Mercedes A-Klasse W176 200 CDI Test
11.03.2013 16:58 | Bericht erstellt von ma.bued
Testfahrzeug | Mercedes A-Klasse W176 200 CDI |
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Leistung | 136 PS / 100 Kw |
Hubraum | 1796 |
HSN | 1313 |
TSN | CNP |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 10600 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 12/2012 |
Nutzungssituation | Dienstwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
07. November 2013 - Da es bereits zu Bewertungen gekommen ist möchte ich den ursprünglichen Bericht nicht verändern und habe ein Fazit nach 25.000km als Kommentar mit Korrektur der Bewertung angehängt
Seit dem 19. Dezember 2012 bin ich nun im Besitz des A200CDI (Firmenwagen) und habe dafür meinen A3 Sportback 2.0 TDI abgegeben. Nach mittlerweile über 10.000 km, davon 5.700 in 2 Wochen auf einer Tour nach Finnland absolviert, kann ich das Fahrzeug, speziell den Langstrecken-Komfort, gut bewerten. Zwangsläufig, da zwar eine 1 1/2 Generationen auseinander aber gleiche Klasse mit ähnlichem Anspruch, vergleiche ich mit dem alten A3 8PA vor Mopf.
Da betrieblich ein schlichtes Auftreten gewünscht ist, ist der Mercedes ein Style geworden (kein zwei-flutiger Auspuff, wirkt für einen kleine Diesel sowieso überzogen). An Ausstattung durfte es folgendes sein:
Außenfarbe nachtschwarz Alu-Felgen 17" 5-Doppel-Speichen Innen Ledernachbildung ARTICO/Stoff schwarz
Licht- und Sicht-Paket Spiegel-Paket Flottenpaket Audio 20 CD mit 6-fach CD-Wechsler Becker-Map Pilot Aktiver Park-Assistent mit Parkronic Sitzheizung
Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC Armlehne im Fond 4-Wege-Lordosenverstellung TEMPOMAT mit variabler Geschwindigkeitsbegrenzung SPEEDTRONIC Multifunktionslenkrad Leder Nappa Komfort-Fahrwerk Harman Kardon® Logic7® Surround-Soundsystem Komfort-Telefonie Bi-Xenon-Scheinwerfer
Als kleiner Hinweis, der zum Vergleich heran gezogene A3 hatte zusätzlich: Voll-Leder, großes Navi (RNS-E), Panorama-Schiebedach, Automatisch abblendenden Beifahrer-Spiegel (bei Mercedes nicht bestellbar) |
Karosserie
Wenn man ein Auto kauft sollte man wissen worauf man sich einlässt. Bei der neuen A-Klasse sollte einem bewusst sein, dass man ein Auto kauft das in erster Linie schön aussieht. Sie hat, nach meinem Wissensstand, den kleinsten Innenraum seiner Klasse. Noch dazu schlägt sich das Design extrem negativ auf die Übersichtlichkeit nieder.
Innenraum
Man setzt sich rein und denkt erst einmal, alles ganz chic hier. Der optische Eindruck ist und bleibt auch so, abgesehen von den glänzenden Kunststoffen in der Mittelkonsole, die sich im Vergleich zur Konkurrenz aber in Grenzen halten. Auch Spaltmaße scheinen zu Passen. Also alles gut - bis man anfängt ein bisschen zu fühlen. Die Materialien sind zwar hochwertig aber schlecht montiert. Drückt man auf Rahmen der Bedieneinheit oder der Lüftungsdüsen geben diese leicht nach und knarzen. Die Befürchtungen das es auch zu Geräuschen bei der Fahrt kommt bestätigen sich dann später. Zwar nicht auf jeder Bodenwelle aber besonders bei niedrigen Temperaturen und rauem Asphalt (wie zum Beispiel durch Spikes in Finnland) knackt und knarzt es dann des öfteren. Ein Problem das, wenn man sich hier durchs Forum arbeitet, nicht nur mich betrifft. Ein häufiger Begleiter ist das knarzen von hinten, vermutlich Rücksitzbank. Oft ist auch ein Klacken aus der B-Säule zu hören und bei besonders rauem Asphalt klappert es hinter den Türverkleidungen vorn.
