Mercedes A-Klasse W168 190 Test
08.07.2019 16:11 | Bericht erstellt von Citpreacher
| Testfahrzeug | Mercedes A-Klasse W168 190 |
|---|---|
| Leistung | 125 PS / 92 Kw |
| Hubraum | 1898 |
| HSN | 0710 |
| TSN | 363 |
| Aufbauart | Limousine |
| Kilometerstand | 146000 km |
| Getriebeart | Handschaltung |
| Erstzulassung | 7/2003 |
| Nutzungssituation | Privatwagen |
| Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
|
Seit genau drei Jahren in meinem Besitz und als Altagsfahrzeug auf Straßen aller Art zu jeder Jahreszeit im Schnitt 18-20.000 km pro Jahr gefahren. Zu 90% Flachland bzw. leichtes Hügelland. |
Karosserie
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Man kann vorne wirklich gut sitzen. Genügend Kopf- und Ellenbogenfreiheit für ein so kompaktes Auto.
Die Übersichtlichkeit nach vorne ist mäßig. Der Kofferraum reicht für tägliche Besorgungen gut aus, bei umgelegten Rücksitzen bekommt man schon erstaunlich viel unter.
Die Qualität ist zwiespältig. Die Materialien sehen zwar ganz gut aus uns fassen sich auch vergleichsweise gut an, dennoch zirpt, knarrt und klappert es doch ziemlich.
Überzeugend die Bedienelemente z.B. am Lenkrad, gute Rastpunkte, stabile Ausführung. Leiser Blinker. Recht solides Türschließgeräusch (galt ja mal als DAS Mercedes-Qualitätsmerkmal ;-) . |
| Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
|---|---|---|---|
| Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
| Kofferraum: | klein | groß | |
| Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
| Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Solide Türen, für die Größe sehr geräumig
- - Knarzen und Klappern gehören dazu
Antrieb
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Man merkt, das man einen recht großvolumigen, frei atmenden Saugmotor am Gaspedal hat. Der Motor spricht gut an, wobei ihm die kurze Getriebeübersetzung zusätzlich zugute kommt.
Er ist ziemlich drehfreudig, was sich dann aber auch in der Geräuschkulisse zeigt. Ein sechster Gang wäre hier sehr hilfreich.
Die Fahrleistungen ragen unter seinesgleichen deutlich heraus.
Der Motor ist unter den oben genannten Einsatzbedingungen recht genügsam. Das Spektrum reicht von 6,2 bis 9,7 Litern auf 100 km. Im Schnitt sind es insgesamt um die 8,0 Liter. Finde ich angemessen und in Ordnung. Wir sprechen immerhin von einem Fahrzeug von 16 Jahren.
In Verbindung mit dem erfreulich großen 56 Liter-Tank reicht das für recht ordentliche und brauchbare 670-750 km Reichweite. |
| Motorleistung: | schwach | stark | |
|---|---|---|---|
| Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
| Drehfreude: | zäh | agil | |
| Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
| Verbrauch: | durstig | effizient | |
| Reichweite: | gering | hoch |
- + Motor sehr leistungsfreudig, gutes Ansprechverhalten, für das Alter und die Leistung recht sparsam
- - Motor ab 3.500 Touren lauter und dröhniger, recht kurz übersetzt (bei 100 km/h schon 3.500 Touren, sechster Gang wäre gut
Fahrdynamik
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Trotz kurzen Radstands und straffer Federung wankt er und mag keine (schnellen) Kurven. Fühlt sich bei höheren Geschwindigkeiten auf der Hinterhand sehr leicht an (lange Autobahnkurven). Wirklich sicher fühlt sich das Auto in zügiger gefahrenen Kurven nicht an (trotz Elchtest). Mag sein, dass sogar höhere als von mir er-fahrene Kurvengeschwindigkeiten möglich wären, doch für mein Empfinden beginnt das "Oh, oh"-Gefühl viel zu früh.
Für die Kürze ist der Wendekreis enttäuschend groß. Handlichkeit ist nicht die Stärke des A 190. Aber er geht wirklich gut ;-) ...
Die Lenkung ist ausreichend exakt und leichtgängig, weder zu weich, noch zu stramm. Recht große Lenkwinkel. Verhärtet in schnelleren Kurven recht stark.
