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Lloyd 400 LP 400;LS;LC Test

08.03.2024 22:52    |   Bericht erstellt von kleinerbremer

Testfahrzeug Lloyd 400 LP 400;LS;LC
Leistung 14 PS / 10 Kw
Hubraum 383
HSN 0273
TSN 320
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 1913 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 7/1956
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von kleinerbremer 3.5 von 5
weitere Tests zu Lloyd LS 400 anzeigen Gesamtwertung Lloyd LS 400 (1953 - 1957) 0.0 von 5
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Einleitung

Habe bis Dato 80.163km in 13 Jahren in diesem Fahrzeug mit meiner Frau zusammen verlebt und bin diese Kilometer Leistung alleine mit unserem Lloyd 400 gefahren. Keinen Kilometer möchten wir missen und es sollen noch so viele wie möglich hinzukommen. Vorher wurde in Eigenregie eine "Frame Off" Restaurierung durchgeführt. Mittlerweile habe ich mehrere Getriebe und einige Motoren als Ersatz und für unsere Erkenntnisse neu aufbauen können. Ob Karosserie, Fahrwerk, Bremsen, Antrieb - mir ist jede Schraube des Kleinwagen unter meine Hände gekommen. Das Fahrzeug hat eine gute Ersatzteil Verfügbarkeit Dank Massenware zum Trotz eines seit Jahrzehnten nicht mehr existierenden Herstellers. Jede 4. Neuzulassung aus 1955 war ein Lloyd 400 in der frisch gebackenen BRD. Sämtliche Arbeiten an Wartung und Überwachung, Motortausch, Getriebewechsel sind von mir alleine zu bewerkstelligen - ein ungemeiner Vorteil.

Verblüffend ist was im Zeitfenster von 1953 bis 1960 in damaligen Testberichten positives nachzulesen ist: Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit, 27 Rekordfahrten aus den Jahren 1954/55 sind mit dieser Lloyd 400 Technik gefahren worden - in einem Spezialfahrzeug mit Stromlinien Karosserie. „Der-Kleine-Bremer-Roland-Rekord-Rennwagen“ ging in die Geschichte der Guinness Buch Rekorde ein (siehe Boxenstop Museum Tübingen). Es ist kein Wunder das die Reisetauglichkeit mit unserem LLOYD 400 nur bestätigt werden konnte.

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Karosserie

4.0 von 5

Ein an Verwindung steifes Chassis mit Zentralrohr, 4 Einzelradaufhängungen, straff gefedert an Blattfedern aufgehängt, eine Karosserie in Schalenbauweise ausgeführt - Service und Restauration freundlich verschraubt - gut zu zerlegen möglich. Der Federungskomfort auf glatter Straße bleibt Konstruktion bedingt durchschnittlich für den kleinen Radstand. Die Qualität der Verarbeitung in Bremen war zu Produktion Zeiten hochwertig. Erfreulich ist eine sehr gute Rundumsicht bei guter Raumausnutzung und praktischer Alltagstauglichkeit. Der Transport von sperrigen Gütern ermöglicht eine in zwei Positionen leicht verstellbare Rückbank. Durch herausnehmen der kompletten Rücksitzbank kann ein 200 Liter Fass problemlos transportiert werden.

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Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + geräumig
  • + übersichtlich
  • + bequem

Antrieb

3.5 von 5

Überaus fortschrittlich ist die asymmetrische Konstruktion dieses Frontantrieblers. Reihenmotor quer, Getriebe links daneben, beides vor der Vorderachse mit ungleich langen Antriebswellen. Erstmals in der Geschichte wurde ein „Fahrschemel“ hier erwähnt. Dem kleinen und kompakten Triebwerk ist mit liebevollen Neuaufbau, bei optimaler Abdichtung, bestens raffiniert und hoch entwickelt vollsynthetischen Zweitakt Öl, gute Überwachung, regelmäßiger Verschleißteil Erneuerung - gut durch temperiert auf der Langstrecke gefahren - beide Kerzengesichter „gleich hell“ justiert und optimal verbrennend = eine enorme Leistung abzuverlangen möglich! Bei 2.750 U/min stehen schon der maximale Drehmoment an, mit 3.750 U/min ist bereits die Höchstleistung erreicht. 180 Grad versetzt im Massenausgleich arbeiten die beiden Zylinder. Der 3. Gang bleibt Dank sehr flach verlaufender Drehmomentkurve (Zweitakter) von 25kmH bis zur Endgeschwindigkeit eingelegt. Mit diesem kleinen Triebwerk zu fahren macht Freude!

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + im 3.Gang von 25kmH bis Endgeschwindigkeit zu fahren

Fahrdynamik

3.0 von 5

Die kompakte Baugröße ist von Sparsamkeit geprägt, eine Vorbedingung der Konstruktion gewesen. Mit etwas Fahrpraxis ist ein Mitschwimmen selbst im dichten Verkehr von Großstädten auch Heute noch möglich.

Das Dreigang Getriebe wurde ganz bewusst ohne Synchronisation (fehlende Schalthilfen) ausgelegt, um den besseren Wirkungsgrad zu nutzen und lässt trotzdem sportliches Fahren mit Zwischengas zu. Der 2. Gang reicht in hügeligen Gegenden, kann aber auch bis über 50km/h eingelegt bleiben.

