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Mercedes AMG GT C190 4.0 S Coupé It´s Hammer Time

05.10.2017 16:55    |   Bericht erstellt von starcourse

Testfahrzeug Mercedes AMG GT C190 4.0 S Coupé
Leistung 522 PS / 384 Kw
Hubraum 3982
HSN 1414
TSN AAM
Aufbauart Sportwagen/Coupe
Kilometerstand 7650 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 6/2017
Nutzungssituation Probefahrt
Testdauer ein Wochenende
Gesamtnote von starcourse 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes AMG GT C190 anzeigen Gesamtwertung Mercedes AMG GT C190 (seit 2014) 4.0 von 5
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Einleitung

Da der Händler nicht über ein Testfahrzeug zum bereits bestellten E 63 verfügte, gab es als Trostpflaster die Möglichkeit einen AMG GTS mit ähnlicher Motorisierung ausgiebig zu fahren.

Karosserie

2.5 von 5

Er erinnert mich von der Linienführung an den alten Jaguar E-Type. Großartig in die Moderne transferiert und in jeder Hinsicht stimmig.

Und natürlich ist er eng. Oberhalb von 1,80 m kneift er auch ein bisschen, wie ich am Verkäufer merken durfte. Für mich passt er gut, er packt einen quasi in einen Cocon.

Kofferraum? Für einen Sportwagen eher großzügig, de facto aber eigentlich nicht wirklich vorhanden. Den Trip zum Wochenende dürfte er noch verpacken, länger andauernde Trips konterkarieren den Wunsch nach abwechslungsreicher Kleidung.

Dank umfangreicher Kamerabestückung sind Parkplätze und Rückwärtsfahren kein Problem, im Fahrbetrieb bekommt man von dem, was hinter einem läuft, nur wenig mit. Aber es reicht, um ohne Schweißausbrüche die Spur zu wechseln, was für Sportwagen nicht immer selbstverständlich ist.

Das Auto ist tadellos verarbeitet aber, wie bei Mercedes offensichtlich neuerdings in Mode, von der Materialauswahl durchaus zwiespältig. So wirkt das schwarze Leder durchaus hochwertig, das rote sieht und fühlt sich an wie Kunstleder. Auch der Kunststoff ist nicht immer eine wirkliche Freude, Schalter und Knöpfe sind sehr wertig, die Luftausströmer haben eher japanisches Niveau. Der Bildschirm des Comand-Systems sieht auch nicht gerade aus, als wäre er für ein Auto, dass 185.000 Euro auf dem Preisschild stehen hat, gemacht worden.

Da ist eindeutig Verbesserungspotential erkennbar.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Er ist einfach schön
  • - Die Materialauswahl ist teilweise sehr lieblos

Antrieb

5.0 von 5

Der Motor ist der Hammer. Das fängt beim Anlassen an und hört beim Knistern nach dem Ausschalten auf.

Der Klang ist nach meinem Dafürhalten im Comfort-Modus am besten, sonor grummelnd im Stand, schön bassig aber nie aufdringlich beim beschleunigen. Alle anderen Einstellungen klingen metallisch und zornig, ab Sport+ und offener Klappe fällt beim Nachbarn der Kitt aus den Fenstern. Das macht Spass, wenn man es die ersten paar Male ausprobiert, auf Dauer ist es aber sehr aufdringlich, zumal man meist ja nicht im Rennstreckentempo unterwegs ist sondern eher den Realitäten des Alltags angepasst.

Der Motor hat beim Anfahren ein minimales Turboloch, danach geht es druckvoll durch alle Gänge. Das Auto vermittelt immer den Eindruck von Leistung im Übermaß, selbst auf trockener Fahrbahn zuckt das Heck gerne, wenn man das Pedal an den Boden heftet.

Auf Grund des mäßigen Wetters mit gelegentlichen Regenschauern und viel Wind konnte leider keine Überprüfung der Fahrleistungen erfolgen. Auf nasser Straße kommt man jedoch schon bei moderatem Gas geben schnell in den Regelbereich der Fahrassistenten.

Das Getriebe schaltet perfekt, selbst in Sport+ sind die Schaltrucke ausgesprochen moderat, wenn gleich durchaus spürbar. Die Paddel am Lenkrad braucht man eigentlich nicht, wie so oft ist es eher eine nette Spielerei. Das mag auf Rennstrecken anders sein, selbst bei forcierter Landstraßenfahrt mit hängenden Kurven findet das Getriebe aber immer den richtigen Gang.

