Mazda MX-5 RF 2.0 SKYACTIV-G 160 Test
27.02.2017 18:50 | Bericht erstellt von der_Derk
Testfahrzeug | Mazda MX-5 4 (ND) RF 2.0 SKYACTIV-G 160 |
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Leistung | 160 PS / 118 Kw |
Hubraum | 1998 |
HSN | 7118 |
TSN | AGZ |
Aufbauart | Cabrio/Roadster |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 2/2017 |
Nutzungssituation | Probefahrt |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Die Gelegenheit zum Fahren des - aktuell noch neuen - Mazda MX-5 RF ergab sich spontan durch einen freien Nachrücker-Platz für das Mazda-Fahreevent am Bilster Berg. Die geschilderten Fahreindrücke haben daher wenig mit Alltag zu tun, und ich muss dazu sagen, dass dies auch mein erste "echte" Rennstreckenerfahrung war - nicht jedoch meine erste Fahrt in einem solchen Auto. Alles nachfolgend Beschriebene basiert auf dem latenten Vergleich mit einem 2003er Smart Roadster.
Den MX-5 selber habe ich bisher nur vor langer Zeit als NA kurz zur Probe gefahren, danach im NB und NC jeweils nur Probe gesessen, denn - mit ca. 1,90 m Körperlänge passe ich dort nicht so wirklich 'rein. Im NA ging es noch so gerade eben, durch die tiefer montierten Sitze. Um schon etwas vorzugreifen: In den ND inklusive RF passe ich wiederum nicht mehr 'rein - Schade. |
Karosserie
Der MX-5 war noch nie ein großes Fahrzeug, und ist auch über die Jahre nicht gewachsen - im Gegenteil, der ND ist ca. 6 cm kürzer als die Urversion. Da sollte man jetzt keine Wunder im Platzangebot erwarten - und bekommt auch keine. Gegenüber den früheren Modellen entfällt das Einfädeln der Beine in den "Fußraum-Schlauch" ein wenig, im Gegenzug sind die Sitze höher montiert. Im RF bedeutet das für mich: Dauerkontakt zum Dach trotz extra ausgebuchtetem Dachhimmel. Im Slalomkurs bedeutet das leider auch blaue Flecke an den Schienbeinen und Knien, durch Kontakt zum tief montierten Armaturenbrett. Das Lenkrad ist leider nur höhen- aber nicht längenverstellbar, für den passenden Armabstand muss ich aus der hintersten Sitzverstellung ca. 3 Rasten nach vorne, und damit wird es für die Beine wirklich eng.
Der Instruktor verspricht genug Kofferraumvolumen für zwei Bierkisten, schiebt aber nach, dass damit eher Einzelflaschen, nicht die Kisten selber gemeint sind. Gut, man kauft ja auch kein sportliches Fahrzeug wegen seiner Transportkapazitäten. Sieht klassenüblich aus, unterschreitet aber das Smart-Roadster-Coupé-Kofferraumvolumen deutlich. Anstelle eines Handschuhfachs gibt es eine Klappe zischen den Sitzen.
Die Übersichtlichkeit ist ausreichend, es gibt ja auch nicht wirklich viel Auto zu überblicken. Die (in der Größe eigentlich nicht nötigen) Radausbuchtungen der Motorhaube geben gute Peilhilfen ab, und hinter den Sitzen kommt nicht mehr viel Auto, auf das man aufpassen müsste.
Der Innenraum ist ansonsten mit Sportsitzen, Türeinsätzen in Wagenfarbe (aber kein Blech) und viel Alufarbe nett gemacht Die Instrumente werden vom Drehzahlmesser dominiert, und die sonstigen Anzeigen sind da wo man sie erwartet. Zum Infotainment kann ich nichts sagen, da nicht gestestet - und das ist mir bei einem derartigen Auto auch ehrlich gesagt so egal wie nur was . Es kann allerdings vorkommen, dass man im Schalten aus Versehen den Dreh-/Drück-Knopf ungewollt betätigt, die Platzierung ist nicht optimal gelöst. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Übersichlich
- - Nur Personen bis ca. 180 cm Körperlänge zumutbar
Antrieb
Um den 2.0er angemessen bewerten zu können fehlt mir eigentlich der Vergleich zum 1.5er. Der 2.0er zieht zwar akustisch präsent, aber eher unspektakulär linear hoch, hat dabei keine Leistungslöcher, aber auch keinen - ehrlich gesagt erwarteten - Sprung bei höheren Drehzahlen, und eine eher verhaltene Höchstdrehzahl. Mehr Leistung habe ich nicht vermisst, allerdings braucht man sich bei aktiven Fahrhilfen wenig Gedanken darüber machen, wie man auf's Gaspedal tritt - beim Einkuppeln im zweiten Gang kann das Heck noch kurz zucken, darüber hinaus bringt der Motor die Hinterreifen (Winterbereifung, 205/45R17) selten in Verlegenheit. Die Elastizität gefällt im Slalomparcour, der ohne Schaltarbeit im zweiten Gang fahrbar war.
