Mercedes C-Klasse S204 200 CDI Test
26.02.2016 12:34 | Bericht erstellt von Celestial17
Testfahrzeug | Mercedes C-Klasse S204 200 CDI |
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Leistung | 136 PS / 100 Kw |
Hubraum | 2143 |
HSN | 1313 |
TSN | AGW |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 51000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 2/2013 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Nach dem erfolgreichen Abschluss meines Studiums und dem Starten eines Wunsch-Jobs war es an der Zeit, endlich das erste, richtige, eigene Auto zu fahren
Da ich Autofahren liebe, waren die "armen" Studentenjahre hart genug. Daher stand schnell die Entscheidung: Es soll ein halbwegs vernünftiges Auto werden. Für mich als Pragmatiker heißt das: Mittelklasse Kombi (mit über 2m Körpergröße ist alles drunter zu eng), ich liebe den großen Kofferraum und finde Kombis meist auch optisch ansprechender als Limousinen.
Erster richtiger Job und gleich einen Daimler? Kling komisch, war auch meine Überlegung. Doch bei der Sondierung des Marktes wurde klar: Octavia/Superb und Passat sind überraschend teuer. Insignia auch, da es den meist nur mit zu viel Sonderausstattung gibt. Was "auswärtiges" wollte ich nicht, die gibt es auch weniger in meinem Zielsegment (2-4 Jahre Laufzeit, unter 70k gelaufen).
Gut, dann halt Premium. Der Weg war also frei zu meiner absoluten Lieblings-Automarke Gefunden wurde mein jetziges Gefährt. 2 1/2 Jahre alt, 45k gelaufen, 200 CDI, 21.000 €. Vergleichbares kostet z.B. bei Opel nur unwesentlich weniger, da der Benz relativ wenig Sonderaustattung hat. Was ich gut finde. Lieber nen schönen Daimler (der von Haus aus ja paar Annehmlichkeiten mitbringt) als nen vollgestopften Opel (wo nur mehr kaputt gehen kann).
Soweit, so gut. Nach knappen 6000 km jetzt hier meine ersten Erfahrungen. Vergleiche kann ich ziehen, da ich das Glück hatte, die Firmenwagen meines Vaters zur Genüge fahren zu dürfen (Passat B6 Variant, BMW 5er E60 Touring).
Update nach 20.000 km: Hat sich nicht viel geändert. Zuverlässigkeit und Zufriedenheit sind nach wie vor sehr groß!
Genug der langen Vorrede, los gehts. |
Karosserie
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Karosserie. Wie beschrieben steht für mich Nutzbarkeit an erster Stelle und ein Mittelklasse Kombi sollte tendenziell nicht enttäuschen. Tut er auch nicht! Vorne finde ich die Sitzposition sehr angenehm, es gibt genug Einstellmöglichkeiten (Sitz, Spiegel, Lenkrad), man kommt gut raus und rein. Die zweite Sitzreihe ist allerdings ziemlich eng. Hängt natürlich auch mit der Größe der Vorne-sitzenden zusammen. Und war auch bei Kauf bewusst, für deutlich mehr Platz braucht es einfach eine höhere Klasse. Ist aktuell nicht drin, aber auch weniger nötig. Nur die Auswärtsfahrten zu Handballspielen können sehr gemütlich sein Der Kofferraum ist groß und praktisch zu nutzen. Das Umklappen ist sehr unkompliziert und schnell gemacht (Das ging beim Passat deutlich schlechter). Insgesamt bin ich da noch nicht an die Grenzen gestoßen und genieße die Möglichkeit, schnell und einfach viel und groß zu transportieren. Ein Nachteil, der immer mal wieder aufkommt: Es gibt zu wenig Ablagen. Die Türfächer vorne sind zu klein für eine Trinkflasche (Das konnte der Passat besser), hinten gibt es gar keine. Die Fächer in der Mittelkonsole sind ziemlich klein, weitere Ablagen wie ein Brillenfach (Serie im Passat) gibt es nur als SA und hat meiner nicht. Da wäre durchaus noch Potential... Der Qualitätseindruck ist insgesamt sehr gut. Nichts klappert oder quietscht, die Spaltmaße passen. Die Haptik ist sehr angenehm, wie die Türen ins Schloss fallen... Passt! Hier macht sich bisher meine Entscheidung bezahlt, ein ausgereiftes Fahrzeug kurz vor Ablösung zu kaufen.
20.000 km Update: Mittlerweile größere Touren mit Gepäck hinter mich gebracht. Und bin begeistert! Geht echt eine ganze Menge rein (z.B. komplette Festival Ausrüstung von mir und zwei weiteren Passagieren), war trotzdem in der Stadt noch nie zu groß. Und das Fahrverhalten ist auch voll beladen souverän.
