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Mercedes CLS C219 500 Test

05.11.2019 21:56    |   Bericht erstellt von captmcneil

Testfahrzeug Mercedes CLS C219 500
Leistung 306 PS / 225 Kw
Hubraum 4966
HSN 0999
TSN 313
Aufbauart Sportwagen/Coupe
Kilometerstand 140000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 10/2004
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von captmcneil 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes CLS C219 anzeigen Gesamtwertung Mercedes CLS C219 (2004 - 2010) 4.5 von 5
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Einleitung

Ich habe das Fahrzeug seit anderthalb Jahren.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Der CLS baut auf der W211 E-Klasse auf. Das Platzangebot ist daher vergleichbar, Abstriche gibt es hinten durch die Coupé-Form. Der Kofferraum ist Mercedes-Typisch groß, für den Wocheneinkauf und Getränke reicht es locker.

 

Die Übersichtlichkeit ist nicht schlecht, aber es ist halt ein großes Auto. Wie beim CLK sind "Parkpiepser" Pflicht.

 

Zumindest der initiale Qualitäts-"Eindruck" ist top: Während die Vormopf-Modelle anderer Baureihen dieser Baujahre unter minderwertigen Materialien oder billig anmutenden Mittelkonsolen leiden (Baureihe 209), ist davon im CLS nichts zu spüren: Die Türen haben schöne Metallzierelemente, die Mittelkonsole wirkt deutlich hochwertiger als in der C-Klasse und das große Holz-Zierelement auf der Beifahrerseite ist ein echter Hingucker.

 

Im Vergleich zu späteren Baureihen fällt auf, dass die Materialien auch deutlich besser zu altern scheinen. In meinem 6 Jahre alten W212 waren die Holz-Zierelemente verblichen, das konnte ich auch bei anderen Exemplaren sehen. Auch knarzt und knackst hier nichts - wunderbar.

 

Was allerdings auffällt ist, dass einfach permanent irgendwas kaputt ist. Die Elektronik dieser Zeit hat ihre Auffälligkeiten, und viele technische Annehmlichkeiten sind noch nicht soweit, dass sie den Zahn der Zeit gut überstehen - allen voran die SBC, das Luftfahrwerk und die Sitzheizung. Diese Kritik fällt etwas schwer, da sie einerseits die Wirtschaftlichkeit dieser Fahrzeuge in Frage stellt, aber andererseits andere Hersteller zu dieser Zeit ähnliche Probleme hatten.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + 80% der Vorteile einer E-Klasse bei deutlich schickerer Optik
  • + Tolle Materialien
  • - Hinten etwas eingeschränkte Kopffreiheit
  • - Permanent irgendwas kaputt

Antrieb

4.0 von 5

Beim CLS 500 C219 gibt es, wie auch beim W211 und C209, die Grundsatzentscheidung: den neuen 5.5l M273 oder den alten 5.0l M113 Motor.

 

Während die 5.5l Maschine deutlich mehr Leistung hat und effizienter ist, hat die ganze Motorengeneration M271/272/273 ihre Schwachstellen, die ich im 271er 272er auch erleben durfte. Speziell die 350 CGIs erweisen sich als Geldgräber - die Hochdruckpumpe ist extrem teuer, Ölverbrauch ist üblich, da die Zylinderlaufbahnen oft nicht mehr gut aussehen, und durch die Silitec-Oberfläche ist eine Instandsetzung bei diesen Fahrzeugen quasi nie wirtschaftlich. Und zu guter letzt hören sich die Direkteinspritzer auch nicht gerade schön an. Frühe 350er (ohne CGI) haben andere Kinderkrankheiten (Kettenräder der Ausgleichswelle, verschleißende Kolbenringe, usw.), und die M273er haben Probleme mit abbrechenden Teilen der Ansaugbrücke, die, wenn sie angesaugt werden, für einen Motorschaden sorgen können. Dazu kommen baureihenübergreifende Schwachstellen, wie die Nockenwellenversteller / Steuerkette und Öl im Kabelbaum.

 

Ich habe mich für den alten M113 entschieden, da ich mir von ihm etwas mehr Robustheit versprochen habe. Der hat zwar seine eigenen Problemchen (Krümmer), ist aber nicht so extrem davon abhängig, wie der Vorbesitzer damit umgegangen ist.

Damit landet man bei allen Baureihen jedoch tendenziell beim Vormopf, was einige andere Nachteile nach sich zieht - beispielsweise die SBC, frühe 7G Getriebe, die nicht ganz unproblematisch sein können und softwareseitig anders abgestimmt sind wie die Mopf (eher gemütlicher wie die alte 5G), schlechtere Interieurs bei einigen Baureihen, und leider auch eine schlechtere Lenkung. Beim CLS ist dies jedoch verkraftbar.

 

Die Charakteristik des M113 ist dafür sehr angenehm. Bezüglich der Leistung zählt am Ende einfach der Hubraum - die 292PS im nominell fast gleichstarken 350CGI spürt man erst, wenn man ihn tritt, während der nur 14PS stärkere V8 viel stärker wirkt - die 460 Nm liegen eben schon bei 2700 Umdrehungen an, versus 365 bei 3000. Klar, an den M273 kommt er nicht heran, und beim Thema Spritverbrauch verliert der 113er deutlich gegen alle beteiligten.

