Mercedes C-Klasse W205 220 CDI BlueTEC Test
27.03.2016 11:45 | Bericht erstellt von TheRealThing
Testfahrzeug | Mercedes C-Klasse S205 220 BlueTEC |
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Leistung | 170 PS / 125 Kw |
Hubraum | 2143 |
HSN | 1313 |
TSN | EIH |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 18000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 1/2015 |
Nutzungssituation | Probefahrt |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Wir wollten endlich mal die neue C-Klasse testen und uns einen eigenen Eindruck vom neuesten Verkaufsschlager aus Stuttgart machen.
Zur Probe stand eine recht einfach ausgestatte Limousine C220 CDI mit der 7-Gang Automatik ohne große Extras: kleines Navi, Stoffsitze mit Teilkunstleder, Halogenscheinwerfer, 17" Bereifung mit Hankook S1 Evo2.
Ein nüchterner Geschäftswagen, aber entscheidend ist ja die Fahrfreude |
Karosserie
Ok, bei Standardantrieb mit einigermaßen kompakten Abmessungen in der Mittelklasse erwarte ich kein Raumwunder wie bei einem Mondeo.
Aber in der Dreierbande mit Längsmotoren mit A4 (B8) und 3er BMW (F30) fällt die C-Klasse doch etwas ins Hintertreffen, so sieht es aus:
3er -> A4 -> C-Klasse.
Einige Fahrer dürften sich durch die breite Mittelkonsole eingeengt fühlen. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + sehr guter Qualitätseindruck, das Tablet ist nicht so der Hit, aber schwarz in schwarz (mit Konsole) ok
- + kompatke Außenabmessungen
- - Die Übersicht geht so, hohe Gürtellinie
- - hinten ist schon sehr wenig Beinfreiheit
- - vorne sitzt man schon gut, wäre da nicht die sehr breite Mittelkonsole!
Antrieb
Vorweg: die Kombintaion C220D mit der 7-Gang Automatik ist durch und durch gelungen und macht Spaß zu fahren. Natürlich ist es kein Rennmotor, wem aber 170 PS genügen, wird mit einem gutem und kultiviertem Antriebskomfort belohnt.
Natürlich, die 7-Gang darf gerne schneller schalten, aber beim ohnehin trägeren Diesel stört das nicht und gibt so ein stimmiges Bild ab. Bei einem spritzigen Benziner sähe das vermutlich anders aus, aber der steht hier nicht zur Debatte.
Was wird die 8-Gang ZF im BMW gelobt! Aber ich muss ehrlich sagen, die 8 Gänge mit dem 320D sind für mich jetzt auch nicht der Hit, untenraus gibt es große Schaltverzögerungen und durch die hohe Gangzahl einfach zu viele Wechsel. Anders sieht es hier beim 3l Diesel aus: fast perfekt.
Für mich ist die Kombination hier die stimmigere. Der A4 im Vergleich fällt mit der Multitronic dann deutlich ab, die fährt außer Konkurrenz mit dem 2l TDI, nicht empfehlenswert.
Erst im aktuellen A4 (B9) gibt es bei 2WD die S-Tronic, hier hat Audi dann zur Konkurrenz aufgeschlossen. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + sehr stimmiger Antrieb, gemessen an der Leistung bleiben kaum Wünsche offen
- + gute Leistungsentfaltung, für ein R4 Diesel gute Laufkultur, recht angenehm
- - Automatik darf gerne schneller schalten, ist aber Jammern auf hohem Niveau
Fahrdynamik
Wie hat mal jemand treffend zum aktuellen 5er (F10) geschrieben? Der erste Mercedes von BMW
Wie recht er hat!
Das liegt nicht nur an der Verwässerung bekannter BMW-Tugenden, sondern auch an den Bemühungen der Stuttgarter, zunehmend agilere Fahrzeuge mit guter Rückmeldung zu bauen. Schon die letzte C-Klasse war in dieser Hinsicht nicht schlecht, im aktuellen Modell fällt diese Auslegung wieder positiv auf.
