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Mercedes C-Klasse C220d - Das Beste oder doch nicht(s)?

31.01.2016 15:46    |   Bericht erstellt von nick_rs

Testfahrzeug Mercedes C-Klasse S205 220 BlueTEC
Leistung 170 PS / 125 Kw
Hubraum 2143
HSN 1313
TSN EIH
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 3498 km
Nutzungssituation Mietwagen/Leihfahrzeug
Testdauer wenige Wochen
Gesamtnote von nick_rs 3.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes C-Klasse S205 anzeigen Gesamtwertung Mercedes C-Klasse S205 (seit 2014) 4.0 von 5
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Einleitung

Die C-Klasse war ein Mietwagen, der mich auf einer Reise begleitete. Silber, ganz vernünftig ausgestattet als Avantgarde mit Comand, Teilleder, E-Sitzen, E-Heckklappe, Keyless, Anhängerkupplung, Rückfahrkamera, allen möglichen Assistenzsystemen, einem riesigen Panoramaglasdach und vorallem das Intelligent Light System, das ich das Wochenende noch schätzen lernen werde. Im Kofferraum fand ich das Preisschild des Wagens. Neupreis 58.684€, nach dem Gebrauch als Mietwagen soll er dann später mit ca. 15.000km noch 50.270€ kosten. Aktuell hatte er circa 5000km.

Knapp 2000km und 4 Tage hat mich der kleine C begleitet.

 

 

Den dazugehörigen Blogartikel findet ihr hier

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Karosserie

3.5 von 5

Vorne ist in der C Klasse ausreichend Platz, einzig die breite Instrumententafel drückt nach langer Fahrt sehr auf das Knie, wenn man lange Beine hat. Hinten enttäuscht das Platzangebot, was auch die Mitfahrer bemängeln. Die Kopffreiheit ist gerade noch ausreichend, aber an den Knien wird es doch eng, auch wenn der Platz durch die kurze Sitzfläche der Rückbank optisch ausreichend groß aussieht.

Die Ablagefächer sind in "durchschnittlicher" Größe und Menge vorhanden. In die Tür passt leider keine 1,5 Liter Flasche und selbst im Fach unter den Mittelarmlehnen wird es für ein sperriges iPhone 6 Plus schnell eng, auch wenn es vom Volumen her nicht klein ist. Ein Brillenfach oder einen kleinen Schlitz wo man "mal kurz das Handy reinschieben" kann sucht man vergebens. Vor der Comand Bedienung befinden sich nur zwei Cupholder.

Der Kofferraum enttäuscht auf selbige Weise wie die Rückbank. Da ich den Vorgänger und auch den größten Konkurrenten - den BMW 3er - schon ausgiebig kenne, überrascht das nicht. Vergleicht man ihn aber mit Mondeo, Passat & Co. ist der Kofferraum höchstens ein schlechter Witz. Mit Golf, Focus & Co. wäre er eher zu vergleichen, ohne ihm hierbei gleich den Sieg zusprechen zu wollen.

"Spara, spara, spara" müsset die Schwoben. So verwundert es nicht, dass die C-Klasse kein Ersatzrad mehr mit sich rumschleppt. Was in Panne leid des im Alltag freut: Unterm Ladeboden befindet sich nun nochmal ein riesiger Stauraum, in welchem sogar ein Motorradhelm Platz findet. Auch der beigelegte Einkaufskorb ist ein nettes Goodie.

Beim Thema Übersichtlichkeit schneidet die C-Klasse garnicht so schlecht ab, wie man es von einem modernen Lifestyle-Kombi erwartet. Ja, die Festerkannte ist hoch und die Säulen recht dick, nichts desto trotz gibt es nichts, was störend ins Auge fällt. Die viel zu dicke D-Säule, die beim Einparken die Sicht versperrt, wird durch ein großes Heckfenster und die Rückfahrtkamera kompensiert.