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Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + gute Bremsen, ausreichende Beschleunigung (Sparmobil)
  • - Frontantrieb in der Lenkung zu spüren, altersbedingt

Komfort

3.5 von 5

Die bequemen Einzelsitze sind in Federkern ausgeführt und mit Stoff bezogen. Auf langen Fahrabschnitten ab 300km helfen zusätzliche Kissen, besonders für Fahrer ab 1,80m Körperlänge. Die zweiteilige herausnehmbare Rückbank ist ebenfalls mit Federkern und Stoff ausgestattet. Türen, Seitenteile, Dachhimmel und Golde Faltdach sind auch mit Stoffen verkleidet und bieten ein angenehm wohnliches Ambiente mit Dämmeigenschaft.

Auf unserer Homepage (kleinerbremer-de) gibt es Video Material von unseren Lloyd 400 Reisen:

In 2013 mit der ersten Brenner Überquerung hat alles begonnen. 2014 folgten Sylt & Dänemark, in 2015 über Österreich, Italien und Frankreich bis nach Monaco, 2016 auf Deutschlandfahrt über 2.300km unterwegs, 2017 bis nach Rom zum Kolosseum, 2018 waren es Belgien und die Niederlande. Im gleichen Jahr gesellte sich ein zweiter Lloyd, als Transporter konstruiert zu uns, mit gleicher 400er Technik. 2022 ging es an den Comer See in Italien sowie Schweden & Dänemark, 2023 nach Wien. Alle Reisen von der Haustüre weg, immer auf eigener Achse hin und zurück - ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Klima Anlage hieß es in der Bedienungsanleitung
  • + Heizung ist primitiv - aber funktioniert recht gut
  • + Sitze auf langen Reisen nur mit Kissen als Komfort
  • + Im Vergleich mit der damaligen Konkurrenz gar nicht mal schlecht

Emotion

3.5 von 5

Auf Treffen und unterwegs begegnen wir Menschen mit starken Mitteilungsbedürfnissen. Sofort beginnen Gespräche. Wir zaubern Interessierten mit unserem kleinen Bremer direkt ein lächeln in ihre Gesichter, sie sprudeln daraufhin los, erzählen uns direkt aus den 50er Jahren…

Ähnlich geschah es bei uns: 1957 das erste Auto meiner Eltern - 2009 auf einer Internet Plattform von mir erspähte Erinnerungen, direkt aus dem Herzen heraus der Entscheid: Exakt so alt wie ich - DER kleine Bremer, kompakt und alles mit den eigenen Händen zu restaurieren möglich - weit mehr darüber hinaus haben wir mit IHM bis jetzt erlebt, damals zu Beginn nicht gleich für möglich gehalten: Dieses Fahrzeug wird selbst von Fachleuten gerne unterschätzt. Gerade die Zweitakt-Technik-Version hat bei korrekter Handhabung und exakter Bedienung, regelmäßiger Überwachung & Instandhaltung - ein hohes Potential im Vergleich zur Viertakt Version - Im Kern nur mit 3 beweglichen Teilen daherkommend. Sein kompakter Motor, etliche fehlende Nebenaggregate und gar nicht zu vermissende Baugruppen. Für niedrige Drehzahlen extra so konstruiert. Dadurch eine erheblich geringer ausfallende Geräuschkulisse ohne Vibrationen mangels Massenausgleich wie etwa der vergleichsweise als Viertakt Twin ausgelegte kleine Bremer Nachfolger, wo beide Kolben stetig in die selbe Richtung laufen. Der Zweitakter bleibt für uns auf jeden Fall eine bessere Wahl hinsichtlich der enormen Reisetauglichkeit.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Das Fahrzeug zieht Neugierige wie ein Magnet an
  • + Redebedarf, Erinnerungen, Fotos möchten gemacht, Geschichte erzählt
  • - Fahrweise, Gewöhnung, ruhiges Oldtimer fahren an Übung vorausgesetzt

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km 6,0-6,5 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr bis 200 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 47058
Haftpflicht 300-400 Euro (30%)
Vollkasko 200-400 Euro 50%
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - Unfall (1500 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Geübte Fahrer welche zu ihrem Vorteil schon die verschiedensten Arten von Fahrzeugen, eventuell ältere LKW oder Traktoren, auch beladene Gespanne mit geringer Motorleistung zu steuern verstehen, werden leichter ein im Verhältnis stark antikes Fahrzeug in der heutigen Zeit sicher durch den Verkehr bewegen. Der gute Fahrer kommt eben mit JEDEM Fahrzeug zurecht. Da gibt es kein wenn und aber - wer will der kann: Andere haben es auch erlernt, so steht es in der Bedienungsanleitung des Lloyd 400 geschrieben. Der kleine Bremer belohnt mit überschaubarer, sicherer, zuverlässiger Technik & ist dabei genügsam, vor allem aber eines - mächtig ausdauernd.

 

Uwe Schnell aus Duisburg

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Trotz überschaubarer Technik ist eine gewisse Übung im Umgang mit Fahrzeugtechnik von Vorteil. Handhabung, Erfahrung in der Wartung, etwas Wissen von der Zweitakter Arbeitsweise sollte man sich anlesen oder schon besitzen. Beherzigt man Arbeiten an Überwachung, Teileverschleiß und Bevorratung - wird der Lloyd gerade auf langen Strecken seine Fähigkeiten zeigen sowie auch im Kurzstreckenverkehr überzeugen, - auch Heute noch!

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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