Es gibt einige Videos im Internet die besonders das Nachgeben und die dabei entstehenden Geräusche einiger Bauteile ganz gut zeigen.
Hier war Audi vor 8 Jahren schon deutlich weiter. Alle Bauteile im Innenraum saßen fest, nichts gab nach, nichts klapperte. Im Schnitt waren zwar weniger aufgeschäumte Kunststoffe verbaut, dafür gab es Zierleisten mit edlen Materialien und nicht nur Noppenkunststoff in Innenraum-Farbe. Warum gibt es hier nicht wie in B-Klasse und CLA Holz oder Aluminium zur Wahl?
Außen
Alle Spaltmaße stimmen, alles ist Sauber montiert und lackiert, alles ist bestens! Einzig die Hochglanz-Einfassungen der Fenster verkratzen sehr schnell. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Sehr viel Bewegungsfreiheit vorn
- - Schlechter Einstig hinten
- - Sitzfläche hinten zu tief - unangenehme Beinhaltung
- - Ladefläche sehr kurz - Ski 1,64 m passen nur quer oder über Armlehne
- - Sehr schlechte Sicht nach schräg hinten
- - Verarbeitungs und Materialqualität im Innenraum nicht überragend
- - Häufiges Klappern von verschiedenen Punkten
Antrieb
In den ersten Woche war ich etwas enttäuscht vom Antritt des Motors. Nachdem ich dann, kurz vor Verkauf, den alten A3 noch einmal gefahren habe musste ich den Eindruck aber revidieren. Zwar geht der alte Pumpe-Düse deutlich brachialer vor, ist aber effektiv nicht schneller. Der Mercedes-Motor vermittelt das was man von ihm erwartet, Ruhe und Gelassenheit. Er dreht sauber durchs ganze Drehzahlband, beschleunigt und zieht durchaus gut durch. Auch die Höchstgeschwindigkeit geht mit deutlich über 210 km/h Tacho für einen 136 PS Diesel in Ordnung. Einzig der Verbrauch weiß nicht zu überzeugen. Insgesamt sind es knapp 6 l. Auf der Fahr nach Finnland, über 5000 km meist gerade und ebene Strecken mit maximal 120 km/h, hat sich die A-Klasse deutlich über 5 l genehmigt. Bei ähnlicher Fahrweise und Strecken-Profil lag der Durchschnitts-Verbrauch des A3 immer unter 5 l.
Nachtrag:
Bei besonders niedrigen Temperaturen (ab -10°) ist ein lautes seltsames Dröhnen aus dem Motorraum zu vernehmen. Mag ein Einzelfall sein, das Problem konnte aber noch nicht lokalisiert und behoben werden. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Motor zieht sauber durch
- + Sehr gut schaltbares Getriebe
- + Angenehme Getriebeabstufung
- + Sehr laufruhiger Motor mit angenehm sanften Klang
- - Verbrauch reagiert sehr empfindlich auf äußere Umstände
- - Minimalverbrauch zu hoch
Fahrdynamik
Trotz Komfort-Fahrwerk ist die A-Klasse äußerst dynamisch. Noch nie hatte ich auf engen kurvigen Landstraßen so viel Spaß mit einem einfachen Kompaktklässler. Die Lenkung ist direkt, die Bremsen standfest und sehr effizient. Auch die Fahrsicherheit lässt nichts zu wünschen übrig. Der Mercedes fährt dem (alten) Audi buchstäblich um die Ohren und bietet dabei noch deutlich mehr Komfort, wenn auch nicht so viel wie man von einem Mercedes mit einem solchen Fahrwerk erwartet.