Der Verbrauch betrug laut Bordcomputer 16,5 l/100 km, in Anbetracht der Leistung ein immer noch guter Wert.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Der Motor ist ein Gedicht
  • - Der Klappenauspuff klingt teilweise doch recht aufdringlich

Fahrdynamik

4.5 von 5

Es wäre verwunderlich, wenn ein ausgewiesener Sportwagen in Sachen Dynamik patzen würde.

Erlässt sich präzise von Kurve zu Kurve zirkeln, er bleibt wirklich über weite Bereiche beruhigend neutral mit einer winzigen Tendenz zum Untersteuern. Angeblich soll sich das in Race aber ändern, was witterungsbedingt nicht ausprobiert werden konnte. Da er besonders im mittleren Drehzahlbereich kraftvoll und ohne Verzögerung anschiebt, findet man schnell einen sehr flüssigen, runden Fahrmodus. Die Lenkung ist sehr präzise, fast schon spitz aber doch mit einer guten Rückmeldung. Schön auch, dass die Rückstellkräfte eher robust dimensioniert sind, was das latschige Gefühl, das viele moderne Lenkungen vermitteln, eliminiert.

Die Bremsen haben Ankerqualität, der Stresstest aus mehr als 250 km/h blieb ihnen diesmal erspart, ich vermute aber mal, dass sie auch das klaglos verkraften werden.

Negativpunkte:

Wie viele seiner Artgenossen mag er Spurrillen gar nicht, sie zerren an ihm wie ein wildgewordener Mustang. Auch auf Seitenwind reagiert er überraschender Weise ziemlich empfindlich. Das kann ein 911er - auch nicht gerade der Champion in dieser Disziplin - doch besser.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Ein richtiger Sportwagen - und das von Mercedes!!
  • - Spurrillen und Seitenwind sind so gar nicht seins

Komfort

4.0 von 5

Die überraschende Erkenntnis zuerst: Ja der kann doch tatsächlich richtig komfortabel sein. im Unterschied zum kürzlich gefahrenen E 43 - der mit einem ganz anderen Anspruch antritt - verdient der Komfortmodus auch die Bezeichnung. Nicht das er eine Sänfte wäre aber erhält die Unbilden schlechter Straßen doch weitgehend von den Insassen fern, die martialisch aussehenden Sitze sind deutlich komfortabler als man erwartet und mit dem angenehm sonoren Motorklang lassen sich Autobahnpassagen bequem abspulen. Da gibt es Konkurrenten, die deutlich mehr austeilen.

Die Klimaautomatik erledigt ihren Job perfekt, gerade auch wenn sich Sonne, Wolken und Regen abwechseln. Auch das ist für einen Flachmann keine Selbstverständlichkeit!

Die Bedienung ist abseits des Comand-Systems völlig in Ordnung, letzteres von der Bedienfreundlichkeit und Logik ein schlechter Witz. Je mehr ich mich damit beschäftige, umso mehr komme ich nicht umhin, den Mercedes-Ingenieuren eine gewissen Sturheit und Selbstverliebtheit zu unterstellen. Man muss nicht alles anders machen als die Konkurrenz nur um der Andersartigkeit willen.

Eine Reminiszenz an den Lamborghini Miura sind die liebevoll über dem Rückspiegel angebrachten Schalter, so etwas lässt das Herz hüpfen, auch weil sie da besser zu erreichen sind als an anderen Stellen. Die Sitzverstellung andererseits ist nur etwas für sehr schlanke Finger, gut bedienbar eigentlich nur mit geöffneten Türen. Warum sie nicht wie sonst bei Mercedes gut erreichbar in den Türen untergebracht wurden, ist auch eine der Merkwürdigkeiten der Mercedes-Ergonomen.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Ja der kann auch Langstrecke
  • - Comand zum Abgewöhnen

Emotion

5.0 von 5

Er ist mit Abstand das emotionalste Auto, dass Mercedes bisher auf den Markt gebracht hat. Und in meinen Augen auch ein sehr schönes und elegantes Auto.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Das Design ist wunderbar gelungen
  • - Nichts

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Er ist ein richtige Sportwagen und dazu auch noch alltagstauglich, bei gleichzeitig tollem Design.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Eigentlich nur dann nicht, wenn man ein neidisches Umfeld hat. Ohne einen Hang zur Extrovertiertheit wäre er das falsche Auto.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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