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Mercedes C-Klasse W203 55 AMG Test

06.08.2015 14:48    |   Bericht erstellt von MariusLola

Testfahrzeug Mercedes C-Klasse W203 55 AMG
Leistung 367 PS / 270 Kw
Hubraum 5439
HSN 0999
TSN AIL
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 130000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 3/2005
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von MariusLola 4.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes C-Klasse W203 anzeigen Gesamtwertung Mercedes C-Klasse W203 (2000 - 2007) 4.0 von 5
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Einleitung

Resistance is futile - Widerstand ist zwecklos! Wer diesen Spruch der Borg in Star Trek kennt, weiss wovon ich spreche. Wenn man erst einmal dem Sound und der Beschleunigung erlegen ist, wird man von diesem Fahrzeug assimiliert...

 

Ich besitze den C55 AMG seit nunmehr zwei Jahren und hatte - bis auf einen Ausfall der Sitzheizungselemente - keine grösseren Reparaturen.

Ich fahre den Wagen ganzjährig als Alltagsfahrzeug und nutze ihn auch, um mal ein Mountainbike aufs Dach zu schnallen und Radeln zu gehen.

 

Zur Kaufentscheidung:

Ich war auf der Suche nach einem kompromisslosen und dennoch zuverlässigen sportlichen Fahrzeug, das vier bequeme Sitze und einen familientauglichen Kofferraum bietet.

Die Alternativen zu der Zeit waren der BMW M3 (zu laut und prollig, der Motor ist nach meiner Ansicht völlig ausgereizt), Audi RS4/RS6 (die Zuverlässigkeit überzeugte mich nicht) oder der Porsche Panamera (etwa dreifacher Preis) - Japanische oder Amerikanische Hersteller kamen nicht in die engere Wahl.

Ich fand ein Fahrzeug bei einem Händler im Siegerland. Ich habe ca. 20 t€ bezahlt (8 Jahre alt, 120tkm). Das Angebot an diesen Fahrzeugen auf den bekannten Fahrzeugportalen ist überschaubar und einige Angebote stehen sich schon länger dort die Reifen platt.

Galerie

Karosserie

5.0 von 5

Die Karosserie wurde bei Mercedes hunderttausendfach verkauft und all diese Käufer können nicht irren. Man erhält somit zum Sportwagen eine zuverlässige Familienkutsche dazu, die an Fahrkomfort, Platzangebot und anderen Designdetails keine Wünsche offen lässt.

Die Rücksitze lassen sich (einzeln, 2/3 und 1/3) umklappen und ermöglichen dadurch auch den Transport von sperrigen Einkäufen - wie in diesem Fall bei IKEA.

Da es öfter Berichte von Rostansatz bei dieser Modellreihe gibt, habe ich vorsorglich eine sehr gründliche Hohlraumversiegelung vornehmen lassen (siehe Bilder).

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Sehr hochwertige Gesamtverarbeitung
  • + Geräumig und voll familientauglich
  • - Dieser Modellreihe wird Rostanfälligkeit nachgesagt. Man sollte auf die typischen C-Klasse Mängel achten.

Antrieb

4.0 von 5

Also ein 5,5l V8 kommt nun mal nicht mit 7 Liter auf 100km aus - eher das Doppelte. Gekoppelt mit einem Standard Tankvolumen von 55 Litern, schrumpft die Reichweite signifikant (< 400km).

Das ausschliesslich erhältliche 5-Gang-Automatikgetriebe ist meines Erachtens passender als das später und in anderen Modellreihen verbaute 7-Gang Getriebe: Beide schalten bei weitem nicht so schnell wie eine Porsche-Doppelkupplung, aber man ist beim Fünfganggetriebe eben viel schneller im erforderlichen niedrigen Gang. Das verleiht dem Wagen auch einen bissigen und scharfen Charakter.

Der Sound? Einfach UN-SCHLAG-BAR.