Einziger Kritikpunkt ist ein unsicheres Bremsgefühl bei hohem Autobahn-Tempo. Es ist zwar noch nie gefährlich geworden aber das Heck scheint beim Bremsen in schnell (>180) gefahrenen Autobahn-Kurven ein wenig zu drängeln. Dies mag sogar eine beabsichtigte Auslegung sein, da ein leichtes Heck auf engen Landstraßen zum leichten Übersteuern und damit Einlenken führt was das Fahrverhalten dynamischer wirken lässt. Auch wenn ich mich nicht ganz sicher gefühlt habe glaube ich nicht das es jemals zu kritischen Situationen kommen wird. Dafür ist das ESP selbst im ausgeschalteten zustand (keine Angst nicht auf der Autobahn sonder nur im Schnee ohne Verkehr getestet) viel zu rigide. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Sehr leichtfüßig in Kurven
- + Erreicht enorme Kurvengeschwindigkeiten
Komfort
Den Komfort kann man grundsätzlich als sehr gut beschreiben. Das Fahrwerk hält zwar nicht ganz was der Name Mercedes verspricht, ist aber trotzdem überzeugend. Die Sitze sind auch nach 1.000 km am Stück noch bequem und bieten an der Rückenlehne (leider nur da und nicht auf der Sitzfläche) ausreichend Seitenhalt. Die Sitze hinten sind grundsätzlich nicht unkomfortabel, konstruktionsbedingt kann man das Sitzen hinten aber nicht als bequem bezeichnen. Klimatisierung und Innengeräusch sind hervorragend, hier hält der Name was er verspricht.
Gar nicht überzeugen kann mich die Bedienung. Alle Fahrzeug-Funktionen lassen sich nur über Lenkrad-Tasten und das kleine schwarz weiß (!!!) Display im Tacho einstellen. Darunter auch die ESP-Deaktivierung, ein no go für mich. Auch das Audio 20 ist eine einzige Enttäuschung. Die Darstellung und Menüführung ist antiquiert (nicht klassisch schlicht, sondern nicht Stand der Zeit) und das Display mies. Nicht nur die Montage (wirkt wie ein Aldi-Navi aufs Armaturenbrett geschraubt) sondern auch die Auflösung von 277 x 124 Pixeln (hier bietet jedes Aldi-Navi mehr) sind für ein Auto das 2012 erschienen ist inakzeptabel. Hier ist die Konkurrenz von Audi und BMW deutlich weiter. Fahrzeugfunktion, angefangen vom Anklappen der Spiegel bis zur Deaktivierung der Zusatz-Heizung, lassen sich über den Bordcomputer konfigurieren. Selbst die Umstellung von Winter auf Sommerzeit muss bei der A-Klasse manuell gemacht werden (Minuten genau, nicht einmal eine Stunden-Umschaltung gibt es). Auch Navigationsfunktionen und die Integration von Becker können mich nicht überzeugen. Schon die Multimedia-Lösung (bis auf Bedienung per Touch) im Kleinstwagen VW Up! finde ich deutlich umfangreicher, besser integriert und optisch besser gelöst.