Dank riesigem und komplett zu öffnendem Panorama-Glasdach ist auch die Sicht nach üben sehr gut, auch wenn das nicht Ausschlaggebend sein sollte :D

 

Beim Thema Qualität und Verarbeitung sollte man bei Mercedes Einiges erwarten dürfen. Während diese Erwartungen in der Vergangenheit gerne enttäuscht wurden, so sind die neuen Modelle kein Vergleich mehr zu den vorherigen. Auch die C-Klasse macht dort keine Ausnahme. Während bei der Konkurrenz noch die reinste Plastikwüste herrschte, ist hier fast jeder Schalter mit Aluminium oder Klarlack überzogen. Armlehnen und Türverkleidung sind beledert und auch alles, was noch Kunststoff ist ist fein genarbt und weich hinterschäumt. Man fühlt sich wirklich in einer anderen Klasse als beispielsweise in einen BMW F30. Einzig die große, geschwungene Instrumententafel, die mit Klarlack überzogen ist fühlt sich mehr nach Jogurtbecher an als nach Glas, was es wohl eigentlich imitieren soll.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Großes Fach im Kofferraum
  • + Hochwertiger Qualitätseindruck
  • - Wenig Platz auf der Rückbank
  • - Kleiner Kofferraum

Antrieb

3.5 von 5

Nun war ich den 220er Diesel schon im Vorgängermodell mehrmals gefahren und da sich am Motor kaum was geändert hat kommen auch die Erinnerungen von "damals" wieder hoch. Der 4 Zylinder in der mittleren Ausführung ist nicht um sonst der wohl Beliebteste in der C-Klasse. Die Rauen Manieren konnten sie ihm auch im neuen Modell nicht komplett angewöhnen, dafür glänzt er mit gleichmäßiger Kraftentfaltung die sich nach mehr Power anfühlt, als er eigentlich hat. Exzellent passt dazu das 7 Gang Wandler-Automatikgetriebe. Ja, Mercedes Automaten sind nicht die Reaktionsfreundlichsten, aber im Vergleich zu den Älteren ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und langsam schaltet sie auch nicht mehr. Auf die Befehle der Schaltpedals reagiert sie relativ promt und auch beim Gangwechsel lässt sie sich nicht allzu viel Zeit. Eine solch unaufgeregte Automatik passt viel besser zum drehmomentstarken Motor als ein hippelige, die auf jeden Millimeter im Gasfuß reagiert. Einzig die Frage, warum sie gelegentlich den 2. Ganz auch bei sanfter Beschleunigung bis 3500 U/min dreht bleibt ungeklärt.

Über den Verbrauch kann ich nichts Negatives sagen. Ich bin die ganze Zeit recht sportlich gefahren. Auf der Autobahn waren wir voll besetzt und 200km/h+ war eher die Regel als die Ausnahme, sofern es denn ging. Auf der Rückfahrt wurden auf 700km mit 110km/h durchschnitt (davon 1,5h Land- und Stadtverkehr!) 6,9L gemessen. Der Gesamtdurchschnitt lag bei 6,4L, womit die C-Klasse nicht mehr verbraucht hat als die anderen auf der Strecke gefahrenen Autos mit deutlich weniger Leistung.

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Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Der Motor fühlt sich subjektiv stärker an als er ist
  • + Für den Fahrstil sehr effizient

Fahrdynamik

3.5 von 5

Schlussendlich sei noch das Fahrwerk erwähnt, welches meiner Meinung nach einen sehr guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort darstellt. Zwar betrifft die Einstellung des "Agility"-Schalters mehr Motor, Lenkung und Getriebe als Fahrwerk, so ist dieses doch für die meisten Situationen gut gerüstet. Auch wenn es mit dem kompromisslos komfortablen Mercedes-Fahrwerk nichts mehr am Hut hat und ein E-Klasse Fahrer sich wohl eher unwohl fühlen würde, so ist es nicht komplett bretthart und federt Unebenheiten ausreichend gut weg.

Die Lenkung ist Mercedes Typisch recht leichtgängig, was mir persönlich sehr gut gefällt. Auf Knopfdruck gibt sie deutlich mehr Rückmeldung.