Die C-Klasse hier hatte nur das Standarfahrwerk mit 17". Dennoch, Standardantrieb at its best:
- ausgewogene Gewichtsverteilung und ebensolches Handling
- neutrales Eigenlenkverhalten, der Wagen lässt sich behände und mit Freude um die Kurven zirkeln
- Lenkung gibt gute Rückmeldung, sie lässt sich in der Härte verstellen, wirkt aber nie so künstlich wie bei Audi (im Herbst bekomme ich mal wieder einen, der Respekt steigt)
Der Wagen hat definitv Potential, etwas knackigere Bereifung kombiniert mit einem etwas sportlicheren und tieferen Fahrwerk würde den ohnehin vorhandenen dynamischen Charakter weiter anschärfen.
Freude am Fahren aus Stuttgart - wie sich die Zeiten ändern
Mir gefällt's. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + sehr stimmiges Fahrverhalten und agiles Handling
- + direkte Lenkung mit guter Rückmeldung
Komfort
Das Standardfahrwerk bietet einen guten Kompromiss: Seitenneigung ist ok, kein Poltern, dennoch etwas sportlich und kein wankendes Schaukelschiff.
Das Platzangebot hinten dürfte mit das knappeste in der Peergroup sein.
Sehr positiv fällt das Innengeräuschniveau aus: hier patzt doch insbesondere der 3er BMW (F3X) kläglich.
Die Bedienung des Commandsystems ist doch eher gewöhnungsbedürftig, in der kurzen Zeit kam ich damit nicht wirklich gut zurecht. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + sehr angenehmens Geräuschniveau, Abroll-, Fahbahn- und Windgeräusche unaufdringlich
- - Platz hinten zu gering
- - Mittelkonsole vorne zu breit
Emotion
Über Design kann man sich streiten, er wirkt weniger bieder als der Vorgänger, mir persönlich gefällt die Heckpartie aber nicht so sehr.
Der Wagen soll sich auch in China gut verkaufen, die Strategie geht scheinbar auf
Insgesammt wirkt er aber stimmig. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Design so ok, mit AMG und 18
- - Heckansicht der Limo trifft nicht meinen Geschmack (Asia-Design)
Gesamtfazit zum Test
Wer ein komfortables und qualitativ hochwertiges Fahrzeug sucht, ist hier richtig.
Je nach Gusto wird man mit entsprechenden
Fahrwerksoptionen und weiteren Ausstattungsmerkmalen ein recht sportliches, aber immer noch komfortablen Wagen bekommen, der sich schon im Standard-Setup authentisch und spaßig fährt - hier wird Fahrfreude nicht nur simuliert.
Das Tablet stört wider Erwarten nicht so sehr wie auf den Bildern.
Wer auf R4-Diesel steht, macht auch hier nicht viel falsch. Mit der 7Gang-Automatik erhält man einen stimmigen Antrieb, der zur Gelassenheit einlädt, aber auch sportlich bewegt werden kann, die Leistungsentfaltung stimmt, ebnso die Automatik.
Mir persönlich gefällt die C-Klasse insgesamt gut, wichtig für mich wäre vor allem das geringe Geräuschniveau.
Die Listenpreise sind schon ordentlich, dem gegenüber steht aber ein gutes Angebot an günstigen und gut ausgestatten Jahreswagen.
Das Platzangebot ist doch recht knapp, vor allem hinten. Das Raumgefühl wird durch die hohe Gürtellinie rundum - also schmale Scheiben und hoch aufragendes Cockpit, zusätzlich eingeengt.
Gewöhnungssache, aber etwas luftiger darf es für mich gerne sein.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich die Antriebspalette: kein V6 Diesel, den V6 Benziner gibt es nur mit Zwangsallrad, ungünstiger Gewichtsverteilung und hohem Preis.
Mir ist klar, das MB hier nur eine kleine Nische an Interessenten vernachlässigt, aber für meinen Teil ist daher leider wenig dabei. R4-Benziner ginge gerade noch, aber solange ich bei der Konkurrenz noch 6 Töpfe (oder mehr) finden kann, scheidet das für mich aus.
Den V6-Benziner werde ich fairerweise aber noch mal bei Gelegenheit testen.
Mein Favorit ist dennoch momentan der F3x oder F4x mit dem R6 Turbobenziner und 8-Gangautomatik (340i), das Platzangebot ist doch spürbar besser und dieser Antrieb mit RDW-only erfüllt eher meine Ansprüche.
Vielleicht läuft mir hier ja mal ein leises Exemplar mal über den Weg oder BMW verbaut einfach mal ein paar Gramm mehr Dämmmaterial