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Mercedes A-Klasse W177 200 Test

06.05.2021 21:59    |   Bericht erstellt von TH3

Testfahrzeug Mercedes A-Klasse W177 200
Leistung 163 PS / 120 Kw
Hubraum 1332
HSN 1313
TSN HPT
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 27000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 12/2018
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von TH3 2.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes A-Klasse W177 anzeigen Gesamtwertung Mercedes A-Klasse W177 (seit 2018) 4.0 von 5
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Einleitung

Nach etwas mehr als 2 Jahren und knapp 30 000 km gibt es in diesem Test einen kleinen Erfahrungsbericht mit dem neuen A200 W177. Die Zusammenfassung vorneweg: Drei Totalausfälle wegen Elektrik-Problemen, dazu Rückrufe wegen Sicherheitsmängel, vielfältige im Alltagsbetrieb lästige Softwarebugs, null Garantie oder Kulanz sobald die Gewährleistungsfrist von 2 Jahren abgelaufen ist. Das bedeutet über 3000 Euro Kosten und viel Zeit für Werkstatt-Aufenthalte für einen Neuwagen mit grundlegenden Fahrzeugmängeln. Bekommt Made-in-Germany im Jahr der Digitalisierung 2021 eine neue Bedeutung?

 

Während Aspekte an Motorisierung, Fahrdynamik etc. vielleicht im letzten Jahrhundert noch eine Rolle zur Differenzierung zwischen Fahrzeugherstellern spielten, liegt der Anspruch in diesem Test bei der Alltagstauglichkeit, also Zuverlässigkeit, Komfort und verallgemeinert der ‚User Experience‘ UX. Dies ist umso wichtiger, da die Elektronik / Software einen signifikanten Teil dazu beiträgt, was der Wagen gerade so macht oder von sich gibt. Emotionen schlagen sich dann eher als Folge einer guten / schlechten UX wieder, als im äußeren Scheins des Wagens.

 

Unter dem Thema ‚Komfort‘ und in einigen Bewertungsreglern schlägt sich in diesem Test also nicht nur der (gute) Sitzkomfort der A-Klasse nieder oder die für mich weniger relevante Passgenauigkeit von mechanischen Fugen etc. sondern: die Zuverlässigkeit alias Häufigkeit notwendiger Werkstattbesuche/Wagenausfälle, die Unterstützung durch die elektronischen Dienste („künstliche Intelligenz“ von Benz) oder umgekehrt deren alltägliche Belästigungen durch Fehler.

Nach wenig mehr als 2 Jahren mit dem W177 A200 Leasing-Fahrzeug folgt hier ein erstes Resümee:

Galerie

Karosserie

1.5 von 5

Karosserie: Sieht für meine Belange passabel aus, scheint niedrigen Benzinverbrauch zu begünstigen. Das bedeutet bei bewusst sparsamer Fahrweise: 6l Mittelwert im überwiegend Überland-Dorf-Betrieb. Das liegt hinter meinem Erwartungswert, zumal vor 15 Jahren der frühere A2 nur 5l Normal benötigte. Zu den Materialeigenschaften der Karosserie: Das Ergebnis einer sanfter Berührung beim Einparken im „Stossstangenbereich“ ist ein Riss im Karosserie-Plastik – nicht gerade alltagstauglich.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + begünstigt theoretisch niedrigen Spritverbrauch
  • - Karosserie nicht alltagstauglich, Kofferraumöffnung eng

Antrieb

2.5 von 5

Antrieb: Generell ist Leistung des A200 Automatic mehr als ausreichend. Der Fahrdynamik hilft das nicht, da die Getriebeschaltung sehr träge beim Hochschalten reagiert (im Normal-Modus). 1-2 Sekunden muss man schon warten nach Gas-geben, bis der Gang hochschaltet und Beschleunigung aufgenommen wird. Leider merkt sich das Auto nicht, dass ich bei jeder Fahrt den Schalter auf „Eco“-Betrieb schalte, da für meine Bedürfnisse im „Normal“-Modus das Getriebes zu hoch dreht ohne das Drehmoment zu nutzen. Das Fahrgeräusch beim (spritsparendem) Anfahren war insbesondere im ersten Jahr etwas kreischend, eben weil er unnötig hoch dreht. Hat sich aber gebessert.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • - Träge Reaktionszeit beim Hochschalten

Fahrdynamik

1.5 von 5

Einen wichtigen Teil im Fahrverhalten spielt die Elektronik: Ein einziges Trauma wann immer der Wagen fehlerhaft durch einseitiges ruckhaftes Bremsen versucht auf die vermeintliche richtige Bahn zu lenken (auf Baustellen, trotz blinken beim Spurwechsel auf Autobahn, fehlerhaft im Winter, beim Ausweichen etc). Ist gefühlt zwar seltener geworden im vergangenen Jahr – aber auch meine Fahrten mit dem Wagen.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Die Mechanik ist willig und gut im Fahrverhalten
  • - aber der Geist ist schwach: Bugs in der Software beim Spurhalteassistent und diversen Fehl-Alarmmeldungen für ein unangenehmes Fahrverhalten bei Lenkung und auch in Kurven