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Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Mercedes typisch super Wendekreis

Komfort

3.0 von 5

"Ein Mercedes ist durch und durch komfortabel" hießt es gerne. Auf die C-Klasse trifft das allerdings nicht ganz zu. Die Sitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt, könnten aber gerne deutlich weicher sein. Mit den Sitzen älterer Mercedes-Modelle hat das nichts mehr zu tun. Gerade die hinteren Passagiere wünschen sich neben mehr Polsterung auch besseren halt und vorallem mehr Sitzfläche, denn diese ist - wie gesagt - sehr kurz.

Nicht lumpen lässt sich der Benz bei den Geräuschen. Der kleine Diesel ist zwar knurrig, hält sich aber angenehm zurück. Auch Windgeräusche sucht man vergebens. Man fühlt sich fast wie in einem abgeschirmten Käfig.

Die Bedienung läuft super von der Hand, wenn man das System einmal verstanden hat. Mit dem Automatikhebel am Lenkrad und der Bedienung des Comands haben Hausfrauen-Mütter anfangs sicherlich ihre Probleme, dennoch gibt alles recht wenig Fragen auf. Dass man die Temperatur der Klimaanlage nur im Command Bildschirm sehen kann, ist verbesserungswürdig.

Ein weiteres, wirkliches Manko bei der Bedienung ist das Scrollen im Musik-Player. Da ich 3500 Titel von 2100 Interpreten auf meinem Handy habe war ich doch erschrocken, dass man nicht nach Buchstaben suchen kann oder bei schnellem Drehen des Knopfes das Menü ein wenig nach unten "springt". Als ich nämlich das Album von "ZHU" hören wollte musste ich über eine Minute hektisch am Rad drehen, bis ich bei Z angekommen war.

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Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sehr leiser Innenraum
  • - Unbequeme Sitze hinten

Emotion

3.5 von 5

Ja, die C-Klasse gefällt mir. Von Vorne und vor allem von Innen. Die neue Designsprache im Innenraum ist unheimlich elegant und trotzdem sehr aufgeräumt. Wirklich sehr gelungen. Die äußeren, neuen Design-Elemente gefallen ebenfalls. Allerdings finde ich, dass sowohl C- als auch die neue E-Klasse in den Proportionen unheimlich viel Eleganz verloren haben. Die Motorhaube ist länger geworden, was das Auto größer werden lässt. Aber alle Modelle haben ein hässliches Bummelheck bekommen, welches bei der Limousine noch mehr auffällt als beim Kombi. Die Fahrerkabine wirkt unnatürlich nach hinten versetzt. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Des Weiteren sieht es durch die geschwungenen Linien aus manchen Perspektiven so aus, als sei eine Beule in der hinteren Tür. Nicht nur einmal hatte ich mich kurz erschrocken.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Gutes Image
  • + Passendes Temprament

Gesamtfazit zum Test

  • + Gelungenes Fahrzeug mit wenig Schwächen
  • - Geringes Platzangebot
Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Betrachtet man die C-Klasse eher als Vertreterwagen der nur selten Etwas transportieren muss sondern meist auf der Autobahn unterwegs ist, so ist die C-Klasse sehr nahe an der Perfektion. Fahrwerk, Getriebe und Motor sind gut abgestimmt und auch im Innenraum bleiben wenig Wünsche offen. Am Ende liegt die Entscheidung wohl aber an den Leasing-Konditionen für den Arbeitgeber ;)

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die C-Klasse für einen Familienkombi komplett ungeeignet ist. Es fehlt an Platz an allen Ecken und nicht zuletzt ist da noch der Preis. So sind Mutti und Kinder mit einem Passat, Mondeo oder vergleichbaren besser bedient als mit einem Lifestylekombi. Auch die Erwartungen an einen komfortablen Mercedes erfüllt er nicht.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 0

Mon Feb 01 16:55:24 CET 2016    |    BMWTordi

Sehr schöner Bericht! Hat Spaß gemacht ihn zu lesen.

 

PS: Der abgebildete Wagen hat kein Command!!!