie die Spritzwand nachtraeglich vollverzinkt ist. Tueren, Seitenwaende, Kotfluegel und Haube sind mit nicht-rostendem Aluminiumblechen beplankt, die erforderlichen Versteifungen sind aber leider nur aus Stahlblech gefertigt und rosten lustig vor sich hin. Die vorderen Tueren sind mit mechanischen Kurbelfenstern ausgeruestet, ueber den hinteren Sitzen befinden sich Schiebefenster.

Hinter den vorderen Sitzen ist eine halbhohe Spundwand eingebaut, die der Kabine eine hoehere Steifigkeit verleiht. Das jedoch schraenkt die Laengsverstellbarkeit der vorderen Sitze enorm ein und mit ueber 175 cm Koerpergroesse sitzt man nur noch in einer angestrengten, sehr aufrechten Koerperposition hinter dem ueberdimensionierten Originallenkrad, weil sich die Sitzlehnen nur noch geringfuegig in der Neigung verstellen lassen. Man kann wegen dieser Trennung natuerlich die hinteren Einzelsitze auch nur noch durch die hintere Tuer erreichen; die Einstiege sind aber alle mit fuer den Gelaendeeinsatz einklappbaren Trittstufen ausgeruestet, sodass man verhaeltnismaessig leicht in das hochbeinige Gefaehrt aufsteigen kann.

Die Ellenbogenfreiheit ist durch die extrem nach aussen gerueckten Sitze an den Tuer- bzw. Fensterseiten stark eingeschraenkt. Im Gegenzug ensteht natuerlich in der Mitte ein sehr breiter Gang, in dem vorn eine kleine abschliessbare Truhe untergebracht ist. Sie ist fuer alle Utensilien, die man nicht offen herumliegenlassen moechte, sehr nuetzlich und auf dem Klappdeckel mit Sitzpolster kann im Notfall ein Kind Platz nehmen. Allein dazu fehlt der mittlere Sicherheitsgurt. Die vorderen Sitze sind mit Dreipunktgurten ausgestattet, die hinteren, die sich etwas umstaendlich ausbauen lassen, mit Beckengurten. Bei Ausbau der hinteren Sitze entsteht ein gewaltiger Laderaum, leider mit sehr zerklueftetem Boden aber mit einer Hoehe, die einem Erwachsenen sogar das Stehen in leicht gebueckter Haltung ermoeglicht.

Die Uebersichtlichkeit der Karosserie ist durch ihre Kantigkeit und die hohe Sitzposition natuerlich kaum zu ueberbieten. Nach vorn sollte man jedoch wegen der breiten schweren Stossstange, der Seilwinde und der vorderen Kugelkupplung, die man hinter der langen Motorhaube nur erahnen kann, einen respektvollen Abstand zu Hindernissen halten. Die Aussenspiegel haben Lkw-aehnliche Dimensionen, der Innenspiegel dagegen nur Miniaturformat, obwohl man durch das Hecktuerfenster und die beiden hinteren Heckfenster auch bei hinten an die Tuer angeschraubtem Reserverad eine gute Rueckschau haette. Im Uebrigen herrscht bis auf das schwarze Kunststoffarmaturenbrett und die hellgrauen vorderen Tuerverkleidungen im Innenraum das nackte in Wagenfarbe lackierte Blech vor. Schwarze Gummimatten decken die Boeden eher etwas muehsam ab, das weisse Kunststoffdach mildert den streng spartanischen Eindruck jedenfalls farblich etwas ab.