 

Nicht vollständig überzeugt bin ich von der 7G - ich hatte sie nun in 2 Fahrzeugen. Im 350er empfand ich sie als Zumutung, im 500er ist sie "ok". Das Getriebe kann weich schalten, erscheint mir aber sehr anfällig und selbst bei einem einfachen Ölwechsel kann einiges schief gehen. Bei Problemen weiß auch gefühlt niemand so recht weiter.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Klassischer V8: Drehmoment, Durchzug, Sound
  • - Hoher Verbrauch
  • - Die 7G gehört nicht zu meinen Lieblings-Automatikgetrieben

Fahrdynamik

4.0 von 5

So sportlich der CLS daherkommt, so darf man nicht vergessen, dass die Basis die des W211 ist. Insgesamt ist der CLS schon sportlicher abgestimmt als die E-Klasse, aber so gut die meisten Exemplare ausgestattet sind, so schwer sind sie auch. Modernere Fahrwerke, wie beispielsweise im W212, kaschieren Gewicht deutlich besser - hier hat sich einfach eine Menge getan. So muss man auch leider das tolle, aber alte Luftfahrwerk im CLS immer in Relation sehen - heutige Serienfahrwerke sind oft nicht viel schlechter. Dennoch war und ist der CLS für diese Zeit ein fast schon revolutionär dynamischer Mercedes.

 

Das Handling ist sportlich, das zur damaligen Zeit noch Mercedes-typische Untersteuern ist hier nicht präsent. Der CLS fühlt sich nicht ganz so leicht auf der Hinterachse an wie der CLK, so dass allgemein mehr Grip da ist, und man besser durch den Winter kommt. Das Fahrzeug folgt leider, ähnlich dem CLK, sehr Spurrillen. Verstärkt wird dies durch die im 500er tendenziell breitere Bereifung. Meiner Ansicht nach sind 245er ausreichend und deutlich angenehmer.

 

Die Bremsen sprechen besser an als im CLK. Bei der Lenkung muss man allerdings Abstriche machen. Spätere Modelle sind hier deutlich besser - nicht nur dass sie indirekt ist, sondern auch etwas teigig.

 

Am Ende kommt jedoch immer der Achtzylinder zur Rettung, und zaubert ein Grinsen aufs Gesicht.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Luftfederung
  • + Gute Bremsen
  • - Lenkung besonders im Vormopf teigig und indirekt
  • - Handling leidet durch hohes Gewicht

Komfort

4.5 von 5

Beim Thema Komfort gibt es eigentlich nicht viel zu sagen - Oberklasse-Mercedes sind hier immer gut. Im Kontext zu modernen Fahrzeugen fällt allenfalls der technische Fortschritt auf, was ich schon im Abschnitt „Fahrdynamik“ beschrieben habe. Natürlich ist der CLS auch heute ein sehr komfortables Fahrzeug, aber eben unter Einsatz von viel Technik, wie der Airmatic.

 

Das Command im Vormopf wirkt altbacken und ist heutzutage eigentlich nicht mehr brauchbar - das Navi benötigt beispielsweise eine Karten-DVD, die dann allenfalls reicht, um sich nicht total zu verfahren... aber hey, der Aschenbecher in der Mittelkonsole passt perfekt zum Ablegen eines Smartphones mit Google Maps :-)

 

Ähnliches gilt für die Distronic (zumindst im Vormopf). Das System lässt sich auf Landstraßen durch Gegenverkehr irritieren, auf Autobahnen durch LKWs auf der rechten Spur. Dazu reagiert es viel zu träge und erlaubt sich einige Schnitzer, so dass man in Summe zu oft eingreifen muss und „nervöser Beifahrer“ wird. Ein regulärer, „dummer“ Tempomat wäre mir lieber.

 

Die restliche Ausstattung, von Klima bis Kombiinstrument ist gewohnte Mercedeskost; alles da wo es hingehört und intuitiv bedienbar. Die Sitzposition ist top, sofern man sich bewusst ist, dass man im CLS deutlich tiefer sitzt als in einer E-Klasse. Die fahrdynamischen Sitze mit Massagefunktion sind das Sahnehäubchen.

 

Die Innengeräusche sind gut, aber gefühlt ist die E-Klasse noch etwas leiser.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Für ein 14 Jahre altes Fahrzeug top
  • - Hier hat sich in den letzten 14 Jahren leider auch viel getan

Emotion

4.5 von 5

Den CLS C219 kauft man sich vermutlich aus einem Grund: beim Karosserie-Design hat Mercedes hier einfach ein goldenes Händchen bewiesen.

 

Leider ist es relativ schwer, unverbastelte Exemplare zu finden. Mitunter auch, da der CLS nie das klassiche Leasingfahrzeug war, ist der Markt überschaubar. Viele sind tiefergelegt, in peinlichen Versuchen, mit diesem eigentlich sehr eleganten Wagen "einen auf dicke Hose" machen zu wollen. Diese Klientel ist dann leider auch für den Punkt Abzug in der Kategorie "Image" verantwortlich.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein Design-Meilenstein
  • - Wird leider oft verschandelt

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ein zukünftiger Klassiker. Schönes ex- und interieur mit ordentlicher Qualitätsanmutung. Starke Motoren und für die Zeit ordentliches Handling.

Der 500er mit dem 5.0l V8 im Vormopf steht dem Wagen ausgesprochen gut.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Hohe Unterhaltskosten - vorher unbedingt mal nach der Versicherung schauen, die haut rein.

Viel Ausstattung heißt, es kann viel kaputtgehen. Elektronikprobleme sind nicht selten. Wartungsstau unbedingt vermeiden, sonst ist der Wagen ein Geldgrab.

Motorentechnisch die 350 CGIs vermeiden, bei den gemopften 500ern mit dem 5.5l ist die Ansaugbrücke ein Schwachpunkt.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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