Es wird oft von Motoren mit hohem Ölverbrauch berichtet. Ich kann bestätigen, dass der Ölverbrauch sprunghaft ansteigt, wenn ich sehr lange Autobahnfahrten mit konstant hoher Geschwindigkeit habe: Als ich einmal quer durch die Republik fuhr (ca. 700km bei einem Durchschnitt von >150km/h), musste ich einen Liter auffüllen. Bei "normaler" Fahrt ist der Verbrauch völlig unauffällig.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Einmaliger und unverfälschter Sound, keine Turbogeräusche
  • + Motor extrem drehfreudig
  • - Sehr kleiner Tank (Reichweite <400km)
  • - Automatik schaltet relativ langsam

Fahrdynamik

5.0 von 5

Der C55 AMG ist nun mal eine heckangetriebene Limousine, die den Motor vorne hat. Da kann die Federung noch so straff sein und die 245er Reifen brandneu: Bei feuchtem Untergrund greift das ESP (gottseidank!) frühzeitig ein. Ich habe es mal eine Zeit lang ausgeschaltet und wäre damit fast aus der Kurve geflogen.

Die Bremsen sind standfest und haben den Wagen immer im Griff. Was die Beschleunigung betrifft, so hat der Motor mit der vergleichsweise leichten Karosserie keine Mühe.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + ESP greift sehr schnell ein (abschaltbar)
  • - Geringes Gewicht auf den Hinterrädern erzeugt Kopflastigkeit

Komfort

4.5 von 5

Mit dem AMG erhält man zahlreiche Optionen frei Haus geliefert, die in anderen Modellen aufpreispflichtig sind: Regensensor, Navi, Xenon, uvm.

Normalerweise sind die Erstkäufer auch nicht wirklich verarmt oder anspruchslos, so dass häufig weitere Vollausstattungsoptionen verbaut sind. Der Seitenhalt der Sitze ist sensationell.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Top Grundausstattung
  • + Seitenhalt der Sitze besser als in manchem Sportwagen
  • - Keine Anhängerkupplung anbaubar
  • - Bei mir waren beide Sitzheizungen vorne defekt (nach 8 Jahren)

Emotion

4.5 von 5

Es bleibt nun mal eine C-Klasse - es sind weder Hirsche aus Zuffenhausen noch ein Pferd oder ein Stier auf der Kühlerhaube zu finden.

Man erhält andererseits eine dicke Portion Zuverlässigkeit und durchdachte Verarbeitung.

Der AMG 5.5 Liter ist einer der letzten Motoren, der ohne Turbo daherkommt. Das erzeugt einen unvergleichlichen Sound, der süchtig macht.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Wolf im Schafspelz (besonders, wenn ohne AMG Embleme)
  • - Die Karosserieform ist nicht besonders sexy

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 500-700 Euro
Gebrauchtwagengarantie 12 Monate
Werkstattkosten pro Jahr 500-1500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 78244
Außerplanmäßige Reparaturkosten Innenraum/Lüftung/Klimatisierung - Sitze (1200 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ich empfehle einen C55 AMG all denen, die regelmässig auf einer deutschen Autobahn fahren und auf Strecken ohne Tempolimit schnell sein wollen. Der Durchzug ab 140 km/h ist einfach sensationell und wird begleitet von einem fantastischen Sound.

Beim Motor geht man keine Kompromisse ein: Das ist einer der letzten, wirklich grossvolumigen V8-Zylinder, der mit Drehmoment nicht geizt.

Die Karosserie fällt nicht in das Raster "Traumauto" oder "Supersportwagen"; dennoch merkt man das nicht mehr, wenn man mal drinnen sitzt: Hohe Funktionalität im Cockpit, Sitze, die das Prädikat Sportsitz verdienen (und bequem sind!), sowie ein Platzangebot, das einer vierköpfigen Familie genügen sollte.

Wer Geduld mitbringt und ein gut erhaltenes Fahrzeug ergattert hat, kann sich über garantierten Fahrspass freuen und ausserdem sicher sein, ein relativ rares Modell zu fahren, das nicht auf jedem Aldi-Parkplatz zu finden sein wird.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer es lieber aufdringlich laut und explizit mag, sollte sich doch lieber nach einem M3 oder Subaru Impreza umsehen. Dann weiss auch die Nachbarschaft, was es geschlagen hat...

Nein, Schurz beiseite, das einzig echte Manko ist das Risiko von Rost an der Karosserie. Hier sollte man vor dem Kauf sehr gründlich auf Ansätze achten und schnell handeln (oder nicht kaufen!).

Ein kleinerer Mangel ist das m.E. etwas zu dunkle Display, das man im hellen Tageslicht nicht so gut sieht wie bei den Nachfolgemodellen der C-Klasse.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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