Geraeumige Staufaecher gibt es noch unter den Vordersitzen, die nach Abnahme der Sitzkissen und einer Hartpappabdeckung zugaenglich werden. Im rechten befindet sich die Starterbatterie. Hinten links, hinter dem kantig gefertigtem linken Radlauf befindet sich ein weiterer abschliessbarer Staukasten, in dem man auch seine Bordwerkzeuge und den Wagenheber unterbringen kann, rechts ist ein derartig praktischer Kasten leider nicht unterzubringen, weil sich dort der Tankstutzen samt Befuellungsschlauch des hinter der Hinterachse liegenden aus Nirostastahl bestehendem Kraftstofftank befindet. Das Armaturenbrett ist im rechten Teil praktischerweise als offenes Staufach ausgebildet, und man hat dann Kartenmaterial oder sonstige Utensilien schnell zur Hand. Eine weitere offene Ablage befindet sich noch vor dem vorderen mittleren Staukasten.

Anlaesslich einer meiner ofiziellen Besuche bei DaimlerChrysler Pty Ltd. - so nannten sie sich noch vor nicht allzulanger Zeit hier in Suedafrika – kam auch die Frage nach der Qualitaet ihrer Produkte auf. Die Antwort eines ihrer Mitarbeiter, dass Qualitaet fuer sie kein Thema sei, hielt ich damals fuer etwas stark uebertrieben und arrogant. In Hinsicht auf Land Rover muss ich, den gleichen Jargon benutzend, sagen, es gaebe keine Qualitaet. Mein britischer VW, Nissan und Volvo fahrender Kollege antwortete auf meine Klagen hinsichtlich staendiger Basteleien an meinem Defender, er habe immer geglaubt, dass Land Rover eines der qualitativ besten Produkte im Koenigreich seien. So viel zur Qualitaet.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Positiv zu vermerken, dass man beim Schrauben ueberall verhaeltnismaessig einfach ran kommt
  • + Die Fahrzeugaussenhaut besteht aus Aluminium und ist daher nicht rostanfaellig.
  • + Im Falle meines Fahrzeugs ist das ganze Fahrgestell feuerverzinkt worden
  • - Negativ, die starke Korrosionsneigung aller Stahlblechbauteile
  • - Ich habe schon furchtbar verrostete Exemplare des Defenders gesehen, Stirnwand usw., da lohnen sich die Reparaturen nur noch fuer einen Enthusiasten.

Antrieb

2.5 von 5

Die Motorleistung ist unter Beruecksichtigung des hohen Leergewichts und der moeglichen Zuladung im Vergleich zu aktuellen SUV's mit modernen Antriebsaggregaten ein absoluter Anachronismus. Betrachtet man jedoch die Antriebseigenschaften unter dem Blickwinkel der Ausrichtung des Fahrzeugs auf den Einsatz im Gelaende und auf unbefestigten Strassen, dreht sich das Blatt. Dort reicht die Motorleistung allemal dazu aus, sich permanent im Grenzbereich zu bewegen und die hohe Motorelastizitaet im unteren Drehzahlbereich macht ein mueheloses (An)Fahren auch unter sehr schwierigen Einsatzbedingungen, wie lockerem Geroell, verschlammten Boden, steilen Anstiegen oder Gefaellestrecken und grossen Schraeglagen zur ueberwindbaren Disziplin, wo andere mit ihren Boulevardvorzeigemodellen schon laengst die Fluegel gestreckt haben - trotz einer Mehrleistung von manchmal mehr als 250 PS. Der Durchzug des Aggregats ist im Bereich von 800 bis 2000 U/min beachtlich und begeistert im Gelaende immer wieder, die Drehfreude geht zwar nur bis 3200 U/min, aber das entspricht im langen 5. bereits annaehernd 125 km/h (GPS- gemessen).

Das Getriebe will mit einer kurzen Schaltpause in Mittellage geschaltet werden, dann geht es praezise, ohne Kratzgeraeusche und wie ein schweizer Uhrwerk. Der Rueckwaertsgang laesst sich nur mit gewisser Uebung ohne Schwierigkeiten einlegen, was ich immer wieder gerne mit meiner Tochter trainiere, die fuer diese Art von Scherzen zu meinem Leidwesen nicht immer die erforderliche Geduld aufbringt.