Die Bremsen haben einen guten Druckpunkt, arbeiten zuverlässig und ohne Geräusche, verzögern zufriedenstellend. Der A 190 hat i.Ü. auch an der Hinterachse Scheibenbremsen. |
| Wendekreis: | groß | klein | |
|---|---|---|---|
| Beschleunigung: | langsam | schnell | |
| Lenkung: | schwammig | direkt | |
| Bremsen: | schwach | standfest | |
| Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
| Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
| Wendigkeit: | träge | agil |
- + Gute Beschleunigung
- - Kurven mag er nicht wirklich
Komfort
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Federungskomfort wird vermisst. Die Federung ist viel zu hart, das Fahrwerk zu unruhig und eigentlich ständig in Bewegung, nur auf wirklich topfebener Strecke ist es okay. Die Sitze gleichen es ganz gut aus, aber das reicht nicht aus. Sportlich zu bewegen ist das Auto deswegen jedoch noch lange nicht (siehe "Fahrdynamik")...
Die Bedienung ist einfach und klar. Die Sitze sind sogar für meine Größe und Gewichtsklasse in Ordnung, nur die Sitzfläche könnte länger sein. Man kann die Sitzposition gut einstellen. Das Lenkrad ist leider nur höhenverstellbar und recht groß.
Gewöhnungsbedürftig ist die konzeptbedingte (Sandwichbauweise) Höhe des Bodens (Beine sind stärker angewinkelt als in Pkw herkömmlicher Bauweise).
Positiv sind die gegenläufigen Scheibenwischer (größeres Wischfeld).
Klimaanlage und Heizung sprechen recht schnell an und sind effektiv.
Das Auto ist vergleichsweise laut (Motor, Wind, Abrollgeräusche), wobei ich schon das Gefühl habe, dass die Dämmung dennoch recht wirkungsvoll ist, vermute, es wär sonst noch lauter... |
| Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
|---|---|---|---|
| Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
| Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
| Innengeräusche: | laut | leise | |
| Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
| Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Sitze sind ok und helfen, die Fehler der Federung etwas abzumildern,
- - Viel zu hart und hoppelig, ohne deswegen sportlich zu sein. Recht laut
Emotion
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Sicher keine klassische Schönheit, aber mit Charakter.
Dass der Kleine so flott ist (und dass andere das nicht unbedingt bei einem W 168 vermuten), macht Spaß. |
| Design: | langweilig | attraktiv | |
|---|---|---|---|
| Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
| Image: | negativ | positiv |
- + Skurril, aber dennoch sympathisch
Unterhaltskosten
| KFZ-Steuer pro Jahr | 100-200 Euro |
|---|---|
| Verbrauch auf 100 km | 8,0-8,5 Liter |
| Inspektionskosten pro Jahr | 300-500 Euro |
| Gebrauchtwagengarantie | keine vorhanden |
| Werkstattkosten pro Jahr | 500-1500 Euro |
| Versicherungsregion (PLZ) | 2 |
Gesamtfazit zum Test
Das Auto hat eine sehr gelungene Raumausnutzung und ist (in meiner Version) u.a. durch den herausnehmbaren Beifahrersitz auch variabel.
Der 125 PS-Motor verhilft dem Wagen zu respektablen, in Ansätzen gar sportlichen Fahrleistungen (ca. 200 km/h Vmax, ca. 9,0 Sek o-100 km/h).
Auf der Autobahn bei Bedarf flott unterwegs zu sein und sogar etwas "mitzumischen" ist kein Problem.
Dabei hält sich der Verbrauch angesichts des Alters der Konstruktion mit 7,5 - 8,5 Litern auf 100 km in erfreulichen Grenzen. Nicht mal in teilweisem Stadtverkehr, bei Kurzstrecke und kalten Außentemperaturen wird er über Gebühr durstig. Der maximale Verbrauch bei mir betrug 9,7 Liter. Minimal bei viel gleichmäßier Fahrt im Sommer und tempolimitierten Strecken waren es sogar nur 6,2 Liter. Der Motor hat also Potenzial, der Fahrer und die Landschaft bzw. das Einsatzprofil haben viel Einfluss auf den Verbrauch.
Alles in allem ein einerseits gelungener und flotter Kleinwagen mit gewissen Lasteselkapazitäten. Wie gesagt, etwas skurril, aber mit Charakter.
Das Fahrwerk ist MB misslungen. Der Wagen ist kurz, aber dennoch nicht handlich, straff bis holperig, aber dennoch nicht sportlich.
Die Sandwichbauweise führt zu aufwendigen und damit teuren Werkstattbesuchen, da bei bestimmten Eingriffen der Motor abgelassen werden muss (Austausch Anlasser z.B.).
Überhaupt ist das Auto leider sehr wartungsintensiv. Der günstige Einstiegspreis im Alter von 13 Jahren ist in den drei Jahren Haltedauer bis jetzt auf jeden Fall schon allein für Wartung und außerplanmäßige Reparaturen hineingeflossen.
Mit einem besseren Fahrwerk und wartungsfreundlicherer Konstruktion wäre der A 190 ein großer Wurf. So muss man jedoch mit seinen Schwächen leben und zurechtkommen wollen bzw. müssen.