Ausnehmen von dieser Kritik muss ich das Harman-Kardon-Soundsystem, welches mich in allen belangen überzeugt hat und das alte Bose-System im A3 übertrifft. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Sitze auf Langstrecken sehr bequem
- + Gute Lordosenstütze
- + Ausreichend Restkomfort (Komfortfahrwerk)
- + Rückenlehne bietet guten Seitenhalt
- - Sitzfläche vorn zu schwach ausgeformt
- - Arm-Lehnen zu niedrig - Keine bequem Haltung zum Lenkrad
Emotion
Emotional ist die A-Klasse, vielleicht sogar das emotionalste Auto seiner Klasse. Sehr sportlich gestaltet spricht sie ein ganz anderes Klientel an als bisherige Fahrzeuge der Marke. Auch wenn mich die Proportionen im Nachhinein nicht mehr ganz überzeugen empfinde ich das Auto noch immer als attraktiv. Einziges Problem an der Sache ist das Image. Hier wird "alten" Kunden vor den Kopf gestoßen und, wie oben genannt, Qualitäts- und Komfort-Ansprüche nicht eingehalten. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Hebt sich von der Masse ab
- - Im Verhältnis Überhang vorn zu lang - hinten zu kurz
- - Entspricht nicht dem Markenimage - Qualität zu schwach - zu wenig Komfort
Gesamtfazit zum Test
Hervoragendes Fahrzeug um allein oder zu zweit lange Strecken zu überbrücken oder sportlich über Landstraßen zu fahren und sich von der Masse abzusetzen
Die Mängel im Qualitativen und Multimedia-Bereich sind gravierend. Mein Fahrzeug war bis jetzt 4 mal mehr als einen Tag davon einmal sogar eine ganze Woche wegen Problemen mit der Parktronik, dem Soundsystem und verschiedener unangenehmer Geräusche in der Werkstatt. Hier muss dringend etwas passieren.
Scheinbar reagiert Mercedes auch. Laut Informationen hier aus dem Forum gibt es zum Modellwechsel einige Veränderungen. Neue Kunden werden nicht mehr gezwungen den teuren CD-Wechsler zu kaufen wenn sie das HK-Soundsystem wollen, es gibt endlich ein farbiges Display im Tacho und Probleme mit Parktronic und Soundsystem wurden behoben. Für neue Kunden schön, für mich um so ärgerlicher. Schon ein Jahr nach Erscheinen fahre ich ein veraltetes Auto.
Thu Nov 07 14:39:50 CET 2013 | ma.bued
Nach heutigem Stand muss ich einige Dinge berichtigen.
Der Motor hat sich nun nach knapp 25.000 km bewährt und läuft freier als zu Anfang. Im Verhältnis zu den 136 PS würde ich ihn heute aufwerten. Auch der Verbrauch ist stark gesunken. Sogar Werte unter 4l sind erreichbar.
Korrigierte Werte im Kapitel Antrieb - Ergebnis 4 Sterne (+0,5)
Motorleistung von +2 auf +3
Verbrauch von -1 auf +2
Der Gesamteindruck vom Fahrzeug hat sich allerdings weiter verschlechtert. Es treten immer wieder neue Mängel in den Bereichen Verarbeitung, Materialien und Elektronik auf. Des weiteren stellt sich das Fahrverhalten auf der Autobahn als äußerst kritisch da, besonders im Zusammenhang mit Winterreifen.
Immer ist die A-Klasse recht nervös. Bei starken Bremsvorgängen aus hoher Geschwindigkeit "kommt" das Hecke! Die Hinterachse wird sehr nervös, das Auto kann zu schlingern beginnen. Es ist schon so weit gekommen, dass das ESP eingreifen musst. Das steigert das Vertrauen in Auto nicht sonderlich, eher im Gegenteil.
Weiterhin kritisch sind die Assistenzsysteme. Schon in der Stadt und auf der Landstraße kommt es oft zu Fehlmeldungen. Dies ist bisweilen nicht sonderlich kritisch aber nervig und führt dazu das System nicht mehr richtig "ernst" zu nehmen. Auch hier wird es auf der Autobahn wieder kritisch. Schlägt das System bei einem Fahrzeug auf der Nebenspur an und man tippt gerade leicht auf die Bremse kann es zu einer Vollbremsung kommen da die Bremskraft so geregelt wird, dass man vor dem gewarnte Objekt zum stehen kommt egal wie fest man zu tritt.
Korrigierte Werte im Kapitel Karosserie - Ergebnis zwei Sterne (+-0)
Qualitätseindruck von +1 auf -1
Korrigierte Werte im Kapitel Fahrdynamik - Ergebnis drei Sterne (-1)
Fahrverhalten (Ausgeglichenheit) von +3 auf -1
Kurvenverhalten (Sicherheit) von +3 auf -1