Das Getriebe war seit je her eine große Stärke des MX-5, mit sehr kurzen Wegen und kurzem Schalthebel. Vielleicht trügt mich meine Erinnerung an der Stelle, aber ich fand' den ND jetzt in der Hinsicht als Rückschritt zum NA - sowohl Wege als auch Hebel wirken länger. Kann mich aber auch irren, die NA-Fahrt liegt einfach zu lange zurück. Die Getriebeabstufung selber war für das Event relativ passend, wobei man den sechsten Gang nicht wirklich gebraucht hat. Für den Alltag ist's vielleicht etwas viel Schalterei, aber man kann Gänge auch mal problemlos überspringen.
Verbrauch unter Rennstrecken-Bedingungen - egal. Im Display stand irgendwas von 12 oder 14 Litern, aber eine sinnvolle Aussage kann ich dazu nicht treffen. Wenn's im Alltag 8 Liter sind, wäre das m.E. angesichts der Leistung immer noch okay, und am Ende kauft man so ein Fahrzeug ja eher selten, um möglichst verbrauchsgünstig unterwegs zu sein. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Linearer Durchzug
- + Gut abgestimmtes Getriebe
- - Nicht ganz so drehfreudig wie erwartet
- - Schaltverhalten subjektiv schlechter als beim Vorgänger
Fahrdynamik
Unter den Testbedingungen die wesentliche Testkategorie - und ich sollte nochmal darauf hinweisen, dass meine Vergleichsbasis eben ein Smart Roadster ist. Von einem normalen PKW kommend, fährt sich der MX-5 sehr direkt, durchaus sportlich und sicherlich auch spaßig.
Jetzt kommt das große Aber...
Ich kann hier in keiner Kategorie Bestnoten vergeben. Die Beschleunigung ist wie von 160 PS erwartet nicht schlecht, aber eher unspektakulär. Die Lenkung lässt zwar gerade genug Gefühl für die Straße übrig, bleibt aber hinter ihren Möglichkeiten zu Gunsten eines sehr leichten Lenkgefühls mit wenig Rückmeldung zurück. Die Bremsen sind ordentlich, und scheinen am Beispiel des Renn-Taxis auch standfest, ohne aber die Leistung der Smart-Bremsen zu erreichen, die hinten noch mit Trommeln auskommen.
Das Fahrverhalten... Nunja... Positiv betrachtet: Das ESP lässt viel Freiraum zu, und auch vollkommen untrainiert und auf Winterreifen lässt sich damit ein erstaunlich hohes Tempo auf der Rennstrecke fahren. Erstaunlich aber auch deshalb, weil sich dabei nie ein wirklich gut kontrolliertes Fahrgefühl einstellen will. Winterbereift ist es ein einziges Herumgeschwimme mit permanentem Übergang von Unter- zu Übersteuern, und die Karosserieneigungen sowohl in Längs- als auch Querachse sind gewaltig. Zwar irgendwo spaßig, aber wirklich sportlich - eher nicht. Die Leichtigkeit und Genauigkeit, die ich vom Smart her kenne, will sich hier nicht ansatzweise einstellen. Go-Kart ist anders.
Nun muss man allerdings auch beachten, dass ein wirklich sportliches, direktes und giftiges Handling bei einem solchen Event vermutlich signifikanten Flurschaden verursacht hätte, insofern ist die Abstimmung für den Zweck nachvollziehbar. Ist glaube ich aber das erste Mal, dass ich mir in einem "Sportwagen" sitzend direkt nach den ersten Metern eine härtere/direktere Fahrwerksabstimmung gewünscht habe. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Spät eingreifendes ESP
- + Meist neutrale Kurvenlage
- - Eher gefüllose Lenkung
- - Starke Seitenneigung
Komfort
Da es keine wirklich sportliche Abstimmung ist, fällt der Komfortaspekt zumindest von der Fahrwerksseite überraschend gut aus. Federt für seine Klasse erstaunlich komfortabel. Dazu passend ist auch das Mobiliar nicht Modell "Lederbespannte Plastikschale", sondern geradezu langstreckentauglich (wenn man denn klein genug ist...).