Komfort

3.0 von 5

Komfort: Sitze und Haptik sind generell gut, die Sitzheizung angenehm. Die Differenzierung zu anderen Fahrzeugen im Komfort-Empfinden macht für mich jedoch die UX im Zusammenspiel mit allem, was das Auto ungefragt so treibt , dazu unten mehr. Zunächst ganz traditionell zum Thema Zuverlässigkeit. Bei diesem Neuwagen haben sich in gut 2 Jahren an Werkstattbesuchen angesammelt: 2x Service, 3x Rückruf wegen diverser Sicherheitsmängel (vergl. ADAC-Liste), 3x Totalausfall: Batterie/Elektrik kaputt, Schalthebel kaputt, dann der Armaturen-Bildschirm tot und irgendein damit verbundener Kabelbuchsenhalter-detekt. Gewährleistung versucht Mercedes zu verweigern (nach 2 Jahre + 3 Monate) und veranschlagt 3100 Euro Kosten. Also: Bei Leasing-Fahrzeugen für die Firma auf nicht mehr als 2 Jahre leasen (bzw. besser andere Qualitäts-Hersteller wählen mit längerer Hersteller-Garantie), da es innerhalb der 2 Jahre keine Diskussionen gibt dank gesetzlicher Gewährleistung.

 

Damit zur User-Experience: Ich habe das Auto nach dem deutlich zuverlässigerem Vorgängermodel leider mit fast allen Assistentpaketen ausstatten lassen, in der Hoffnung auf mehr Entspannung beim Fahren durch die ‚digitale Intelligenz‘. Die Geister die ich rief, wird‘ ich nun nicht mehr los. Um es knapp zu formulieren: Die meisten wahrgenommenen Aktionen der ‚künstlichen Intelligenz‘ des Autos sind fehlerhaft und nerven tierisch. Unvorhergesehenes Bremsen, Warnpiepsen, grundloses ruckartiges Anpassen der Gurte während der Fahrt – durchgehend falsch trotz defensivster Fahrweise. Die MB-UX lässit sich leider auch nicht dauerhaft abschalten. Beim Stichwort ‚Spurhalteassistent‘ des W177 einfach mal googlen.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sitze, mechanisches Fahrgefühl sind gut soweit man nicht durch Software-Bugs belästigt wird
  • - Ständig defekt, aufwendige/kostspielige Reparaturen an Elektrik innerhalb und unmittelbar nach Ablauf von Gewährleistung
  • - Diverse Software-Bugs führen zu unkomfortablen Fahrgefühl

Emotion

1.5 von 5

Damit zur User-Experience und den damit verbundenen Emotionen: Ich habe das Auto nach dem deutlich zuverlässigerem Vorgängermodel leider mit fast allen Assistentpaketen ausstatten lassen, in der Hoffnung auf mehr Entspannung beim Fahren durch die ‚digitale Intelligenz‘. Die Geister die ich rief, wird‘ ich nun nicht mehr los. Um es knapp zu formulieren: Die meisten wahrgenommenen Aktionen der ‚künstlichen Intelligenz‘ des Autos sind fehlerhaft und nerven tierisch. Unvorhergesehenes Bremsen, Warnpiepsen, grundloses ruckartiges Anpassen der Gurte während der Fahrt – durchgehend falsch trotz defensivster Fahrweise. Die MB-UX lässit sich leider auch nicht dauerhaft abschalten. Beim Stichwort ‚Spurhalteassistent‘ des W177 einfach mal in den Foren die Erfahrungen anderer suchen.

 

Ein paar kuriose Beispiele: ich öffne das Schiebedach bei heißem trockenem Wetter – finde es (fast) geschlossen beim zurückkommen und den Wagen heiß. Ich drücke den Motor-Aus-Knopf, Motor geht nicht aus (Tür-öffnen hilft, damit das Auto versteht ich will raus…), gelegentlich ist das Auto trotz schliessen beim zurückkommen geöffnet und umgekehrt verschliesst sich wieder unmittelbar vor dem Einsteigen (wenn ich es 10m entfernt für die Familiy öffne). Die Routen-Sprachsteuerung funktioniert schlecht und ist in der Routenführung nicht vergleichbar mit der Navigation auf dem Smartphone, insbesondere im Ausland. Allerdings - ich spreche hochdeutsch (und alles andere) - nur kein schwäbisch. Dann wiederum geht ein paar Monate lang die Routen-Steuerung beim Losfahren ungefragt los, um mich nach Hause zu navigieren (auch wenn ich gerade da losfahre). Nach Abbrechen der Routensteuerung geht’s dann beim nächsten Start wieder ungefragt los. Diverse Bugs auch beim Telefon: Mehrere Wochen lang rief das Auto ohne mein Zutun nach dem Starten den Mercedes-Service über die interne Telefon an. Und wenn ein Telefonanruf reinkommt: Muss ich seither mindestens 2 Tastendrucke auf dem Screen machen, damit ich an den Gesprächsannahme-Knopf gelange.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • - Die User-Experience mit den fehlerhaften Assistentpaketen sorgt für schlechte Stimmung,
  • - Die signifikanten Elektrik-Ausfälle und Defekte sorgen für kein gutes Image

Unterhaltskosten

Versicherungsregion (PLZ) 82229
Außerplanmäßige Reparaturkosten Elektrik/Elektronik - Kabelbaum (3100 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Auch wenn ich bequem im Wagen sitze oder die Fahrmechanik prinzipiell gut ist, hilft das wenig wenn der Wagen so oft in der Werkstatt ist, Reparaturkosten hochtreibt nach gerade einmal 2 Jahren oder die Elektronik nervt.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Die Bug-Liste ist lang, und ich fürchte schon dass MB hier die künstliche Intelligenz zu weit getrieben hat: Bösartige AI kannte ich bislang nur aus Science-Fiction.

Gesamtwertung: 2.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 2.0 von 5 möglichen Sternen
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