Die in meinem Fahrzeug verbaute spanische LT 85 Version des 5-Gang-Schaltgetriebes begeistert zwar durch eine hervoragende Synchronisation und Schaltbarkeit, macht sich jedoch durch einen exorbitanten Lagerverschleiss der Nebenwelle und die damit Trommelfell zerfetzende Geraeuschentwicklung unangenehm bemerkbar. Manchmal ist man in schnelleren Bergabpassagen bestrebt, einfach den Gang herauszunehmen, um nur das Surren der grobstolligen Reifen auf dem Asphalt zu hoeren und die ungezaehmten Windgeraeusche, die kraeftig an der kantigen Karrosserie zerren. Im direkten 4. Gang ist der Antrieb dankenswerter Weise leiser, aber wegen des hohen Fahrzeuggewichts leider nur in bis zu mittelsteilen Anstiegen brauchbar; auch der grosse Durst des niedrigverdichteten Achtzylindermotors laesst sich eben nur durch drehzahlschonende Fahrweise, also so oft im eingelegten Fuenften fahrend, wie irgend moeglich, einigermassen zaehmen.

Die Land Rover Zulieferer bieten fuer Enthusiasten diverse Tanknachruestmoeglichkeiten an; dringend erforderlich, bei einem Originaltankvolumen von weniger als 70 Litern und einem Verbrauch von selten weniger als 20 Litern/100 km mit oder ohne Anhaenger. Mir hat bisher immer ein 20 Liter Reservekanister ausgereicht und die Motorraeder haben immerhin auch jeweils 15 Liter Reserve auf dem Trailer, aber wenn ich das Fahrzeug weiterfahren sollte, wird noch ein Zusatztank montiert.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Motor mit elektromotorenaehnlicher Elastizitaet im unteren Drehzahlbereich
  • + Praezise Schaltung und gute Syncronisation
  • - Getriebe sehr laut und verschleissanfaellig. aeuft uebrigens mit Motorenoel, waehrend Transfercase mit Hypoidoel laeuft.
  • - Kaum bezwingbarer Durst, im Gelaende verhaeltnismaessig geringer als auf derr Landstrasse.
  • - Schlecht schaltbarer Rueckwaertsgang

Fahrdynamik

2.0 von 5

Das Fahrzeug hat einen LKW-maessigen Wendekreis. Das Ein- und Ausparken wird zu einer Geduldsarbeit. Dabei ist die Servolenkung ausreichend leichtgaengig. Im unteren Geschwindigkeitsbereich ist die Beschleunigung gut, setzt aber schnelle, gut trainierte Schaltarbeit voraus. Dann kann im ueblichen Strassenverkehr zur Verwirrung anderer Verkehrsteilnehmer mehr als gut mitgehalten werden.

Die Lenkung erfordert durch die besondere Art der Radaufhaengung (Starrachsen, weiche Schraubenfedern, Panhardstaebe an Vorder- und Hinterachse, gewaltige Aufbauneigung u.s.w.)besondere Aufmerksamkeit, besonders auf schlechten Landstrassen mit vielen Schlagloechern. Dann teilen sich Stoesse auch trotz eines grossdimensionierten Lenkungsdaempfers unmissverstaendlich dem Fahrzeuglenker mit. Die Bremsen, vorne Scheiben, hinten grossdimensionierte Einkolben-Trommelbremsen sind aus meiner Sicht ausreichend dimensioniert. Ich habe sie bisher trotz flotten langen kurvenreichen Bergabfahrens noch nie an ihre Fadinggrenzen bringen koennen. Meine Frau wegen der enormen Aufbauneigung ans Kotzen jedoch schon oefter. Im Grenzbereich kann das Fahrzeug vom kraeftigen Untersteuern ploetzlich zum intensiven Uebersteuerer werden. Aber wer hat ausser mir schon Lust, dieses Auto im Grenzbereich zu bewegen. Nur mit sattem Drift mit der BMW R80 GS auf feinem Schotter um eine langgestreckte Kurve macht mehr Spass. Wie schon vorher erwaehnt, im Gelaende dreht sich das Blatt und ploetzlich wird das Auto besonders bei Verwendung der Differenzialsperre zu einem aeusserst agilen noch gut beherrschbaren wenig traegen Gefaehrt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Im Gelaende gut beherrschbar und durch elastischen Motor immer recht einfach, das Auto in Bewegung zu haltendes Fahrzeug
  • - Im normalen Betrieb in Stadt und Land schweisstreibende Arbeit, das Auto sicher und gewandt im Verkehrsfluss zu bewegen