Fazit: Perfekte Mischung aus Geräumig für den Fahrer und Gepäck, ohne zu groß zu sein für die Stadt. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Sehr übersichtlich
- + Gute Sitzposition
- + Toller Qualitätseindruck
- + Kofferraum ist groß, praktischer Umklappmechanismus
- - Zweite Sitzreihe ist für Erwachsene mehr ein Behelf
- - Zu wenig Ablagen
Antrieb
Dass ein 200 CDI (136 PS) keine Bäume ausreißt, war klar. Auch hier war der Anspruch die goldene Mitte zwischen geringen Unterhaltskosten und genug Kraft um die Fahrfreude nicht gänzlich zu verlieren. Und bisher bin ich unter dem Gesichtspunkt sehr zufrieden! Grundsätzlich bin ich ein Diesel Fan wegen des NM Punches bei niedrigen Drehzahlen. Und dem niedrigen Verbrauch auf der Langstrecke. Da ein Besuch bei der Familie in Summe (hin und zurück) 1100 km bedeuten, schien mir das auch sinnvoll. Und ein Diesel in der Leistungskategorie ist zumindest für mich absolut ausreichend. Beschleunigen kann er absolut zufriedenstellend, auch auf der Autobahn lässt sich eine merkbare Geschwindigkeitszunahme bei 140 km/h herbeiführen. Und auch 200 km/h gehen noch ziemlich souverän. Er ist kein Renner, aber definitiv auch kein Hindernis. Passt also. Der Verbrauch ist okay. Auf der Autobahn sind es eigentlich immer unter 6,5 l bei Tempomat 140. Schneller geht, Verkehrsbedingt aber auch nicht immer, und es treibt den Verbrauch unverhältnismäßig hoch. Nur im Stadtverkehr schluckt er mir zu viel. Aber dafür kauft man auch keinen Diesel, das war mir auch vorher bewusst und wurde in Kauf genommen. Die 7G-Tronic hatte ich von Mitfahrten schlechter in Erinnerung. Wahrscheinlich wurde diese stetig weiterentwickelt. Die Version in meinem Baby gefällt mir grundsätzlich sehr gut, sehr passendes und weiches Schaltverhalten. Nur beim Anfahren vergeht teilweise eine gefühlte Ewigkeit zwischen "Rauf aufs Gaspedal" und dem tatsächlichen Losfahren.
20.000 km Update: Der Verbrauch ist mit 7,2 Litern für den Motor recht hoch (im Spritmonitor Vergleich). Das muss aber dem Fahrer und nicht dem Motor vorgeworfen werden Der Stadtverkehr trägt seinen Teil bei, viele lange Autobahnfahrten werden mit Mitfahrern gemacht. Da diese sich am Sprit beteiligen, fällt dann meist die Entscheidung pro Zeit, sprich Geschwindigkeit. Was die A38 auch zu einfach hergibt.
Fazit: Kein Motor der begeistert, aber ein zuverlässiges Arbeitspferd. Das war der Anspruch ans erste Auto, daher auch hier absolut Zufrieden! |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Tolle Effizienz auf der Langstrecke
- + Genug Power zum Überholen
- + 7G-Tronic bei höheren Geschwindigkeiten unauffällig und passend
- - In der Stadt durstig
- - Beim Anfahren braucht die Automatik eine Gedenksekunde
Fahrdynamik
Fahrdynamik war kein besonders relevanter Faktor für mich. Noch nie bei Autos. Ich mag das komfortable und schöne Dahingleiten und mitschwimmen. Wahrscheinlich kommt da auch meine Liebe zu Mercedes her. Dynamik beschränkt sich auf gelegentliches Beschleunigen und Überholen, Lahm-Arschigkeit und Strich-Fahrer machen mich wahnsinnig :P
Dementsprechend generös bin ich wahrscheinlich bei der Bewertung. Das Fahrverhalten ist narrensicher, die Bremse tut was sie soll. Mehr brauche ich nicht. Das Fahrwerk ist direkt genug und den sehr engen Wendekreis schätze ich in der Stadt sehr. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Kleiner Wendekreis
- + Tolles Lenkgefühl
- + Ausgeglichenes, sicheres Fahrverhalten
- - Dynamik hat er nicht erfunden
Komfort
Von einem Daimler erwarte ich Komfort. Und dahingehend wurden meine Erwartungen bisher erfüllt. Das Fahrwerk hat mich am Anfang etwas überrascht. Ich hatte mehr "Sänfte" erwartet. Doch mittlerweile bin ich absolut überzeugt, das dass Fahrwerk zwar direkt und verbindlich ist, aber es nie zu Lasten des Komforts geht. Die langen Etappen auf der Autobahn sind der reinste Genuß Dies wird natürlich auf von den tollen Sitzen unterstützt, die dem so gerne verwendeten Begriff des Langstreckenkomforts absolut gerecht werden. In Kombination mit der guten Dämmung (zumindest bis um die 140 km/h) ein tolles Gefährt für lange Autobahnetappen! Die volle Punktzahl kann ich nur nicht vergeben, weil in meiner Erinnerung die Sitzposition im Passat noch etwas besser war und ich in dem noch länger sitzen konnte... Die Bedienung des Audio 20 Radios wirkt teilweise altbacken, die Menüstruktur empfinde ich nicht als sehr nutzerfreundlich. Dafür gefällt mir die unproblematische Nutzung meines 32 GB USB Sticks, habe meine Musik immer dabei. Gut, die Titelsortierung ist ausbaubar und die Nutzung der MP3 Tags wäre cool. Aber hier ist natürlich klar, dass wir von einem Entertainment-Set reden, was vor dieser Dekade entwickelt wurde... Die Heizung fand ich im bisherigen Winter klasse. Wird schnell warm, unterstützt toll beim Enteisen. Bin auf die Klimaanlage im Sommer gespannt, aber bisher Top!