Die Motorgeräusche treten zu Gunsten einer etwas deutlichen Auspuff-Aussprache in den Hintergrund, was allerdings beides nicht sonderlich markant klingt, sondern halt wie der Standard-Vierzylinder, der es ist (z.B. nicht vergleichbar mit der Geräuschkulisse, die Opel/Pontiac beim letzten GT/Solstice aus vier Zylindern geholt hat). Kann man vermutlich auch längere Strecken fahren, ohne dass einem die Ohren abfallen. Wiederum - schön für einen GT, eher unüblich für einen Sportwagen. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Komfortable Fahrwerksabstimmung
- + Gute (Recaro-) Sitze
- - Zu komfortable Fahrwerksabstimmung
Emotion
Der in meinen Augen größte Vorteil des RF ist seine Optik. Die Coupéform lehnt sich am alten Jaguar XJ-S an und ist für mich sehr gefällig, insgesamt wirkt er wie eine Hommage an die britischen Sportwagen der 60er und 70er - genau das, was ich bei einem sportlichen, kleinen Zweitwagen suche. Leider musste dann für den aktuellen Zeitgeist wohl doch eine aggressiv-grimmig dreinblickende Front dran, was etwa Schade ist - denn das Auto soll doch Spaß machen, und für den "Platz-da-jetzt-komme-ich"-Auftritt auf der dritten Spur reicht's halt nicht. Der NA war da persönlich gefälliger.
Leider ist die Umsetzung jedoch nicht in dem Sinne sportlich, den man erwarten könnte. Anstelle eines kompromisslosen, direkten Fahrzeugs das wenig Fahrfehler verzeiht hat Mazda hier ein relativ idiotensicheres (ohne negative Rückschlüsse auf Fahrer und Käufer gemeint) Fahrzeug mit einem zumindest auf Winterreifen sehr breiten Grenzbereich geschaffen. Das kann man nun sowohl positiv als auch negativ sehen. Aus meiner Sicht wäre es ein signifikanter Rückschritt. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Ansprechende Optik
- + Alltagstauglich
- - Optisch sportlicher als der Fahreindruck
Gesamtfazit zum Test
- + Optik
- + Schaltung
- + Fahrspaß
- + Fahrkomfort
- - Karosserieneigung
- - Platzangebot
- - Sitzposition
Der MX-5 bleibt sich in der Hinsicht treu, dass nicht immer 200 PS oder mehr nötig sind, um Geschwindigkeit zu erleben. Auch wenn die Geradeausdisziplin noch etwas besser geworden ist als bei den Vorgängern, machen Kurven einfach mehr Spaß. Dafür bekommt man mit einem elastischen Motor, einer guten Schaltung und einer hinreichend genauen Lenkung alles Wesentliche mitgegeben, um auf Landstraßen bis hin zu Rennstrecken Spaß zu haben. Und das Ganze sieht auch noch sehr ansehnlich aus.
Aus Sicht eines normalen Autos - ist das hier ein Sportwagen.
Perspektivenwechsel: Natürlich ist der MX-5 ein kleines Auto, andere Hersteller haben aber gezeigt, dass man dennoch eine auch für große Fahrer würdige Position finden kann; Das geht hier nicht. Der Sitz ist zu hoch, das Dach ist zu nah, das Lenkrad zu weit weg - zumindest ich finde keine Sitzposition, die die nötige, sportliche Verbundenheit mit dem Fahrzeug ermöglicht. Das Handling ist brauchbar, und man kann ohne große Vorkenntnisse auch gezielt Unter-, Übersteuern wie auch das Schieben über alle Viere provozieren. Untersteuern passiert dabei allerdings häufiger als erwartet. Zumindest bei den gefahrenen Winterreifen ist der Grenzbereich aber wirklich sehr weit unten angesiedelt. Der Schwerpunkt ist gefühlt unnötig hoch, und die Karosserieartikulation einfach zuviel. Ich hätte auch nicht gedacht, einmal den Federungskomfort eines MX-5 als "komfortabel", und das Handling als "geht so" zu erwähnen.
Aus Sicht älterer, ähnlich großer Roadster, bzw. Sportwagen - ist das hier mehr ein komfortbetonter GT.