Komfort

3.0 von 5

Dieser Land Rover hat Schraubenfedern mit hydraulischen Stossdaempfern an Starrachsen vorne und hinten. Im Gelaende, und auf unbefestigten Strassen ergibt sich durch die insgesamt weiche Abstimmung ein hervoragender Fahrkomfort, der sicher nur durch eine adaptive Luft- oder hydropneumatische Federung uebertroffen werden kann. Schlaglochreiche Strecken werden leider nicht sehr gut verdaut. Man weiss nie, ob man ganz schnell oder ganz langsam fahren soll. Ebenso ist leider das Ansprechverhalten der Federung bei hoeheren Geschwindigkeiten auf befestigten Strassen auf Querfugen oder Fahrbahnunebenheiten nicht so gut, Stoesse dringend hart zu den Passagieren durch, die sich dann beim unschuldigen Fahrer ueber seine ruede Fahrweise beklagen und ihm unmissverstaendlich zu verstehen geben, er habe von nun an eine vernuenftige Fahrweise an den Tag zu legen, sonst fliegt er raus. Hier wuerden vielleicht progressive Schraubenfedern mit besserem Ansprechverhalten im unteren Bereich Abhilfe schaffen koennen. Die Sitze vorne und hinten habe ich schon im Vorspann besprochen; die ungenuegende Verstellmoeglichkeit wird natuerlich auch durch die Spuntwand hinter den Vordersitzen hervorgerufen, die der Fahrgastzelle im Gegenzug jedoch eine hoehe Steifigkeit verleiht.

Der Innengeraeuschpegel ist, wie schon erwaehnt, unakzeptabel hoch und ich bin dabei, durch den Einsatz von entsprechendem Daemmmaterial Abhilfe zu schaffen, damit auch laengere Reisen ohne Trommelfellverletzung und drohende Schwerhoerigkeit im Alter absolviert werden koennen.

Was die Bedienung angeht, gibt es im Vergleich z.B. zu meinem Audi nicht viel zu bedienen. Der Rueckwaertsgang liegt vielleicht etwas zu weit entfernt auf der linken Seite und das Zuendanlassschloss liegt etwas gewoehnungsbeduerftig auf der linken Seite in der Lensaeule. Ah, vergass zu erwaehnen, dass es sich im Fall meines Land Rovers natuerlich um ein Rechtslenkerfahrzeug handelt, denn wir fahren hier aus alter Tradition auf der linken Seite der Fahrbahn, wie vielleicht nicht alle wissen koennen.

Ich benutze noch ein mobiles GPS III von Garmin, aber das hat ja nichts mit der Bedienung vom Land Rover zutun.