20.000 km Update: Der Komfort überzeugt nach wie vor. Gerade auf langen Autobahnetappen überzeugt er jeden Mitfahrer. Und auch die Klimaautomatik empfinde ich als sehr gelungen. Es wird zügig kühl im Hochsommer und über die Einstellung der Temperatur lässt sie sich sehr gut regeln. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Toller Langsteckenkomfort
- + Vordersitze passen und bieten genug Platz
- + Bis 140 km/h sehr angenehm leise
- + Heizung hat im Winter eine sehr gute Performance
- - Audio 20 wirkt doch in die Jahre gekommen
Emotion
Was soll ich sagen: Ich liebe Mercedes!
Ich mag das Design des S204 sehr. Schlicht, elegant. Genau mein Ding. Das sieht auch in 10 Jahren noch gut aus. Allgemein erfüllt das Auto genau dass, weshalb ich mir doch etwas teurere Ausgaben ans Bein gebunden habe: Es macht mich glücklich Ich freue mich auf jedes Einsteigen. ich genieße das Fahren mit meinem Baby. Auch die vielen Kleinigkeiten erfreuen immer wieder mein Herz. Der kleine Wendekreis ist in der Stadt/beim Parken ein Traum. Wie morgens beim Aufschließen die Lichter angehen und mich begrüßen. Wie beim Abstellen und Schlüssel abziehen das Innenraumlicht langsam angeht. Wie mir der Licht- und Regensensor die Arbeit abnimmt. Wie der typische Schlüssel mit dem Stern in meiner Tasche klimpert. So könnte ich ewig weitermachen. Emotional gibts von mir die volle Punktzahl! |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Zeitloses Design
- + Verkörpert Understatement, aber Selbstbewusstsein
- + Freue mich auf jedes Einsteigen!
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | 200-300 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 7,0-7,5 Liter |
Inspektionskosten pro Jahr | 100-300 Euro |
Gebrauchtwagengarantie | 24 Monate |
Versicherungsregion (PLZ) | 1159 |
Gesamtfazit zum Test
Weil es der perfekte Einstieg in die Daimler Welt ist
Wer ein ähnliches Anforderungsprofil hat wie ich, sollte mit dem S204 200 CDI absolut zufrieden sein. Gute Größe für die Stadt, praktisch zum Transportieren von 4 Menschen und einer Menge Gepäck. Die vollen Stärken spielt er aber auf der Autobahn aus, Strecken von 500 km vergehen im Flug und strengen nicht an. Und mit dem Motor ist auch der Spritverbrauch angenehm niedrig.
Für einen Mercedes zahlt man ne Menge. Aber was man hier draufzahlt, kriegt man durch Qualität und Langlebigkeit locker wieder zurück.
Uneingeschränkte Empfehlung für jeden, der was für Autos übrig aber nicht die ganz große Kasse zur Verfügung hat!
Ein Mercedes kostet Geld. In Anschaffung und laufende Kosten mehr als vergleichbare Konkurrenten. Auch wenn sich dieses "mehr" bei diesem Wagen tatsächlich in Grenzen hält. Wer aber ein reines Fortbewegungsmittel sucht und im Zweifel Abstriche bei der Qualität machen kann, der ist bei manchen Konkurrenten wahrscheinlich besser aufgehoben.