Im Land Rover war eine Klimaanlage verbaut, die aber nie funktioniert hat. Den Kompressor, Waermetauscher und andere Teile habe ich der Uebersichthalber aus dem Motorraum entfernt. Vielleicht baue ich sie eines Tages wieder ein und erweckt sie zum Leben. Allerdings habe ich von anderer Seite gehoert, dass sie in ihrer Wirkungsweise nur aeusserst schwaechlich sei. Kein Wunder bei der mangelhaften Isolierung der Fahrgastzelle. Der Geblaeseluftstrom aus den Duesen, die sich horizontal am unteren Rand des Armaturenbretts ueber die gesamte Fahrzeugbreite verteilen, ist auch nicht besonders stark und die kleine ziemlich steile Frontscheibe laesst sich mit dem ebenfalls recht schwachen Geblaese der ebenso schwachen Heizung auch bei hoher Luftfeuchtigkeit ganz gut freihalten. Dadurch, dass alle Scheiben fast senkrecht stehen, haelt sich die Aufheizung des Innenraums auch bei starker Sonneneinstrahlung in ertraeglichen Grenzen.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Gemessen an einem normalen heutigen Strassenfahrzeug eine glatte 0; der Vorteil: das bringt einem die Natur wieder ganz nahe und es kann nicht so viel kaputt gehen.
  • - Das Fahrzeug hat leider keine Holzsitze.

Emotion

5.0 von 5

Zu diesem Thema kann eigentlich kein vernuenftiger Kommentar mehr abgegeben werden. Alles ist in diversen anderen Beitraegen schon erwaehnt worden. Die Emotionen kommen besonders dann auf, wenn man in diesem Vehicle drinnen sitzt und nach Moeglichkeit selbst faehrt. Von tiefster Verzweifelung bis hoechster Begeisterung scheint alles moeglich. Vollstaendig davon abhaengig, welches Naturell im Auto drinnen sitzt und welche Landschaft gerade durchstreift wird. Aussenstehende moegen das mit einem gewissen Unverstaendnis erleben. Dem Enthusiasten ist das voellig gleichgueltig.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Das Design so aufregend wie das eines Lamborghini Diabolos
  • - Das Image, als habe der Besitzer zu Hause auch noch einen dreistrahligen Duesenjet auf seinem Privatflugplatz geparkt

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr bis 100 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr bis 100 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 500-1500 Euro
Haftpflicht bis 200 Euro (100%)
Außerplanmäßige Reparaturkosten Motor/Kraftstoffversorgung/Abgasanlage - Vergaser (400 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ein Fahrzeug fuer den outsider, der den ewigen Stau auf der Autobahn satt hat und in der Landkarte nach den letzten verbliebenen Gravelroads sucht und der der Begegnung mit Elefanten, Nashoernern, Loewen, Giraffen, und anderem Getier mit groesstem Enthusiasmus entgegensieht.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Ein Alptraum fuer den Perfektionisten, der im Stau auf der Autobahn gerne seine mehrbaendige Bedienungsanleitung studiert und sich dem Sound seiner Boseanlage bis zur Extase hingeben kann

Gesamtwertung: 3.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.0 von 5 möglichen Sternen
Hat Dir dieser Testbericht geholfen?
9 fanden das hilfreich
Hilfreich Nicht hilfreich

Kommentare: 4

Mon Jan 02 20:26:49 CET 2012    |    Jan_Ds

:) DAS nenne ich einen Test.

Mon Jan 02 20:27:55 CET 2012    |    Zeiti0019

Zur Abwechslung ein ehrlicher Test. Sauber! :)

Thu Nov 29 13:07:53 CET 2012    |    Standspurpirat40767

In einem ADAC freien Land, in dem grundlegende Kenntnisse der Fahrzeugmechanik eine Frage des Überlebens sind, hilft etwas Üben beim Schrauben vor dem Start, - aber wenigsten kann kann bei diesen Defendern noch selbst geschraubt werden. Das mit den Benzinpreisen in Kapstadt ist natürlich auch ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium, schliesslich kann der durchschnittliche Mittel-Europäer sein Leben als Steuersklave höchstens mit einem atemberauschenden Abenteuer auf einem Feldweg oder speziell präparierten "off-road Äckern" aufheitern. Da tut's dann auch die Diesel-Version. Ein schöner Test-Beitrag der neugierig macht. Also beim dem nächsten Urlaub in Süd-Afrika einen Defender mieten und zu Weinproben fahren.